Luftballon-“Anemometer“: Ventilatorwirkung im Gewächshaus einfach selbst messen!

Die Wirkung von Ventilatoren reicht oft nicht bis in jede Ecke hinein! Dies wird gut erkennbar mithilfe normaler Luftballons. Mindestens 12 Ballons, aufgehängt an langen, dünnen Fäden, zum Beispiel am Gitterbinder, machen die Luftbewegung im ganzen Gewächshaus sichtbar:

  • Ruhig hängende Ballons sind ein Hinweis für ungenügende Ventilatorwirkung .
  • Ein leichtes Bewegen von ca. 0,20 bis 0,30 m um den Ruhepunkt ist ideal.

Bewertungsskala

Bewertungsskala der Luftbewegung

Länge der Aufhängefäden (z.B. Angelschnur) : ca. 2,5 m – 3,0 m

Luftballon-"Anemometer"Bild vergrößern
Luftballon-"Anemometer" im Bestand

BallonverteilungBild vergrößern
Die Ballons sollten gleichmäßig verteilt werden

Luftballon-Messung in der PraxisBild vergrößern
Die Lufbewegungen lassen sich gut erkennen

Temperaturmessung an den LuftballonsBild vergrößern
Die Ballons ermöglichen auch eine Temperaturverteilungsmessung

Präzise Luftgeschwindigkeitsmessungen sind mit elektronischen Handmessgeräten üblich. Für die Praxis im Gewächshaus sind aufgehängte Luftballons jedoch aussagekräftiger:

  • Mit einem Blick kann das gesamte Gewächshaus beurteilt werden.
  • Mit einem zusätzlichen Ballon sind „ruhige Problemecken“ schnell erkennbar.
  • Zusatznutzen: Die Ballonoberfläche ermöglicht eine gute Infrarot-Temperaturvergleichsmessung, die tatsächliche Temperaturverteilung wird deutlich.

Eine gleichmäßige Luftverteilung durch Ventilatoren ist nach unseren Messungen in vielen Produktionsgewächshäusern nicht gegeben. Durch den Einsatz von Diskonebel und Luftgeschwindigkeitsmessgeräten (Anemometern) konnten noch viele Mängel in der Verteilung festgestellt werden. Hier wird eine einfache, für jeden selbst nachvollziehbare Methode der Messung der Luftgeschwindigkeit vorgestellt.

Mit handelsüblichen Luftballons, an einem dünnen Faden (2,5 -3,0 m lang) im Gewächshaus möglichst hoch aufgehängt, wird ein Pendel erzeugt. Der Faden kann zum Beispiel am Gitterbinder befestigt werden, so dass der Ballon kurz über den Pflanzen pendeln kann. Die geringste Luftbewegung ist dann in der Lage diesen „Messballon“ zu bewegen. Der herausragende Vorteil: mit einem Blick kann ein ganzes Gewächshaus beobachtet werden!

  1. Messung am besten mit geschlossenem Energieschirm.
  2. Bei ausgeschalteten Ventilatoren sollten alle (mindestens 12) Ballons ruhig und senkrecht herabhängen.
  3. Markierung unter die Ballons legen, um den Ausgangsruhepunkt gut erkennen zu können.
  4. Ventilatoren mit üblicher Drehzahl einschalten
  5. Das Ausschlagen aller Ballonpendel beobachten. Bewertungsskala: leichte Schwingung von ca. 0,1 bis 0,4 m stellt einen guten Wert dar.
  6. Wiederholung der Messung mit - wenn möglich - unterschiedlichen Drehzahlen
  7. Wenn die Bewegungen der Ballons ungenügend sind: vorhandene Ventilatoren besser aufhängen oder weitere Ventilatoren installieren.
  8. Erneut mit den Ballonpendeln testen.

Die Ballons ermöglichen nach einer Nacht im Heizbetrieb auch noch eine sehr exakte Temperaturverteilungsmessung: Mit einem Infrarot-Handmessgerät werden die Temperaturen aller Ballons notiert. Die Ballonoberfläche ist bei allen Messungen gleich, so werden Verfälschungen vermieden. Eine gute Ventilatoreninstallation sollte dann maximal 1 °C Unterschied aufweisen.

Obwohl Luftballon-„Anemometer“ nach Spielerei aussehen, handelt es sich hier um ein ernsthaftes Messverfahren mit oft anschaulicheren Ergebnissen als die reinen Messungen mit Handgeräten.

Nebenbei macht die Messung auch noch richtig Spaß! Hängen Sie beim nächsten „Tag der offenen Tür“ in ihrem Betrieb auch Ballons auf, eine rege Diskussion ist sicher! Und die örtliche Presse freut sich über ein außergewöhnliches Motiv.

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Autor: Otto Domke