Landessortenversuche Winterweizen 2013

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Winterweizen

Weizen – hohe Erträge in Versuch und Praxis

Nach den vorläufigen Ergebnissen der besonderen Ernteermittlung (BEE) lag - entgegen pessimistischer Prognosen für die diesjährige Weizenernte - das Ertragsniveau in der Praxis mit 91,5 dt/ha fast auf dem des Jahres 2001 mit 92,5 dt/ha. Die in der Hauptvegetationszeit vorherrschende kühle, sonnenscheinarme Witterung bei aber passenden Niederschlägen sorgte offensichtlich trotz des späten Vegetationsbeginns für die sehr guten Erträge. Die Winterweizenfläche in Nordrhein-Westfalen verzeichnete in den letzten Jahren einen stetigen Rückgang. Nach dem vergangenen Auswinterungsjahr, das diesbezüglich außen vor gelassen werden muss, liegt die Anbaufläche mit 278 429 ha wieder leicht über dem Niveau von 2011.

In NRW bewegt sich in den letzten 19 Jahren der Weizenertrag in der Praxis relativ stabil zwischen beachtlichen 80 und 90 dt je ha und damit, trotz gesunkener Erzeugerpreise ab Mitte der 90-iger Jahre, damit einhergehender Einsparungen in der Produktionstechnik sowie zunehmender Witterungsextreme, nach wie vor auf einem stabilen und sehr hohen Niveau. Vielfach wird bei der Frage nach weiteren möglichen Ertragszuwächsen im Zusammenhang mit dem Züchtungsfortschritt außer Acht gelassen, dass wir uns bereits auf einem sehr hohen Niveau bewegen. Liegen doch die durchschnittlichen Weizenerträge der Industrienationen weltweit nur bei rund 33 dt/ha. Neben der kontinuierlichen Weiterentwicklung im Pflanzenbau haben auch der Pflanzenschutz, zum Beispiel die leistungsstarken Breitbandfungizide, und vor allem auch die Pflanzenzüchtung unter anderem über die Erhöhung der Kornzahl pro Ähre ihren Beitrag dazu geleistet, dass in Deutschland stabile und hohe Ertragsniveau zu halten. Schließlich tragen die zu beobachtenden Entwicklungen, wie die Ausweitung des Weizenanbaus auf eigentlich nicht weizenfähige Standorte, die Zunahme der Weizen-Selbstfolge beziehungsweise Änderung der Fruchtfolge allgemein, geringere Intensitäten der Bodenbearbeitung sowie deutlich frühere und spätere Saattermine nicht gerade zu einer Steigerung der Praxiserträge bei.

Die Auswirkungen der Witterung 2012/13 auf die Erträge des Winterweizens in den Landessortenversuchen sind in der Tabelle 1 dargestellt. Auf den Lößstandorten wurden bei höheren Bestandesdichten als im Vorjahr entsprechend niedrigeren Kornzahlen je Ähre sowie niedrigen TKM ein zum Vorjahr vergleichbares, mittleres Ertragsniveau erzielt. Sehr hohe Bestandesdichten bei niedrigen Kornzahlen je Ähre sowie sehr gute TKM erklären das hohe Ertragsniveau auf Lehm. Ebenfalls sehr hohe Bestandesdichten in Kombination mit sehr hohen TKM führten auf den Sandstandorten zu einem guten Ertragsniveau. Mit im mehrjährigen Vergleich hohen Werten bei allen drei Ertragsmerkmalen konnten auf den Höhenstandorten wieder Spitzenerträge gedroschen werden. Im Mittel über alle Standorte wurde 2013 bei fünfjähriger Betrachtung sowohl länderübergreifend als auch auf den NRW-Standorten das höchste Ertragsergebnis erzielt.

Die Landessortenversuche

In NRW wurden im Herbst 2012 wieder auf neun Standorten die Landessortenversuche Winterweizen ausgedrillt. Von den mit NRW überlappenden Ackerbauregionen aus Niedersachsen konnten sieben Landessortenversuchsergebnisse in die Auswertung einbezogen werden. Damit stehen insgesamt 16 Landessortenversuche für eine Bewertung zur Verfügung. Mit diesjährig 13 drei- und mehrjährig bislang bewährter, fünf zweijährig geprüfter sowie neun neuer, im März dieses Jahres vom BSA zugelassener Sorten, umfasst der LSV Weizen das größte Sorten-Sortiment. Die neuen Sorten werden schon vor der Zulassung im LSV geprüft, um hier den Züchtungsfortschritt frühzeitig zu ermitteln und entsprechend schnell für die Praxis nutzbar zu machen.

Die Prüfung der Sorten erfolgte dabei wie immer in drei Intensitätsvarianten (Tabelle 2). Als Grundlage für die Leistungsbeurteilung und die Sortenempfehlung wird das Ertragsmittel aus der mittleren (B2) und der höheren Intensitätsvariante (B3) herangezogen. Diese Werte sind in den Ertragstabellen aufgeführt. Zwischen diesen beiden Varianten bewegt sich, je nach Jahr und Standort immer wieder verschieden, die „produktionstechnische optimale Intensität“. Allen drei Stufen gemein ist die N-Düngungsstrategie, die aufgrund arbeitswirtschaftlicher Vorteile sowie als pflanzenbauliche Reaktion gegenüber möglicher Trockenheit in zwei Überfahrten durchgeführt wird. Die Produktionstechnik der mittleren Intensitätsvariante (B 2) ist beim Pflanzenschutz darauf ausgerichtet, die Gesundheit in der früheren Wachstumsperiode im Einfluss auf die Ertragsleistung dergestalt zu testen, indem mit der ersten Fungizidmaßnahme erst ab EC 37 (Fahnenblattstadium) begonnen wird. In der praxisüblichen Variante B3 erfolgen bereits zu Schoßbeginn entsprechende Maßnahmen.

In Tabelle 2 sind die wirtschaftlich notwendigen Mehrerträge aufgeführt, die jeweils durch die höheren Intensitätsvarianten aufgrund der diesjährig vorhandenen Kostenverhältnisse für die Betriebsmittel erzielt werden mussten. Auf den Standorten in NRW konnte in diesem Jahr während der Hauptwachstumsphase kaum wachstumsbeeinträchtigendes Krankheitsaufkommen, auch in der unbehandelten B1-Variante, beobachtet werden. Der am Ende geringe Befall mit Rost, Mehltau und vereinzelt Septoria konnte problemlos und einfach bekämpft werden. Daher verwundert es nicht, dass, wie in Tabelle 3 den unteren Zeilen zu entnehmen ist, unter den diesjährigen Bedingungen schon die mittleren Intensitätsvarianten (B 2) mit Ausnahme von zwei Standorten (Neukirchen-Vluyn und Meerhof) nicht wirtschaftlich waren.

Die Erträge der Sorten

In Tabelle 3 sind die Sorten nach dem Durchschnittsergebnis 2013 aller Versuche fallend sortiert aufgeführt. Die Ergebnisse zwischen den durchschnittlichen und überdurchschnittlichen Sorten liegen dicht beieinander. Zwischen den besten mehrjährig geprüften und den neueren zwei- und erstjährig geprüften Sorten lassen sich keine eindeutigen Ertragsunterschiede feststellen. Dieses wurde bei der Bewertung der dreijährigen Prüfungsergebnisse für die Aufnahme interessanter Zulassungskandidaten in die LSV vor einem Jahr schon „befürchtet“. Lediglich im C-Segment scheint es möglicherweise positive Tendenzen bei den neueren Sorten zu geben. Die bislang empfohlenen, mehrjährig geprüften Sorten zeigten damit auch 2013 ein hohes, sicheres Leistungsvermögen. Zwischen den besten C-, B- und A- Sorten bestehen hier ebenfalls, wenn überhaupt, nur marginale Leistungsunterschiede zu den A-Sorten, was vor allem dem reinen Marktfruchtbaubetrieb die Sortenentscheidung hinsichtlich einer höher qualitativen Sorte mit dem Ziel einer flexibleren Vermarktungsmöglichkeit etwas erleichtert. In Tabelle 4 sind die über die letzten maximal fünf Prüfjahre erzielten Erträge aufgeführt. Spezifische Standorteignungen, vor allem aber auch die Ertragstreue einer Sorte, lassen sich auf dieser Basis beurteilen. In Tabelle 5 sind daraus die Sortenempfehlungen für die verschiedenen Ackerbauregionen zusammengestellt.

Die bislang vieljährig geprüfte und bewährte Futterweizen-Sorte Winnetou zeigt mittlerweile im Vergleich zu den neueren Sorten nur noch durchschnittliche Leistungen. Auf den Löß- und Höhenstandorten ist sie für Betriebe, die mit dieser Sorte noch gute Erfahrungen gemacht haben, nach wie vor eine Anbauoption. Auf den Höhenstandorten ist allerdings die mangelnde Winterhärte zu berücksichtigen, vor allem bei Frühsaat. Allerdings zeichnen sich, wie eingangs angedeutet, bei den zwei- und erstjährig geprüften Sorten neuere und ertragspotentere C-Sorten, wie Elixer, Bombus, Anapolis oder Boxer, ab. Erstaunlich ist, dass auf den Höhenstandorten die sehr spätreife C-Sorte Lear sehr gute Ergebnisse erzielt.

Im Segment der Backweizen-Sorten zeigen sich über alle Standorte die Sorten Tobak und Smaragd als sehr ertragsstark und –stabil. Auf den Löß-, Sand- und Höhenstandorten ist darüber hinaus die Sorte Primus zu nennen. Inspiration, auf den Lehm- und Höhenstandorten zwar etwas ertragsschwächer, zeigt sich über alle Anbauregionen hinweg auch anbauwürdig. Die fallzahlstabile und winterharte Sorte Tobak, ebenso wie Smaragd und Inspiration, zeichnen sich durch eine sehr starke Anfälligkeit gegenüber Ährenfusarium aus, die durch das BSA mit einer Einstufung von 7, 6 und 6 klassifiziert ist. Das Risiko, den nach der EU-Mykotoxin-Verordnung für gereinigtes Getreide höchstzulässigen DON-Wert von 1,25 mg/kg zu überschreiten, ist bei solchen Sorten erhöht. Daher gilt es, wichtige acker- und pflanzenbauliche Aspekte zu berücksichtigen, um dieses Risiko so weit wie möglich zu reduzieren. Die Sporen des Erregers dieser Krankheit überdauern unter anderem auf Ernterückständen, wie Mais- und Getreidestoppel, im Boden. Somit ist prinzipiell eine wendende Bodenbearbeitung, optimaler Weise mit vorangegangenem Mulchen im Herbst zur weiteren Förderung der Strohrotte, unabdingbar. Weizen mit hoher Fusariumanfälligkeit, wie insbesondere die Sorte Tobak, sollte auf gar keinen Fall pfluglos nach Mais oder auch Weizen angebaut werden. Bereits eine Maisstoppel/m² genügt als Inokulum, um einen Bestand zu infizieren. Körnermais oder CCM stellen hier ein besonders hohes Risiko dar. Bei alleinigem Pflugeinsatz ohne Mulchen ist die Gefahr hoch, dass durch eine unvollständige Rotte im Folgejahr bei erneutem Pflügen wieder Infektionsmaterial hochgeholt wird.

Ein weiterer entscheidender Faktor ist die in jedem Fall gezielte, termingerechte Fungizidbehandlung zur Blüte, mit der vom Hersteller empfohlenen, vollen Aufwandmenge. Frühere Untersuchungen aus Bayern zeigen, dass bei zu niedrig eingesetzter Wirkstoffmenge der DON-Gehalt sogar steigen kann. Beim Anbau nach Blattfrüchten in Kombination mit einer gezielten Fungizidstrategie ist das Risiko eines Befalls mit dem Erreger vergleichsweise gering einzuschätzen. Dies bestätigen die langjährigen Mycotoxinuntersuchungen auf DON-Gehalte in den Landessortenversuchen „Blattfruchtweizen“, die auch in diesem Jahr wieder mit Messwerten kleiner 0,2 mg/kg in der B 3 Variante (Fungizidmaßnahme in EC 59/61, Tabelle 2), auch bei höher anfälligen Sorten deutlich unter dem gesetzlich festgelegten Grenz-wert liegen. Hier zeigt sich, dass unter konsequenter Einhaltung bestimmter acker- und pflanzenbaulicher Maßnahmen beim Anbau fusariumanfälliger Sorten keine höheren DON–Risiken auftreten müssen. Beim Backweizen bietet sich, wer dem sortenspezifischen Fusariumrisiko nicht wie beschrieben entgegenwirken kann oder will, die Möglichkeit, auf die je nach Standort etwas ertragsschwächeren Sorten Primus (Lehm, Sand, Höhe), zusätzlich Muskat auf Sandstandorten und Matrix (fallzahlinstabiler) auf Lößstandorten (Muskat und Matrix nur jeweils dort geprüft) auszuweichen. Zu beachten ist, dass die Einstufungsnote 5 oder 6 in der Praxis möglicherweise kaum einen spürbaren Unterschied in der potenziellen Ährenfusariumgefahr bedeuten kann. Ein Besatz des Erntegutes mit Fusariumtoxinen kann zu einer Verschlechterung der Backqualität führen.

Bei reiner Futterweizennutzung bieten die bereits erwähnten neueren Sorten Boxer (sehr spätreif), die winterharte Sorte Elixer, oder die sehr blattgesunde Sorte Anapolis eine sortenbedingt höhere Toleranz gegenüber Ährenfusarium (siehe Tabelle 7). Anapolis ist derzeit die einzige Sorte, die mit der Note 3, also gering, eingestuft ist und sich damit insbesondere für Maisfruchtfolgen eignet. Die zweijährig geprüfte Sorte Bombus ist ebenso wie Smaragd und Inspiration mit Fusarium-Note 6 eingestuft. Physiologische Störungen dieser Sorte, die zum Ende der Schoßphase auf den Höhenstandorten der LSV beobachtet werden konnten (ebenso wie bei der A-Sorte Linus) und sich in einer Vergilbung/Verbräunung des vorletzten Blattes äußerten, hatten keine negativen Auswirkung auf die Erträge der Sorte und sollten, wenn in der Praxis beobachtet, nicht überbewertet werden.

Beim Qualitätsweizenanbau (A-Sorten) zeigt sich nach wie vor die langjährig bewährte, frühreife Sorte JB Asano mit ihren Schwächen in den Merkmalen Fallzahlstabilität und Winterhärte als Ertragssichere. Die Sorte Linus, die sich im Auswinterungsjahr hat gut behaupten können, weist hinsichtlich der Fallzahlstabilität extreme Unsicherheiten auf und ist darüber hinaus auf den Lößstandorten ertraglich etwas schwächer als JB Asano, ebenso wie dort die Sorte Meister (fallzahlstabil). Wer auf den Sandstandorten Qualitätsweizenanbau betreibt und mit den Sorten JB Asano, Linus und Julius gute Erfahrungen gemacht hat, ist mit diesen nach wie vor gut beraten, wobei sich hier Julius durch eine bessere Fallzahlstabilität auszeichnet. In Tabelle 6 sind Stärken aber auch Schwächen der empfohlenen Sorten im Detail aufgeführt und bei der Sortenwahl in Abhängigkeit der betriebsindividuellen Gegebenheiten, wie vor allem Höhenlage, Fruchtfolge (Mais?) und Bodenbearbeitung (Mulchsaat?) zu berücksichtigen. Dieses gilt vor allem für die Merkmale Winterhärte (Höhenlagen), die Fallzahlstabilität (Vermarktung oder Eigenverfütterung) und Ährenfusariumanfälligkeit.

Spezifische langjährige Ergebnisse zu den empfohlenen Sorten sind ebenfalls Tabelle 6 zu entnehmen. Den hier aufgeführten Unterschieden in der Ertragsstruktur, vor allem Bestandesdichte und TKM-Leistung der empfohlenen Sorten ist dabei hinsichtlich erforderlicher Aussaatstärkenkalkulationen besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Auch bei einem eventuellen „Nachbarschaftsvergleich“ eines dünner stehenden JB Asano-Schlages mit einem dichter stehenden Smaragd-Schlag kann diese Tabelle hilfreich sein, damit keine falschen Schlussfolgerungen gezogen werden, dass einem JB Asano doch noch Stickstoff fehlen könnte. In Tabelle 7 sind die Eigenschaften der Sorten nach Einstufung durch das Bundessortenamt aufgeführt, wobei niedrige Noten eine geringe und hohe Noten eine starke Ausprägung der betreffenden Eigenschaft bedeuten.

Auswuchs – Fallzahl – Fallzahlstabilität

Ein spezielles Qualitätsproblem, insbesondere bei spät gedroschenen Weizenpartien, kann die Fallzahl sein. Dieses tritt häufig in den Erntejahren auf, in denen nach der Voll- und Totreife des Weizens stärkere und länger anhaltende Niederschläge auftreten. Mit solchen Verhältnissen ist nicht in jedem Jahr, sondern im Schnitt nur alle fünf Jahre zu rechnen, sodass die Fallzahlstabilität einer Sorte zwar mit berücksichtigt, aber nicht zum einzigen Sortenwahlkriterium herangezogen werden sollte. Die Fallzahl dient der Beschreibung der Stärkebeschaffenheit, wobei die Höhe der Fallzahl durch die Aktivität der stärkeabbauenden Enzyme (alpha-Amylase) zunächst in der äußeren Aleuronschicht, aber im Weiteren auch im Endosperm (Mehlkörper) des Weizenkorns, bestimmt wird. Dieser Vorgang ist bei der Keimung des Weizenkorns erforderlich, um den Embryo mit lebenswichtigen Substanzen zu versorgen. Bei Fallzahleinstufungen von Sorten mit 3 kann häufig schon bei normalen Abreife- und Erntebedingungen die vermarktungsseits geforderte Mindestfallzahl von 220 s nicht erreicht werden.

Je mehr Stärke im Korn durch die Amylasen in zuckerartige Vorsubstanzen abgebaut wurde, desto niedriger ist die Fallzahl, in Sekunden gemessen. Die Viskosität der Stärkeaufschwemmung mit Wasser wird geringer. Sind die Fallzahlen sehr niedrig und noch keine Keimlinge sichtbar, spricht man von verdecktem Auswuchs, sind sie bereits sichtbar, von offenem Auswuchs. Die Fallzahl bietet ein bequemes Markt- und Handelskriterium, das jedoch positive Qualitätsveränderung unterdrückt. Denn die Schrotfallzahl beschreibt weder den Auswuchs am Korn noch vor allem die realen Verhältnisse in einem Weizenteig. Fallzahlen steigen im Getreide-/Mehllager, sodass die Mehlfallzahl höher ist als die vermarktungsrelevante, „an der Gosse gemessene“ Schrotfallzahl. Darüber hinaus bedeuten niedrige Fallzahlen nicht immer automatisch Qualitätsverluste. Zahlreiche und langjährige Backversuche des MRI-Detmold haben keine Hinweise auf Qualitätseinschränkungen des Rohstoffs bei Gärverlauf, Gebäckvolumen, Porenbild oder Krumenelastizität gezeigt. Hier wird über kurz oder lang, ebenso wie bezügliche der Tatsache, dass moderne, leistungsfähige B-Sorten mit Proteingehalten unter den vermarktungsrelevanten 12 % gute Backergebnisse erzielen, ein Umdenken stattfinden müssen.

Die Ergebnisse aus den LSV des aktuellen Jahres zeigen sehr hohe Fallzahlen zwi-schen überwiegend 300 und 450 Sekunden. Fallzahlen über 330 s weisen dabei auf Enzymschwäche und somit die Wahrscheinlichkeit triebschwacher Teige hin, was jedoch durch den Einsatz von Backmitteln korrigiert werden kann. In Tabelle 7 sind dieses Jahr erstmalig „offizielle“ Hinweise zur Fallzahlstabilität der Sorten gegeben, die auf Basis mehrjähriger Auswertungen (WP-Ergebnisse, LSV-Ergebnisse) durch das BSA ermittelt wurden. Sorten mit einer geringen Fallzahlstabili-tätsnote, wie Linus, zeigen auch diesjährig, obwohl wir nicht von einem Fallzahljahr sprechen, schlechte Fallzahlergebnisse im LSV.

Autor: Dr. Kathrin Bürling