Nitratdienst Januar 2006

Bodenprobenahme auf dem Feld

Hohe Stickstoffvorräte bei der Düngung berücksichtigen

Das Wetter in den vier Wochen vor der Nitratdienstprobenahme am 9./10. Januar war winterlich kühl, wenngleich die weiße Weihnacht in der Niederung verwert blieb. Die Temperaturen blieben vor Weihnachten auch nachts überwiegend über dem Gefrierpunkt und lagen im Bereich des langjährigen Mittels. Bis zum Jahreswechsel rutschten die Temperaturen dann auch über Tag unter Null. Im neuen Jahr gab es dann leichten Wechselfrost. Nennenswerte Niederschläge fielen nur in der Zeit vom 15. bis 25. Dezember. Zwischen den Regionen gab es allerdings große Unterschiede. So ergaben sich Niederschlagssummen in den meisten Teilen des Rheinlands zwischen 25 und 36 mm, während es in Gütersloh 41 mm und in Ostwestfalen sogar über 60 mm regnete. Somit ist der dritte überdurchschnittlich trockene Monat in Folge zu verzeichnen. In der Grafik sind die Niederschlagssummen über den Sickerwasserbildungszeitraum ab dem 1. September im Vergleich zu den Vorjahren und dem extrem trockenen Winter 1995/96 dargestellt. Die Niederschlagssummen wirken sich sehr stark auf den zu Vegetationsbeginn vorzufindenden Bodenstickstoff aus. Sie liegen aktuell auf dem niedrigsten Stand der letzten 5 Jahre und lassen erhöhte Nmin-Werte erwarten. Leider wirken sich noch weitere Faktoren wie die Niederschlagsintensität, die Verdunstung, die Pflanzenaufnahme und Nachlieferung aus, so dass nur über eine Probenahme der Bodenvorrat exakt zu bestimmen ist.

Die gefundenen Stickstoffmengen liegen in der Tendenz leicht überdurchschnittlich. Bei genauer Betrachtung muss man aber deutlich differenzieren. Unter Gerste sind im Mittel 37 kg/ha NO3- und NH4-N zu finden. Damit ist eine Abnahme um 17 kg/ha gegenüber dem Vormonat zu verzeichnen. Leichte Standorte wie Dorsten, Haltern, Schlangen und Greven weisen jedoch keine oder kaum noch Reserven auf. Auf tiefgründigen guten Standorten wie Erwitte und Buir sind mit 77 bzw. 88 kg/ha jedoch noch beachtliche Mengen zu finden. Trotz der nur geringen Niederschlagsmengen sind aufgrund der Verteilung im Profil Verlagerungen festzustellen. Aufgrund der ebenfalls nur geringen Verdunstung und Wasseraufnahme der Pflanzen reichen in dieser Jahreszeit auch geringe Niederschlagsmengen zur Sickerwasserbildung.

Die Triticaleflächen geben ein vergleichbares Bild mit 10 kg/ha auf einem 20er Sandboden in Hopsten und 50 kg/ha auf einem tonigen Boden in Herzfeld. Die Verluste sind mit denen unter Gerste identisch. Beim Weizen lässt sich aufgrund der Anzahl von 10 Flächen nicht nur eine Abhängigkeit von der Bodengüte erkennen. Hier sind auch sehr deutliche regionale Unterschiede zu beobachten. So liegen die im Rheinland beprobten Flächen zwischen 61 und 162 kg/ha auf einem sehr hohem Niveau, während in Westfalen sich die Spanne von 12 kg/ha in Dülmen bis 48 kg/ha in Marsberg bewegt. Die regionalen Unterschiede in den Niederschlagsmengen lassen sich auch in den Veränderungen zum Vormonat vergleichbar gut erkennen. So sind auf den westfälischen Standorten Verluste bis 34 kg/ha in Marsberg auszumachen, wohingegen im Rheinland mit Ausnahme vom Standort Beckrath Zunahmen zu verzeichnen sind, welche für diese Jahreszeit recht außergewöhnlich sind.

Eigene Nmin-Untersuchungen angeraten

Aufgrund der großen Unterschiede in der Stickstoffversorgung sollten verstärkt eigene Nmin-Untersuchungen eingeplant werden. Insbesondere im Rheinland kann unter den sich jetzt abzeichnenden Tendenzen hierüber Sicherheit in der Düngeplanung erreicht werden. Mögliche Einsparungen bei der Düngung und die Vermeidung von Lagergetreide machen die Kosten schnell wett. Auf den leichteren Standorten Westfalens kann durchaus mit den bewerten Richtwerten gearbeitet werden. Auf den besseren Böden ist stichprobenweise ebenfalls eine Probenahme angeraten. Insbesondere Flächen, die eine herbstliche Gülle oder Mistgabe erhalten haben und solche auf denen eine intensive Stoppelbearbeitung stattgefunden hat, sollten lassen überdurchschnittliche Werte erwarten. Informationen zur Probenahme, Auftragsformulare, Transport und Kosten sind unter www.lufa-nrw.de zu finden oder telefonisch unter 0251-2376-595 zu erhalten. Wird die Probenahme selbst durchgeführt, sollte auf jeden Fall das Auftragsformular vollständig mit Bodenart, aktueller Frucht und Vorfrucht ausgefüllt werden. Das Auftragsformular kann bequem am Bildschirm ausgefüllt werden und dann ausgedruckt werden. Die Beprobung sollte erst 1 bis 2 Wochen vor der Andüngung erfolgen, um das Risiko möglicher anschließender Verschiebungen klein zu halten.

Zunahmen auch unter Senf

Die Werte unter Raps sind im Mittel vergleichsweise konstant und liegen mit durchschnittlich19 kg/ha auf ein gewöhnlich niedrigem Niveau. Auch hier sind zum Teil Anstiege gegenüber dem Vormonat zu verzeichnen. Beim Senf ist dieser Trend am deutlichsten zu beobachten. Mit Ausnahme des Standorts Lage ist ein Anstieg im Nmin-Gehalt gegenüber dem Vormonat von rund 20 bis 25 kg/ha festzustellen. Auf dem Versuchsstandort Essen-Kettwig liegt die Zunahme sogar bei 51 kg/ha. Zunahmen unter Senf sind nach dem Abfrieren im Winter keine Seltenheit. Die durch den Frost geplatzten Zellen werden sehr schnell von Mikroorganismen zersetzt, selbst wenn die Temperaturen dieses nicht vermuten lassen. Die Zersetzung und damit Mineralisation oberirdischer organischer Substanz dürfte auch unter den anderen Kulturen die Erhöhung erklären, da die sehr starken Raps und auch Getreidebestände zum Teil Blätter wieder reduzieren. Die Flächen mit Getreideaufschlag und Grünroggen bestätigen noch einmal die Trends die auch unter gesätem Getreide zu finden waren.

Hinweise zur Gülledüngung im Januar

Für konkrete Hinweise zur Andüngung ist es sicherlich noch zu früh. Der nächste Nitratdienst wird hier ein sichereres Bild abgeben. Von einer frühzeitigen Andüngung ist bei den kräftigen zum Teil überwachsenen Beständen auf jeden abzuraten. Da die derzeitig trockene Witterung die Gülleausbringung jedoch begünstigt, sollte so vorgegangen werden: Raps ist für eine Ausbringung im Januar die am besten geeignete Frucht, da selbst bei hohen Niederschlägen im Februar durch die tiefen Wurzeln möglicherweise verlagerter Stickstoff nicht verloren geht. Raps hat darüber hinaus den höchsten Düngebedarf, so dass eine Überdüngung nicht zu befürchten ist. Getreide sollte zunächst nur mit kleinen Gaben bedacht werden. Auf leichten Standorten und bei höheren Gaben über 50 kg/ha Ammonium sollte der Nitrifikationshemmer Piadin zugesetzt werden. Piadin hemmt die Umsetzung von Ammonium zum Nitrat. Der Wirkstoff wird je nach Temperatur und Dosierung innerhalb von 6 bis 10 Wochen abgebaut, so dass immer nur geringe Nitratmengen freigesetzt werden. Somit kommt es zu einer langsamen und gleichmäßigen N-Versorgung, die eine zusätzliche Bestockung verhindert. Da der Stickstoff in der Ammoniumform aufgrund seiner positiven Ladung vom Boden festgehalten wird, ist die Gefahr der Nitratverlagerung und Auswaschung außerdem herabgesetzt.

Autor: Theo Remmersmann