Landessortenversuche Winterweizen 2017, Frühsaat, Spätsaat, Stoppelweizen

Stoppelweizen

Weizensorten für besondere Bedingungen

Zusätzliche und ergänzende Versuchsergebnisse und Empfehlungen für Früh- oder Spätsaaten und die Stoppelweizeneignung von Weizensorten geben Heinrich Brockerhoff und Heinz Koch von der Landwirtschaftskammer NRW.

Im Gegensatz zu anderen Wintergetreidearten verfügt Winterweizen ein sehr breites Aussaatfenster. Frühe Saattermine in den Höhenlagen von Ostwestfalen oder der Haar beginnen um den 20.September. Hier denkt in der Köln-Aachener Bucht noch kein Landwirt an die Weizensaat. In den milden Lagen des Rheinlandes sollte frühestens Anfang, besser erst Mitte Oktober mit der Saat begonnen werden. Von Spätsaaten bei Winterweizen spricht man in den Höhenlagen bei Saaten Mitte bis Ende Oktober. Mitte bis Ende November ist in den milden Lagen der Begriff Spätsaat angebracht.

Bei den Weizensorten gibt es Spezialisten für die Frühsaat und für die Spätsaat. Wer Sorten richtig bewertet und einsetzt, der nutzt Chancen zur Ertragssicherung.

Tipps für Frühsaaten

Frühe Saattermine haben Vorteile, bergen aber durchaus auch Risiken. Auf virusübertragende Läuse muss bei frühem Saattermin dringend geachtet werden. Herbizidmaßnahmen sollten noch im Herbst erfolgen. Bestände können bei zu früher Saat in einem milden Herbst schnell überwachsen. Die ideale Sorte für die Frühsaat besitzt eine eher verhaltene Jugendentwicklung und ist nicht besonders anfällig gegen Mehltau, Septoria, Gelbrost und Fußkrankheiten. Überwachsene Bestände sind grundsätzlich gefährdeter bei Auswinterung. Die Winterhärte der Sorten sollte daher überdurchschnittlich sein. Sorten für Frühsaaten sollten zusätzlich über eine gute oder zumindest mittlere Standfestigkeit verfügen. Unter den generell empfohlenen Sorten sind für Frühsaaten in alphabetischer Reihenfolge Anapolis, Julius, RGT Reform, Rubisco, Sheriff und aufgrund der höheren Mehltauanfälligkeit eingeschränkt auch Porthus und Alexander hervorzuheben.

Tipps für Spätsaaten

Spätsaaten von Winterweizen gibt es in der Praxis vor allem nach später Rübenrodung oder nach Körnermais. Spätsaatgeeignete Sorten sollten ausreichend winterhart sein und nicht zu spät abreifen. Da Spätsaaten grundsätzlich weniger lagergefährdet sind, spielt die Lageranfälligkeit eine geringere Rolle. Auch die Krankheitsanfälligkeit ist im Vergleich mit Frühsaaten weniger entscheidend. Sorten für Spätsaaten sollten über ein gutes Regenerations- und Bestockungsvermögen verfügen. Diese Sorteneigenschaft kann nicht in der Beschreibenden Sortenliste beschrieben werden. Daher wird die Spätsaateignung von Winterweizensorten seit vielen Jahren in speziellen Versuchen überprüft.

In NRW standen diese Versuche 2017 auf den Standorten in Kerpen-Buir, Haus Düsse und in Steinheim-Breitenhaupt. Die Aussaat erfolgte etwa drei Wochen nach der Normalsaat. Der kalte Januar sorgte in diesem Jahr für gute, teilweise auch extreme Prüfbedingungen. Dies betraf vor allem die Hybridsorte LG Alpha, bei der die Aussaatstärke wie bei allen Hybriden aus Gründen der hohen Saatgutkosten eingeschränkt wird und die diese Nachteile auf dem Lößstandort und vor allem in der Höhenlage nicht kompensieren konnte. Am Höhenstandort in Steinheim zeigte zusätzlich auch LG Imposanto Probleme beim Auflauf und in der Jugendentwicklung.

Die Ertragsnachteile gegenüber der Normalsaat lagen 2017 im Versuchsdurchschnitt je nach Standort zwischen 5 und 13 dt/ha. In Tabelle 1 sind die mehrjährigen Ergebnisse der Spätsaatversuche aufgeführt. Hier zeigen sich in alphabetischer Reihenfolge bei den mindestens dreijährig geprüften Sorten Benchmark, Elixer, RGT Reform, Tobak und Winnetou als besonders ertragsstark. Bei den einjährig geprüften Sorten Kashmir und KWS Talent sollten weitere Prüfjahre abgewartet werden.

Sorten für Stoppelweizen

In getreidereichen Fruchtfolgen auf besseren Böden hat Stoppelweizen seinen festen Platz. Hier konkurriert er mit Wintertriticale, Wintergerste oder Winterroggen um Flächen. Der Stoppelweizenanbau hat besondere Risiken in Jahren mit Frühsommertrockenheit oder hohem Krankheitsdruck mit Cercospora und Schwarzbeinigkeit. Strohabfuhr nach der Vorfrucht und der Pflugeinsatz zur Saat führen zu einer deutlichen Verringerung des Befallsrisikos. Eine chemische Bekämpfung mit guten Teilwirkungen ist mit der Wurzelschutzbeize Latitude bei Mehrkosten von rund 40 €/ha möglich. Vor allem bei pflugloser Bestellung ist zusätzlich ein höheres Befallsrisiko mit DTR vorhanden.

Die Frage, was eine gute Stoppelweizensorte ausmacht, ist nur schwer an üblichen Sorteneigenschaften festzumachen. Gute Sorten müssen stresstolerant sein, ein gutes Regenerationsvermögen besitzen und sollten vor allem auf schwächeren Standorten nicht zu spät abreifen. Ansonsten zeichnet gute Stoppelweizen aus, dass sie in Stoppelweizenversuchen zuverlässig gute bis sehr Ertragsleistungen zeigen.

Die Landwirtschaftskammer NRW prüft die Stoppelweizeneignung an den vier Versuchsstandorten Kerpen-Buir, Neunkirchen-Vluyn, Steinheim-Breitenhaupt und Altenmellrich. An allen Standorten wurden 2017 insgesamt 14 Sorten mit und ohne Latitudebeizung geprüft. Die Effekte der Sonderbeize sind abhängig vom Jahr und vom Standort. An den drei gepflügten Standorten gab es 2017 im Mittel der Sorten keine Mehrerträge durch Latitude. Am Standdort Altenmellrich wurde der Stoppelweizen pfluglos bestellt. Hier liegen die Mehrerträge im Mittel der Sorten bei 7 dt/ha. Im Mittel der Versuche und Jahre ist die Beizung mit Latitude knapp wirtschaftlich. Bei pflugloser Saat ist Latitude aus unserer Sicht in jedem Fall zu empfehlen. Sortenunterschiede bei der Beizbedürftigkeit sind nur sehr schwer auszumachen, da die Ergebnisse von Jahr zu Jahr schwanken.

Für die Beurteilung der Sortenleistung wurden die Erträge mit und ohne Latitudeschutz gemittelt. Tabelle 2 zeigt die mehrjährige Ertragsleistung der Sorten. Besonders sicher und empfehlenswert sind Sorten, die mehrjährig auf möglichst vielen Standorten hohe Erträge als Stoppelweizen zeigen. Hier zeigen sich in alphabetischer Reihenfolge bei den mindestens dreijährig geprüften Sorten Alexander, Benchmark, Elixer, Lear und Tobak als leistungsstark und sicher. Bei der einjährig geprüften Sorte lG Imposanto sollten weitere Prüfjahre abgewartet werden.

Sortenempfehlung 2017

In Tabelle 3 gibt es eine zusammengefasste Sortenempfehlung für NRW. Die Hauptempfehlungen sind fett gedruckt. Zu den Sorten sind Standorteignung und wichtige Zusatzeigenschaften aufgeführt. In Tabelle 4 sind die Sorteneigenschaften aller geprüften Sorten aufgeführt. Grundlage der Tabelle sind die Einstufungen der Beschreibenden Sortenliste 2017. Die Einstufungen haben wir bei Bedarf aufgrund eigener Beobachtungen angepasst.