Friedhofsgärtner diskutieren neue Ideen und Impulse für die zukünftige Branchenentwicklung

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Interessiert lauschten die Zuhörer dem Vortrag von Dr. Ing. Martin Venne zum Thema der nachhaltigen und rentablen Friedhofsentwicklung


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Martin Asbeck (r.) von der Fachgruppe Westfälisch-Lippischer Friedhofsgärtner bedankt sich bei Martin Venne für seinen gelungenen Vortrag


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Heinz-Josef Ahrens von der Fachschule für Gartenbau in Essen brachte viele neue Ideen für die Grabbepflanzung in schwierigen Lagen


Das jährlich von der Landwirtschaftskammer NRW gemeinsam mit den Fachgruppen der Friedhofsgärtner Rheinland und Westfalen-Lippe organisierte Seminar für Friedhofsgärtner lockte am 3. Dezember mit einer sehr gelungenen Themenauswahl über 70 Teilnehmer in das Bildungszentrum für Gartenbau und Landwirtschaft in Münster-Wolbeck.

Martin Asbeck von der Fachgruppe Westfälisch- Lippischer Friedhofsgärtner führte in Vertretung für Gärtnermeister Josef Knostmann durch das ansprechende und informative Programm der Verantwortlichen Dr. Karl-Heinz Kerstjens, Martin Walser; Carsten Nöll und Ralf Harbaum.

Wie kann die Friedhofsentwicklung nachhaltig und rentabel gestaltet werden?

Hochinteressiert verfolgte das Plenum den Ausführungen von Dr. Ing. Martin Venne vom Büro Planrat in Kassel über die künftige Friedhofsentwicklung und dem damit verbundenen Wettbewerb um Bestattungsfälle. Er machte deutlich, dass die Nachfrage für individuell zu gestaltende Reihen- und Wahlgräber weiter abnimmt, im Gegenzug aber die Bestattungsangebote ohne Grabpflege-verpflichtung weiter zunehmen werden.

Folgen dieser sich verändernden Bestattungsnachfrage sind die Entstehung von Friedhofs-überhangflächen durch eine zunehmende Nachfrage für Urnen und die Abwanderung in Bestattungswälder und anonyme Grabfelder. Die dadurch entstehenden Gebührenerhöhungen führen aber so Dr. Ing. Martin Venne, nicht zum Ziel. Ganz im Gegenteil, es kommt zu einer negativen Kostenspirale aus den geringeren Gebühreneinnahmen und der Vergrößerung der zu pflegenden Flächen.

Eine Lösung für diese Probleme können nachfrageorientierte Bestattungsangebote wie die von den Friedhofsgärtnern entwickelten Gemeinschaftsgrabanlagen darstellen. Besonders die oft problematischen kleinteiligen Friedhofsüberhangflächen und Lücken im Bestand können durch die Anlage kleiner gemeinschaftlicher Grabstellen ansprechend gestaltet werden.

Nicht zu unterschätzen ist laut Venne auch der Kostenfaktor für die Friedhofsrahmenpflege. Hier können durch eine gute Pflegeplanung, die richtige Wegebauweise und dem Rückbau von wenig frequentierten Wegen enorme Kosten eingespart werden.

Auch im Bereich der Trauerhallen zur Aufbahrung und Verabschiedung muss aufgrund der steigenden Konkurrenz durch die Bestatter ein Umdenken der Verantwortlichen stattfinden. Ansonsten sind die Friedhöfe in Zukunft auch in diesem kostenträchtigen Bereich immer mehr „außen vor“ und erzielen größere Defizite.

Deshalb ist es wichtig, dass die Friedhofsgärtner verstärkt ihr Augenmerk auf die Zukunft legen und die Friedhöfe mit eigenen Lösungen mitgestalten. Dafür bekamen sie von Herrn Dr. Ing. Martin Venne eine Menge neuer Impulse.

Zusammen sein auch nach dem Tod - Deutschlands erster Mensch- und Tierfriedhof „Unser Hafen“

Ein weiteres spannendes Thema präsentierten Judith Könsgen von „Unser Hafen“, Uwe Brinkmann Friedhofsleiter des evangelischen Bergfriedhofes in Essen-Finnetrop und der evangelische Pfarrer Fritz Pahlke.

Zusammen machten Sie den Weg frei für die gemeinsame Bestattung von Mensch und Tier. Könsgen erläuterte die Details des neuen Angebots. Sie machte deutlich, dass die Überführung und Einäscherung streng getrennt nach Mensch und Tier erfolgt. Vereint werden sie dann erst wieder im gemeinsamen Grab.

Für den evangelischen Pfarrer Fritz Pahlke sind Tiere wie Menschen Geschöpfe Gottes. „Beide werden in der Schöpfungsgeschichte der Bibel erwähnt, warum sollte man Tiere als Mitgeschöpfe des Menschen nicht in einem Grab beisetzen?“ Für Pahlke ist dies auch ein Ausdruck einer zunehmenden Vereinsamung vieler Menschen besonders im Alter.

Friedhofsleiter Uwe Brinkmann wies darauf hin, dass es nicht darum gehe, künstlich einen neuen Markt zu erschaffen, sondern auf die Bedürfnisse der Menschen zu reagieren, für die das Haustier oft der einzige Partner ist. Bei mehr als 28 Millionen Haustieren ergibt sich daraus ein großer Markt. Aufgrund des weiter fortschreitenden demographischen Wandels sicherlich ein Thema, mit dem sich die Friedhofsgärtner in Zukunft beschäftigen werden.

Ideen für die Grabbepflanzung in schwierigen Lagen

Eine Vielzahl neuer und attraktiver Lösungsansätze für die Bepflanzung von schwierigen Lagen, die es auf dem Friedhof zweifelsohne gibt, stellte Dipl.-Ing. agr. Heinz Ahrens von der Fachschule für Gartenbau in Essen vor. Er präsentierte sehr eindrucksvoll die Fülle unterschiedlicher Pflanzen für schwierige Lagen und viele spannende „neue“ Pflanzenarten und -sorten.

Laut Ahrens haben die Friedhofsgärtner besonders durch die gärtnerbetreuten Grabfelder die Chance, neue ansprechende und dekorative Bepflanzungen zu gestalten. Dafür bieten sich die für unterschiedlichste Standorte entwickelten und erprobten Staudenmischpflanzungen an. Diese sind attraktiv, pflegeleicht und einfach in der Handhabung. Solch eine attraktive, hochwertige Bepflanzung von gärtnerbetreuten Grabfeldern habe immer auch einen positiven Einfluss auf die in der Nähe liegenden Grabstellen, so Ahrens.

Zum Abschluss machte Ahrens deutlich, wie sehr die richtige Auswahl der Rasen Saatgut-Mischung in gärtnerbetreuten Grabfeldern Einfluss auf die Schnittgutmenge und den Anwuchserfolg haben kann.

Kalkulation und Rentabilität von gärtnerbetreuten Grabfeldern

Klaus Schneider von der Rheinischen Treuhandstelle für Dauergrabpflege GmbH in Köln ging zunächst auf die Grundüberlegungen im Vorfeld der Planung von gärtnerbetreuten Grabfeldern ein.
Grundsätzlich ist es sinnvoll, das Grabfeld nicht zu groß zu wählen und besser entsprechende Erweiterungsmöglichkeiten mit einzuplanen.

Jedes gärtnerbetreute Grabfeld ist sehr individuell, deshalb lassen sich die kalkulatorischen Ansätze nur allgemein darstellen. Wichtig sei es aber einen „Puffer“ einzubauen und eine „Vorlaufzeit“ von ca. 5 Jahren, bis die Belegung im wirtschaftlichen Bereich liegt, einzuplanen.  Genauso sollte eine „Nachlaufzeit“, also die Zeitspanne nach Ablauf der ersten Verträge, bis der letzte Vertrag abgelaufen ist, einkalkuliert werden.

Die Rentabilität eines gärtnerbetreuten Grabfeldes ist von vielen Faktoren abhängig eine Prognose ist deshalb in der Regel nicht möglich. Nach einer Belegung von 60 % des Feldes sollten die Investitionskosten refinanziert sein und sich das gärtnerbetreute Grabfeld rechnen.

Sind ihre Pflegegeräte und Friedhofsfahrzeuge richtig gegen Haftpflichtschäden versichert?

Mit praktischen Beispielen sorgte der Volljurist und Versicherungsexperte der R+V Lohmar Winfried Ramsel für rege Diskussionen. Ramsel empfahl den Friedhofsgärtnern, mindestens einmal pro Jahr eine Sichtkontrolle des Baumbestandes durchzuführen und dies auch entsprechend zu dokumentieren.

Auf besonders großes Interesse fiel der Bereich der Zulassungspflicht für Stapler und Kraftfahrzeuge als Arbeitsmaschinen. Für Kraftfahrzeuge mit einer Geschwindigkeit bis 6 km/h besteht keine Zulassungspflicht. Die anderen Kraftfahrzeuge sollten in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit eventuell über die Betriebshaftpflichtversicherung mitversichert werden. Insbesondere Geräte die zum Transport dienen, sind nicht automatisch in der Betriebshaftpflichtversicherung mitversichert. Die Empfehlung des Experten ist deshalb, regelmäßig eine Auflistung der aktuellen Geräte der Versicherung schriftlich zur Überprüfung zukommen zu lassen und diese auch aufzubewahren.

Am Ende einer gelungenen Veranstaltung gingen die Friedhofsgärtner mit viele neuen Ideen und Lösungsansätzen für die Zukunft nach Hause.