Nitratdienst Mai 2012

Bodenprobenahme auf dem Feld

Höhepunkt der Frühjahrsfreisetzung erreicht

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des Bodenstickstoffs in der Zeit von Ende April bis Ende Mai. Erst in den letzten Apriltagen erwärmte es sich erstmalig deutlich, nachdem bis zum 25. durchgehend sehr kühles und wechselhaftes Wetter vorherrschte. Um den 5. Mai und zwischen den 13. bis 17. Mai sackten die Temperaturen aber erneut ab. Der Kälteeinbruch rund um die Eisheiligen brachte vor allem in höheren Lagen häufiger Bodenfrost. Der tiefste Wert wurde in Medebach mit – 7 °C in 20 cm über dem Erdboden gemessen. Danach stiegen die Werte rapide auf sommerliche Höhen bis an 30 °C verbunden mit langen Sonnenphasen. Niederschläge fielen in den wechselhaften Witterungsphasen bis Mitte Mai. An den meisten Stationen bewegten sich die Niederschlagssummen für den Berichtszeitraum zwischen 50 und 65 mm. Dabei gab es auch Regionen mit deutlich weniger Regen wie etwa im Kreis Steinfurt. Dort wurden am Flughafen Münster-Greven nur 18,3 mm gemessen. Bis zur Beprobung waren die täglichen Niederschlagshöhen meist gering, sodass bis dahin keine Verlagerungsereignisse stattgefunden haben. Die Wassersituation war meist schon sehr angespannt mit nutzbaren Feldkapazitäten unter 30 %, wodurch sich die Böden in den Sonnenphase ab Mitte Mai bereits extrem erwärmten.

Die sommerliche Witterung zur Probenahme führte vor allem bei den Rüben und beim Mais zu einer enormen N-Freisetzung aus der Bodenreserve. Hier waren die Böden noch weitgehend unbeschattet, sodass sich in den oberen Zentimetern Temperaturen oberhalb der Lufttemperatur bildeten und auch in Tiefen von 20 cm noch bis zu 25 °C herrschten. Somit waren in der gesamten Krume ideale Bedingungen für das Bodenleben vorhanden, was zu einer enormen N-Freisetzung führte. Von den Rübenflächen sticht lediglich der bisher sehr verhalten gedüngte Standort Kevelaer heraus, der eine noch nicht ausreichende N-Versorgung aufweist.

Beim Mais zeigen die Flächen mit einer Vornutzung mit Grünroggen oder Weidelgras lediglich Werte von 30 bis 69 kg/ha an. Der Futteraufwuchs hat den Boden weitgehend entleert, so dass für den Folgemais zunächst wenig N verfügbar ist. Eine Nmin-Beprobung in der aktuellen Phase ist für diese Fälle nicht geeignet, da aus den Wurzelrückständen noch eine größere N-Freisetzung zu erwarten ist, die nun noch nicht gemessen werden kann. Auf dem Standort Warendorf wurde das Gras nur im Herbst genutzt und im Frühjahr frühzeitig eingepflügt. Dort ist in der mittleren Untersuchungsschicht ein Großteil des Stickstoffs aus der Narbe nun schon erkennbar und eine ausreichende Versorgung gegeben.

Auf den weiteren Maisflächen sind N-Mengen zwischen 113 und 445 kg/ha gefunden worden. Somit besteht für einige Flächen noch ein Nachdüngebedarf. Wichtig ist bei der Interpretation der späten Nmin-Ergebnisse, dass kein Ammonium mehr in den Proben ausgewiesen wird, da in diesem Fall noch kein repräsentatives Bild mit der Beprobung erfasst werden kann, weil sich der Stickstoff noch nicht gleichmäßig in der Krume verteilt hat. Das ist sowohl in Bocholt mit dem Wert von 445 kg/ha der Fall, der weit oberhalb der gedüngten Menge liegt, wie auch auf der Fläche in Rheine-Rodde, bei dem der Wert weniger als die gedüngte N-Menge ausweist.

Kartoffeldämme heizen auf

Am deutlichsten ist dieses Phänomen bei den Kartoffeln festzustellen. Die Flächen in Goch-Pfalzdorf und in Lippstadt sind beide mit Schwefelsaurem Ammoniak gedüngt werden. Dieser reine Ammoniumdünger setzt sich je nach Konzentration nur sehr langsam zu Nitrat um und ist somit auch noch lange nach der Düngung als NH4-N in der Probe wiederzufinden. Gleichzeitig zeigen die hohen Messwerte bei den Kartoffeln am deutlichsten, dass die Probenahme zum Höhepunkt der Frühjahrsfreisetzung stattgefunden hat. Die Dammform im Kartoffelanbau bedingt eine noch weit stärkere Erwärmung und damit extremere Freisetzung als es bei den Rüben und dem Mais der Fall ist. Nach diesem Mineralisationspeak nehmen die Werte wieder ab. Die Erfahrungen aus der späten Nmin-Beprobung im Mais zeigen, dass bei Proben mit sehr hohen Messwerten im Weiteren immer eine ausreichende N-Versorgung vorhanden ist.

Wasserversorgung angespannt

Im Bereich des Getreides sind die Werte in Abhängigkeit der Düngungsmaßnahmen sehr weiten Schwankungen unterlegen. Insgesamt weisen die Verhältnisse auf ein vergleichbar hohes N-Niveau hin. An Standorten mit leichten Böden und geringen Niederschlagsmengen wie beispielsweise in Greven, Rheine oder Versmold scheint die Trockenheit aber bereits die Mineralisation abzubremsen, da dem Bodenleben das notwendige Wasser fehlt. Anhand der Verteilung im Profil zeigt sich, wie bereits im gesamten Frühjahr, dass keine nennenswerten N-Mengen in den Boden Eingewaschen wurden. Sollte noch eine Düngung im Sommerweizen anstehen, ist eine zügige Ausbringung angeraten, um bei der angespannten Wassersituation die Wirksamkeit zu erzielen.

Autor: Theo Remmersmann