Nitratdienst Mai 2011

Felder in Ostwestfalen

Trockenheit behindert Nitrifikation

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des Bodenstickstoffs in der Zeit von Mitte April bis Mitte Mai. Geprägt waren diese vier Wochen von einer anhaltenden Trockenheit. An der Wetterstation Aachen wurden für den Zeitraum gerade mal 6 mm Niederschlag gemeldet. Aufgrund von Schauern wurden in Ostwestfalen und im Bergischen Land bis zu 30 mm gemessen, an den meisten Stationen blieben die Niederschlagssummen jedoch unter 20 mm. Bei teils kräftigem und trockenem Wind war gleichzeitig die Verdunstung sehr hoch, was das Wasserdefizit nochmals erhöhte. Zudem stiegen die Temperaturen Ende April bereits über 25 °C. Anfang Mai rutschten sie noch mal auf Werte um 15 °C, wobei verbreitet Frost auftrat, der zu Schäden an Kartoffeln und zum Teil am Mais führte. Die Bedingungen für eine Stickstofffreisetzung waren durch die Temperaturen und Einstrahlung gut, gleichzeitig wurde sie jedoch durch die Trockenheit gebremst. Die klimatische Wasserbilanz unterschreitet für die meisten Landesteile seit Anfang März den Wert von -250 mm, so dass selbst speicherfähige Böden an der Kapazitätsgrenze sind und den Pflanzen kaum noch Wasser bereitstellen können.

Wie bereits im Vormonat berichtet wurde, hat sich die Zahl der Beobachtungsflächen durch die Beratung zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie erhöht. So kann ein noch fundierteres Bild der Stickstoffdynamik auf den unterschiedlichen Standorten und unter den verschiedenen Kulturen abgeleitet werden. Die Gersten-, Triticale- und Roggenbestände weisen überwiegend eine ausreichende N-Versorgung auf. Auf den meisten Flächen war zur Probenahme bereits eine Abschlussdüngung erfolgt. Anhand der Abnahme in der untersten Beprobungsschicht zeigt sich, dass die Wurzeln bis in diese Tiefe vorgedrungen sind, wobei aufgrund der bereits langen Trockenheit keine großen N-Vorräte vorhanden waren. Beim Weizen ist die Versorgung hingegen extrem unterschiedlich, was teils auf frische Düngungsmaßnahmen beruht bzw. darauf, dass eine Spätgabe noch nicht ausgebracht wurde. Auffällig ist vor allem, dass in vielen Proben erhöhte Ammonium-Anteile auftauchen. Bei den vorhandenen Temperaturen läuft die Umwandlung des Ammoniums aus der Düngung normalerweise ausgesprochen zügig, so dass nur wenige Tage nach einer Düngung noch Ammonium gemessen wird. Aufgrund der extremen Trockenheit dürfte die Umwandlung jedoch gebremst worden sein. Somit ist der Stickstoff auch noch an der Bodenoberfläche und kann nur bedingt von den Pflanzen verwertet werden. Extrem ist dieses auf dem tonigen Standort Herzfeld zu beobachten. Der Tonboden weist ein geringes nutzbares Wasserspeichervermögen auf und bindet gleichzeitig das Ammonium an den Tonteilchen. Somit ist eine gleichmäßige Verteilung im Boden nicht gegeben, so dass in den Proben zum Teil weit höhere Werte gemessen werden, als gedüngt wurden. Zudem kommt es dazu, dass Dünger in die tiefen Schrupfrisse gelangt und auf diesem Weg Ammonium auch in tieferen Schichten vorkommen kann.

Die durch die Trockenheit eingeschränkte N-Verfügbarkeit kann über eine Bodendüngung nur bedingt verbessert werden. Die mittlerweile gefallenen Niederschläge dürften allerdings zu einer schnellen Umwandlung des Ammoniums geführt haben und auch die N-Freisetzung aus der organischen Bodenreserve begünstigen, so dass die N-Verfügbarkeit sich stark erhöhen wird.

Die Nmin-Werte unter Raps haben aufgrund des Massenzuwachses stark abgenommen. Auch er hat den Stickstoff aus der gesamten Beprobungstiefe genutzt. So sind an den Standorten Hemer, Bönen und Menden die Nmin-Werte in 60-90 cm auf Null gesunken.

Bei den Hackfrüchten ist die Umwandlung des Ammoniums der jüngsten Düngungsmaßnahmen ebenfalls noch nicht vollständig erfolgt, so dass auch hier noch extrem hohe Nmin-Werte auftauchen. Hinzu kommt, dass durch die Bodenbearbeitung die N-Freisetzung erhöht wurde. Hier zeigt sich nochmals, dass zur Ableitung eines Nachdüngebedarfs aus einer Nmin-Probe erst erfolgen kann, wenn die vollständige Umwandlung (Nitrifikation) zum Nitrat erfolgt ist und sich der Stickstoff gleichmäßig in der Krume verteilt hat. Dieses dürfte zum Ende der Woche auf den leichten Standorten der Fall sein. Die Beprobung erfolgt nur bis 60 cm Tiefe. Reserven aus der darunterliegenden Schicht sind in diesem Jahr nur vereinzelt vorhanden was bei der Entscheidung zur Nachdüngung in Grenzfällen berücksichtigt werden sollte. Eine Ableitung der N-Versorgung aus einer späten Nmin-Untersuchung nach Grünroggen und Zwischenfruchtgras ist jedoch nicht möglich, was sich auch aus den untersuchten Flächen in Kevelaer, Stadtlohn und Haltern ergibt. Sie weisen vergleichbar niedrige Nmin-Werte auf. Der Stickstoff aus den Wurzelrückständen wird erst später frei gesetzt, so dass er zur nun anlaufenden späten Nmin-Untersuchung noch nicht voll erfasst wird.

Autor: Theo Remmersmann