Landessortenversuche Ackerbohnen 2013

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Ackerbohnen 2013 mit durchschnittlichen Erträgen

Nach der vorläufigen besonderen Ernteermittlung des statistischen Landesamtes NRW (BEE) wurde 2013 bei den Ackerbohnen mit 42,7 dt je ha landesweit Vorjahresniveau erreicht. In den Landessortenversuchen dagegen lagen die Ackerbohnenerträge im Mittel der Sorten mit 59,9 dt je ha 5,9 dt unter den sehr guten Vorjahresergebnissen. Die Ergebnisse der Sortenleistungen im Einzelnen erläutert Dr. Kathrin Bürling, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.

Die Anbauflächen der Ackerbohnen in NRW zeigen in den letzten Jahren weiter einen konstanten Rückgang. Mit insgesamt rund 1 575 ha im Jahr 2013, davon rund 350 ha im Rheinland, erfuhr die Anbaufläche gegenüber dem Vorjahr allerdings nur einen marginalen Rückgang.

Aktuell verfügbare, in den Landessortenversuchen geprüfte Sorten zeigen ein gewisses, konstantes Leistungsniveau. Bei den Ackerbohnen gibt es derzeit nur noch ein „mit sich selbst konkurrierendes“ Züchtungsunternehmen, das heißt, nur noch ein deutscher Züchter züchtet Ackerbohnensorten. Daran wird auch die vom BMELV initiierte Eiweißpflanzenstrategie nichts ändern können, solange die Rahmenbedingungen nicht stimmig sind. Kurzfristig betrachtet und damit auch der Intention des geplanten Modell- und Demonstrationsvorhabens des BMELV-Projektes nachkommend, bleibt der Schwerpunkt auf der Intensivierung des Wissenstransfers zur optimalen Produktionstechnik in die Praxis. Der Anbau mit den besten zurzeit zur Verfügung stehenden Sorten muss weiter optimiert werden. Nur so kann auch der zweifelsohne positive Beitrag des Leguminosenanbaues zu einer nachhaltigen Landwirtschaft zumindest bei betriebsinterner Verwendung oder bei direkter Absprache zwischen Ackerbauer und Veredler erhalten bleiben oder genutzt werden. Es bleibt die Gefahr, dass der Züchtungsfortschritt „stagniert“, dass es keine, den verschiedenen Bedürfnissen angepasste Vielfalt neuer, leistungsfähiger Sorten geben wird.

Landessortenversuche Ackerbohnen

In Nordrhein-Westfalen wurden 2013 zwei Landessortenversuche mit sieben Ackerbohnensorten angelegt. Wegen ihrer hohen Standortansprüche an die Wasserversorgung wurden nur Lehmstandorte ausgewählt, die über die erforderlichen bindigen, tiefgründigen Böden mit hoher Wasserspeicherkapazität verfügen. Die Aussaatstärke betrug 40 Körner je m². Leider konnte nur einer der beiden Standorte ausgewertet werden. Grund hierfür war eine zu starke Streuung der Einzelparzellenerträge, die bis zu 16 dt je ha Differenz zwischen den vier Wiederholungen einer Sorte betrug. Auch die Ergebnisse des normalerweise zur Verfügung stehenden Ackerbohnen-LSV-Standortes aus Niedersachsen konnten aus den genannten Gründen nicht genutzt werden. Für die Sortenempfehlungen konnten jedoch noch zwei Ackerbohnen-Wertprüfungsversuchsergebnisse in die Gesamtauswertung einbezogen werden.

Die Tabellen 1 und 2 zeigen die Erträge der Ackerbohnensorten. Sowohl im abgelaufenen Vegetationsjahr 2013 als auch mehrjährig betrachtet zeigt die seit 2005 geprüfte Sorte Fuego konstant überdurchschnittliche Erträge. Bei den zweijährig geprüften Sorten konnte die EU-Sorte Pyramid sehr gute Erträge erzielen. Auffällig deutlich überdurchschnittlich und über die drei Standorte sehr konstant konnte die neue Sorte Fanfare in diesem Jahr überzeugen und dabei ihre Leistung aus den vergangenen Wertprüfungsjahren untermauern. Hinzu kommt die im Vergleich zu den Sorten Fuego und Pyramid geringere TKM, die sich bei den Saatgutkosten positiv bemerkbar machen dürfte.

Der Tabelle 3 ist die entsprechende Sortenempfehlung zu entnehmen. Die detaillierten Sortenbeschreibungsmerkmale sind in Tabelle 4 aufgeführt.

Rohproteinertrag und andere Qualitäten

Ackerbohnen werden hauptsächlich im Viehfutter als Proteinträger eingesetzt. Daher ist bei der Sortenwahl für den Selbstverwerter der Rohproteinertrag je Flächeneinheit die entscheidende Größe. Wird die Ernte vermarktet, ist eher der Kornertrag je Flächeneinheit das Sortenwahlkriterium, da der Rohproteingehalt kein vermarktungsrelevantes Vergütungskriterium ist. Allerdings können durch den Tanningehalt der Sorten dem Einsatzumfang in den Futterrationen durch eine mögliche Behinderung der Futteraufnahme und Eiweißverdauung Grenzen gesetzt sein. Dabei sind t anninhaltige Sorten besser für die Fütterung bei Wiederkäuern geeignet, tanninfreie Sorten eher für die Fütterung von Schweinen.

Die empfohlenen Leistungsträger der geprüften Sorten weisen alle einen höheren Tanningehalt auf. Die einzige tanninarme, erstjährig geprüfte EU-Sorte Taifun (kleinkörnig  mit geringeren Saatgutkosten) zeigt leider keine überzeugende Leistung im ersten LSV-Jahr. Vicin- und convicinfreie Sorten, wie Fabelle, haben eine besondere Anbaueignung in der Fütterung von Legehennen.

Bezüglich der Eiweißgehalte (Tabelle 5) liegen die Sorten Isabelle, Fabelle und Fanfare mit jeweils relativ 102 auf einem sehr guten Niveau. Dabei zeigt sich die Eiweißleistung der Sorte Isabelle seit 2008 auf diesem guten Niveau. Die übrigen Sorten Espresso, Fuego, Pyramid und Taifun schneiden sowohl 2013 als auch bei mehrjähriger Betrachtung unterdurchschnittlich ab. Durch die ungewöhnliche Kombination aus hohem Ertrag bei gleichzeitig hohem Proteingehalt erreicht die neue Sorte Fanfare insgesamt einen äußerst hohen Rohproteinertrag.

Hinweise zum Anbau

Die Ackerbohne stellt die höchsten Ansprüche an den Boden. Als Vorfrüchte kommen alle Getreidearten in Frage, ebenso Mais. Innerhalb der Fruchtfolge zählt die Ackerbohne zu den „Gesundungsfrüchten“ – sie fördert das mikrobielle Bodenleben. Zudem ist sie keine Wirtspflanze der Fußkrankheitserreger des Getreides.

Ackerbohnen sollten nur alle vier bis fünf Jahre auf demselben Schlag angebaut werden. Der pH-Wert sollte mindestens 6,0 betragen, damit die Knöllchenbakterien genügend Stickstoff binden können. Ackerbohnen benötigen tiefgründige und Wasser nachliefernde Böden. Sie besitzen ein nur schwach entwickeltes Neben- und Faserwurzelsystem. Die großen Samen brauchen viel Keimwasser, etwa die doppelte Menge von Getreide.

Eine frühe Saat, eventuell auch schon bei leichtem Frost bis -5 °C ist vorteilhaft, um die Vegetationszeit zu verlängern. Spätester Aussaattermin ist Anfang April. Das Saatbett muss eine gute, stabile Bodenstruktur aufweisen.

Bei Ackerbohnen empfiehlt sich, wenn möglich, die Einzelkornsaat mit einer Saatstärke von 35 bis 40 Körnern/m². Drillsaat ist allerdings auch möglich, eventuell den Schardruck erhöhen. Die Ablagetiefe sollte mindestens 5 bis 6 cm bei schon sehr früher Aussaat betragen, damit die Samen ausreichend Keimwasser aufnehmen können. Ebenfalls wird dadurch auch die Standfestigkeit erhöht. Die Saatmenge ist nach der gängigen Formel (Saatmenge (kg je ha) = Körner/m² * TKM/ Keimfähigkeit) exakt zu berechnen. Bei den Ackerbohnen stellen die Saatgutkosten einen wichtigen Produktionsfaktor dar. Die Höhe beläuft sich je Hektar auf etwa 20 % des Erlöses der geernteten Ware. Daher wirken sich niedrige TKM günstiger auf die Saatgutkosten aus. Eine N- Düngung ist nicht erforderlich. Eventuell kann eine Kali-Düngung sinnvoll sein, da der Bedarf der Pflanzen an diesem Nährstoff relativ hoch ist. Aufgrund der langsamen Jugendentwicklung und des späten Reihenschlusses ist eine Unkrautbekämpfung unumgänglich.

Ackerbohnen sind empfindlich gegenüber Trockenheit während der Blüte und des Hülsenansatzes. In der Abreife sind die Ackerbohnen relativ spät. Die Ernte liegt in der Regel zwischen dem 20. August und Mitte September und kann damit je nach Jahr schon mal mit der Weizenernte „kollidieren“. Darüber hinaus können in Jahren mit einer feuchten Abreife hohe Trocknungskosten entstehen. Bei deutlich zu hoher Feuchte treten auch Quetschungen der Körner beim Drusch auf. Der Drusch sehr reifer Bestände hingegen sollte zur Minimierung von Bruchkorn und Ausfallverlusten in den Morgen- und Abendstunden oder bei trübem Wetter erfolgen.

Autor: Dr. Kathrin Bürling