Landessortenversuche Futtererbsen 2013

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Reife Futtererbsen

Futtererbsen 2013 mit leicht überdurchschnittlichen Erträgen

Bei den Futtererbsen lagen nach der besonderen Ernteermittlung (BEE) die Erträge dieses Jahr mit 41,7 dt je ha auf Vorjahresniveau. In den Landessortenversuchen konnte im Mittel gegenüber dem vergangenen Jahr mit 62,5 dt je ha sogar ein um 7,8 dt höheres Ertragsniveau erreicht werden. Wie die Erbsensorten im Einzelnen in den Landessortenversuchen abschnitten, beschreibt Dr. Kathrin Bürling, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.

Die Anbaufläche für Futtererbsen in NRW hat sich gegenüber dem Vorjahr mit rund 242 ha nochmals erheblich reduziert. Mit rund 421 ha in Westfalen-Lippe und rund 480 ha im Rheinland ist die Anbaufläche damit bislang auf einen Tiefststand gesunken.

Obwohl viele acker- und pflanzenbauliche Kriterien generell für den Einsatz der Leguminosen sprechen, ist eine Wirtschaftlichkeit des Anbaues wegen der mangelnden wettbewerbsfähigen Marktpreise und der bei den Futtererbsen stärker schwankenden Erträge häufig nicht gegeben. Darüber hinaus besteht vielfach das Problem fehlender Absatzwege oder einer nicht funktionierenden Vermarktung.

Die Erträge der Futtererbsen mit gegenüber den Ackerbohnen vergleichsweise größeren Einzeljahresertragsschwankungen liegen nach der Besonderen Ernteermittlung im letzten zehnjährigen Mittel um 2 dt je ha unter denen der Ackerbohnen. Auch für die Futtererbse gibt es derzeit nur ein Züchtungsprogramm. Im Rahmen des erwähnten Züchtungsprogramms ist die Zahl der angemeldeten Sorten zur Wertprüfung von im Schnitt einer bis drei Sorten 2009 bis 2012 im Jahr 2013 auf fünf Sorten gestiegen. Von wesentlichen Ertragssteigerungen durch Züchtungsfortschritt ist damit dennoch nicht zwangsläufig auszugehen. Bleibt darüber hinaus abzuwarten, inwieweit sich die vier 2013 in die Wertprüfung aufgenommenen Sorten vier weiterer Firmen darstellen.

Landessortenversuche Futtererbsen

Landessortenversuche mit Futtererbsen sind stets besonders stark durch äußere Einflüsse, insbesondere durch Vogelfraß gefährdet. Vor allem dann, wenn diese nicht in einen größeren Praxisschlag mit Futtererbsen integriert werden können, ist eine erfolgreiche Versuchsdurchführung trotz aller Bemühungen, die Pflanzen vor Schaden zu bewahren, oft nur sehr schwer möglich.

In Nordrhein-Westfalen stand der auf Lehm in Haus Düsse angelegte Landessortenversuch für die Auswertung leider nicht zur Verfügung. Die Beerntung des Versuches lieferte aufgrund der geschilderten Problematiken keine verwertbaren Daten. Somit musste für die diesjährige Sortenempfehlung auf einen Standort des Nachbar-Kammerlandes Niedersachsen sowie zwei Wertprüfungsstandorte des BSA zurückgegriffen werden. Dabei umfassen die beiden Wertprüfungsstandorte nicht das gesamte LSV-Sortensortiment.

In Tabelle 1 sind die Ertragsergebnisse der diesjährig verfügbaren Versuche aufgeführt. Tabelle 2 weist die erzielten Ertragsleistungen der Sorten im Mittel über die Versuchsstandorte aus.

Die aus diesen Ergebnissen resultierenden Sortenempfehlungen sind Tabelle 3 zu entnehmen. Über die Jahre zeigt nach wie vor die Sorte Alvesta überdurchschnittliche und sehr konstante Leistungen. Ebenfalls sehr hohe Erträge zeigt die Sorte Auckland, wobei hier die Datengrundlage „dünner“ als bei Alvesta ist und auch diesjährig nur ein (sehr gutes) Standortergebnis zur Verfügung stand. Unter Beachtung der hohen Saatgutkosten für Leguminosen ergeben sich bei der Sorte Alvesta möglicherweise Vorteile durch die deutlich geringere TKM im Vergleich zur Sorte Auckland. Bei den übrigen geprüften Sorten liegen die Erträge im Mittel eher nur noch im durchschnittlichen Bereich. Die in Tabelle 4 aufgeführten Eigenschaften der Sorten zeigen pflanzenbaulich nicht allzu relevante Unterschiede bezüglich der Standfestigkeit und der Reife. Lediglich die Sorte Respect weist eine deutlich erhöhte Standfestigkeit gegenüber den übrigen Sorten auf. In „Lagerjahren“ kann eine solche Sorte dann deutlich besser abschneiden, wie in Versuchen benachbarter Kammerländer mehrfach beobachtet werden konnte.

Rohproteinertrag beachten

Futtererbsen werden zum überwiegenden Teil auf dem eigenen Betrieb verfüttert. Daher sind der Rohproteingehalt und damit der Eiweißertrag je Hektar ein zusätzliches Bewertungskriterium. In der Vermarktung wird nicht nach Rohproteingehalt unterschieden. Im Vergleich zu Ackerbohnen enthalten Erbsen mehr Stärke und Zucker und damit insgesamt einen höheren Energiegehalt. Tannin kann die Futteraufnahme und die Eiweißverdauung behindern. Dies kann sich bei Schweinen oder Geflügel mindernd auf die umsetzbare Energie auswirken. Im Unterschied zu den Ackerbohnen sind die gängigen Futtererbsensorten alle tanninarm.

Wie die Sorten bezüglich der Eiweißleistung einzustufen sind, ist Tabelle 5 zu entnehmen. Verglichen mit Ackerbohnen liegen bei den Futtererbsen die Eiweißgehalte um rund 8 bis 10 % niedriger. Die empfohlenen Sorten Alvesta und Auckland zeigen über die Jahre hinweg nur durchschnittliche oder schwach durchschnittliche Rohproteingehalte, schneiden durch ihre höheren Erträge letztlich im Rohproteinertrag als entscheidende Größe aber wieder überdurchschnittlich ab. Mehrjährig betrachtet zeigen Casablanca und Navarro stabil, leicht überdurchschnittliche Eiweißgehalte.

Tipps zum Anbau

Futtererbsen vertragen den Anbau auch auf flachgründigeren, leichteren, aber gut mit Humus und Kalk versorgten Böden. Der Wasseranspruch ist etwas geringer als bei Ackerbohnen. Sie reagieren empfindlich auf Staunässe und Bodenverdichtungen.

Als Vorfrüchte kommen alle Getreidearten in Frage, ebenso Mais und Hackfrüchte, da diese am ehesten einen garen Boden hinterlassen. Erbsen sollten nur alle fünf bis sechs Jahre auf demselben Schlag angebaut werden. Der pH-Wert sollte sich im neutralen Bereich zwischen 6,5 und 7,2 bewegen, damit die Knöllchenbakterien genügend Stickstoff binden können. Eine N-Düngung ist nicht erforderlich.

Erbsen sind empfindlich gegenüber Bodenstrukturschäden und sollten deshalb erst in ausreichend abgetrocknete Böden gesät werden. Nur dann ist eine gute Knöllchenentwicklung und damit N-Versorgung der Pflanzen gewährleistet. Dabei können, wenn nicht anders möglich, auch verspätete Aussaaten im April eher in Kauf genommen werden, wobei Mitte April als spätester Aussaattermin gesehen werden sollte. Wegen der größeren Frostempfindlichkeit sind, im Unterschied zu den Ackerbohnen, zu frühe Saaten auch aus diesem Grund zu vermeiden. Die im Boden lebenden Knöllchenbakterien können erst bei höheren Bodentemperaturen das junge Wurzelgewebe in ausreichendem Maße infizieren. Allerdings sind grundsätzlich möglichst frühe Aussaaten anzustreben, da besonders unter Kurztagsbedingungen das Wurzelwachstum und die Wurzelentwicklung, als Voraussetzung für eine spätere ausreichende Wasserversorgung gefördert wird. Wie bereits angedeutet, ist auch bei der Futtererbse die Einhaltung acker- und pflanzenbaulicher Grundbedingungen Voraussetzung zur Sicherung jährlich stabiler Ertragsleistungen.

Futtererbsen sind mit 70 bis 80 Körnern/m² in Drillsaat 4 bis 5 cm tief in ein nicht zu feines Saatbett zu säen. Da die Saatgutkosten auch hier einen großen Teil der Produktionskosten ausmachen, ist die Saatmenge nach der gängigen Formel (Saatmenge = Körner/m² x TKM/ Keimfähigkeit) zu berechnen. Da ein größeres Anbaurisiko durch Vogelfraß besteht, ist flachere Saat auf jeden Fall zu vermeiden. Das Saatbett sollte sehr eben sein, da der Erbsenbestand bei der Ernte relativ niedrig abgemäht werden muss.

Während der Vegetationszeit können Blattrandkäferbefall und die Erbsenblattlaus größeren Schaden anrichten. Die entsprechenden Warndienst- und Pflanzenschutzhinweise sind zu beachten. Wie bei der Ackerbohne ist auch bei dieser Leguminosenart eine Unkrautbekämpfung sehr wichtig.

In der Abreife sind Futtererbsen deutlich früher als Bohnen. Häufig fällt die Ernte daher mit der des Weizens zusammen. Problematisch sind Jahre mit einer feuchten Abreife auch wegen der hohen Trocknungskosten. Allerdings lassen sich die heutigen, etwas längeren und vor allem standfesteren Erbsensorten deutlich besser dreschen als die älteren Sorten. Die neueren Sorten weisen eine Bestandeshöhe zur Ernte von bis zu 70 cm auf. Der Dreschkorb ist weit zu stellen. Um Kornbeschädigungen zu vermeiden, muss die Dreschtrommel-Umdrehungsgeschwindigkeit deutlich verringert werden.

 

Autor: Dr. Kathrin Bürling