Landessortenversuche Ackerbohnen 2012

Blühende Ackerbohnen

Ackerbohnen: Im Versuch gute, in der Praxis eher schlechte Erträge

Nach der besonderen Ernteermittlung des statistischen Landesamtes NRW (BEE) wur-den 2012 bei den Ackerbohnen mit 40,1 dt je ha landesweit rund 8,7 % niedrigere Erträ-ge erzielt als im Vorjahr. In den Landessortenversuchen dagegen lagen Erträge im Mittel mit 65,8 dt je ha um beachtliche 13 % über den schon sehr guten Vorjahresergebnissen. Dieses ist seit sieben Jahren das bislang beste Ergebnis überhaupt.

Die Anbauflächen der Ackerbohnen in NRW zeigen in den letzten Jahren weiterhin einen konstanten Rückgang. Mit insgesamt rund 1 200 ha in Westfalen-Lippe und 360 ha im Rheinland erfuhr die Ackerbohnenanbaufläche gegenüber dem Vorjahr allerdings nur einen geringen Rückgang um gut 100 ha. Nach den Ergebnissen der Besonderen Ernteermittlung (BEE) des Landesamtes für Statistik NRW liegen im letzten zehnjährigen Mittel die Ackerbohnenerträge mit 41,5 dt je ha gut 2,0dt je ha über denen der Futtererbsen. Die Ertragsschwankungen bei dieser Leguminosenart sind in den letzten 14 Jahren ebenfalls deutlich geringer. Beim Vergleich des letzten fünfjährigen Ertragsmittels mit im Mittel 40,9 dt je ha zu dem davor liegenden fünfjährigen Ertragsmittel von 2003 bis 2007 in Höhe von 42,0 dt ha ist, sehr zurückhaltend formuliert, ein Ertragsfortschritt nicht erkennbar. Bei den Ackerbohnen sind, zumindest in naher Zukunft, auch keine züchtungsbe-dingten Ertragssteigerungen mehr zu erwarten, da es in Deutschland zurzeit keine Ackerbohnenzüchtung mehr gibt. Eine konkurrenzfähige Rentabilität im Ackerbohnenanbau wird seitens der Züchter offensichtlich nicht mehr erwartet.

Landessortenversuche Ackerbohnen

In Nordrhein-Westfalen wurden 2012 zwei Landessortenversuche mit fünf Ackerbohnensorten angelegt. Wegen ihrer hohen Standortansprüche an die Wasserversorgung wurden nur Lehmstandorte ausgewählt, die über die erforderlichen bindigen, tiefgründigen Böden mit hoher Wasserspeicherkapazität verfügen. Die Aussaatstärke betrug 40 Körner je m². Für die Sortenempfehlungen konnten noch drei weitere Ackerbohnen-Landessortenversuche beziehungsweise Wertprüfungsversuchsergebnisse in die Auswertung einbezogen werden. Die Tabellen1 und 2 zeigen die Ertragsleistungen. Die Erträge der Sorten Isabell und Fuego liegen diesjährig recht nahe beieinander. Auffällig deutlich überdurchschnittlich und sehr konstant konnte diesjährig die neue Sorte Pyramid (EU-Sorte) überzeugen. Bei mehrjähriger Betrachtung der Ertragsergebnisse überzeugen die Sorten Fuego und Pyramid hinsichtlich ihrer konstanten Leistungen, siehe Tabelle 3. Die detaillierten Sortenbeschreibungen sind in Tabelle 4 aufgeführt.

Wertvoller Rohproteinertrag

Ackerbohnen werden hauptsächlich im Viehfutter als Proteinträger eingesetzt. Daher ist bei der Sortenwahl für den Selbstverwerter der Rohproteinertrag je Flächeneinheit die entscheidende Größe. Wird die Ernte vermarktet, ist eher der Kornertrag je Flächeneinheit das entscheidende Sortenwahlkriterium, da der Rohproteingehalt kein vermarktungsrelevantes Vergütungskriterium ist. Allerdings setzt der Tanningehalt der Sorten dem Umfang des Einsatzes in den Futterrationen durch eine Behinderung der Futteraufnahme und Eiweißverdauung Grenzen. Die empfohlenen Leistungsträger bei den geprüften Sorten weisen einen höheren Tanningehalt auf. Die einzige tanninarme Sorte Tangenta zeigt leider keine sehr überzeugende Ertragsleistung. Bezüglich der Eiweißgehalte (Tabelle 5) gibt es bei den drei mehrjährig geprüften Sorten keine deutlichen Sortenunterschiede, während die ertragsstarke neue Sorte Pyramid deutlich niedrigere Gehalte aufweist. Im erzielbaren Proteinertrag erreicht Pyramid wegen ihrer hohen Ertragspotenz allerdings wieder ein hohes Leistungsniveau.

Hinweise zum Anbau

Im Vergleich zu den anderen Leguminosen stellt die Ackerbohne die höchsten Ansprüche an den Boden. Als Vorfrüchte kommen alle Getreidearten in Frage, ebenso Mais. Innerhalb der Fruchtfolge zählt die Ackerbohne zu den Gesundungsfrüchten – sie fördert das mikrobielle Bodenleben. Zudem ist sie keine Wirtspflanze der Fußkrankheitserreger des Getreides. Ackerbohnen sollten nur alle vier bis fünf Jahre auf demselben Schlag angebaut werden. Der pH-Wert sollte mindestens 6,0 betragen, damit die Knöllchenbakterien genügend Stickstoff binden können. Ackerbohnen benötigen tiefgründige und wassernachliefernde Böden. Sie besitzen ein nur schwach entwickeltes Neben- und Faserwurzelsystem. Die großen Samen brauchen viel Keimwasser – etwa die doppelte Menge von Getreide. Eine frühe Saat, eventuell auch schon bei leichtem Frost bis -5 °C ist vorteilhaft, um die Vegetationszeit zu verlängern. Das Saatbett muss eine gute, stabile Bodenstruktur auf-weisen. Bei Ackerbohnen empfiehlt sich, wenn möglich, die Einzelkornsaat mit einer Saatstärke von 35 bis 40 Körnern/m². Drillsaat ist allerdings auch möglich, eventuell den Schardruck erhöhen. Die Ablagetiefe sollte mindestens 5 bis 6 cm bei schon sehr früher Aussaat betragen, damit die Samen ausreichend Keimwasser aufnehmen können. Ebenfalls wird dadurch auch die Standfestigkeit erhöht. Die Saatmenge ist nach der gängigen Formel (Saatmenge (kg je ha) = Körner/m² x TKM/Keimfähigkeit) exakt zu berechnen. Bei den Ackerbohnen stellen die Saatgutkosten einen wichtigen Produktionsfaktor dar. Die Höhe beläuft sich je Hektar auf etwa 20 % des Erlöses der geernteten Ware. Daher wirken sich niedrige TKM günstiger auf die Saatgutkosten aus. Eine N- Düngung ist nicht erforderlich. Eventuell kann eine Kali-Düngung sinnvoll sein, da der Bedarf der Pflanzen an diesem Nährstoff relativ hoch ist. Aufgrund der langsamen Jugendentwicklung und des späten Reihenschlusses ist eine Unkrautbekämpfung unumgänglich. Ackerbohnen sind empfindlich gegenüber Trockenheit zur Zeit der Blüte. In der Abreife sind die Ackerbohnen relativ spät. Die Ernte liegt in der Regel zwischen dem 20. August und Mitte September, kann damit je nach Jahr schon mal mit der Weizenernte kollidieren.

Autor: Dr. Joachim Holz, Dr. Kathrin Bürling