Landessortenversuche frühe und mittelfrühe Kartoffeln 2010

Kartoffeln pflanzen
Die Kartoffeln für die Landessortenversuche konnten 2010 unter guten Bedingungen gepflanzt werden


Spinnmilben an KartoffelnBild vergrößern
Spinnmilben an Kartoffeln sind eher selten zu sehen, 2010 aber häufig zu finden. Fotos: Peter Lövenich


Hitzewelle drückte die Kartoffelerträge

Wie schon bei den Frühkartoffeln war die Hitze im Frühsommer der beeinflussende Faktor bei den Anschlusssorten. Diese traf es noch wesentlich härter, da ihre Knollenentwicklung genau in dieser Phase lag. Die Erträge waren deutlich niedriger als in den Vorjahren und auch mit Beregnung ließen sich die Defizite nicht immer ausgleichen. Hinzu kamen diverse Qualitätsprobleme, sodass sich viele Kartoffelanbauer über die positive Preisentwicklung bei Speisekartoffeln nur wenig freuen können. Aber es gab auch erfreuliche Leistungen einiger Sorten, wie Peter Lövenich, Landwirtschaftskammer NRW, aufzeigt.

Kaum waren die ersten Frühkartoffeln gerodet und die Ergebnisse durchaus zufriedenstellend, begann in Westeuropa eine lange und ausgeprägte Hitzewelle, wie wir sie lange nicht mehr erlebt haben. Es traf besonders die frühen und mittelfrühen Anschlusssorten, da sie mit ihrer Knollenentwicklung stark von den hohen Temperaturen beeinflusst wurden und teilweise stark litten. Eine weitere Ursache für die schlechten Erträge ist sicherlich auch das späte und kalte Frühjahr, das für einen sehr verhaltenen Start sorgte. Traditionell wurden die ersten kleinen Flächen wieder in den Frühkartoffelzentren Mitte Februar gelegt. Die Anschlusssorten kamen aber landesweit erst nach Ostern etwa Mitte April in den immer noch kalten, aber garen Boden.

Die Witterung blieb für die Jahreszeit weiter zu kühl und es kam sogar flächendeckend zu Frost, der dieses Segment zwar nicht direkt schädigte, aber ein verzögertes Auflaufen zur Folge hatte. Keimträge Sorten, wie Belana, liefen erst 44 Tagen und später nach dem Legen auf und zeigten dann immer noch ein zögerliches Wachstum. Es ist davon auszugehen, dass diese lange Periode mit tiefen Temperaturen für die verhaltene Entwicklung der Bestände einiger Sorten nach dem Auflaufen verantwortlich war. Ab Anfang Juni begann die große Hitzewelle, die zu Beginn noch ein reges Laubwachstum brachte, das sich aber im weiteren Verlauf eher als Wachstumshemmer herausstellte. Nicht nur Wassermangel, sondern vielmehr die hohen Temperaturen weit jenseits der 30-°C-Grenze machten den Beständen sehr zu schaffen und leiteten oft die Notreife ein.

Dazu muss man die Physiologie der Kartoffelpflanze näher betrachten. Als Pflanze der gemäßigten Zonen sind helle Tage bei Temperaturen knapp über 20 °C ideal und wenn dazu noch eine gleichmäßige Wasserversorgung gewährleistet ist, kann man Spitzenleistungen bei dieser Kultur erwarten. 2010 fehlte es an einer gleichmäßigen Wasserversorgung und vor allem wirkten die hohen Temperaturen ertragsreduzierend. Der Kompensationspunkt bei Kartoffeln, das ist der Punkt bis zu dem Kartoffeln noch einen Nettoertrag produzieren, liegt etwa bei 30 °C. Darüber hinaus werden tagsüber weniger Assimilate gebildet, als die Pflanze nachts wieder verbraucht, sodass unter dem Strich kein Zuwachs mehr erfolgt. Das ist gut zu sehen an den späteren Kartoffeln, die in dieser Zeit im Wachstum stagnierten und erst wieder nach der großen Hitze im Ertrag zulegen konnten.

Ein kleiner Nebeneffekt der trockenen Witterung war, dass alle Schaderreger genauso wie die Kartoffel litten und die sonst gefürchtete Krautfäule nicht in Erscheinung trat. Dagegen traten andere, eher wärmeliebende Schädlinge, wie Gammaeulen oder Spinnmilben, vereinzelt auf, die aber nirgendwo größeren Schaden anrichten konnten.

Ende Juli setzte dann der allerseits erwartete große Regen ein, der das nächste Problem bereitete. Die hohen Temperaturen im Damm verringern die Keimruhe der Knollen. Folgen darauf Niederschläge, die meist mit einer hohen Mineralisierung einhergehen, kommt es zu erneutem Wachstum der Knollen, aber auch zum Wiederergrünen des Laubs. Beides ist für die Qualität der Kartoffel wenig förderlich, da es zu Stärkeverlust in der Knolle kommt und die Qualität deutlich gesenkt wird. Ein Teil der Knolle baut Stärke ab und dieses Gewebe wird beim Kochen wässrig, hat eine hellere Fleischfarbe und einen faden Geschmack. Es kann sogar so weit gehen, dass es zur Zerstörung der Zellen und damit auch zur Fäulnis kommt. Auch das landesweit eingesetzte Präparat itcan konnte diese Entwicklung nicht immer aufhalten.

Die Sortenversuche

All diese genannten Aspekte treffen natürlich auch für die Sortenversuche zu. Wie bereits in den letzten Jahren auch standen die Sorten an drei Standorten in NRW. Für die rheinischen Lößstandorte waren es Kerpen-Buir und Schwalmtal-Waldniel und für die Sandstandorte der norddeutschen Tiefebene der neue Standort Borken-Heiden. Letzterer wird nicht mit den Lößstandorten verrechnet, sondern mit den anderen Standorten in Niedersachsen verglichen. Er fällt auch aus dem Rahmen, weil er in diesem Jahr intensiv beregnet werden konnte und daher ein ganz anderes Ertragsniveau erreicht wurde als an den rheinischen Standorten.

Gepflanzt wurde in Buir am 8. und in Waldniel am 20. April bei guten Bodenbedingungen. Der Aufgang war im Schnitt über die frühen und mittelfrühen Sorten mit 40 Tagen Dauer sehr lang, die anschließende Entwicklung eher verhalten. Die Abreife begann im frühen Sortiment - legt man das Datum der Stufe 6 = 50 % der Blätter sind abgestorben zugrunde - 74 Tagen nach Auflaufen. Die mittelfrühen Sorten brauchten bei gleichem Auflaufdatum 30 Tage länger.

Die Witterungsextreme haben alle Schwächen eines Standortes radikal aufgedeckt, die im Frühjahr gar nicht so zu sehen waren. In Waldniel traten massive Strukturschäden auf und stressbedingt auch noch Krankheiten, was dazu führte, dass im Block mit den frühen Speisesorten starke Ausfälle auftraten und dieser nicht auswertbar war. Im Block der mittelfrühen war es nicht so gravierend und diese erreichten mit 448 dt/ha marktfähige Ware das schlechteste Ergebnis seit Jahren.

In Kerpen-Buir konnten beide Sortimente ausgewertet werden, die frühen Sorten brachten mit 393 dt/ha aber einen sehr schlechten Ertrag. Nur die mittelfrühen Sorten kamen mit 598 dt/ha marktfähiger Sortierung ungefähr an das Niveau der Vorjahre heran.

Auf allen Standorten waren aber die Schwankungen in den Wiederholungen größer als in den Vorjahren, was auch auf die extremen Bedingungen zurückzuführen ist.

Frühes Sortiment

Annabelle: Annabelle ist im rheinischen Anbau nicht mehr wegzudenken und erobert immer neue Regionen. Das Ertragsniveau liegt knapp unter dem Durchschnitt bei ausgeglichener Sortierung. Ihre Vorteile sind eindeutig in dem hervorragenden Aussehen und dem guten Geschmack zu sehen. Annabelle ist von der Reife her eine frühe Sorte, sie findet sich aber auch stark im sehr frühen Anbau.

Annabelle tendiert unter der trocken-heißen Witterung zu Durchwuchs, der aber in der Praxis aufgrund der frühzeitigen Ernte nicht so ins Gewicht fiel. Problematisch dürfte in diesem Jahr aber die Lagereignung sein, da erste Partien schon deutlich in Keimbereitschaft sind.

Wegen ihrer dünnen Schale hat die Sorte auf sandigen Standorten einen schlechteren Stand. Ihre optimale Qualität erreicht sie auf den hellen Lößstandorten.

Gala : Gala konnte sich im Ertrag deutlich verbessern und lieferte eines der besten Ergebnisse der letzten Jahre. Die Sorte scheint mit den Witterungsbedingungen des Jahres gut zurechtgekommen zu sein, brachte eine ausgeglichene Sortierung und so gut wie keine Knollenmängel.

Die Akzeptanz in der Praxis steigt und auch vom Verbraucher wird die Sorte gezielt nachgefragt. Gala ist eine robuste, weitgehend trockentolerante Sorte, die sich für den Anbau auf allen Standorten eignet.

Musica : Musica steht im dritten Prüfjahr und lieferte wieder weit überdurchschnittliche Erträge, ohne dabei zu sehr in den Übergrößen gewachsen zu sein. In diesem Jahr fielen die sonst optisch sehr gefälligen Knollen mit Schorf und höherem Grünanteil auf. Der Stärkegehalt ist leicht überdurchschnittlich.

Die Sorte ist nur mäßig keimruhig und kann daher nicht zu lange gelagert werden. Für eine festkochende Sorte verfügt Musica über ein sehr hohes Ertragspotenzial, was die Vermarktungsrichtung vorgibt. Sie ist weniger für das Premium, sondern mehr für den Massenmarkt bei dennoch guten Qualitätsmerkmalen geeignet.

Primadonna: Primadonna steht ebenfalls im dritten Prüfjahr. Sie ist vorwiegend festkochend mit ovalen, gelbfleischigen Knollen. Ertraglich konnte sie sich in jedem Jahr steigern und brachte mit relativ 108 in diesem Jahr ihr bestes Ergebnis, was aber leider auf einem hohen Übergrößenanteil basierte. Bestätigt hat sich aber wieder die hervorragende Knollenoptik, wozu maßgeblich die glatte Schale und die hohe Formtreue der Knollen beiträgt.

Primadonna bestätigt den guten Eindruck der Vorjahre und empfiehlt sich daher sowohl für die Direktvermarktung als auch für den Vertrieb über den Handel.

Sissi: Sissi steht im zweiten Jahr in der Prüfung und ist wegen den guten Geschmackseigenschaften und der frühen Reife aufgenommen worden. Die Knollen sind festkochend, langoval von dunkel-gelber Fleischfarbe, was den Freunden der rheinischen Salatkartoffeln entgegen kommen dürfte.

In diesem Jahr verschlechterte sich das schwache Ertragsergebnis nochmals, besonders auf dem unberegneten Standort Buir. Bestätigt haben sich das gute Aussehen und der gute Geschmack. Auch wenn man das diesjährige Ergebnis nicht überbewerten darf, wird Sissi wohl keine durchschnittlichen Erträge erreichen können. Ihre Vorteile liegen in der Qualität. Für eine breite Akzeptanz ist aber dennoch ein deutlich höheres Ertragsniveau nötig.

Francisca: Francisca steht im zweiten Prüfjahr und erreichte nur einen durchschnittlichen Ertrag mit einer ausgeglichenen Sortierung. Die Knollen sind vorwiegend festkochend, oval und gelbfleischig. Die Sorte reagierte etwas auf die Witterungsbedingungen mit grünen Knollen, Schorf, aber auch mit Missbildungen, was auch schon im Vorjahr zu bemängeln war. Da sie einem Sortentyp angehört, von dem in den letzten Jahren viele Neuzulassungen kamen, wird sie es nicht leicht haben.

Merida: Merida ist eine rundovale, gelbfleischige und vorwiegend festkochende Sorte. Die Stärkegehalte waren für diesen Sortentyp niedrig. Auch enttäuschte der leicht unterdurchschnittliche Ertrag. Die Sortierung ist grob fallend mit höherem Anteil im Segment über 60 mm, ohne dass es zu Hohlherzigkeit kommt. Die Knolleneigenschaften sind gut - ohne nennenswerte Auffälligkeiten. Merida ist auch tolerant gegenüber Eisenflecken und zeigte keinen Durchwuchs.

Mit den ungünstigen Startbedingungen scheint sie weniger gut zu Recht zu kommen als andere Sorten. Die Knollen machen einen sehr robusten Eindruck und dürften sich gut waschen und packen lassen.

Da die Sorte in anderen Jahren bessere Leistungen gezeigt hat, wird sie im nächsten Jahr nochmals geprüft.

Gunda: Gunda ist eine frühe, mehlig-kochende Sorte. Die Knollen sind rundoval und von hellgelber Fleischfarbe. Die Sortierung ist ausgeglichen mit Schwerpunkt im Segment von 50 bis 60 mm, was einen hohen Anteil an marktfähiger Sortierung ergibt. Der Stärkegehalt liegt bei 13,6 %, was die lockere Kocheigenschaft garantiert, es aber noch nicht zum Auseinanderfallen der Knollen kommen dürfte. Mehlig-kochende Sorten sind immer noch wenig im Anbau und werden aktuell sowohl vom Handel als auch in der Direktvermarktung gesucht. Die bisher geprüften Sorten hatten immer ein Defizit in der Ertragsleistung, daher stellt der Relativertrag von 94 bei Gunda zufrieden. In der Knollenbeurteilung fielen etwas Schorf und Zwiewuchs auf, der Anteil an grünen Knollen war unterdurchschnittlich.

Gunda könnte eine interessante mehlig-kochende Sorte speziell für die Direktvermarktung sein. Aber auch über den Handel dürfte sie im Premiumbereich abzusetzen sein. Für den Massenmarkt passt eher eine Sorte mit höherem Ertragsniveau.

Venezia: Venezia ist festkochend, die Knollen sind oval und gelbfleischig in der Sortenliste eingestuft und zählen damit nicht unbedingt zu den beliebten rheinischen Salattypen, die eher langoval und dunkelgelbfleischig sind.

Venezia erreichte im ersten Prüfjahr leicht unterdurchschnittliche Erträge in einer klein fallenden Sortierung mit Schwerpunkt im Segment 35 bis 50 mm. Die Fleischfarbe tendierte zum Dunkelgelb. Bei der Knollenbonitur fiel lediglich etwas Schorf und wenige grüne Knollen auf. Da die Sorte über ein hoch angesetztes Knollennest verfügt, müsste die Ablage etwas tiefer sein.

Der Knollenansatz ist hoch, daher könnte man die Ablageweite für normale Vermarktungswege etwas strecken. Da die Qualitätseigenschaften gut sind, wäre mit Venezia bei enger Ablageweite auch eine Alternativsorte zu Hansa für klein fallende Dosenware gefunden.

Birte: Birte steht ebenfalls im ersten Jahr in der Prüfung, obwohl sie bereits 2007 zugelassen wurde. Birte wird von einem rheinischen Vermarkter nachgefragt, sodass sie in diesem Jahr mit ins Programm genommen wurde. Die Knollen sind rund-oval, vorwiegend festkochend und von tiefgelber Fleischfarbe.

Die in der Beschreibung genannte mittlere bis hohe Ertragsleistung hat Birte noch nicht bringen können, sondern rangiert mit relativ 91 im unteren Mittelfeld. Die Sortierung ist ausgeglichen und auch der Stärkegehalt ist passend. Auffallend war in diesem Jahr die hervorragende Knollenoptik ohne Mängel. Da auch die Neigung zu inneren Qualitätsmängeln gering ist, kann man der Sorte eine hohe Robustheit bescheinigen, was sie in erster Linie für den Handel empfiehlt.

Qualitativ konnte Birte in diesem Jahr überzeugen, ertraglich muss sie sich aber noch steigern. Die Sorte wird weiter geprüft.

Mittelfrühe Sorten

Belana: Belana ist im mittefrühen Segment die Referenzsorte bei den festkochenden Typen. Ihre Pflanzgutvermehrungsfläche nimmt weiter zu und mit 603 ha liegt sie bereits auf Platz 2 bei den frühen Sorten.

Belana wird im mittefrühen Sortiment geprüft, da ihre träge Jugendentwicklung und auch die Abreife eher einer mittelfrühen Sorte entsprechen. Obwohl ihre Knollenform nur oval ist, konnte sie wegen ihrer hohen Qualitätswerte beim Verbraucher punkten.

Es darf aber nicht verschwiegen werden, dass der Anbau von Belana nicht ganz leicht ist. Es beginnt bereits bei der Pflanzung, wo sie nur leicht angetrieben bewegt werden darf, da die Keime sehr leicht abbrechen und ein Wiederaustrieb nicht immer zeitgerecht erfolgt.

2010 war für Belana kein gutes Jahr. Die kühle Witterung verzögerte den trägen Auflauf zusätzlich, sodass Belana schon früh wichtige Vegetationszeit fehlte. Diese wurde noch weiter beschränkt, weil die plötzliche Hitze bei vielen Beständen zu einer verfrühten Abreife führte.

Die Praxis klagte daher oft über sehr geringe Erträge bei teilweise extrem klein fallender Sortierung. Auch im Versuch lieferte sie mit relativ 80 ihr schlechtestes Ergebnis. Besonders fiel sie auf dem Standort Waldniel ab. Besser kam sie auf dem Sandstandort in Borken unter intensiver Beregnung zurecht.

Belana ist als festkochende Lagersorte nicht zu ersetzen, bleibt aber eine Sorte für Spezialisten mit guten Nerven, da sie sehr auf Witterungsextreme reagiert.

Allians: Allians dient als zweite Vergleichssorte im festkochenden Segment. Sie ist ein anderer Typ als Belana, die Knollen sind langoval und von tiefgelber Fleischfarbe. Allians kam mit der Witterung 2010 deutlich besser zurecht und brachte beregnet wie unberegnet weit überdurchschnittliche Erträge. In der Knollenoptik fällt sie aber im Vergleich zur Belana deutlich ab. Ihre Neigung zu Schorf ist ebenso höher wie ihre Neigung zu Durchwuchs. Regelmäßig finden sich auch von Rhizoctonia befallende Knollen.

Positiv zu bewerten sind dagegen wieder die guten Lager- und Geschmackseigenschaften. 2010 gab es aber gerade hinsichtlich Geschmack und Fleischfarbe häufiger Kritik aus der Praxis. Fader Geschmack und ein deutliches Aufhellen nach dem Kochen bereiteten besonders den Direktvermarktern große Sorge. Vermutlich sind die Ursachen in einem witterungsbedingt zu schnellen Übergang vom Knollenwachstum in die Reife zu suchen.

Allians ist eine Sorte mit viel Licht und Schatten. Da sie aber über ein enormes Ertragspotenzial verfügt und auch qualitativ Spitzenleistung bringen kann, sollte man sich nicht zu schnell von dieser Sorte abwenden.

Es wird weiter geprüft, ob Allians über eine spezielle Produktionstechnik qualitativ zu verbessern ist.

Krone: Krone ist mittlerweile dreijährig geprüft und konnte ihr hohes Ertragsvermögen bestätigen, das allerdings auf einem hohen Übergrößenanteil basiert. Die Knollen sind oval, gelbfleischig und vorwiegend festkochend. Bei der Knollenoptik ist wie in jedem Jahr der erhöhte Anteil an grünen Knollen zu bemängeln, Schorf spielte keine Rolle.

Krone reift sehr spät ab und hat die lange Hitzeperiode gut überbrückt. Direkter Zwiewuchs war nicht festzustellen, die Sorte reagiert eher mit neuen Stolonen und Zweitansatz. Krone ist eine typische Sorte für die Vermarktung über den Handel. Sie ist robust, ertragssicher und einfach zu handhaben.

Finessa: Finessa steht im dritten Prüfjahr und konnte an die guten Ergebnisse der Vorjahre nicht anknüpfen. Sowohl in Buir als auch in Waldniel lagen die Erträge unter 80 % des Versuchsmittels. Auch bei der Qualität mussten Abstriche gemacht werden. Wachstumsrisse und Zwiewuchs deuten darauf hin, dass die Sorte mit der Witterung nicht gut zu Recht kam, zumal die Ergebnisse unter Beregnung besser ausgefallen sind. In allen Prüfjahren brachte Finessa unterschiedliche Ergebnisse, die eine abschließende Beurteilung erschweren.

Toscana: Auch Toscana steht im dritten Prüfjahr und bestätigte die weit überdurchschnittliche Ertragsleistung der Vorjahre. Beachtenswert ist bei diesem Ertragsniveau der hohe Anteil an marktfähiger Sortierung, sodass sie im Marktwareertrag 35 bis 60 mm noch weiter nach vorne rückt. An Knollenmängeln ist der erhöhte Anteil an grünen Knollen zu nennen. Schorf und Zwiewuchs spielen nur eine untergeordnete Rolle.

Toscana gehört zu den Sorten, die auf die Hitze mit starkem Durchwuchs, meist in Form von Kettenwuchs reagiert. In Verbindung mit der langen Vegetationszeit besteht bei frühem Durchwuchs die Möglichkeit, dass die neu gebildeten Sorten noch im Stärkegehalt und Kaliber in eine vermarktungsfähige Größenordnung hineinwachsen.

Wegen ihrer hohen Ertragsleistung bei einer ausgeglichenen Sortierung ist die Sorte für die Vermarktung über den Handel interessant. Kritisch ist ihre hohe Durchwuchsneigung zu sehen.

Red Fantasy: Red Fantasy wurde ebenfalls zum dritten Mal geprüft. Optisch besteht eine enge Verwandtschaft zur Sorte Laura. Ertraglich schnitt die Sorte in diesem Jahr gut ab und lag weit über den Ergebnissen der beiden Vorjahre. Als spät reifende Sorte konnte sie die feuchte Augustwitterung noch nutzen und in Ertrag umsetzen. Red Fantasy neigt zu hohen Übergrößenanteilen und ist stärker anfällig für Rhizoctonia, was der Knollenoptik schadet.

Als rotschalige Sorte ist Red Fantasy eine Randsorte und hat es entsprechend schwer, zumal ihre Schwester Laura in der Praxis einen guten Ruf besitzt.

Vivi: Die Marabel-Kreuzung Vivi stand auch im dritten Prüfjahr und bestätigte ihre überdurchschnittliche Ertragsleistung bei einem hohen Übergrößenanteil. Die Knollen sind oval bis langoval, vorwiegend festkochend mit gelber Fleischfarbe und gefallen durch eine helle, glatte Schale. Wie auch im Vorjahr sind bis auf einige grüne Knollen keine weiteren Knollenmängel aufgefallen. Hervorzuheben war in diesem Jahr die absolute Nulltoleranz gegenüber Rhizoctonia, was sowohl für deformierte Knollen als auch für die Pocken oder Teerflecken gilt. Die Stärkegehalte liegen mit 12,1 im mittleren Bereich.

Vivi ist für das frühe Lagersortiment vorgesehen und dürfte dort die Anbauer nicht enttäuschen.

Soraya: Soraya steht im zweiten Prüfjahr und brachte besonders auf den Standorten mit besserer Wasserversorgung weit überdurchschnittliche Erträge, die in diesem Jahr aber zum großen Teil auf hohe Übergrößenanteile zurückzuführen sind. Auffallend ist wie auch im Vorjahr, der sehr niedrige Stärkegehalt, der nur um 10 % liegt.

Die Knollen sind rundoval bis oval, vorwiegend festkochend mit satter gelber Fleischfarbe und machen einen robusten Eindruck. Schorf und grüne Knollen sind bei Soraya kein Problem, ebenso wenig wie Rhizoctonia. Zwiewuchs trat in diesem Jahr vereinzelt auf.

Ertraglich und qualitativ hat Soraya gut gefallen, es bleibt aber noch abzuwarten, wie sich die Sorte auch wegen der niedrigen Stärkegehalte im Lager verhält.

Cascada: Cascada ist eine mittelspät eingestufte Sorte, was sie im Versuch auch bestätigte. Im Abreifeverhalten liegt sie aber auf einer Ebene mit den späten Typen aus der mittelfrühen Reifegruppe, sodass eine Prüfung in diesem Segment zu vertreten ist. Sicherlich kam der Sorte der Witterungsverlauf entgegen, da sie vor der Hitzeperiode kaum Knollen gebildet hatte und die hohen Temperaturen wenig ertragswirksam waren. Daher brachte Cascada auf allen Standorten, auch unter Beregnung, sehr hohe Erträge mit mittlerer Sortierung. Sie rutscht damit im Marktwareertrag 35 bis 60 mm an die Spitzenposition des Segments. Die Knollen sind oval, vorwiegend festkochend und tief gelbfleischig. Die Optik war in diesem Jahr nicht so schön, da sehr hohe Schorfanteile auf dem unberegneten Standort Buir das Bild trübten. Auch scheint die Sorte etwas zu grünen Knollen zu neigen. Sonst hinterlässt Cascada einen angenehmen und robusten Eindruck.

Aufgrund ihrer kleinfallenden Sortierung und des guten Ertrages wrd die Sorte im Auge behalten.

Adelina: Adelina ist eine Neuzulassung aus dem Jahr 2008. Die ovale und festkochende Salatsorte hat eine tiefgelbe Fleischfarbe. In Kerpen-Buir war der Ertrag im Sortenversuch sehr schlecht, was aber nicht ihrer wahren Leistung entsprach, da sie an anderer Stelle sowie in Waldniel bessere Leistungen zeigte. Da Adelina auf Metribuzin reagiert und es im Sortenversuch zu einer Blattschädigung kam, sind Auswirkungen auf den Ertrag nicht auszuschließen.

Sie lässt daher durchschnittliche Erträge erwarten, bei einer allerdings eher normalen bis kleinfallenden Sortierung. Die Sorte zeigte etwas Schorf, grüne und verwachsene Knollen. Vom Typ her könnte Adelina durchaus für den Bereich der Salatsorten eine Alternative sein, die aber im nächsten Jahr erst noch einmal getestet wird.

Marisca: Marisca ist die dritte mittelfrühe Neuprüfung in diesem Jahr. Es handelt sich dabei um eine Belana-Kreuzung, die in den Eigenschaften ihrem Vorbild nahe kommen soll. Die Knollen sind oval bis langoval, festkochend und tief gelbfleischig.

Ertraglich schnitt sie leicht unterdurchschnittlich, aber besser als Belana ab. Im Stärkegehalt lag sie an beiden Standorten etwa 1 % höher, ohne ihre feste Kocheigenschaft zu verlieren. Wie auch Belana hat Marisca einen kräftigen Kartoffelgeschmack. Ausgesprochen gefällig war die Knollenoptik, wo weder Schorf noch Rhizoctonia auffielen. Einzig waren einige grüne Knollen zu bemängeln. Bei der Durchwuchsneigung zeigt sie sich ebenso stabil wie Belana. Es bleibt noch abzuwarten, wie sich die Sorte im Lager verhält und wo die pflanzenbaulichen Besonderheiten liegen. Marisca zeigte im ersten Jahr vielversprechende Ansätze. In einigen Punkten scheint sie Belana überlegen zu sein. Sollte sie das Niveau halten können und ebenso gute Lagereigenschaften wie Belana aufweisen, könnte sich hier eine ernste Alternative für Belana gefunden haben.

Fazit

Das extreme Jahr 2010 hat den Landwirten, aber auch den Kartoffeln viel abverlangt. Pflanzenbaulich konnten Eigenschaften an Sorten festgestellt werden, die in normalen Jahren nie gesehen wurden. Daher sind solche Jahre wichtig, um eine Sorte mit all ihren Facetten kennenzulernen, damit die Beratungsempfehlungen weiter verbessert werden können.

Leider sind noch nicht alle Auswirkungen des Jahres zu sehen. Es ist nicht auszuschließen, dass man im Lager noch in Sachen Keimruhe und Qualität, aber auch Fäulnis so manche Überraschung erleben wird. Dennoch wird 2010 trotz aller Schwierigkeiten als eines der guten Kartoffeljahre in der Erinnerung bleiben.

Autor: Peter Lövenich