Nitratdienst September 2010

Hochwasser im August 2010
Hohe Niederschläge führen im ganzen Land zu starken Veränderungen im Stickstoffhaushalt der Böden

Das Wetter im Berichtszeitraum des Nitratdienstes zwischen Anfang August und Anfang September entsprach in keinster Weise den Bedürfnissen der Landwirte. Bei nur mäßig warmen Temperaturen und nur wenigen trocken Tagen schleppte sich die Ernte bis Mitte August. Mit ergiebigen Niederschlägen zwischen den 15. und 17. August wurde sie erneut komplett unterbrochen. Späte Lagen konnten erst zum Beginn der 3. Dekade die Ernte förmlich in letzter Minute einfahren, nasses regenreiches Wetter sollte den Rest des Monats weiter bestimmen. Dabei kam es im westlichen und nördlichen Münsterland sowie im Lipperland zu heftigen Überschwemmungen. Regenmengen von über 150 mm setzten Felder und Keller am 25./26. August unter Wasser. Die Regensummen während der 4 Wochen beliefen sich dort auf bis zu 260 mm. Auch in den übrigen Gebieten wurden mit Summen von 110 bis 170 mm die doppelten bis nahezu dreifachen Regenmengen des langjährigen Mittels gemessen. Bei kühlen Temperaturen mit Nächten deutlich unter 10 °C ließ der Herbst bereits Anfang September grüßen. Erst zur Probenahme ab dem 6. September wurde es wieder etwas freundlicher.

Vielfach wurde erst jetzt der Raps gesät, sodass nur vier bestellte Flächen in den Septemberbericht gekommen sind, von denen drei niedrige Nmin-Werten von 32 bis 35 kg/ha aufweisen. Für Mitte September sind das recht niedrige Werte, zumal auf zwei Flächen eine Düngung erfolgt war. Die späte Saat und vor allem das kühle Wetter lassen den Raps nur zögerlich entwickeln. Mit den hohen Regenmengen sank vor allem die Bodentemperatur rapide ab, so dass auch die N-Freisetzung stark vermindert wurde. Bei weiterhin kühler Witterung sollten späte Saaten, die noch keine Düngung zur Saat erhalten haben eine Gabe von 30-40 kg/ha N erhalten, um eine ausreichende Vorwinterentwicklung zu fördern.

Denitrifikationsverluste unter Mais?

Interessant ist vor allem die Entwicklung unter Mais. Die Werte lagen im Vormonat noch auf etlichen Flächen auf einem ausgesprochen hohen Niveau, da die Mineralisationsbedingungen bis Mitte August sehr günstig waren und der Entzug aufgrund des Trockenstresses zum Teil geringer als erwartet war. Ein Mineralisationsschub dürfte die sehr hohen Ausschläge der Werte im Vormonat bewirkt haben. Die Flächen in Bocholt, Minden, Warendorf, Bad Münstereifel und Xanten haben nun 100 kg und mehr je Hektar verloren. Nicht ganz klar ist, wo der viele Stickstoff geblieben ist. Wäre er im vollen Umfang verlagert worden, müssten sich in den unteren Beprobungsschichten stark erhöhte Werte finden. Ein Anstieg ist nur auf einigen Flächen zu erkennen. Eine hohe Pflanzenaufnahme dürfte in der Abreife ebenfalls in diesem Umfang als Ursache nicht in Betracht kommen. Eine weitere eher selten vorkommende Möglichkeit besteht in der Denitrifikation. Damit wird die Umwandlung von Nitratstickstoff in gasförmige N-Formen wie N 2 und N 2O bezeichnet. Dieser Vorgang findet unter Sauerstoffmangel statt. Im Winter kommt es durchaus häufiger durch stauende Nässe dazu. Da die Temperaturen dann aber niedrig sind, sind die Verlustmengen über diesem Pfad nur sehr gering. Anders sah es nun aus. Bei Bodentemperaturen mit Werten über 20 ° C, bis in Tiefen von 50 bis 60 cm kam es an vielen Standorten durch die hohen Regenmengen schlagartig zur Wassersättigung. Je nach Regenintensität und Wasseraufnahmevermögen könnten auf vielen Standorten daher Denitrifikationsverluste aufgetreten sein.

Wenig N für die Zwischenfrüchte

Auch auf den meisten Stoppelflächen und bearbeiteten Stoppelflächen ist der gewöhnliche Trend der Zunahme der Nmin-Werte im Frühherbst gestoppt. Dort hat sich der Stickstoff auf zwei bis drei Schichten vielfach gleichmäßig verteilt. In Menden ist der Anstieg durch eine erfolgte Düngung begründet. Auch auf den mit Zwischenfrüchten bestellten Flächen ist eine Verlagerung erkennbar. So ist etwa in Merfeld unter Ölrettich der meiste Stickstoff in den unteren beiden Schichten zu finden. Auch der Zwischenfruchtraps weist nur geringe Werte auf, die einen verhaltenen Aufwuchs erwarten lassen. Das Zwischenfruchtgras dürfte für einen Futteraufwuchs bereits nicht mehr ausreichend Stickstoff zur Verfügung haben. In Haltern ist der Stickstoff aus der durchwurzelten Zone verlagert worden. In Stadtlohn ist dieses so nicht zu beobachten. Mit nur 10 kg/ha N in den oberen 30 cm ist aber auch hier der N-Vorrat erschöpft. Da die Situation auf den einzelnen Standorten sehr unterschiedlich aussieht ist ein intensives Beobachten notwendig, um für die Futterproduktion einen N-Mangel auszuschließen. Für den Gründüngungsbereich ist ein geringer Aufwuchs unkritisch und bedarf keiner Nachdüngung. Ein geringerer Aufwuchs ist lediglich mit einer geringeren Lieferung für die Folgekultur in Ansatz zu bringen.

Autor: Theo Remmersmann