Worauf kommt es an bei Ackerbohne und Erbse?

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Ackerbohnen


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Reife Futtererbsen


Für Landwirte, die sich möglicherweise erstmals für den Leguminosenanbau im Frühjahr entschieden haben, erläutert Dr. Kathrin Bürling die optimale Produktionstechnik der Ackerbohne und Futtererbse.

Der Anbau von Ackerbohnen und Futtererbsen schwankte in den letzten Jahren in Nordrhein-Westfalen beständig um 3 000 ha, wobei die Ackerbohnen insgesamt einen leicht höheren Anbauflächenanteil einnehmen. Im Rheinland überwiegt eher der Futtererbsen-, in Westfalen-Lippe eher der Ackerbohnenanbau. 2014 hat der Anbau beider Arten (nach vorläufigen BEE-Angaben) in NRW eine Ausdehnung um insgesamt 1 155 ha auf rund 4 000 ha erfahren.

Die Vorteile des Leguminosenanbaus in der Fruchtfolge sind zusammengefasst:

  • N-Einsparung in der Nachfrucht (20 bis 40 kg/ha) durch die Stickstofffixierung der Leguminosen,
  • Unterbrechung der Entwicklungszyklen bestimmter Getreide- und Rapskrankheiten, wie zum Beispiel Schwarzbeinigkeit, Halmbruch, DTR, Fusarium im Getreide; Kohlhernie bei Raps,
  • insgesamt geringerer Krankheitsdruck in der Fruchtfolge,
  • geringerer Ungrasdruck, vor allem der Problemgräser Trespe und Ackerfuchsschwanz,
  • Förderung der strukturverbessernden Bodengare des Oberbodens,
  • Umstellung auf Mulchsaatverfahren (reduzierte Bodenbearbeitung) entsprechend leichter durchführbar.

Der Leguminosenanbau ermöglicht damit einen geringeren Aufwand an Produktionsmitteln in den Folgefrüchten. Im Rahmen der Rentabilitätsbewertung dieser Kulturen sollte berücksichtigt werden, dass nur eine betriebs- oder standortspezifische Berechnung von Fruchtfolgedeckungsbeiträgen diese Leistungen erfassen und ihnen gerecht werden kann. Bei der Berücksichtigung des erzielbaren Ertragsniveaus der Körnerleguminosen sollte beachtet werden, dass es sich bei der kalkulatorischen Verwendung der Ertragsdaten aus statistischen Erhebungen der amtlichen Dienste um Durchschnittserträge aus „öko“ und „konventionell“ handelt. Dabei ist der Flächenanteil mit Ökoanbau mit entsprechend geringerem Ertragsniveau deutlich höher.

Leguminosen besitzen die Fähigkeit, Luftstickstoff mit den Knöllchenbakterien an den Wurzeln zu binden. Da diese in ausreichender Menge im Boden vorhanden sind - anders als bei den nicht heimischen Sojabohnen - ist eine Saatgutimpfung in der Regel auch bei „jungfräulichen“ Standorten oder langjährigen Anbaupausen nicht erforderlich.

Ansprüche der Ackerbohnen

Wegen ihres hohen Wasserbedarfs von 600 bis 700 mm Jahresniederschlag sind Standorte mit tiefgründigen, humusreichen, bindigen Lehmen oder Tonen geeignet. Ackerzahlen über 50 sollten gegeben sein. Weniger geeignet sind staunasse Gleyböden, flachgründige Kalksteinverwitterungsböden sowie trockene, lehmige Sandböden. Ackerbohnen sind besonders empfindlich gegenüber Trockenheit zur Zeit der Blüte und des Hülsenansatzes, da es sonst zum (Abwurf von Blüten und Hülsen kommt. Ackerbohnen besitzen ein schwach entwickeltes Neben- und Faserwurzelsystem und haben im Vergleich zur Erbse und Lupine weniger die Fähigkeit, tiefgründige Bodenschichten zu lockern, sodass eher eine Gefügeverbesserung in den oberen Bodenschichten erfolgt. Ein pH-Wert von 6 sollte nicht unterschritten werden, damit die Knöllchenbakterien genügend Stickstoff binden können, gut ist ein pH-Wert zwischen 6,6 und 7,2.

Anbaupausen von mindestens vier Jahren sind unbedingt erforderlich. Als Vorfrüchte sind alle Getreidearten möglich, ebenso Mais. Für die Nachfrucht werden etwa 20 bis 40 kg N je ha hinterlassen.

Bodenbearbeitung und Saatbett

Eine flache Stoppelbearbeitung, 5 - 10 cm tief mit Rückverfestigung, nach Getreidevorfrucht sowie eine sorgfältige Grundbodenbearbeitung im Herbst mit mindestens 15 cm tiefer Lockerung - ein Pflugeinsatz ist nicht unbedingt erforderlich - haben sich bewährt. Das Saatbett ist auf Ablagetiefe des Saatgutes zu lockern und sollte ausreichend feinkrümlig für die Wirkungssicherung von Vorauflaufherbiziden sein.

Die Aussaat sollte möglichst früh, Ende Februar erfolgen, damit ein möglichst langes Wachstum unter Kurztagsbedingungen gewährleistet ist. Wenn der Oberboden gut abgetrocknet und ohne Verdichtungen befahrbar ist, kann gesät werden. Spätfröste bis - 5 °C werden vertragen. Der späteste Aussaattermin ist Anfang April. Eine Saatstärke von 40 bis 50 Körner/m² ist optimal. Auch bei späteren Saatterminen sollte sie nicht erhöht werden. Es empfiehlt sich, wenn möglich, die Einzelkornsaat, eine Drillsaat ist allerdings auch möglich. Bei schweren Böden sollte die Saattiefe etwa 6 bis 8 cm, bei leichten Böden 8 bis 10 cm betragen. Die Keimwasserverfügbarkeit, eine bessere Wurzelausbildung sowie eine höhere Standfestigkeit sind bei tiefer Saat eher gesichert. Die großen Samen benötigen mehr Keimwasser im Vergleich zum Getreide. Andererseits reagieren die Ackerbohnen empfindlich gegenüber stauender Nässe. Gegenüber suboptimalen Saatbettverhältnissen sind Ackerbohnen aber insgesamt weniger empfindlich als Futtererbsen. Bei der Keimung durchbrechen die Keimblätter die Bodenoberfläche nicht, sie erfolgt bereits ab 2 °C.

Düngung und Pflanzenschutz

Ackerbohnen sind, wie andere Blattfrüchte auch, für eine ausreichende Grundnährstoffversorgung besonders dankbar. Eine Grunddüngung im Rahmen einer Fruchtfolgedüngung sollte nach Möglichkeit hier platziert werden. Etwa 5 % Ertragszuwachs durch Schwefeldüngung ist zu erwarten. Je nach Nachlieferungsvermögen des Bodens ist eine Düngung mit 20 bis 40 kg/ha S empfehlenswert. Eine Stickstoffdüngung ist nicht erforderlich.

Aufgrund der langsamen Jugendentwicklung ist ein größerer Konkurrenzdruck durch Unkräuter und Ungräser zu erwarten und damit eine gezielte Bekämpfung (mechanisch und/oder chemisch) erforderlich. Mit beginnender Abreife des Bestandes besteht außerdem die Gefahr der Spätverunkrautung (Ernteerschwernis). Im Blattbereich stellen Schokoladenflecken, Brennflecken, Falscher Mehltau und Ackerbohnenrost die wichtigsten Krankheiten dar. Aus wirtschaftlicher Sicht ist eine Fungizidbehandlung nur bei hohem Befallsdruck zu empfehlen. Das Auftreten von Wurzelfäulen macht eine Saatgutbeize erforderlich. Zu den wichtigsten Schädlingen gehören Blattläuse, Blattrandkäfer und Samenkäfer.

Zu Bekämpfungsschwellen, Mittelauswahl, Anwendungszeitpunkten und Auflagen etc. sind die Hinweise und Empfehlungen des Pflanzenschutzdienstes zu beachten.

Späte Ernte

Durch die späte Abreife ist auch in günstigen Lagen die Ernte oft erst Ende August/Anfang September möglich. Der optimale Zeitpunkt ist erreicht, wenn die Hülsen schwarz und die Körner hart sind; die Stängel sollten zum überwiegenden Teil braun bis schwarz verfärbt sein. Auf Standorten über 300 m steigt das Abreiferisiko je nach Jahr. Bei Drusch mit zu hohen Feuchtigkeitsgehalten fallen wegen der großen Körner teure Trocknungskosten an. Die optimale Kornfeuchte für den Drusch liegt bei 15 bis 17 %. Bei der Ernte von Saatgut dürfen die Körner nicht zu trocken sein, die Umdrehungsgeschwindigkeit der Dreschtrommel ist entsprechend zu reduzieren (Drusch in den früheren Morgen- oder späteren Abendstunden).

Ansprüche von Futtererbsen

Der Anbau ist auf leichteren und flachgründigeren Böden möglich, sie sollten aber gut mit Humus und Kalk versorgt sein mit einem pH-Wert von 6,2 bis 7,0. Ein pH-Wert von 6 sollte nicht unterschritten werden, damit die Knöllchenbakterien genügend Stickstoff binden können. Futtererbsen reagieren empfindlich gegenüber Bodenverdichtung und Staunässe, daher sollten keine Bodenstrukturschäden vorhanden sein. Darüber hinaus ist eine gute Bodendurchlüftung wichtig für die Knöllchenbildung. Besonders geeignet sind humose, tiefgründige Lehmböden, weniger geeignet sind saure, staunasse oder verdichtete Böden sowie Sand- oder Tonböden.

Anbaupausen von mindestens fünf Jahren sind unbedingt einzuhalten, sonst kommt es zur Erbsenmüdigkeit. Eine Erbsenvorfrucht zu Zuckerrüben ist durch die Reduzierung des Besatzes mit Zysten von Ditylenchus günstig. Als Vorfrucht zu Getreide ist mit einer erhöhten (kosteneinsparenden) N-Nachlieferung zu rechnen. Winter- und Sommerzwischenfrüchte können als Nachfrucht in Betracht gezogen werden. Als Vorfrucht zur Erbse sind alle Getreidearten, Mais, Kartoffel und Zuckerrübe möglich, wobei Winterroggen als Vorfrucht zu Erbsen wegen der besseren Durchwurzelung des Bodens besonders gut geeignet ist. Erbsen haben ein zwei- bis dreimal höheres P-Aufschließungsvermögen als Gerste oder Hafer.

Bodenbearbeitung und Saat

Eine flache Stoppelbearbeitung mit 8 bis 10 cm Tiefe und einer Rückverfestigung nach Getreidevorfrucht sowie eine sorgfältige Grundbodenbearbeitung im Herbst mit 10 bis 15 cm tiefer Lockerung oder 25 bis 30 cm Pflugfurche sind optimale Voraussetzungen für eine gelingende Saat. Das Saatbett ist auf Ablagetiefe des Saatgutes zu lockern. Es sollte ausreichend feinkrümlig für die Wirkungssicherung von Vorauflaufherbiziden sein, aber auch nicht zu fein (Durchlüftung, Verschlämmungsgefahr). Das Saatbett sollte weiterhin sehr eben sein, da der Erbsenbestand bei der Ernte relativ niedrig abgemäht werden muss, da die Hülsen sehr niedrig an den Stängeln sitzen.

Gesät werden sollte nicht zu früh ab Mitte März bis Ende April in trockene, gare Böden. Tiefe Temperaturen hemmen die notwendige Knöllcheninfektion der Wurzeln. Für den Beginn der Keimung genügen 1 bis 6 °C. Zu beachten ist eine starke Keimhemmung bei Luftmangel im Boden. Mitte April als spätester Aussaattermin ist nicht zu überschreiten. Erbsen sind als Jungpflanzen spätfrosttolerant, als weiterentwickelte Pflanzen gegenüber Spätfrost aber sehr empfindlich. Sie haben eine vergleichsweise kurze Vegetationszeit. Als Langtagspflanze unter möglichst langen Kurztagsbedingungen verbessert sich die Wurzelentwicklung. Der Wasserbedarf für die Keimung ist hoch, die Wasseraufnahme beträgt 140 % der Trockensubstanz. Eine Saatstärke von 60 bis 90 Körner/m² bei Drillsaat ist je nach Saatzeit und Saatbett einzukalkulieren, auch bei späteren Terminen. Eine Saattiefe von 4 bis 6 cm ist einzuhalten. Dadurch ist eine bessere Bewurzelung und - sehr wichtig - der Schutz vor Tauben- und Krähenfraß gewährleistet.

Düngung zu Erbsen

Je nach Nachlieferungsvermögen des Bodens ist eine Düngung mit 20 bis 40 kg/ha S empfehlenswert. Erbsen weisen einen hohen Manganbedarf auf. Eine N-Düngung ist nicht erforderlich.

Die Hinweise zu Unkräutern und -gräsern bei den Ackerbohnen gelten auch für Erbsen. Es können Grauschimmel, Brennflecken, Echter und Falscher Mehltau vorkommen. Das mögliche Auftreten von Wurzelfäulen erfordert eine Saatgutbeize. An Schädlingen ist mit Erbsenwickler, Blattläusen und Blattrandkäfern zu rechnen. Zu Bekämpfungsschwellen, Mittelauswahl, Anwendungszeitpunkten und Auflagen sind die Hinweise und Empfehlungen des Pflanzenschutzdienstes zu beachten.

Erbsen-Ernte

In der Regel kann zwischen dem 3. und 20. August, früher als bei Ackerbohnen, wenn die Pflanzen trocken, die Hülsen hellbraun und die Körner hart sind, geerntet werden. Bei der Ernte von Saatgut dürfen die Körner nicht zu trocken sein, die Umdrehungsgeschwindigkeit der Dreschtrommel ist entsprechend zu reduzieren, der Drusch sollte in den früheren Morgen- oder späteren Abendstunden erolgen. Erbsen weisen etwas größere Ertragsschwankungen auf als Bohnen. Neben dem Taubenfraß besteht ein erhöhtes Risiko in einer zu feuchten Abreife, verbunden mit stärkerem Lager. Durch den Anbau neuerer, etwas längerer und vor allem standfesterer Sortentypen wird dieses Risiko gemildert. Die neueren Sorten weisen eine Bestandeshöhe zur Ernte von bis zu 70 cm auf. Bei sehr kurzstrohigen Sorten, die zur Ernte oftmals nur 20 cm Wuchshöhe aufweisen, sind die Verluste hoch.

Welche Ackerbohnen- und Futtererbsensorten?

Versuchsausfälle in Niedersachsen sowie noch ausstehende Wertprüfungsergebnisse vom Bundessortenamt ermöglichen eine nur eingeschränkt sichere Sortenempfehlung für 2015. Die aus NRW vorliegenden Standortergebnisse zeigen jedoch, dass sich bei den Ackerbohnen die Erträge der im vorangegangenen Jahr empfohlenen, mehrjährig geprüften Sorten Fuego und Pyramid 2014 erneut bestätigten. Die Sorte Fanfare konnte die guten Ergebnisse aus Wertprüfung und dem ersten LSV-Jahr hingegen nicht erneut zeigen. Ganz neue Sorten befanden sich keine in der Prüfung.

Bei den Futtererbsen zeigte die langjährig geprüfte und stabil überdurchschnittlich dreschende Sorte Alvesta auch 2014 in Haus Düsse ein hohes Ertragsniveau. Die 2013 eingeschränkt empfohlene Sorte Auckland wurde seitens der Züchter für den deutschen Markt nicht weiter vorgesehen (kein Saatgut verfügbar) und daher auf Wunsch nicht weiter geprüft. Die beiden neuen und erstjährig geprüften Sorten Volt und Astronaute konnten die guten Ergebnisse aus den Wertprüfungen in Haus Düsse 2014 wiederholen und könnten damit interessant für die Neuvermehrung werden.

Verwertung im eigenen Betrieb

Bei der Verwertung der Leguminosen im eigenen Betrieb sind der Rohproteingehalt und damit der Eiweißertrag je Hektar ein wichtiges Bewertungskriterium für die Sortenwahl. Zwischen und innerhalb der Sorten bestehen dabei umweltbedingt große Unterschiede im Futterwert. Generell kann der Eiweißbedarf nicht einzig durch Körnerleguminosen gedeckt werden. Verschiedene sekundäre Inhaltsstoffgruppen beeinflussen die Rationsanteile und den Futterwert. tanninhaltige Ackerbohnensorten sind beispielsweise besser für die Fütterung bei Wiederkäuern, tanninfreie Sorten eher für die Fütterung von Schweinen geeignet, wobei mittlerweile auch in der Schweinemast tanninhaltige Sorten in größerem Umfang eingesetzt werden. Vicin- und convicinfreie Sorten haben eine besondere Eignung in der Fütterung von Legehennen, da Vicin und Convicin negative Auswirkungen, wie verringerte Eigewichte bei Legehennen, haben. Erbsen enthalten gegenüber Ackerbohnen mehr Stärke und Zucker und haben damit insgesamt einen höheren Energiegehalt. Die gängigen, in den Landessortenversuchen geprüften Futtererbsensorten sind alle tanninarm.

Autor: Dr. Kathrin Bürling