Landessortenversuche Winterweizen 2015

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Winterweizen

Winterweizen mit hohen Erträgen

Nach den vorläufigen Ergebnissen der besonderen Ernteermittlung (BEE) lag das Ertragsniveau des Weizens in NRW mit 89,1 dt/ha nur knapp unter dem Vorjahreswert von 90,8 dt/ha und damit, anders als von Fachleuten vielfach prognostiziert, doch auf einem guten Niveau. In den Landessortenversuchen konnte im Mittel über die NRW-Standorte das nach 2013 zweitbeste Ertragsniveau erzielt werden. Dr. Kathrin Bürling stellt die Ergebnisse vor.

Das Vegetationsjahr 2014/15 war bundesweit erneut durch einen sehr hohen Gelbrost-Infektionsdruck geprägt. Die diesjährigen Sortenleistungen waren somit abermals von der Toleranz gegenüber dem aktuellen Gelbrostrassenspektrum mit geprägt. Die Auswirkungen des Witterungsverlaufs auf die Erträge in den Landessortenversuchen sind in der Tabelle 1 dargestellt.

Auf den Lößstandorten wurde bei durchschnittlichen Bestandesdichten, dafür untypisch sehr niedrigen Kornzahlen je Ähre, trotz hoher TKM ein im fünfzehnjährigen Vergleich schlechtes Ertragsniveau erzielt. Ein ähnliches Bild zeigte sich auf den Lehmstandorten. Auch hier konnten die guten TKM die mittleren Bestandesdichten und geringen Kornzahlen je Ähre nicht auf ein noch gutes Ertragsniveau bringen. Auf dem Sandstandort Merfeld führten die durchschnittlichen Bestandesdichten und hier auch durchschnittlichen Kornzahlen je Ähre in Kombination mit jedoch deutlich unterdurchschnittlichen TKM zu einem sehr schlechten Ertragsniveau. Wie bereits im beim frühreifen Winterweizen thematisiert, führte nach der extremen Trockenheit im Monat Mai die Hitzewelle Ende Juni dazu, dass die Abreife sowohl des Blattfruchtweizen- als auch des frühreifen Extra-Sortimentes abrupt beendet wurde und die vegetativen Organe regelrecht verbrannten. Zu dieser Zeit hatten die Bestände noch nicht die Teigreife erreicht. Da ab dann keine grüne, chlorophyllhaltige, Blattmasse vorhanden war, konnten entsprechend keine Photosynthese und kein Transport von Assimilaten innerhalb der Pflanzen stattfinden. Äußerst niedrige TKM in beiden Versuchen waren die Folge.

Mit im mehrjährigen Vergleich hohen Bestandesdichten, mittleren Kornzahlen je Ähre und leicht überdurchschnittlichen TKM konnte auf den Höhenstandorten nur 2008 mehr gedroschen werden. Hier zeigt sich, wie oftmals schon in Vorjahren, erneut, dass die Höhenlagen bei insgesamt gleichmäßigeren Temperaturen und Wasserversorgung hohe und sichere Getreideerträge ermöglichen. Im aktuellen Jahr konnte aufgrund der trockenen Witterung Ende der Bestockung, Anfang der Schossphase eine nur ungenügende Anlage sowie Ausbildung von Blüten je Ährchen (in der Summe = niedrige Kornzahl je Ähre) mit einer ausreichende Kornfüllung letztlich in nur schwache Erträge auf Lehm und Sand umgesetzt werden. Auf den Höhenstandorten hingegen waren dies aufgrund der gemäßigteren Witterung immer Hochertragsjahre. Generell sind auf den Lehm- und Sandstandorten deutlich größere Ertragsunterschiede zwischen den einzelnen Jahren zu beobachten. Dieses Jahr kann somit als weiteres Beispiel dafür gesehen werden, wie wichtig unter der immer häufiger auftretenden Frühsommertrockenheit (Klimawandel?) sowohl der Anbau frühreiferer Sorten als auch die Wahl der N-Düngungsstrategie - drei Gaben oder zwei Gaben - spielt, um witterungsbedingte Risiken zu reduzieren. Dieses Jahr konnte erneut beobachtet werden, wie über längere Zeit der Dünger nicht nutzbar auf der Bodenoberfläche lag. Hier gilt es (wieder) zukunftsorientierter zu denken.

Die Landessortenversuche

In Nordrhein-Westfalen wurden im Herbst 2014 auf neun Standorten die Landessortenversuche (LSV) Winterweizen ausgedrillt. Aus Niedersachsen konnten zusätzlich sieben Landessortenversuchsergebnisse in die Auswertung einbezogen werden. Mit 18 drei- und mehrjährig geprüften bislang bewährter Sorten, sieben zweijährig geprüften sowie fünf neuen - davon drei erst im März dieses Jahres vom BSA zugelassenen - Sorten, umfasst der LSV Weizen das größte Sortiment.

Die vielversprechendsten neuesten Sorten werden auf der Grundlage aller durchgeführten Wertprüfungen (drei Jahre, insgesamt etwa 20 Versuche) schon vor der Zulassung im LSV geprüft, um den Züchtungsfortschritt schnell für die Praxis nutzbar zu machen.

Die Prüfung der Winterweizensorten erfolgt in drei Intensitätsvarianten (Tabelle 2). Als Grundlage für die Leistungsbeurteilung und die Sortenempfehlung wird das Ertragsmittel aus der mittleren (B2) und der höheren Intensitätsvariante (B3) herangezogen. Zwischen diesen beiden Varianten bewegt sich, je nach Jahr und Standort, die produktionstechnische optimale Intensität. Allen drei Stufen gemein ist die N-Düngungsstrategie, die auf Wunsch der Beratung wieder in drei Gaben angelegt wurde. Die mittlere Intensitätsvariante (B 2) ist darauf ausgerichtet, bei den Sorten das Merkmal Gesundheit in der früheren Wachstumsperiode (Schossphase) im Einfluss auf die Erträge zu testen, indem mit der ersten Fungizidmaßnahme erst ab EC 37 (Fahnenblattstadium) begonnen wird. In der praxisüblichen Variante B 3 erfolgen bereits zu Schossbeginn - seit diesem Jahr bei Bedarf auch schon Mitte Bestockung - entsprechende Maßnahmen. In der Tabelle 2 sind die notwendigen Mehrerträge aufgeführt, die jeweils durch die höheren Intensitätsvarianten aufgrund der diesjährigen Erzeugerpreise und Kosten erzielt werden mussten.

Wie aus den unteren Zeilen der Tabelle 3 zu entnehmen ist, konnten an allen NRW-Standorten die wirtschaftlich erforderlichen 11,3 dt/ha Mehrertrag in der B2-Variante gegenüber B1 nicht erzielt werden. Beim Vergleich der intensiven Variante mit gesundheitssicherndem Pflanzenschutz (B3) mit der unbehandelten B1-Variante, konnte in der überwiegenden Zahl ebenfalls kein wirtschaftlich notwendiger Mehrertrag von 15,7 dt/ha erzielt werden. Lediglich auf dem Höhenstandort Meerhof konnte knapp, und auf dem Lehmstandort Lage-Heiden sehr deutlich, die Variante mit höchster Pflanzenschutzintensität (B3) gegenüber B1 als wirtschaftlich bewertet werden.

Die Leistungen der Sorten

In Tabelle 3 sind die Sorten nach dem Durchschnittsergebnis 2015 aufgeführt. In Tabelle 4 sind - als sichere Beurteilungsgrundlage für die mehrjährigen Leistungen - die über die letzten, maximal fünf Prüfjahre erzielten Erträge aufgeführt. Spezifische Standorteignungen, vor allem aber auch die Ertragstreue einer Sorte, lassen sich auf dieser Basis beurteilen. In Tabelle 5 sind die Sortenempfehlungen zusammengestellt.

Die mehrjährig geprüfte, winterharte C-Weizensorte Elixer zeigte sich auf den Sand-, Lehm- und Höhenstandorten als sehr ertragsstarke Futterweizensorte und stellt mit ihrer guten Einstufung in der Fusariumanfälligkeit (Note 4) eine Option insbesondere für Maisfruchtfolgen dar. Auf den Höhenstandorten zeigte Elixer letztjährig aufgrund hoher Lagerneigung eine stärkere Streuung in der Leistung. Vom Bundessortenamt wurde die Sorte aktuell in der Lagerneigung entsprechend schlechter eingestuft.

Auf einen sorgfältigen Wachstumsreglereinsatz ist daher unbedingt zu achten. Auf den Lößstandorten zeichnet sich die C-Sorte Anapolis mit deutlich besseren Erträgen sowie auch besserer Eigenschaften gegenüber Elixer aus. Bei ausschließlicher Futternutzung bietet sie als blattgesunde, standfeste, ertragsstarke und derzeit einzige Sorte, die mit der Note 3 (gering) in der Anfälligkeit gegenüber Fusarium eingestuft ist, auch in allen anderen Anbauregionen, insbesondere für Maisfruchtfolgen, eine empfehlenswerte Alternative. Lediglich auf den Lehmstandorten zeigt sich Anapolis mit stärker schwankenden und durchschnittlicheren Erträgen gegenüber Elixer. Sie wird jedoch angesichts der zuvor genannten Eigenschaften eingeschränkt empfohlen. In den Höhenlagen ist darüber hinaus, mehrjährig geprüft, nach wie vor die spätreifere Sorte Lear ertragsstark. In diesen Regionen können jedoch aufgrund der späteren Reife möglicherweise Schwierigkeiten mit der Erntezeit auftreten. Hier gibt es ertraglich mindestens gleich gute A- und B-Sorten.

Im Segment der Backweizen-Sorten (B-Weizen) zeigen sich, wie bereits in den beiden vergangenen Jahren hinweg, die Sorten Smaragd und Tobak, letztere Sorte mit Ausnahme der Sandstandorte, als sehr ertragsstark und –stabil. Auf den Sandstandorten wird die Sorte Tobak nur eingeschränkt empfohlen, da mit Fokus auf den Standort Merfeld mit Sorten wie Elixer oder Anapolis aufgrund besserer Erträge und insbesondere geringerer Fusariumanfälligkeit, geeignetere Sorten zur Verfügung stehen. In Veredlungsregionen mit hohem Maisanteil in der Fruchtfolge sollte diesen unbedingt der Vorzug gegeben werden. Das einzige unterdurchschnittliche Ergebnis der Sorte Tobak auf Lehm am Standort Lage-Heiden hatte andere Ursachen. Nach einer sehr späten Zuckerrübenernte und einer späten und schwierigen Weizenbestellung der LSV-Versuchsfläche benötigten die Bestände rund sechs Wochen bis zum Auflaufen. In dieser Zeit kam es durch hohe Niederschläge im November zu einer Verschlämmung und Verkrustung des schluffigen Bodens. Unter diesen Bedingungen litten die Sorten Tobak, Mescal und Boxer sehr deutlich. Die Bestandesdichten waren sehr niedrig, lückiger, inhomogener und die Pflanzen weniger wüchsig. Auch Alexander, Sarmund und Ohio zeigten hier ein etwas schlechteres Bild. Die übrigen im LSV geprüften Sorten zeigten keine Auffälligkeiten.

Auf den Lößstandorten ist neben Tobak und Smaragd die Sorte Trapez mit vergleichbarer Ertragspotenz und auch -stabilität zu sehen. Desamo und Edward hingegen sind in ihrer Leistung deutlich schlechter (Edward nur in diesem Jahr). Sie weisen jedoch Vorteile gegenüber den B-Leistungsträgern auf. Insbesondere Desamo ist eine gesunde, standfeste Sorte mit sehr guten Qualitätseigenschaften und ist darüber hinaus die derzeit einzige B-Weizensorte im LSV mit einer Proteineinstufung auf A-Weizen-Niveau. Hier gilt es, individuell standort- und betriebsspezifisch abzuwägen, wie wichtig Gesundheit und möglicherweise mehr-entlohnte Qualitäten sind.

Auf den Sand- und Lehmstandorten stellt die Sorte Inspiration und auf den Höhenstandorten die Sorte Primus – hier zwar niedrigere, aber auffallend stabile Ertragspotenz - bei noch eigenen guten Anbauerfahrungen weitere Optionen dar.

Die fallzahlstabile und winterharte Sorte Tobak, ebenso wie Smaragd, Trapez und Inspiration, zeichnen sich durch eine sehr starke Anfälligkeit gegenüber Ährenfusarium aus, die durch das BSA mit einer Einstufung von 7, 6, 6 und 6 klassifiziert ist (siehe unten, Mykotoxine).

Zweijährig geprüfte Sorten

Unter den zweijährig geprüften Sorten zeigen sich mit RGT Reform als A-Weizen und Johnny als B-Weizen zwei ertragspotente Sorten mit hoher Streubereite. Johnny, dessen Schwäche in der Winterhärte zu beachten ist, zeigt dabei auf dem Sandstandort Merfeld schwankendere Leistungen, überzeugt aber durch seine breite Blattgesundheit, geringe Fusariumanfälligkeit sowie Standfestigkeit für diese Anbauregion. RGT Reform als kurze und ebenfalls standfeste sowie blattgesunde Sorte mit darüber hinaus sehr guten Qualitätserwartungen zeigt gute Voraussetzungen als möglicher Nachrücker im A-Segment. Die Futterweizensorten Sarmund und Landsknecht zeigen auf den Löß- und Lehmstandorten sowie Sarmund zusätzlich in den Höhenlagen sehr gute Leistungen. Diese unterscheiden sich allerdings nicht wesentlich von einigen gleich aufliegenden, aber qualitativ höherwertigen und damit vermarktungsflexibleren A- und B-Weizensorten.

Landsknecht, als derzeit einzige Sorte im Versuch mit einer ausgewiesenen Keksweizeneignung, sollte dabei aufgrund der geringen Fallzahl/-stabilität in Jahren mit stärkeren und länger anhaltenden Niederschlägen nach der Voll- und Totreife umgehend geerntet werden. Für die Höhenlagen zeigt Sarmund sogar eine etwas bessere Ertragsleistung als Elixer und ist auch hinsichtlich agronomischer Merkmale nicht uninteressant. Nach jüngsten Aussagen des Züchters und des Vertriebes soll jedoch Sarmund aus dem Programm genommen werden. Zur diesjährigen Herbstaussaat steht noch Saatgut zur Verfügung.

Im Qualitätsweizenanbau (A-Sorten) hat die frühreifere Sorte JB Asano mit ihren bekannten Stärken und Schwächen nun den Zenit überschritten. Dennoch ist sie neben ihrer Frohwüchsigkeit als etablierte Sorte insbesondere unter dem Aspekt ihrer früheren Reife zu sehen. Für Praktiker, die eine Sorte zur Entzerrung des Erntefensters suchen, hat sich, wie die Ergebnisse des LSV mit früher reifen Sorten zeigen, JB Asano als bewährte ertragsstarke Sorte gezeigt, die darüber hinaus aufgrund ihrer Qualität auch eine flexible Vermarktung ermöglicht.

Auf den Lößstandorten stellt sich die ertraglich durchschnittlich stabile Sorte Meister auch in Punkto Qualität sicherer dar. Linus zeigt sich ebenfalls ertragsstärker, weist jedoch die bekannte Schwäche in der Fallzahlstabilität auf. Dabei schneidet auf dem Standort Kerpen-Buir tendenziell Meister besser ab, in Beckrath hingegen eher Linus. Letzterer hat sich im Auswinterungsjahr gut behaupten können und präsentiert sich in den Höhenlagen im Vergleich zu den anderen empfohlenen B- und C-Sorten ebenfalls sehr ertragsstark. Für die Verfütterung spielt die mangelnde Fallzahlstabilität dieser Sorte eine untergeordnete Rolle. Julius ist als winterharte, standfeste und blattgesunde Sorte mit guten Qualitäten als normalreife A-Sorte für die Lehm- und Sandstandorte empfehlenswert.

Neu geprüfte Sorten

Bei den neuen, erstjährig im LSV geprüften Sorten macht die B-Weizensorte Benchmark über alle Anbauregionen hinweg ertraglich ihrem Namen alle Ehre; Schwächen hat sie in der Winterhärte und Braunrostanfälligkeit. Die EU-Sorte Bergamo kann auf den Lehm- und insbesondere den Sandstandorten im Ertrag mithalten, zeigt aber eine deutliche Schwäche in der Fallzahl. Alexander, eine weitere neue B-Weizensorte, kann nur auf den Höhenstandorten im ersten LSV-Jahr überzeugen. Mit Ausnahme der hohen Fusariumanfälligkeit weist diese Sorte gute qualitative Eigenschaften und Einstufungen auf. Rumor, dreijährig und erneut überzeugend im frühreifen Segment, kann im normal- bis spätreifen Hauptsortiment lediglich auf den Lehmstandorten noch mithalten. Nur auf Wunsch des Züchters und der Beratung wurde im letzten Jahr, analog zu JB Asano, diese frühreifere Sorte auch bei den normal bis später reifen Sorten platziert.

Auf den Lößstandorten sind über das reguläre LSV-Sortiment hinaus die ältere Sorte Sophytra (Zulassung 2008) sowie die Sorten Apian, Pamier und Colonia geprüft worden (Tabellen 3 und 4). Lediglich die mit guten Eigenschaften ausgestattete Sorte Apian konnte in Kerpen-Buir die insgesamt sehr gute Vorjahres-Leistung wiederholen, während die anderen Kandidaten hier deutlich, zum Teil wiederholt, nur unterdurchschnittlich gedroschen haben.

In Tabelle 6 sind Stärken und Schwächen der empfohlenen Sorten aufgeführt und bei der Sortenwahl in Abhängigkeit der betriebsindividuellen Gegebenheiten, wie Standort, Fruchtfolge (Mais?) und Bodenbearbeitung (Mulchsaat?), zu berücksichtigen. Dieses gilt vor allem für die Merkmale Winterhärte (Höhenlagen), die Fallzahlstabilität (Vermarktung oder Eigenverfütterung) und Ährenfusariumanfälligkeit. Langjährige Analyseergebnisse zu den empfohlenen Sorten sind ebenfalls der Tabelle 6 zu entnehmen. In Tabelle 7 sind die Eigenschaften der Sorten nach Einstufung durch das Bundessortenamt als Notenskala aufgeführt, wobei niedrige Noten eine geringe und hohe eine starke Ausprägung der betreffenden Eigenschaft bedeuten.

Intensität und Qualität

Über die mehrjährige Berechnung der einzelsortenbezogenen bereinigten Marktleistungen (BML) in den verschiedenen Intensitätsvarianten (B1, B2, B3) ist es möglich, Tendenzen zur erforderlichen Behandlungsbedürftigkeit der Sorten abzuleiten. Diese sind umso verlässlicher, je mehr Versuchsjahre und -standorte als Grundlage zur Verfügung stehen. Die Verwendung einjähriger Ergebnisse eines einzelnen Standortes ist absolut nicht aussagekräftig.

Wie die Graphik verdeutlicht, kann eine Sorte in einem Jahr die höchste bereinigte Marktleistung in der intensiven B3-Variante aufweisen, während es im folgenden Jahr eindeutig wirtschaftlicher gewesen wäre, auf einen fungiziden Einsatz zu verzichten.

Bei den zweijährig in drei Intensitätsstufen geprüften Sorten Johnny, RGT Reform und Mescal hat sich die nach Sortenliste gute Blattgesundheit im vorangegangenen Jahr mit der höchsten bereinigten Marktleistung in der Stufe mit reduziertem Pflanzenschutz und diesjährig in der unbehandelten Stufe B1bestätigt. Bei den mehrjährig geprüften Sorten Desamo, Pionier und Anapolis zeigten sich in drei Jahren bei Opal, bei Julius und Smaragd über vier bis sieben Jahre, in der Tendenz ebenfalls die höchsten Wirtschaftlichkeiten durch eine insgesamt extensivere Pflanzenschutzstrategie (mehrheitlich höchste Marktleistung zwischen B1 und B 2). Bei schwierig zu entscheidenden Fungizidmaßnahmen ist es damit weniger wahrscheinlich, dass diese bei den genannten zwei- und mehrjährig geprüften Sorten auch tatsächlich wirtschaftlich lohnend sein werden. Auf der anderen Seite zeigen drei- und mehrjährig geprüfte Sorten, wie Trapez, JB Asano, Primus und Boxer, in der Tendenz einen höheren Intensitätsanspruch. Dieses bedeutet, dass bei anstehenden Fungizidentscheidungen in der Mehrzahl der Fälle diese dann auch wirtschaftlicher sein werden.

Angesichts der großen Schwankungen lassen sich bei den übrigen Sorten noch keine gesicherten Aussagen zu ihren Intensitätsansprüchen machen. Insgesamt betrachtet, spiegelt sich auch die Gelbrostanfälligkeit der Sorten in der bereinigten Marktleistung wieder. Die Sorten, die nach Sortenliste die höchste Anfälligkeit aufweisen (APS 7 und 8), wiesen die höchste bereinigte Marktleistung in der B3 auf. Es ist noch deutlich anzumerken, dass es 2015 auf Wunsch der Beratung zu einer deutlicheren und auch teureren Umstellung der Produktionstechnik (Düngung und Pflanzenschutz) und damit auch einer veränderten Kosten-Nutzen-Relation kam. Bei einem Vergleich der aktuellen Ergebnislage mit den Vorjahresergebnissen ist dieser Umstand zu berücksichtigen.

Ein spezielles Problem, insbesondere bei spät gedroschenen Weizenpartien, kann die Fallzahl sein. Dieses tritt häufig dann auf, wenn nach der Voll- und Totreife des Weizens stärkere und länger anhaltende Niederschläge auftreten. Mit solchen Verhältnissen ist jedoch im Schnitt nur alle fünf Jahre zu rechnen, sodass die Fallzahlstabilität einer Sorte zwar mit berücksichtigt, aber nicht zum einzigen Auswahlkriterium herangezogen werden sollte.

Die Fallzahl bietet ein bequemes Markt- und Handelskriterium, das jedoch eine positive Qualitätsveränderung unterdrückt. Denn die bei der Getreideannahme ermittelte Schrotfallzahl beschreibt weder exakt den Auswuchs im Korn noch vor allem die realen Verhältnisse in einem Weizenteig. Die Fallzahlen steigen im Getreide-/Mehllager, sodass die Mehlfallzahl höher ist als die vermarktungsrelevante, „an der Gosse gemessene“ Schrotfallzahl. Darüber hinaus bedeuten niedrige Fallzahlen nicht immer automatisch Qualitätsverluste. Langjährige Backversuche des MRI-Detmold haben keine Hinweise auf Qualitätseinschränkungen des Rohstoffs bei Gärverlauf, Gebäckvolumen, Porenbild oder Krumenelastizität gezeigt. Hier wird über kurz oder lang, ebenso wie die Tatsache, dass moderne, leistungsfähige B-Sorten mit Proteingehalten unter den vermarktungsrelevanten 12 % gute Backergebnisse erzielen, ein Umdenken stattfinden müssen.

Die Ergebnisse aus den LSV des aktuellen Jahres zeigen sehr hohe Fallzahlen zwischen überwiegend 270 und 490 Sekunden. Fallzahlen über 330 s weisen dabei auf eine Enzymschwäche und somit auf die Wahrscheinlichkeit triebschwacher Teige hin, was jedoch durch den Einsatz von Backmitteln korrigiert werden kann.

Mykotoxine soweit wie möglich reduzieren

Ein Besatz des Erntegutes mit Fusariumtoxinen kann zu einer Verschlechterung der Backqualität führen. Das Risiko, den nach der EU-Mykotoxin-Verordnung für gereinigtes Getreide höchstzulässigen DON-Wert von 1,25 mg/kg zu überschreiten, ist bei solchen Sorten erhöht. Daher gilt es, wichtige acker- und pflanzenbauliche Aspekte zu berücksichtigen, um dieses Risiko so weit wie möglich zu reduzieren. Die Sporen des Erregers dieser Krankheit überdauern unter anderem auf Ernterückständen, wie Mais- und Getreidestoppel, im Boden. Somit ist prinzipiell eine wendende Bodenbearbeitung, optimalerweise mit vorangegangenem Mulchen im Herbst zur weiteren Förderung der Strohrotte, unabdingbar. Weizensorten mit sehr hoher Fusariumanfälligkeit, wie zum Beispiel Tobak, sollten auf gar keinen Fall pfluglos nach Mais oder auch Weizen angebaut werden. Bereits eine Maisstoppel/m² genügt, um einen Bestand zu infizieren. Körnermais oder CCM stellen hier ein besonders hohes Risiko dar. Bei alleinigem Pflugeinsatz ohne Mulchen ist die Gefahr hoch, dass durch eine unvollständige Rotte im Folgejahr bei erneutem Pflügen wieder Infektionsmaterial hochgeholt wird. Ein weiterer entscheidender Faktor ist die in jedem Fall gezielte termingerechte Fungizidbehandlung zur Blüte, mit der vom Hersteller empfohlenen vollen Aufwandmenge. Frühere Untersuchungen aus Bayern zeigen, dass bei zu niedrig eingesetzter Wirkstoffmenge der DON-Gehalt sogar steigen kann.

Beim Anbau nach Blattfrüchten, in Kombination mit einer gezielten Fungizidstrategie, ist das Risiko eines Befalls mit dem Erreger vergleichsweise gering einzuschätzen. Dies bestätigen die langjährigen Mycotoxinuntersuchungen auf DON-Gehalte in den Landessortenversuchen. Auch in diesem Jahr liegen diese bei den bis Redaktionsschluss vorliegenden Ergebnissen wieder mit Messwerten kleiner 0,2 mg/kg in der B3-Variante (Fungizidmaßnahme in EC 59/61, Tabelle 2) auch bei höher anfälligen Sorten deutlich unter dem gesetzlich festgelegten Grenzwert. Lediglich bei Smaragd auf dem Versuchsstandort Vluyn konnte mit 0,5 mg/kg eine geringe DON-Belastung der Probe festgestellt werden. Die diesjährige Witterung zur Weizenblüte war darüber hinaus auch ungünstig für eine Ährenfusariuminfektion.

Es zeigt sich, dass unter konsequenter Einhaltung bestimmter acker- und pflanzenbaulicher Maßnahmen beim Anbau fusariumanfälliger Sorten keine höheren DON-Risiken auftreten müssen.

Autor: Dr. Kathrin Bürling