Landessortenversuche Sommergerste 2015

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Tipps zum Anbau von Sommerfuttergerste

Im Jahr 2015 wurden von der Landwirtschaftskammer NRW auf zwei Standorten Sortenversuche mit sieben Sorten angelegt in Lage-Heiden und Altenmellrich auf Lehmstandorten. Die Sortenprüfung bei Sommergerste wird, wie bei vielen anderen Kulturen, im Norddeutschen Bund gemeinsam zwischen den Kammern NRW, Niedersachsen und Schleswig-Holstein abgestimmt. Für die Lehmstandorte können mit der Ergänzung eines Standortes aus Schleswig-Holstein insgesamt drei Versuche ausgewertet werden. Die Extensivkultur Sommergerste eignet sich als anspruchslose Kultur auch sehr gut für sandigere Standorte. Für diese Standortgruppe stehen fünf Versuchsergebnisse zu Verfügung, die ausschließlich aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein stammen.

Die Versuche werden in zwei Intensitätsstufen durchgeführt. Die extensive Variante mit reduziertem Wachstumsreglereinsatz und ohne Fungizid dient der Beobachtung der Sortengesundheit. Die höhere, praxisübliche Intensität wird mit üblichem Wachstumsregler- und zweifachem Fungizideinsatz durchgeführt. In den Tabellen zur Sortenleistung ist die praxisübliche Intensität dargestellt. Die Stickstoffdüngung wurde in zwei Teilgaben zur Saat und Mitte der Bestockung in standortangepasster Menge platziert.

Empfehlungen für Lehmstandorte

In der Beschreibenden Sortenliste werden die geprüften Sorten in der Ertragsleistung relativ ähnlich eingestuft. Die Einstufung hoch bis sehr hoch erhalten Salome und Sydney. Mit Ausnahme von Streif (mittel bis hoch) haben alle anderen Sorten die Einstufung hoch. Auf den drei Lehmstandorten zeigt bei den mehrjährig geprüften Sorten nur Vespa konstant überdurchschnittliche Erträge. Streif bestätigt mit eher unterdurchschnittlichen Erträgen die Einstufung des Bundessortenamtes, während Salome die bessere Einstufung auch mehrjährig nicht bestätigen kann.

Als besonders ertragstreu erweist sich über die Jahre Vespa. Die Einstufung bei Lager- und Krankheitsanfälligkeit erfordert eine höhere Anbauintensität. Zwei andere mehrjährig geprüften Sorten können mit agronomischen Besonderheiten Interesse wecken. Milford punktet mit der besten Einstufung bei den Merkmalen Lager und Halm-/Ährenknicken. Britney eignet sich aufgrund der Resistenz gegen Getreidezystennematoden für sehr engen Getreidefruchtfolgen und bekannte Befallsstandorte. Bei den zweijährig geprüften Sorten zeigen Sydney und KWS Dante überdurchschnittliche Erträge. KWS Dante kombiniert die gute Einstufung bei Standfestigkeit zusätzlich mit der Nematodenresistenz.

Empfehlungen für Sandstandorte

Auf den Sandstandorten rücken die Sorten bei den Ertragsleistung mehrjährig betrachtet relativ eng zusammen. Auch die auf den Lehmstandorten schwächere Salome zeigt sich hier mit hohen und sicheren Erträgen. Merkmale wie Standfestigkeit und wenig Halm- und Ährenknicken sprechen bei der Sortenentscheidung eher für Milford oder die noch nicht so lange geprüfte KWS Dante und möglicher Befall mit Getreidenematoden für Britney, Salome oder KWS Dante.

Tipps zum Anbau

Sommergerste ist die Kultur mit der kürzesten Vegetationszeit aller Sommergetreide. Sie ist in einem begrenzten Maße selbstverträglich. Der Anbau ist auf leichten Böden, aber auch in Höhenlagen möglich.Wie bei allen anderen Sommerungen gilt, dass eine möglichst frühe Saat höhere und sicherere Erträge verspricht. Aufgrund des schwachen Wurzelwerkes reagiert Sommergerste sehr empfindlich auf Bodenverdichtungen und Staunässe. Saatbettzustand geht daher auf jeden Fall vor Saattermin. Bei frühen Aussaatterminen Ende Februar bis Anfang März werden 270 bis 300, bei normalen Terminen im März 330 bis 360 und bei späten Saaten 330 bis 360 keimfähige Körner/m2 empfohlen. Die Saattiefe sollte bei 2 bis 4 cm liegen.

Steht Sommergerste als abtragende Frucht auf schlechteren Standorten bei niedriger Grundnährstoffversorgung, ist eine angepasste Grunddüngung mit Kali und Phosphor anzuraten. Bei Stickstoff sind in aller Regel zwei Gaben erforderlich. Die erste Gabe erfolgt dabei mit rund 80 bis 100 N zur Saat. Die zweite Gabe sollte in der Schoßphase in Abhängigkeit von der Nachlieferung des Bodens folgen. Zu späte N-Gaben können Zwiewuchs fördern.

Beim Wachstumsreglereinsatz reicht in aller Regel eine einmalige Gabe in EC 31/32. Bei den Krankheiten gilt es früh auf Mehltau zu achten. Dies gilt aus dem Prüfsortiment besonders für die Sorte Milford, aber auch für andere am Markt verfügbare Sorten. In EC 37/49 ist eine Abschlussbehandlung mit Fungiziden dringend anzuraten. Aufgrund der im Vergleich zur Wintergerste schnelleren Abreife sind maximal zwei Drittel der Höchstaufwandmengen in jedem Falle ausreichend.

Autor: Heinrich Brockerhoff, Heinz Koch