Nitratdienst Juni 2013

Mais mit StickstoffmangelBild vergrößern
Mais hatte Probleme mit der nasskalten Witterung und konnte den Stickstoff schlecht umsetzen

Erst kalt und nass, dann trocken und warm

Der Nitratdienst berichtet über die Dynamik des Bodenstickstoffs auf den Referenzflächen im Zeitraum von Mitte Mai bis Mitte Juni. Die erste Maihälfte war für die Jahreszeit sehr trocken und kalt, sodass viele Kulturen in ihrer Entwicklung stagnierten. Vor allem der frisch gelegte Mais hatte Probleme beim Auflaufen und Wurzeln auszubilden.

Mit Beginn des jüngsten Bemessungszeitraums setzte sich die kalte Witterung erst einmal fort und es fielen landesweit die dringend notwendigen Niederschläge, wobei die Temperaturen aber noch weiter sanken. In dieser kalten und nassen Periode kam es um den 23. Mai am Niederrhein und im südlichen Rheinland lokal sogar zu Bodenfrösten, die vor allem dem erwähnten Mais zusetzten. Zum Monatswechsel stiegen die Temperaturen allmählich an, wobei sich bis zum Ende des Bemessungszeitraums eine weitestgehend sonnige, warme und trockene Witterung einstellte. Insgesamt fielen im Landesdurchschnitt von Mitte Mai bis Mitte Juni 76 Liter Niederschlag pro m², was dem Durchschnitt entspricht. Dabei war das Wasser aber sehr unterschiedlich verteilt. Während es in Ostwestfalen mit bis zu 143 l überdurchschnittliche Niederschläge gab, fielen in Münster lediglich knapp 30 l. Aufgrund dieser zum Teil sehr hohen Niederschlagssummen kam es örtlich zu hohen Sickerwassermengen, wobei man gleichzeitig von einer Nitratverlagerung ausgehen muss. In Ostwestfalen wurden unter Gras auf sandigem Lehm Ende Mai und Anfang Juni über 100 % der nutzbaren Feldkapazität erreicht. Anfang Juni hat die Kombination aus feuchtem Boden und warmer Witterung landesweit endlich für gute Bedingungen für das Wachstum, aber eben auch für eine Nitrifikation und Mineralisation gesorgt.

Schlechte Verteilung unter Getreide

Mit Blick auf die Kulturen fällt auf, dass auf den mit Wintergerste und -triticale bestellten Flächen mit durchschnittlich 20 bis 30 kg/ha gemessenem Nmin ein für die Jahreszeit und Entwicklungsstadium normales Niveau vorliegt. Dabei gibt es aber deutliche Unterschiede hinsichtlich der gemessenen Mengen zwischen den Flächen. Die Abschlussdüngung ist bei diesen Kulturen zum Ährenschieben Anfang Juni erfolgt und die Pflanzen haben aus allen drei Bodenschichten mit dem verfügbaren Wasser den angebotenen Stickstoff aufgenommen und umgesetzt. Bis auf die mit Wintertriticale bestellte Fläche in Telgte wurde kein Ammonium-Stickstoff mehr gemessen. Der gemessene Wert von 25 kg/ha ist nicht auf eine Düngung zurückzuführen, sondern weist auf eine gehemmte Stickstoffumwandlung an diesem Standort hin. Trotz insgesamt guter Nitrifikationsbedingungen in den letzten zwei Wochen wurde der Ammonium-Stickstoff dort nicht zu Nitrat-Stickstoff umgesetzt. Auffällig sind weiterhin, trotz der applizierten dritten N-Gabe, die sehr niedrigen Nmin-Gehalte auf der mit Wintergerste bestellten Fläche in Gescher und Rheine sowie die Fläche mit Wintertriticale in Hopsten. Auswaschungsverluste kommen aufgrund der geringen Niederschläge an diesen Standorten nicht in Frage, sondern eher eine Kombination aus hoher Aufnahme von Nitrat-N sowie Ammonium-N durch die Pflanzen und einer verlangsamten Umsetzung des gedüngten Harnstoffs

Die noch nicht auf einen Sollwert von 190 kg/ha N aufgedüngten Triticale-Flächen zum Beispiel in Lippstadt oder Hemer fallen mit nahezu entleerten Böden auf. Hier sollte dringend die Abschlussdüngung erfolgen. Für die Kornfüllung in den nächsten Tagen dürfte den Wintergerste und -triticaleflächen insgesamt noch genügend Stickstoff zur Verfügung stehen. Auf den mit Winterweizen bestellten Flächen ist am Ende des Bemessungszeitraums vielerorts bereits die Abschlussdüngung erfolgt. Auf der frisch mit KAS gedüngten Fläche in Münster konnte aufgrund der Trockenheit in der ersten Junidekade an diesem Standort außerdem noch der Ammonium-N gemessen werden. Alle anderen Flächen weisen dagegen keinen Ammonium-N mehr auf, was auf eine schnelle Nitrifikation hinweist. Insgesamt fällt auf allen Getreideflächen auf, dass der Stickstoff bis auf wenige Ausnahmen sehr ungleichmäßig in den einzelnen Bodenschichten verteilt vorliegt. Auf den bis Mitte Mai noch sehr trockenen Böden haben die einsetzenden Niederschläge Ende Mai den Stickstoff fast nur in die Krume eingewaschen. Bei steigenden Temperaturen waren eine sehr schnelle Nitrifikation und Aufnahme durch die Pflanzen gewährleistet. Verluste von mineralischem Stickstoff gab es daher unter Getreide nicht.

Eine bessere Verteilung des Stickstoffs ist dagegen auf den Zuckerrüben-Referenzflächen auf den guten Böden zu beobachten. Das durchschnittliche Nmin-Niveau ist zwar ähnlich hoch wie einen Monat zuvor, es ist jedoch ein erheblicher Rückgang von durchschnittlich 47 kg/ha N in der Krume festzustellen. Dieser Rückgang ist nur zum Teil durch eine Aufnahme der noch nicht ganz geschlossenen Bestände zu erklären, als vielmehr durch eine Verlagerung des Stickstoffs in tiefere Schichten. Die Pflanzen werden mit voranschreitendem Wurzelwachstum bei der aktuell wüchsigen Witterung auch in diese Bereiche vordringen und den Stickstoff aufnehmen, sofern er nicht doch noch ganz ausgewaschen wird.

Nur in Ausnahmefällen eine Nachdüngung bei Mais angeraten

Derzeit variieren die Nmin-Ergebnisse unter Mais sehr stark. Auf den Referenzflächen werden derzeit im landesweiten Durchschnitt in der Schicht 0-90 cm zwar 124 kg/ha N gemessen, die Spannweite beträgt aber zwischen 64 kg/ha N in Reken und 274 kg/ha N in Schlangen. Besonders in Ostwestfalen, wo es in den letzten Wochen hohe Niederschlagssummen gab, kann es vorkommen, dass auf einigen Maisflächen mit dem Sickerwasser Stickstoff in tiefere Schichten eingewaschen wurde, was z.B. an der Fläche in Schlangen ersichtlich wird. An diesem Standort konnten Mitte Mai in der Schicht 60-90 cm lediglich 6 kg/ha Nmin gemessen werden – einen Monat später sind es zum aktuellen Nitratdienst 39 kg/ha Nmin. In dieser tiefen Schicht steht der Stickstoff den Pflanzen erst mittel- und langfristig zur Verfügung.

Für eine zufriedenstellende Jugendentwicklung werden in der Schicht 0-60 cm ca. 180 kg/ha N inklusive mineralischem Unterfußdünger (!) erwartet. In Wasserschutzgebieten (Kooperationen) ist der Nmin-Sollwert in der Regel noch niedriger angesetzt. Zu beachten ist zudem, dass auf Flächen die langjährig organisch gedüngt worden sind bei der aktuellen Witterung viel Stickstoff mineralisiert wird und den Pflanzen außerdem zur Verfügung stehen wird. Deshalb ist nur in Ausnahmefällen eine Nachdüngung mit einem schnell verfügbaren Mineraldünger angeraten. Hierbei kommen auch Blattdünger in Frage, wobei die Herstellerangaben hinsichtlich Dosierung, Anwendung und Mischbarkeit zu beachten sind.

Aufgrund der kühlen Witterung Ende Juni war die Jugendentwicklung des Maises ausgesprochen langsam, sodass der phosphathaltige mineralische Unterfußdünger von den Pflanzenwurzeln erst sehr spät erreicht wurde. Deshalb haben die Pflanzen auch vielerorts mit rot gefärbten Blättern auf Phosphat-„Mangel“ reagiert. In vielen Fällen kommt es aber vor, dass der Boden zwar ausreichend mit Phosphat versorgt ist (Gehaltsklasse D und E), aber aufgrund eines zu hohen oder zu niedrigen pH-Wertes das Phosphat festgelegt und somit für die Pflanzen nicht verfügbar ist. Daher sollte aktuell auf Maisflächen nicht nur ein Augenmerk auf die Verteilung des Stickstoffs im Boden geworfen, sondern auch auf einen der Bodenart und Humusgehalt angepassten pH-Wert geachtet werden.

Autor: Holger Fechner