Nitratdienst Juni 2014

Abreifende WintergersteBild vergrößern
Unter den noch stehenden Wintergerstenflächen sind kaum Veränderungen des Nmin-Gehaltes gegenüber dem Vormonat zu beobachten.

Der Nitratdienst berichtet über die Dynamik des mineralischen Bodenstickstoffs auf den Referenzflächen im Zeitraum von Anfang Mai bis Anfang Juni. Während des Bemessungszeitraums war der Temperaturgang sehr wechselhaft. Bis Mitte Juni war es eher kühl mit Tagestemperaturen bis maximal 15 Grad. In der dritten Maiwoche gab es sommerliche Temperaturen, bevor es bis kurz vor Pfingsten wieder deutlich kühler wurde. Am Pfingstwochenende strömte heiße Luft nach NRW und es kam vielerorts zu kräftigen Wärmegewittern mit zum Teil sehr kräftigen Niederschlägen und Hagel. Insgesamt kam es zu mehreren Starkregenereignissen mit bis zu 20 Millimeter Niederschlag innerhalb des Vierwochenzeitraums. Die Spannweite der Niederschlagssummen war dieses Mal besonders groß - ein Spitzenwert von 197 Millimetern wurde in Versmold im Münsterland erreicht, im Gegensatz zu lediglich 32 Millimetern in Salzkotten in Ostwestfalen-Lippe. Aufgrund des zuvor langen trockenen Zeitraums waren schwere Böden noch nicht wassergesättigt, sodass die zum Teil hohen Regensummen deshalb noch zu keiner Sickerwasserbildung führten, wenngleich oberirdischer Abfluss möglich war. Lediglich am Niederrhein waren die sandigen Lehme bereits wassergesättigt und Verlagerung oder Auswaschung von Nitratstickstoff waren hier deshalb möglich. Insgesamt herrschten im Wonnemonat Mai gute Wachstumsbedingungen für alle wachsenden Kulturen. Dies trifft insbesondere für den Mais zu, der schnell große Entwicklungsschübe gemacht hat. Die regenfreien Zeitfenster wurden außerdem für die Ernte von Frühkartoffeln genutzt.

Unter den mit Wintergerste bestellten Flächen ist der mineralische Bodenstickstoffgehalt im Durchschnitt um etwa 20 % im Vergleich zum Vormonat zurückgegangen. Da sich diese Kultur aber schon seit einigen Tagen in der Abreife befindet, wurde von den Pflanzen nur noch zu Beginn des Bemessungszeitraums Stickstoff über die Wurzeln aufgenommen. Seitdem finden nur noch Umlagerungsprozesse von Nährstoffen innerhalb der Pflanze statt. Unter manchen Flächen findet sich der mineralische Stickstoff aufgrund von Verlagerung durch Sickerwasser in den beiden darauffolgenden Bodenschichten wieder. Auswaschungsverluste gab es andererseits unter den Flächen in Bünde und Warendorf. Da außerdem im Mai die Bedingungen für Mineralisationsprozesse günstig waren, kommt es auf einigen Flächen sogar zu einem Anstieg der Nmin-Werte. So z.B. in den untersten Bodenschichten der Wintergerstenfläche im ostwestfälischen Lage. Unter den mit Wintertriticale und Winterroggenflächen bestellten Flächen stellen sich die Nmin-Ergebnisse genauso heterogen dar, wie bei der Wintergerste. Mineralisationsschübe gab es hier z.B. unter der Wintertriticalefläche in Schlangen sowie der Winterroggenfläche in Bocholt. Da sich diese beiden Kulturen jedoch noch nicht in der Abreife befinden, nehmen sie auch weiterhin Stickstoff über die Wurzeln auf. 

Auf den meisten Winterweizenflächen hat innerhalb des Bemessungszeitraums eine Ährendüngung stattgefunden. Der Rückgang von durchschnittlich mehr als die Hälfte an Nmin gegenüber dem Vormonatswert ist hier weitestgehend auf eine N-Aufnahme durch die Pflanzen zu erklären, deren Bedarf für die Kornfüllung eindeutig gegeben war. Hinzu kommt, dass der Weizen eher auf den schweren Böden steht, deren Wasserhaltevermögen höher ist. Auswaschungspotenzial durch Sickerwasser war auf den meisten schweren Böden, wie beschrieben, kaum gegeben. Nur unter den beiden Winterweizenflächen in Beckrath und in Minden sind Verlagerungstendenzen erkennbar, was hier wahrscheinlich auf Starkregenereignisse und vorher wassergesättigte Böden zurückzuführen sein dürfte. Die Zuckerrübenflächen liefern wie die zuvor genannten Kulturen ein ebenso uneinheitliches Bild ab. Unter der Fläche in Buir hat ein erheblicher Rückgang an mineralischem Bodenstickstoff stattgefunden, wohingegen am Standort Geldern und in Kevelaer mehr mineralischer Bodenstickstoff gemessen werden kann als im Vormonat. Der Nähstoffbedarf der Rüben hat in den letzten Wochen zugenommen. Bis zum Reihenschluss bis vor wenigen Tagen konnte sich der Boden durch die intensive Strahlung bei dieser Kultur noch gut erwärmen. In Kombination mit der Feuchtigkeit haben dann Mineralisationsprozesse in der Krumenschicht stattgefunden, die sich aber aufgrund von Sickerwasserbildung erst in den tieferen Bodenschichten in Form von gestiegenen Nmin-Werten nachweisen lassen. Unter der Fläche in Buir ist der Stickstoff dann doch zum Teil ausgewaschen worden.

Unter Mais liegen zum Zeitpunkt der späten Nmin-Beprobung (4-6-Blattstadium) sehr unterschiedliche Werte vor. Im Durchschnitt ist der Nmin-Gehalt unter Mais um mehr als 30 kg/ha zurückgegangen. Aber nur ein geringer Anteil davon ist nachweisbar von den Pflanzen aufgenommen worden. Aufgrund des starken Rückgangs von durchschnittlich über 80 kg/ha Nmin in der Krumenschicht im Vergleich zum Vormonat und der stark angestiegenen Werte in den beiden untersten Bodenschichten ist der Stickstoff deshalb zum größten Teil verlagert und zum Teil auch ausgewaschen worden. Dies ist den vielerorts heftigen Starkregenereignissen und den tendenziell leichten Böden geschuldet, auf denen der Mais überwiegend steht. Insbesondere in solchen Jahren empfiehlt sich deshalb die Anwendung eines Nitrifikationshemmstoffs zur Gülle oder Gärresten, der den Stickstoff einen längeren Zeitraum vor der Auswaschung schützt.

Autor: Holger Fechner