Nitratdienst Dezember 2015

Wassergesättigte Böden führen zur StickstoffverlagerungBild vergrößern
Unter den vielen wassergesättigten Böden kam es vielfach zu einer Verlagerung und Auswaschung von Stickstoff.

Sehr nass und deutlich zu mild

Der Nitratdienst berichtet über die Dynamik des mineralischen Bodenstickstoffs im Zeitraum von Anfang November bis Anfang Dezember unter den Referenzflächen. Der Bemessungszeitraum, der den kompletten Monat November berücksichtigte, war ausgesprochen nass und insgesamt zu mild für diese Jahreszeit.

Im Durchschnitt konnten an den Wetterstationen im Land 114 mm Niederschlag gemessen werden, was fast 50 % mehr als im langjährigen Mittel bedeutete. Spitzenwerte bei den Niederschlagssummen wurden dabei mit um die 200 mm insbesondere im Bergischen Land sowie Sauerland erzielt. Trockener blieb es im Rheinland mit durchschnittlichen Werten zwischen 50 und 70 mm. Der Niederschlag verteilte sich gleichmäßig über den Monat, wobei es in der Mitte und am Ende kräftigere Niederschlagsereignisse gab. Die Tages- und Nachttemperaturen blieben - bis auf tageweise Ausnahmen - die ersten drei Wochen mit über 10 °C auf einem sehr hohen Niveau. Danach fand ein Temperatursturz statt und es wurde für etwa eine Woche winterlich, bevor es zum Ende des Referenzzeitraums erneut mild wurde. Die überdurchschnittlich hohen Niederschlagssummen führten dazu, dass die bis Anfang November trockenen bis mäßig feuchten Böden vielerorts bis und über ihre nutzbare Feldkapazität hinaus durchfeuchtet wurden. Die Überschreitung der maximalen Wasserhaltekraft brachte somit eine Sickerwasserdynamik in Gang, die an vielen Stellen noch anhält. Mit der Vertikalbewegung des Wassers nach unten waren auch eine Nitratverlagerung sowie -auswaschung aus der Wurzelzone möglich. Nicht zuletzt wurden Bodenbearbeitungsmaßnahmen sowie weitere Aussaaten von zum Beispiel Winterweizen durch die feuchten Bedingungen stark erschwert. Die etablierten Kulturen reagierten noch mit Wachstum auf die milden Temperaturen und kamen somit noch nicht zur Ruhe. Vor allem für den Winterraps war es wichtig, dass dieser mit Wachstumsreglern behandelt war, um ein Überwachsen zu unterbinden. Das Applizieren von Düngern mit wesentlichen Gehalten an pflanzenverfügbarem Stickstoff, wie Harnstoff, Ammonium und Nitrat, war durch das Einsetzen der Sperrfrist Anfang November auf Ackerflächen untersagt.

Starke Verluste durch Sickerwasser

Unter der zu dieser Jahreszeit oftmals zu weit entwickelten Wintergerste, vor allem früh gedrillten Beständen, sind die durchschnittlichen Nmin-Werte um mehr als 20 kg/ha zurückgegangen. Gleiches trifft auch für den Winter-Triticale zu. Erstgenannte Kultur dürfte die zweite Bodenschicht bereits durchwurzeln. Die starke Abnahme der Werte in den beiden oberen Bodenschichten kann daher teilweise noch durch eine Aufnahme von Stickstoff durch die Pflanzen erklärt werden. Ein zum Teil starker Rückgang der Werte in der untersten Bodenschicht (60 bis 90 cm) deutet aber darauf hin, dass große Mengen an mobilem Nitratstickstoff mit dem Sickerwasser verlagert und ausgetragen wurden. Größere Rückgänge an mineralischem Stickstoff aus der untersten Bodenschicht lassen sich zum Beispiel unter der Wintergerste auf dem schwereren Standort in Beckrath mit minus 31 kg/ha Nmin oder unter dem Winter-Triticale auf Sand in Haltern-Hullern mit minus 24 kg/ha Nmin gegenüber dem Vormonat festhalten. Starke Auswaschungsverluste gab es auch unter dem Winter-Roggen nach Kartoffeln in Borken, wo der Nmin-Wert um mehr als 50 kg/ha gegenüber dem Wert von Anfang November gefallen ist. Auch unter den vielen mit Winterweizen bestellten Flächen ist der Nmin-Gehalt durchschnittlich gefallen. Allerdings fällt hier der Rückgang mit nur knapp 10 kg/ha moderater aus, was wohl an der höheren Wasserhaltekraft der schwereren Böden liegt, auf denen der Weizen kultiviert steht.

Diese im Vergleich zu den anderen Getreidearten am wenigsten weit entwickelte Winterung hatte den geringsten Stickstoffbedarf im Herbst. Der leichte Rückgang der Nmin-Werte ist deshalb auch hier weitestgehend auf die starke Sickerwasserbildung zurückzuführen, die es auch auf den schweren Böden gab. Auffällig ist der starke Rückgang des Wertes unter der Winterweizenfläche nach Silomais in Alpen von minus 93 kg/ha Nmin. Hier kann allerdings ein Messfehler aus dem Vormonat nicht ausgeschlossen werden. Insgesamt ist das durchschnittliche Nmin-Niveau unter den Wintergetreidearten noch recht hoch, was sich durch die Witterung der Vormonate begründen lässt. Unter den beiden Winterrapsflächen lassen sich gegensätzliche Trends feststellen. Während unter der Fläche in Horstmar kaum noch mineralischer Stickstoff nachgewiesen werden konnte (6 kg/ha Nmin), ist der Wert in Buir sogar um wenige Kilogramm leicht gestiegen und liegt mit 42 kg/ha Nmin auf einem deutlich höheren Niveau.

Zwischenfrüchte wachsen schnell

Für die etablierten Winterzwischenfrüchte herrschten im November durch die hohen Temperaturen noch günstige Wachstums- und Stoffwechselbedingungen vor. Ein Abfrieren von nicht winterharten Kulturen war in der Regel noch nicht gegeben. Auch unter diesen Kulturen kam es vielfach zu einem Rückgang der Nmin-Werte, die zum einen noch durch eine Aufnahme der Pflanzen und zum anderen durch Sickerwasserverluste zu erklären sein dürfte. Unter manchen Zwischenfruchtflächen haben sich die Werte allerdings auch stark erhöht gegenüber dem Vormonat. Zu nennen wären hier beispielsweise die ZF-Ölrettichfläche in Beckrath mit plus 70 kg/ha Nmin oder die ZF-Grasfläche in Neukirchen-Vluyn mit plus 61 kg/ha Nmin. Beide Flächen wurden nicht gedüngt. Hier spielt neu mineralisierter Stickstoff eine tragende Rolle, der aus abgestorbener Blattmasse und außerdem aus der vorhandenen organischen Materie im Boden der langjährig organisch gedüngten Fläche in Neukirchen-Vluyn gebildet wurde.

Autor: Holger Fechner