Körnerleguminosen - lohnt der Anbau?

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Reife Futtererbsen

Körnerleguminosen spielen in der heutigen Landwirtschaft - sieht man von Betrieben des Ökologischen Landbaus ab - keine bedeutende Rolle mehr. Der Anbau von Ackerbohnen und Futtererbsen erfolgte im Jahr 2011 in NRW auf nur noch rund 2 600 ha. Speziell vor dem Hintergrund des hohen Anteils an Sojaimporten wird es jedoch immer wichtiger, Alternativen in der heimischen Erzeugung zu entwickeln. Ob sich der Anbau von Körnerleguminosen lohnt, hat Dr. Harald Lopotz vorgerechnet.

Es liegen Welten zwischen Wunsch und Wirklichkeit: Körnerleguminosen haben einen schweren Stand. Trotz ihrer sehr positiven Fruchtfolgewirkungen (P-Mobilisierung, Humusbilanz, Bodenstruktur, N-Bindung) finden sie sich in der Anbauplanung kaum wieder. Wahrscheinlich wäre der Anbau ohne das Förderungsprogramm „Vielfältige Fruchtfolge“ im Rahmen der Agrarumweltmaßnahmen, was einen 7-prozentigen Leguminosenanteil in der Fruchtfolge verlangt, noch geringer ausgefallen. Was sind die wesentlichen Ursachen für diese Entwicklung?

Körnerleguminosen als Verkaufsfrucht

Sofern Körnerleguminosen für den Verkauf produziert werden, konkurrieren sie direkt mit anderen Feldfrüchten. Gegenüber Getreide, Raps, Zuckerrüben und Silomais ist bei aktuellen Erzeugerpreisen der Anbau von Körnerleguminosen unrentabel, wie aus Tabelle 1 (siehe PDF unten) ersichtlich. Ohne Berücksichtigung des positiven Vorfruchtwertes der Körnerleguminosen ergibt sich eine um etwa 500 €/ha geringere Direkt- und arbeitserledigungskostenfreie Leistung (DAL). Bei einem Fruchtfolgeanteil der Körnerleguminosen von 20 % verringerte sich mithin die durchschnittliche DAL der Fruchtfolge um etwa 100 €/ha Ackerfläche. Erschwerend kommt hinzu, dass das Interesse der aufnehmenden Hand an der Verarbeitung heimischer Körnerleguminosen gering ist, da andere Proteinträger, wie Sojaschrot, in großen Mengen und einheitlichen Qualitäten zur Verfügung stehen. Es verwundert daher nicht, wenn die Erzeugerpreise für Ackerbohnen und Futtererbsen oftmals unter ihrem Futterwert liegen und selbst die in den Kalkulationen verwendeten Erzeugerpreise unterschreiten.

Die Rentabilität der Körnerleguminosen wird maßgeblich durch den realisierten Ertrag und den Erzeugerpreis bestimmt, wie die Grafik verdeutlicht. Im Vergleich zum Getreide schwanken jedoch die Erträge von Ackerbohnen, Futtererbsen und anderen Leguminosen sehr stark. Die Kulturen sind sehr anfällig für Witterungseinflüsse und haben gerade in der Jugendentwicklung einen hohen Wasserbedarf. Wird die Wirtschaftlichkeit des konventionellen Körnerleguminosenanbaus noch zusätzlich durch niedrige Erzeugerpreise belastet, so trifft dies nicht für den Ökologischen Landbau zu. Hier werden Körnerleguminosen aufgrund der besonderen Bedeutung als Eiweißfuttermittel zu Preisen von etwa 40 €/dt gehandelt.

Vorfruchtleistungen von Körnerleguminosen

Die Wirtschaftlichkeit der Körnerleguminosen wird durch die Anrechnung des Vorfruchtwertes verbessert. Dieser ist:

  • Bindung von Luftstickstoff
  • Mobilisierung von Bodenphosphat
  • Lieferung von Humus
  • Verbesserung der Bodenstruktur
  • Verminderte Bodenbearbeitungsintensität
  • Verminderung von Krankheiten und Schädlingen
  • Wechsel von Sommer- und Winterung
  • Entzerrung von Arbeitsspitzen

Die zum Teil weicheren Kriterien entziehen sich einer genauen monetären Bewertung. Nimmt man jedoch die in Feldversuchen realisierten Mehrerträge von 5 bis 10 dt/ha Getreide und die N-Einsparung der Folgekultur von rund 30 bis 60 kg N/ha als Bewertungsgrundlagen, so können sicherlich gut 180 € je ha Körnerleguminosen als Vorfruchtwert angerechnet werden. Gegenüber Getreide verringert sich unter dieser Annahme für die Körnerleguminosen die DAL-Differenz von rund 500 €/ha auf 320 €/ha. Bei einem Fruchtfolgeanteil der Körnerleguminosen von 20 % läge mithin die durchschnittliche DAL der Fruchtfolge um rund 64 €/ha Ackerfläche niedriger als bei einer Raps/ Weizen/ Gerste - Fruchtfolge.

Körnerleguminosen in der Fütterung

Ackerbohnen und Erbsen besitzen aufgrund ihres hohen Protein- und Stärkegehaltes einen guten Futterwert für Schweine. Die vergleichsweise niedrigen Gehalte der schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystin sowie des Threonins und deren im Vergleich zum Sojaschrot deutlich geringere Verdaulichkeit sind bei der Rationsoptimierung zu berücksichtigen. Geschmackliche Beeinträchtigungen und Behinderungen des enzymatischen Abbaus zum Beispiel durch Tannine in Ackerbohnen können den Futterwert jedoch schmälern. Um eine rapide fallende Futterakzeptanz bei hohen Mischungsanteilen an Körnerleguminosen mit ihren verdauungshemmenden Gehalten an sekundären Inhaltsstoffen zu umgehen, werden Einsatzmengen von maximal 10 bis 20 % Körnerleguminosen in der Anfangs- und Endmast empfohlen. Es kann also nur ein Teil des Sojaschrotes ersetzt werden.

In Tabelle 2 sind bei verschiedenen Preisen für Sojaschrot und Weizen, die noch akzeptablen Vergleichspreise für Ackerbohnen und Erbsen aufgeführt. Hierzu ein Beispiel: Falls Weizen 18,00 € und Sojaschrot 33,00 € je dt kosten, dann sind Ackerbohnen und Erbsen maximal 25,75 € oder 26,15 € je dt wert. Liegt der Marktpreis der Körnerleguminosen unter dem Vergleichspreis, so könnte mit Körnerleguminosen günstiger als mit Sojaschrot und Weizen gefüttert werden. Diese Vergleichspreise stellen allerdings nur eine grobe Orientierungshilfe dar. Einzelbetriebliche Besonderheiten im Bereich des Anbaues, der Lagerungslogistik und der Futterkosten können zu Verschiebungen der Vergleichspreise führen

Fazit

Ackerbohnen und Futtererbsen werden am Markt oftmals unter ihrem Futterwert gehandelt und sind damit als Verkaufsfrucht momentan uninteressant. Bei geringem Anbauumfang auf weniger als 10 % der Ackerfläche bleibt das monetäre Risiko überschaubar, jedoch auch der potentielle Nutzen. Lässt man sich auch in geringen Umfang auf den Anbau von Körnerleguminosen ein, so müssen Arbeitsabläufe, Flächenzuschnitt, Lagerung und Vermarktung passen. Durch die Verwertung in der eigenen Tierhaltung erhöht sich die Wertschöpfung, so dass Körnerleguminosen anteilig Sojaschrot sinnvoll substituieren können. Andererseits bleibt der Leguminosenanbau gerade in Veredlungsregionen mit hoher Flächenkonkurrenz und einem vorhandenen N-Angebot aus der Tierhaltung unattraktiv.

Über die weitere Zukunft des Körnerleguminosenanbaus in Europa entscheidet in den nächsten Jahren der Preis für Sojaschrot und in erster Linie die Verfügbarkeit von gentechnikfreier Ware. Sollte im Rahmen der GAP 2014-2020 der Anbau von Leguminosen zur Erfüllung der Ökologisierungverpflichtungen möglich sein, so werden die Karten auch für den Anbau von Körnerleguminosen neu gemischt.

Autor: Dr. Harald Lopotz