Landessortenversuche Dinkel 2010

Dinkelkörner

Öko-Dinkel mit überraschend guten Ergebnissen

Im konventionellen Anbau kaum von Bedeutung und eher ein Exot, ist der Dinkel, auch Spelzweizen genannt, aus ökologischen Druschfruchtfolgen kaum mehr wegzudenken. Armin Meyercordt und Markus Mücke, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, stellen deshalb die in den diesjährigen Versuchen der Landwirtschaftskammer geprüften Sorten und ihre Eigenschaften vor.

Mit Backeigenschaften wie Weizen, aber anspruchloser in der Stickstoffversorgung, ist sein Anbau in Ökobetrieben äußerst beliebt. Einziges Handikap ist seine enorme Pflanzenlänge. Dabei sind allerdings auch nicht unerhebliche Sortenunterschiede zu verzeichnen. Die daraus resultierende Lagergefahr ist aber zu beherrschen, wenn die N-Versorgung zurückhaltend erfolgt. Gehandelt wird Dinkel hauptsächlich als Rohware. In einem zusätzlichen Arbeitsgang müssen Korn und Spelz mittels spezieller Entspelzungsanlagen voneinander getrennt werden. Da Beschädigungen des Keimlings nicht auszuschließen sind, bleibt geschälte Ware nur begrenzt lagerfähig. Aus diesem Grund muss die Aussaat des Dinkels grundsätzlich in nicht entspelzter Form erfolgen. Immer mehr Backwaren werden ganz oder auch nur zum Teil aus Dinkel hergestellt. Selbst von konventioneller Seite wird trotz der erheblich höheren Preise aktuell Öko-Dinkel nachgefragt. Dieser nach wie vor begrenzte Markt unterliegt nicht unerheblichen jährlichen Schwankungen. Aktuell ist die Nachfrage ausgesprochen gut, so dass sich die Erlöserwartungen der Praxis kontinuierlich nach oben entwickeln. Welche Mengen qualitativ guter Ware dem Markt tatsächlich zur Verfügung stehen, bleibt wegen der auch in Süddeutschland widrigen Erntebedingungen aber noch unklar.

Die Landessortenversuche

In Niedersachsen wurde Dinkel auf den drei Standorten Schoonorth, Osnabrück und Oldendorf II geprüft. Letzterer fiel in diesem Jahr witterungsbedingt aus. Von den benachbarten Dinkelversuchen sind zusätzlich die Ergebnisse aus Lichtenau/ Kreis Paderborn, NRW, aufgeführt. Dort blieb es trockenheitsbedingt bei nur 30 dt/ha. In Schoonorth wurde mit rund 54 dt/ha ein äußerst erfreulicher Ertrag erzielt. In Osnabrück vermochte der Ertrag mit rund 37 dt/ha noch befriedigen.

Die Sorte Franckenkorn steht bereits mehrjährig in den Versuchen und hat sich als ertragssichere Sorte mit ausgesprochener Standfestigkeit und Gesundheit bewährt. In diesem Jahr vermochte sie ihr überdurchschnittliches Ertragsniveau erneut zu bestätigen. Die Qualitäten schwanken, wie in den Vorjahren, überwiegend um den Mittelwert.

Auf dem Markt existiert eine spezielle Nachfrage nach alten Dinkelsorten. Sie gelten als besonders gut verträglich. Die Sorte Oberkulmer Rotkorn zählt zu diesem Segment. Sie ist ausgesprochenen langstrohig und vermag Beikräuter gut zu unterdrücken. Deutliche Schwächen hat Oberkulmer Rotkorn allerdings bei der Standfestigkeit. In den eigenen und auch benachbarten Versuchen erreichte sie schon seit Jahren stets weit überdurchschnittliche Backqualitäten. Die Erträge dagegen bewegen sich allerdings nur auf unterdurchschnittlichem Niveau.

Die Sorte Ebners Rotkorn fiel im Ertrag gegenüber dem Vorjahr auf den beiden niedersächsischen Standorten deutlich ab. In Lichtenau gab sie ebenfalls, aber weniger deutlich, im Ertrag gegenüber den beiden Vorjahren nach. Immerhin drosch sie dort noch knapp unterdurchschnittlich. Ebners Rotkorn ist lang im Wuchs und besitzt eine mittlere Lageranfälligkeit. Laut Angabe des Züchterhauses enthält Ebners Rotkorn keine Weizengene. Damit besäße sie Eigenschaften, die denen des Oberkulmer Rotkorns sehr nahe kämen. Die Rohprotein- und Feuchtklebergehalte erreichten in den Vorjahren teilweise sogar das hohe Niveau vom Oberkulmer Rotkorn. In diesem Jahr überzeugen die Werte erneut. Es spricht somit nichts gegen einen Anbau, wenn entsprechend bessere Erlöse erzielbar sind.

Die Erträge von Zollernspelz liegen bei dreijähriger Betrachtung hauptsächlich über dem Versuchsmittel. In der Marsch verbesserte sie sich gegenüber dem Vorjahr sogar erheblich. Dagegen fiel der Ertrag in Osnabrück in diesem Jahr etwas schwächer auf knapp durchschnittlichem Niveau aus. Sehr erfreulich war das Ergebnis im westfälischen Lichtenau mit weit überdurchschnittlichen Erträgen. Zollernspelz ist vergleichsweise kurz im Stroh. Auf krautwüchsigen Standorten könnte das von Nachteil sein. Die gute Standfestigkeit und Blattgesundheit geben keinen Anlass zur Kritik. Die Backqualitäten bewegen sich dreijährig betrachtet größtenteils über dem Mittel und liegen damit zwischen Franckenkorn und Oberkulmer Rotkorn. Auch Zollernspelz kann durchaus in die engere Wahl gezogen werden. Allerdings verfügt diese Sorte nicht über ähnliche Eigenschaften, wie sie Oberkulmer und Ebners Rotkorn nachgesagt werden.

Die aus bio-dynamischer Züchtung stammende Schweizer Sorte Samir vermochte in Osnabrück den Spitzenertrag des vergangenen Jahres nicht zu wiederholen. In Schoonorth blieb Samir im zweiten Versuchsjahr mit relativ 96 knapp unter dem Durchschnitt, verbesserte sich aber gegenüber dem äußerst schwachen Resultat des Vorjahres erheblich. In Lichtenau stand Samir erstmalig im Versuch und erreichte dort sogar auf Anhieb den Spitzenertrag. Die Qualitäten bildeten sowohl in Osnabrück als auch in Schoonorth in diesem Jahr mit Abstand das Schlusslicht. Im vergangenen Jahr waren sie auf denselben Standorten sehr viel besser, in Schoonorth nah am Spitzenwert. Aufgrund der in Niedersachsen bisher stark schwankenden Ergebnisse bleibt ein drittes Versuchsjahr abzuwarten.

Ceralio und Badengold wurden nur noch in Lichtenau geprüft. Ceralio knüpfte annähernd an die guten Erträge der Vorjahre an. Badengold konnte nach einem Ertragseinbruch im Vorjahr in diesem Jahr wieder zur gewohnten Ertragsstärke zurückfinden. Die Backqualitäten tendieren allerdings bei beiden Sorten auf eher unterdurchschnittlichem Niveau. Aufgrund der sehr späten Ernte in Lichtenau fielen auch die Fallzahlen bei Ceralio und Badengold, aber auch bei Franckenkorn und Oberkulmer Rotkorn ab. Eine aktuelle Übersicht im Handel erhältlicher biologisch erzeugter Saatgutpartien ist unter www.organicXseeds.de zu erhalten.

Autor: Armin Meyercordt und Markus Mücke, LWK Niedersachsen