Landessortenversuche Futtererbsen 2007

Erbsenschote (Pisum sativum)

Futtererbsen mit schlechten Erträgen

In Nordrhein-Westfalen stand 2007 nur ein Landessortenversuch mit Futtererbsen zur Verfügung. In der Tabelle 1 sind die insgesamt fünf verfügbaren Landessortenversuchsstandorte mit zehn Sorten auch aus Niedersachsen aufgeführt. Die Aussaatstärke der Futtererbsen betrug 75 Körner je m².

Die Tabellen 1 und 2 weisen die Erträge der Sorten aus. Von den langjährig geprüften Sorten bestätigte Santana wie schon in den Vorjahren gleichmäßige überdurchschnittliche Erträge. Auch Rocket konnte mit beständigen Erträgen wieder überzeugen. Als zweijährig geprüfte Sorte verdient Mascara Interesse. Für die Vermehrung interessant, erstjährig in den Landessortenversuchen geprüft, zeigen sich Maringa und Respect, siehe Tabelle 3. Die in der Tabelle 4 aufgeführten Eigenschaften zeigen Unterschiede bezüglich der Standfestigkeit und der Reife. Diese für die Erbsen sehr wichtigen Merkmale haben für die verschiedenen Standorte eine unterschiedlich starke Bedeutung und sind daher zu beachten. Hervorzuheben ist bei der Sorte Respect die absolute Standfestigkeit, trotz höherer Pflanzenlänge.

Rohproteinertrag beachten

Futtererbsen werden zum überwiegenden Teil auf dem Betrieb verfüttert. Daher ist der Rohproteingehalt und der Eiweißertrag je Hektar ein zusätzliches Bewertungskriterium für die Sortenwahl. In der Vermarktung wird nicht nach Rohproteingehalt unterschieden. Im Vergleich zu Ackerbohnen enthalten Erbsen mehr Stärke und Zucker, damit insgesamt einen höheren Energiegehalt.

Wie die Sorten in ihren Eiweißleistung einzustufen sind, kann der Tabelle 5 entnommen werden. Verglichen mit Ackerbohnen liegen bei den Futtererbsen die Eiweißgehalte um rund 8 bis 10 % niedriger. Die Unterschiede zwischen den Sorten sind über die Jahre betrachtet relativ gering. Die empfohlenen Sorten weisen, mit Ausnahme der Sorte Rocket, alle gute bei Mascara, Respect und Maringa bis sehr gute bei Santana Eiweißleistungen auf.

Tannin behindert die Futteraufnahme und die Eiweißverdauung. Dies kann sich bei Schweinen oder Geflügel mindernd auf die umsetzbare Energie auswirken. Im Unterschied zu den Ackerbohnen sind die gängigen Futtererbsensorten tanninarm.

Sortenbeschreibungen Erbsen

Santana: Mehrjährig konstante, überdurchschnittlich hohe Erträge an allen Standorten. Im Durchschnitt der Jahre und Standorte deutlicher überdurchschnittliche Proteingehalte. Mittellange Sorte mit sehr guter Standfestigkeit. Mittlere Anfälligkeit gegenüber Ascochyta. Empfehlung: Auf allen Standorten gut geeignet.

Rocket: Mehrjährig konstant hohe Erträge. Im Durchschnitt der Jahre und Standorte deutlicher unterdurchschnittliche Proteingehalte. Längere Sorte mit guter Standfestigkeit. Leicht unterdurchschnittliche Anfälligkeit gegenüber Ascochyta. Empfehlung: Auf allen Standorten gut geeignet.

Mascara: Neuere Sorte mit in der Regel guten Erträgen. Durchschnittliche Proteingehalte. Längere Sorte mit guter Standfestigkeit. Empfehlung: Auf allen Standorten zum Ausprobieren geeignet.

Hinweise zum Anbau

Futtererbsen vertragen den Anbau auch auf flachgründigeren, leichteren, aber gut mit Humus und Kalk versorgten Böden. Der Wasseranspruch ist etwas geringer als bei Ackerbohnen. Als Vorfrüchte kommen alle Getreidearten in Frage, ebenso Mais und Hackfrüchte, da diese am ehesten einen garen Boden hinterlassen. Sie sollten nur alle fünf bis sechs Jahre auf demselben Schlag angebaut werden. Der pH-Wert sollte sich im neutralen Bereich zwischen 6,5 und 7,2 bewegen, damit die Knöllchenbakterien genügend Stickstoff binden können. Eine N-Startgabe ist nicht erforderlich. Erbsen sind empfindlich gegenüber Bodenstrukturschäden und sollten deshalb erst in ausreichend abgetrocknete Böden gesät werden, nur dann ist eine gute Knöllchenentwicklung und damit eine N-Versorgung der Pflanzen gewährleistet. Dabei können, wenn nicht anders möglich, auch verspätete Aussaaten im April in Kauf genommen werden. Da Futtererbsen frostempfindlicher sind, sind im Unterschied zu den Ackerbohnen zu frühe Saaten zu vermeiden. Die im Boden lebenden Knöllchenbakterien können darüber hinaus auch erst bei höheren Bodentemperaturen das junge Wurzelgewebe in ausreichendem Maße infizieren. Allerdings sind grundsätzlich frühere Saaten anzustreben, da besonders unter Kurztagsbedingungen das Wurzelwachstum und die Wurzelentwicklung als Voraussetzung für eine spätere ausreichende Wasserversorgung gefördert wird.

Futtererbsen können mit 70 bis 80 Körnern/m² in Drillsaat 4 bis 5 cm tief in ein nicht zu feines Saatbett gesät werden. Da die Saatgutkosten auch hier einen großen Teil der Produktionskosten ausmachen, ist die Saatmenge nach der gängigen Formel Saatmenge = Körner/m² x TKM/Keimfähigkeit zu berechnen. Da ein größeres Anbaurisiko durch Vogelfraß besteht, ist flachere Saat auf jeden Fall zu vermeiden. Das Saatbett sollte sehr eben sein, da der Erbsenbestand bei der Ernte relativ niedrig abgemäht werden muss.

Während der Vegetationszeit können Blattrandkäferbefall und die Erbsenblattlaus größeren Schaden anrichten. Die entsprechenden Warndiensthinweise und gegebenenfalls Pflanzenschutzhinweise sind zu beachten. In der Abreife sind Futtererbsen deutlich früher als Bohnen. Häufig fällt die Ernte daher mit der des Weizens zusammen. Problematisch sind Jahre mit einer feuchten Abreife. Allerdings lassen sich die heutigen, etwas längeren und vor allem standfesteren Erbsensorten deutlich besser dreschen als die älteren Sorten. Die neueren Sorten weisen eine Bestandeshöhe zur Ernte von bis zu 70 cm auf. Der Dreschkorb ist weit zu stellen. Um Kornbeschädigungen zu vermeiden, muss die Dreschtrommel-Umdrehungsgeschwindigkeit deutlich verringert werden.

Autor: Dr. Joachim Holz, Heinz Koch