Biogastagung NRW 2005

Biogastagung 2005
Sie prüfen die Maissilage mit der unter anderem die Biogasanlage gespeist wird (v.l.) Hans-Bernd Hartmann, Dr. Gerhard Haumann und Arne Dahlhoff, alle vom Landwirtschaftszentrum Haus Düsse

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Gutbesuchte Vortragstagung im Landwirtschaftszentrum Haus Düsse informiert über Trends und Technik

Nordrhein-Westfalen ist das Energieland Nummer eins in Deutschland und in der Europäischen Union. Darauf wies Landwirtschaftskammer-Vizepräsident Johannes Frizen anlässlich der Biogastagung 2005 vor 200 Besuchern hin, die im Landwirtschaftszentrum Haus Düsse der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen im Kreis Soest stattfand. Die Landwirtschaftskammer hat die Tagung gemeinsam mit der Landesinitiative Zukunftsenergien NRW, der Energieagentur NRW, dem Fachverband Biogas und dem Zentrum für nachwachsende Rohstoffe der Landwirtschaftskammer ausgerichtet.
40 Prozent des Energieverbrauchs von Deutschland entfallen auf NRW. "Ein Grund hierfür sind die Ballungsräume an Rhein und Ruhr", sagte Frizen. Während in den Zentren der Ausbau der regenerativen Energien schnell an Grenzen stoße, sehe das für ländliche Räume ganz anders aus. Mittelfristig sehe man in einzelnen Regionen die Möglichkeit bis zu einem Fünftel der Energie aus Sonne, Wasser, Wind und Biomasse zu erhalten. Die größten Zuwächse beim regenerativen Energiemix der Zukunft würden nach dem EU-Weißbuch beim Entwicklungsfeld "Energie aus Biomasse" gesehen.

Bestand an Biogasanlagen verdoppelt

Vizepräsident Frizen: "Auf der Grundlage dieser Rahmenbedingungen hat sich in NRW in den vergangenen beiden Jahren der Bestand an Biogasanlagen auf mehr als 200 verdoppelt." Zu beobachten sei ein Trend in Richtung größerer Anlagen bis 500 Kilowatt Leistung. Insbesondere in veredlungsstarken Regionen Westfalens könne der Ausbau von Biogasanlagen zum Problem werden, denn eine Biogasanlage könne zur "Nährstoffsammelmaschine" werden und so zusätzlich die regionalen Nährstoffbilanzen belasten. Außerdem mache eine Biogasanlage Arbeit und stelle hohe Anforderungen an den Betriebsleiter. Die Fachleute rechnen mit Arbeitszeiten von 1,5 bis 2 Stunden pro Tag, für den Betrieb der Anlage.
Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen leiste mit ihrem Fachreferat und dem Zentrum für nachwachsende Rohstoffe NRW ihren Beitrag dazu, dass über Information und Beratung der Ausbau der Biogastechnik zum Wohle der Landwirtschaft in Nordrhein-Westfalen geschehe, sagte Vizepräsident Frizen. 140 Bauinteressierte und 25 Anlagengebtreiber hätten sich im vergangenen halben Jahr im Rahmen von Betreiberschulungen zu Biogas durch die Landwirtschaftskammer fortgebildet. Einen wertvollen Beitrag für Demonstrations- und Versuchszwecke lieferten des Weiteren die Biogasanlagen im Gartenbauzentrum Straelen und in den Landwirtschaftszentren Haus Riswick und Haus Düsse mit ihrer Versuchsarbeit.

Biogasanlagen in Ackerbaustandorte

Die Karte mit den Biogasanlagen in NRW weise noch ein uneinheitliches Bild auf. Von den etwa 220 fertigen und geplanten Anlagen stehen etwa 50 Prozent im Münsterland. Zahlreiche Anlagen würden auch in Ostwestfalen-Lippe geplant und errichtet, wohingegen das Rheinland noch eher unterrepräsentiert sei. Es wäre jetzt sinnvoll, dass Biogasanlagen in Ackerbaustandorten geplant werden, um dort die Nährstoffe aus diesen Anlagen auszubringen.
Der Saal hier ist voll und gleiches gilt auch für die Auftragsbücher der Biogas-Anlagenbauer", sagte Staatssekretär Dr. Thomas Griese aus dem Landwirtschafts- und Umweltministerium in Düsseldorf. In der Branche gehe zur Zeit die Post ab: "Biogas boomt, nicht nur in Nordrhein-Westfalen, sondern im ganzen Bundesgebiet." Der Fachverband Biogas gehe davon, dass sich die Zahl der Anlagen bundesweit bis zum Jahresende auf 4 000 erhöhen werde. Glaube man dem Investitionsbarometer des Deutschen Bauernverbandes, würden in diesem Jahr ungefähr zwei Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe mit mehr als 30 Hektar - das wären etwa 2 800 Betriebe - eine Biogasanlage bauen.

Feste Größe für regenerative Energieversorgung

Der technische Stand der Biogasanlagen und ihre Leistungsfähigkeit habe sich in wenigen Jahren deutlich erhöht. "Man kann also mit Fug und Rechts behaupten", resümierte der Staatssekretär, "Biogas ist zu einer festen Größe für die regenerative Energieversorgung in Deutschland geworden."
Es sei Ziel der Landesregierung, den Ausbau der Biogasanlagen - auch im Rheinland - in den nächsten Jahren voranzutreiben. Es gebe Nutzungsmöglichkeiten, die bisher in der Praxis noch wenig verbreitet seien und für die Zukunft interessante Perspektiven böten. Das seien beispielsweise die Möglichkeit der Einspeisung von Biogas in das Erdgasnetz und eine abgesetzte Nutzung von "grünem Gas" in Kraft-Wärme-Kopplung. Mittel- bis langfristig sei ebenso denkbar, dass Biogas Erdgas als Treibstoff für Fahrzeuge ersetze und damit neben Strom und Wärme künftig auch Treibstoffe in Biogasanlagen produziere. "Wir haben erhebliche Potenziale für den Ausbau von Biogasanlagen und diese Chance sollten wir in größtmöglichem Umfang nutzen", sagte Dr. Griese.
Die Biogastagung im Landwirtschaftszentrum Haus Düsse befasste sich mit der Strom- und Wärmeerzeugung aus Biogas. So referierte Dr. Stephan Kabasci vom Institut Frauenhofer-Umsicht in Oberhausen über "Innovative Techniken bei Biogasanlagen", die im Sinne des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) von 2004 möglich sind. Den "Einfluss der Faulraumbelastung auf die Gasausbeute von Gülle und nachwachsenden Rohstoffen" untersuchte Dr. Bernd Linke. Dr. Linke arbeitet am Institut für Agrartechnik Bornim in Potsdam und betreut ein Forschungsprojekt, das von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe gefördert wird. Georg Döring von Claas in Harsewinkel stellte ein neues Claas-Direktschneidwerk unter dem Thema "Vielseitige Erntetechnik für nachwachsende Rohstoffe" vor.
Die "Erzeugung von Biomasse vom Gründland und vom Acker" untersucht der Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule Südwestfalen in Soest. Die neuesten Ergebnisse referierte Dr. Franz-Ferdinand Gröblinghoff von der Fachhochschule. Dr. Karsten Block vom Landwirtschaftszentrum Haus Düsse informierte die Teilnehmer über Direkteinspeisung als "Lösungsansätze für Nachwachsende-Rohstoff-Anlagen". Den "Energieverbrauch in Biogasanlagen" stellte Simone Besgen aus Bühl vor. Sie nutzte Projektergebnisse von Biogasanlagen aus dem Rheinland, um unter anderem darauf hinzuweisen, dass ein Fermenter für den Prozess der Vergärung nicht - wie bisher angenommen - 50 Prozent Wärme benötigt, sondern lediglich 20 Prozent. Arne Dahlhoff vom Landwirtschaftszentrum Haus Düsse stellte das Projekt "Betriebsoptimierung und Störfallanalyse für Biogasanlagen" vor. Abschließend kamen zwei Praktiker zu Wort: Andreas Rugen berichtete über Erfahrungen aus seinem Biogasbetrieb Breddorf: "Betrieb einer Anlage, die ausschließlich mit nachwachsenden Rohstoffen betrieben wird". "Erste Erfahrungen mit der Trockenfermentation" zeigte Johannes Theißen aus Schwalmtal auf. Nach Abschluss der Biogastagung besichtigten die Teilnehmer die Biogasanlage von Haus Düsse und ließen sich ihre Wirkungsweise erläutern.

Uwe Spangenberg

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