Ackerbohnen und Körnererbsen: Ergebnisse der Landessortenversuche 2016

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Körnerleguminosen weiter im Aufwind

Der Leguminosenanbau in Deutschland hatte aufgrund seiner geringen Wettbewerbsfähigkeit bis 2014 stetig abgenommen. Die Gründe waren vielfältig. Es entstand eine regelrechte Negativspirale für heimische Eiweißpflanzen. In den letzten beiden Jahren gab es eine deutliche Anbauausdehnung. Die Gründe hierfür sind mit der Anrechnung von Leguminosen im Greening und dem Förderprogramm „Vielfältige Kulturen“ schnell ausgemacht. Über das aktuelle Anbaujahr, die Ergebnisse der Landessortenversuche bei Körnererbsen und Ackerbohnen und Anbautipps für die kommende Aussaat berichten Heinrich Brockerhoff und Heinz Koch, Landwirtschaftskammer NRW.

Anreize für den Leguminosenanbau

Politik und Gesellschaft wollen im Rahmen der Eiweißstrategie den Anbau heimischer Leguminosen steigern. Hierzu wurden über die Anrechenbarkeit von Leguminosen im Rahmen der 1. Säule über das Greening und zusätzlich geförderte Agrarumweltmaßnahmen im Rahmen der 2. Säule entsprechende Anreize geschaffen.

2015 wurden in Deutschland rund 162.000 Hektar stickstoffbindende Pflanzen als ökologische Vorrangfläche angebaut. Stickstoffbindende Pflanzen waren der drittwichtigste Typ der ökologischen Vorrangflächen nach Zwischenfrüchten/Untersaaten und Brachflächen. Das kann sich aber auch ganz schnell wieder ändern, wenn ab 2017 der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln beim Anbau von Leguminosen für das Greeening verboten werden sollte. Konventionell wirtschaftende Betriebe werden dann keine Leguminosen mehr als Greening anbauen und beim Greening ausschließlich auf Zwischenfrucht/Untersaat, Brachen und Streifen setzen. Das wäre sehr bedauerlich.

Zu den Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen zählt in NRW die Fördermaßnahme "Vielfältige Kulturen". Zentrale Förderverpflichtung dabei ist der Anbau von jährlich mindestens fünf verschiedenen Hauptfruchtarten in Kombination mit einem Leguminosenanteil auf mindestens 10 Prozent der Ackerfläche des Betriebes und einer Vertragsdauer von fünf Jahren. Im Jahr 2016 sind rund 700 Betriebe in das für viele lukrative Förderprogramm eingestiegen. Für 2017 rechnet wir mit 400 weiteren Betrieben, die die Anbauflächen in NRW noch einmal um 3.000 bis 4.000 Hektar steigen lassen werden. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wird hier unabhängig von der Entscheidung beim Greening weiterhin erlaubt bleiben.

Die Landwirtschaft hat wieder Interesse am Leguminosenanbau gefunden. Für interessierte Betriebe stellt sich die Frage nach der geeigneten Leguminose und der optimalen Anbautechnik. Lupinen und Sojabohnen werden es nur in wenigen Ausnahmefällen sein. Im Jahr 2016 lagen die Anbauflächen in NRW je Kultur bei diesen beiden Exoten bei rund 200 Hektar. Auch für 2017 ist hier mit keiner wesentlichen Anbauausdehnung zu rechnen.

Ackerbohnen …

Die Ackerbohne hat die höheren Boden- und Klimaansprüche. Tiefgründige, mittlere und schwere Standorte mit guter Wasserversorgung sind die Basis für gute und sichere Erträge. Trockenheit in der Blüte und während des Hülsenansatzes hat deutlich größere Ertragsauswirkungen als bei Körnererbsen. Anbaupausen von mindestens vier Jahren sollten eingehalten werden. Die Aussaat kann schon ab Ende Februar erfolgen. Saatbettzustand geht vor Saattermin, da Staunässe unbedingt vermieden werden muss. Spätfröste bis minus 5 Grad werden vertragen. Spätester Aussaattermin ist Anfang April. Ertrag und Standfestigkeit profitieren von frühen Saatterminen. Die Aussaat kann in Pflug- oder Mulchsaat erfolgen. Wichtig ist eine ausreichend tiefe Ablage von (5) bis 8 cm, die mittlerweile mit guter Technik auch bei Mulchsaat realisierbar ist. Die Aussaatstärke sollte bei günstigen Saatbettbedingungen bei 40 bis 45 und bei ungünstigen Bedingungen bei 45 bis 50 keimfähigen Körnern/m2 liegen. Bei zum Teil sortenabhängig unterschiedlichen TKG´s zwischen 350 und 600 g haben kleinkörnigere Sorten geringere Saatgutkosten je Hektar. Ein Impfen des Saatgutes mit Knöllchenbakterien ist nicht erforderlich.

Bei Stickstoff besteht kein Düngedarf. Auch die Versorgung mit den Grundnährstoffen Phosphor und Kali wird bei guter Bodenversorgung in der Regel aus dem Bodenvorrat sichergestellt. Sinnvoll ist eine Schwefeldüngung in Höhe von 20 bis 30 kg/ha, die neben dem Ertrag auch die Proteingehalte positiv beeinflusst. Hierzu eignen sich entsprechende Kalidünger mit Schwefel. Die chemische Unkrautbekämpfung muss im Vorauflauf erfolgen. Für den Nachauflauf gegen Unkräuter steht mit Basagran nur ein Mittel mit eingeschränktem Wirkungsspektrum und zum Jahresende auslaufender Zulassung zur Verfügung. Bis Mitte 2017 können Restmengen noch gehandelt und bis Mitte 2018 aufgebraucht werden. Zum Anbau gehören die intensive Beobachtung des Läusebefalls und gegebenenfalls auch der Einsatz eines Fungizids gegen Rost, Brenn- oder Schokoladenflecken. Die Ernte erfolgt nach der Winterweizenernte Ende August/Anfang September. Die Proteingehalte von Ackerbohnen lagen im Mittel der Jahre in den Landessortenversuchen bei rund 29 bis 30 Prozent.

… oder Futtererbsen anbauen?

Bei Futtererbsen ist nach Aussagen des Handels die Vermarktung etwas einfacher. Neben der Kraftfutterindustrie gibt es mit der Stärkeindustrie eine weitere Verwertungsmöglichkeit. Hauptproblem der Futtererbse ist die Lageranfälligkeit nach Dauerregen in der Abreife- und Erntephase, die zu massivem Lager und Ernteproblemen führen kann. Auch Tauben können vor allem in Stadtnähe Bestände ab dem Auflaufen radikal schädigen. Hier hat die Ackerbohne Vorteile.

In Anbau gibt es bei kleineren Unterschieden viele Parallelitäten. Futtererbsen passen im Gegensatz zu Ackerbohnen auch auf leichtere, trockenere Standorte. Anbaupausen von mindestens vier bis sechs Jahren sollten eingehalten werden. Aufgrund der geringeren Frosthärte sollte die Saat erst ab Anfang/Mitte März erfolgen. Die optimale Aussaatstärke liegt je nach Termin und Aussaatbedingungen bei 60 bis 90 keimfähigen Körnern/m2 und die optimale Saattiefe bei 5 bis 6 cm. Auch bei Futtererbsen gibt es klein- und großkörnigere Sorten. Die TKG´s schwanken zwischen 200 und 320 Gramm. Geringeres TKG heißt Einsparungen bei den Saatgutkosten. Bei den Themen Impfung, Düngung, Herbizid- und Insektizideinsatz gelten die Aussagen zu Ackerbohnen. Wichtige Pilzkrankheiten sind Brennfleckenkrankheit, Grauschimmel, falscher Mehltau und Weißstängeligkeit. Gegen Grauschimmel und falschen Mehltau gib es in Deutschland keine zugelassenen Mittel.

Erntereif sind Futtererbsen kurz nach der Winterweizenernte. Bei stärkerem Lager muss tief gemäht werden. Dann kann es auf steinigeren Standorten Probleme geben. Die Proteingehalte von Futtererbsen lagen im Mittel der Landessortenversuche bei rund 23 Prozent.

Sortenwahl bei Ackerbohnen

Bei Ackerbohnen stehen für 2016 für das Anbaugebiet der Lehmböden im Nordwesten vier Landessortenversuche zur Auswertung zur Verfügung. Die mehrjährigen Ergebnisse der Versuche zu Ertrag und Proteingehalten sind in Tabelle 1 und 2 aufgeführt.

Die für den Anbau zur Verfügung stehenden Sorten kann man drei Gruppen unterscheiden. Der größte Teil der Sorten ist Tanninhaltig. Tannin kann den Einsatz in der Fütterung von Geflügel oder Schweinen begrenzen. Tanninhaltige Sorten eignen sich daher vornehmlich für die Rindviehfütterung. Im Schwerpunkt werden aus dieser Gruppe Fanfare und Fuego empfohlen. Diese beiden Sorten sind auch die mit Abstand vermehrungsstärksten Sorten in Deutschland. Die relativ neue und ertragsstarke Sorte Tiffany (2-jährig geprüft) ist tanninhaltig, hat aber stark reduzierte Vicin- und Convicingehalte. Sie eignet sich hierdurch auch für die Fütterung von Legehennen. Saatgut ist hier knapper und muss frühzeitig bestellt werden.

Bis vor einigen Jahren gab es als weiteres Zuchtziel Sorten mit geringen Tanningehalten. Diese Sorten haben prinzipiell Vorteile bei der Fütterung von Schweinen, Geflügel und Fischen. Als einzige Sorte aus diesem Segment wird aktuell noch Taifun geprüft. Tanninarme Sorte haben ein niedrigeres Ertragsniveau. Das ist auch in den Versuchen erkennbar. Da der Markt dieses Merkmal nicht mit höheren Preisen honoriert, hat die Bedeutung tanninarmer Sorten abgenommen.

Anbauer sollten im Vorfeld grundsätzlich mit der aufnehmenden Hand die Sortenfrage abstimmen. Tabelle 3 zeigt die Sortenbeschreibung der geprüften Sorten nach der Beschreibenden Sortenliste und Tabelle 4 die zusammengefasste Sortenempfehlung für die Aussaat 2017.

Sortenwahl bei Futtererbsen

Bei Futtererbsen konnten im Jahr 2016 auf den Lehmstandorten im Nord-Westen leider nur zwei Landessortenversuche ausgewertet werden. Die mehrjährigen Ergebnisse der Versuche zu Ertrag und Proteingehalten sind in Tabelle 5 und 6 aufgeführt. Das Ertragsniveau lag mit 42,9 dt/ha auf einem enttäuschenden Niveau. In der Praxis wurden Erträge bis zu 65 dt/ha erzielt. Auch bei Futtererbsen ist die Anzahl der geprüften Sorten sehr überschaubar. Entscheidende Größe bei der Sortenwahl ist neben der Ertragshöhe die Standfestigkeit der Sorten und die Bestandeshöhe zum Druschtermin. Ein hohes theoretisches Ertragsniveau nützt in Lagerjahren nichts, wenn die platt am Boden liegenden Schoten praktisch nicht zu ernten sind. Respect und Salamanca weisen die höchste Erntesicherheit in kritischen Jahren auf. Alvesta, Astronaute und Navarro sind bei diesem sehr wichtigen Merkmal schlechter zu bewerten. Tabelle 7 zeigt die Sortenbeschreibung der geprüften Sorten nach der Beschreibenden Sortenliste und Tabelle 8 die zusammengefasste Sortenempfehlung für die Aussaat 2017.

Autor: Heinrich Brockerhoff, Heinz Koch