Sommerweizen: Ergebnisse der Landessortenversuche 2016

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Tipps zum Sommerweizen

Der Anbau von Sommerweizen in NRW hatte im Erntejahr 2016 mit gerade einmal 3.000 ha nur eine Randbedeutung. Über die Chancen und Risiken der Kultur, die Ergebnisse der Landessortenversuche und Anbautipps berichten Heinrich Brockerhoff und Heinz Koch.

Chancen und Risiken der Kultur

Sommerweizen hat unter den Sommergetreidearten das höchste Ertragspotential. Hohe Erträge lassen sich sicher aber nur auf guten Standorten bei rechtzeitiger Saat und ausreichender Wasserversorgung erzielen. Die Ertragsleistung auf schwächeren Standorten ist unsicher. Hier sind Sommerhafer oder Sommergerste die bessere Wahl. In Ackerbauregionen mit entsprechenden Alternativen kommt Sommerweizen nur dann zum Zuge, wenn nichts anderes mehr geht. Die Weizenbestellung nach sehr später Rüben- oder Körnermaisernte und ungünstigen Witterungs- und Bodenbedingungen sind ein entsprechendes Beispiel. Aber auch hier kommt Sommerweizen erst dann ins Spiel, wenn nicht doch noch spätsaatverträgliche Winterweizensorten gedrillt werden können.

Für späte Saattermine eignen sich alternativ dann auch Sommerweizensorten, die als sogenannte „Wechselweizen“ bezeichnet werden. Diese Sorten besitzen eine eingeschränkte Winterhärte. In milden Regionen eine Chance, in Höhenlagen eher ein Risiko. Vorteile bei der Vermarktung von Sommerweizen entstehen durch die bessere Qualität der Sorten. Alle zur Verfügung stehenden Sorten haben A- oder sogar E-Qualität und erzielen verlässlich Qualitätszuschläge. Eine weitere Chance für Sommerweizen kann in Betrieben entstehen, die an der Fördermaßnahme „Vielfältige Kulturen“ teilnehmen und bislang Winterweizenanteile über 30 Prozent an der Ackerfläche hatten. Auf der überschüssigen Fläche könnte hier alternativ Sommerweizen stehen. Als Sommerweizen zählt hier unabhängig von der Sorte der Weizen, den ab dem 1. Januar gedrillt wird. Zusammengefasst wird sich unter den derzeitigen Verhältnissen und bei einem normalen Winter an der sehr begrenzten Bedeutung von Sommerweizen nichts ändern.

Die Ergebnisse der Landessortenversuche

Trotz geringer Anbaubedeutung prüft die Landwirtschaftskammer in einem festen Versuchsprogramm die Ertrags- und Qualitätsleistung der Sorten. Zur Ergebnisabsicherung erfolgt die Prüfung zusammen mit anderen Bundesländern in vergleichbaren Boden- und Klimaräumen. Im Jahre 2016 wurden in NRW zwei Versuche mit sechs Sorten in Kerpen-Buir (Köln-Aachener Bucht) und Lage-Heiden (Ostwestfalen) angelegt. Der Versuch in Kerpen-Buir konnte leider nicht mit in die Auswertung genommen werden. Ergänzt werden Standorte aus NRW durch Standorte aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein, so dass für Lehmstandorte in der Summe vier Sortenversuche für die Sortenbeurteilung herangezogen werden können. Die Prüfung erfolgt in zwei Anbauintensitäten. Neben einer praxisüblichen Variante mit zwei Fungizidmaßnahmen gibt es eine Variante ohne Fungizideinsatz. Hier wird die Sortengesundheit überprüft. Basis der vorgestellten Ergebnisse ist die praxisübliche Variante. In den Tabellen 1 und 2 sind die mehrjährige Ertrags- und Proteinleistung der Sorten dargestellt. Tabelle 3 zeigt die Eigenschaften der Sorten nach der aktuellen Einstufung des Bundessortenamtes und Tabelle 4 zusammengefasst die Sortenempfehlung für die kommende Aussaat.

Wie sind die Sorten zu bewerten?

Die schon sehr lange geprüfte Sorte Tybalt (A) zeigt konstant hohe und sichere Erträge. Im Merkmal Proteingehalt ist sie etwas schwächer als der Durchschnitt der Sorten. Tybalt hat mit Ausnahme einer höheren Fusariumanfälligkeit keine Besonderheiten bei den agronomischen Merkmalen. Ein Anbau nach Vorfrucht Mais birgt aber Risiken. Tybalt ist nicht speziell als Wechselweizen geprüft. Aufgrund unserer Erfahrungen kann die Sorte auch als Wechselweizen angebaut werden. Sehr sicher beurteilt werden können auch Sonett (E) und KWS Chamsin (A). Beide sind im Ertrag schwächer, in den Proteingehalten aber besser als Tybalt. Sonett ist wie Tybalt anfällig bei Ährenfusarium. KWS Chamsin zeigt bei allen Krankheiten relativ hohe Anfälligkeiten. Die Sorte ist kurz und standfest.

Mittlerweile dreijährig geprüft sind die Sorten Quintus (A) und Cornetto (A). Quintus zeigt sich ertragsstabiler als Cornetto. Quintus ist zudem relativ blattgesund. Auch bei Ährenfusarium ist die Sorte gut eingestuft. Daher wird Quintus als Alternative zu Tybalt empfohlen. Bei Cornetto muss wie bei KWS Chamsin auf Gelbrost geachtet werden.

Licamero (A) hat zwei Prüfjahre und zeigt vielversprechende Ertrags- und Proteinleistungen. Positiv ist auch die gute Einstufung bei Ährenfusarium. Auf Braunrost muss geachtet werden. Die erstmals geprüfte Sorte KWS Mistral zeigt gute Qualitäten, leider aber nur unterdurchschnittliche Erträge. Auch bei den agronomischen Eigenschaften sind keine Vorteile gegenüber schon länger geprüften Sorten erkennbar.

Tipps zur Aussaat

Wie die Saat, so die Ernte. Diese alte Binsenweisheit gilt ganz besonders bei allen Sommerungen. Die kurze Vegetationszeit gibt den Kulturen wenige Chancen zur Kompensation. Sommerweizen sollte so früh wie möglich gesät werden. Typische Saattermine liegen Ende Februar oder Anfang März. Trockene, kalte Hochdruckwetterlagen eignen sich sehr gut für die Saat, da die Keimung schon knapp oberhalb des Gefrierpunktes stattfindet. Die Aussaatmenge sollte dann bei 350 bis 380 keimfähigen Körnern/m2 liegen. Bei später Saat müssen entsprechende Zuschläge gemacht werden, da kaum noch Zeit zur Bestockung bleibt. Hier sind dann 420 bis 450 keimfähige Körner/m2 erforderlich. Der Boden muss bei der Saat unten locker, frei von Störschichten oder Staunässe und gut durchwurzelbar sein. Ein „Hereinschmieren“ oder Verschlämmungen nach der Saat werden über schlechten Feldaufgang und eine schlechte Bestandesentwicklung bitter bestraft. Die Saattiefe sollte bei 2 bis 4 cm liegen. Eine zu tiefe Saat kostet den Keimling Energie, die er später in der kurzen Bestockungsphase besser nutzen könnte. Sommerweizen als Wechselweizen wird wie Winterweizen geführt. Das gilt für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und für die Düngung. Bei Frühjahrssaaten hat sich eine zweigeteilte Stickstoffgabe bewährt, bei der in Abhängigkeit von der N-Nachlieferung des Bodens 80 bis 100 N zur Saat und weitere 60 N zum Termin Fahnenblatt oder Ährenschieben gegeben werden.

Autor: Heinrich Brockerhoff, Heinz Koch