Landessortenversuche Speisekartoffeln 2008

Kartoffeln unter der Pflanze

Feuchte Witterung fordert ihren Tribut

Die hohen Niederschläge in verschiedenen Teilen des Landes sorgten einerseits für einen späten Pflanztermin, führten aber andererseits auch zu einem schnellen Wachstum beider Reifegruppen. Dennoch bewahrheitete sich der Satz, dass gute Wachstumsjahre nicht die besten Qualitäten hervorbringen. Wie die Sorten auf die Wetterkapriolen 2008 reagierten, fasst Peter Lövenich, zusammen.

Konnten in der Praxis vereinzelt Frühkartoffelbestände noch unter guten Bestellbedingungen im Februar gepflanzt werden, verhinderte die spätwinterliche Witterung eine fristgerechte Bestellung der Anschluss- und Einlagerungssorten. Besonders die feuchten Frosttage um Ostern verschoben den Pflanzzeitpunkt bis weit in den April hinein, wo in der Praxis die ersten zaghaften Versuche um den 10. des Monates unter suboptimalen Bodenbedingungen erfolgten. Eine tiefgehende Auftrocknung der Flächen erfolgte sehr zögerlich, dennoch wurde ab dem 18. April in der Praxis verstärkt mit der Auspflanzung begonnen. Da noch vielerorts Sommergetreide und Leguminosen zu säen waren und auch die Zuckerrüben- und Maisbestellung in Kürze anstand, wurde unter Zeitdruck gepflanzt. Der Boden war häufig nur oberflächig abgetrocknet und im Untergrund feucht. Bereits bei der Pflanzung blieb er grobschollig liegen und das Problem der Klutenbildung war zu diesem Zeitpunkt schon abzusehen. Dass es letztendlich zur Ernte nicht zu größeren Problemen kam, lag an der permanent feuchten Witterung, die ein Austrocknen und Erhärten der groben Strukturen gar nicht zuließ.

Wie immer in feuchten Jahren, kam die Krautfäule früh und häufig als Stängelphytophthora, das heißt pflanzgutbürtig. Hier ist es dem raschen und massiven Handeln aller Beteiligten zu verdanken, dass es zu keinem epidemieartigen Ausbreiten des Erstbefalls kam. Ein weiterer Nachteil der feuchten Witterung war das ungleiche Verhältnis der Ertragskomponenten. Während das reiche Wasserangebot Kraut- und Knollenwachstum begünstigte, hinkten die Stärkebildung und vor allem die Stärkeeinlagerung dieser Entwicklung immer hinterher. Das führte dazu, dass raschwüchsige Sorten aus der gewünschten Sortierung wuchsen und den notwendigen Stärkegehalt für eine Krautregulierung noch nicht aufwiesen. So mussten viele Bestände weiterwachsen, in der Hoffnung auf schnelle Stärkeeinlagerung. Damit war aber schon frühzeitig klar, dass ein hoher Anteil an Übergrößen den Markt belastet. Wegen ihrer geringen Stärkegehalte konnten diese auch nicht in der Verarbeitung Verwendung finden. Bei den später reifenden Sorten stellte sich das Problem als nicht so gravierend dar, da diese in der Regel in den trockenen Sommermonaten immer reichlich Stärke einlagern.

Auch die beiden Versuchsstandorte blieben von dieser Entwicklung nicht verschont.  Das Auspflanzen erfolgte in Buir am 21. und 22. April und in Waldniel einen Tag später. Die Bodenbedingungen waren in Buir nicht optimal, in Waldniel war der Standort deutlich besser aufgetrocknet und die Pflanzbedingungen besser. Die guten Startbedingungen spiegelten sich in einem besseren Auflauf und einem schnelleren Reihenschluss der Bestände in Waldniel wieder. In Buir wurden die frühen Sorten nach 103 und die mittelfrühen nach 111 Wachstumstagen abgespritzt. In Waldniel erfolgte die Krautregulierung wegen der günstigeren Wachstumsbedingungen bereits nach 90 bei den frühen und 104 Wachstumstagen bei den mittelfrühen Sorten. Das Ertragsniveau war bei den frühen Sorten in Buir sehr hoch, basierte aber auf der Tatsache, dass die Sorten wegen des nicht vorhandenen Stärkegehaltes zu lange wachsen gelassen wurden. Alle anderen Segmente waren unterdurchschnittlich, was dem Verlauf des Jahres entspricht.

Wie die Sorten im Einzelnen zu bewerten sind, lesen Sie in der nachfolgenden Einzelbeschreibung.

Frühes Sortiment

Cilena  bleibt die Standardsorte für das festkochende Segment. Sie hat in diesem Jahr wieder 74 ha Vermehrungsfläche verloren, liegt aber mit 417 ha im Segment der frühen Sorten immer noch auf Platz 6. Nach langjährigem Praxisanbau sind Stärken und Schwächen hinreichend bekannt. Das Ertagsniveau erreichte mit relativ 81 bekannte Höhen. In diesem Jahr traten witterungsbedingt wieder vereinzelt Zwiewuchssymptome auf. Wie kaum bei einer anderen Sorte, fällt bei Cilena die Abhängigkeit des Ertrages von der Anbauintensität auf. Sobald man vom intensiven dreijährigen Anbau auf vierjährige oder noch längere Anbaupausen wechselt, steigen sofort Ertrag und Qualität. Da die Sorte in der Direktvermarktung eine wichtige Rolle spielt, soll man diesen Sachverhalt bei der Anbauplanung 2009 berücksichtigen und Cilena auf möglichst frischem Kartoffelland anbauen.

Marabel hat ihre Vormachtstellung in vorwiegend festkochenden Bereich weiter ausgebaut und liegt mit 696 ha Vermehrungsfläche 2008 auch auf Platz 1 bei den frühen Sorten. Ihr Ruf als problemlos anzubauende Sorte bekam in diesem Jahr etwas Schaden, weil auf vielen Schlägen zwar sehr schnell enorme Erträge gebildet wurden, aber wegen der guten Wasserversorgung die Stärkegehalte nicht mithalten konnten. So wurden stellenweise Sortierungen mit von über 60 % 60 mm+ erreicht bei Unterwassergewichten von unter 280. Daher konnte eine dringend notwendige Krautregulierung noch nicht vorgenommen werden und die Ware wuchs weiter in die Übergrößen. Ansonsten präsentierte sich die Sorte auch in diesem Jahr weitgehend problemlos auf gewohnt hohem Ertragsniveau. Da das Stärkeproblem stark regions- und witterungsabhängig war, wird Marabel in normalen Jahren wieder an die bekannten Leistungen anknüpfen und dem Anbauer weiterhin Freude bereiten

Annabelle entwickelt sich immer mehr zur Standard-Früh- und Anschlusssorte bei den nordrhein-westfälischen Kartoffelanbauern. Bereits im sehr frühen Segment schnitt sie erstaunlich gut ab, was sich auch im frühen Segment bestätigte. Mit relativ 100 im Marktwareertrag lieferte sie eines der besten Ergebnisse der letzten Jahre. Regional traten bei der Sorte starke Y-NTN Knollensymptome auf, die dort eine Vermarktung erschwerten. Die hohe Anfälligkeit der Sorte ist bekannt. Dennoch muss der Frage nachgegangen werden, ob es sich um einen Pflanzgutbefall oder um eine Infektion im Feld handelt. Darüber hinaus müssen auch der Erntezeitpunkt und die Verbleibdauer der Knollen im Boden nach Krautregulierung berücksichtigt werden. Wegen dieser Virusdebatte wurden andere sortenbekannten Schwächen, wie Erwiniaanfälligkeit oder Neigung zu Verwachsungen, kaum diskutiert oder traten nicht nennenswert in Erscheinung. Bei Annabelle nehmen im Laufe der Jahre, wie bei vielen großen Sorten, die im starken Anbau stehen, die Probleme zu und der Anbau verlangt mehr Sorgsamkeit. Dennoch bleibt Annabelle erste Wahl für direktvermarktende Betriebe.

Mirage steht im dritten Anbaujahr und bestätigte das leicht unterdurchschnittliche Ertragsniveau. Die Knollen sind langoval, gelbfleischig und festkochend, was ja bekanntlich dem Idealbild des westdeutschen Verbrauchers sehr nahe kommt. Unter trockenen Bedingungen neigt sie zu Schorf und wenigen unförmigen Knollen, was aber unter den diesjährigen Anbaubedingungen nicht zum Tragen kam. Die Stärkegehalte liegen wieder im mittleren Bereich. Erfreulich war der hohe Anteil  an marktfähiger Sortierung, der sich besonders vom dem der Vergleichssorten positiv abhob. Erwähnenswert sind auch die gute Toleranz gegenüber Y-Virus und die bis heute nicht aufgetretenen NTN-Symptome auf der Knolle. Da die Sorte auch über einen guten Geschmack verfügt, könnte sie auf schorffreien Standorten eine Alternative zu Annabelle sein, wo diese standortspezifische Probleme hat.

Augusta stand im zweiten Prüfjahr und bestätigte das unterdurchschnittliche Ertragsniveau. Die Sorte hat rundovale Knollen mit hellgelber Fleischfarbe und markante rote Augen. Die Stärkegehalte sind hoch, was eine sicher mehligkochende Konsistenz verspricht. Da die Sorte zu grünen Knollen neigt, sollte sie etwas tiefer abgelegt werden. Mehligkochende Speisesorten erfreuen sich in den letzten Jahren immer wieder etwas höherer Notierungen als fest- oder vorwiegend festkochende Sorten. Für einen Anbau für den Handel hat die Sorte aber ertragliche Schwächen. Daher wird sie eher als Begleitsorte für die Direktvermarktung gesehen, wo sie zusätzlich mit ihrer individuellen Knollenoptik punkten kann.

Agila aus dem Hause Norika wurde zum ersten Mal in dieser Reifegruppe geprüft, nachdem die Sorte im Vorjahr aus Platzgründen in der sehr frühen Prüfung stand. Auf beiden Standorten erreichte Agila überdurchschnittliche Erträge bei mäßigem Übergrößenanteil. Mit 11,6 % Stärke erreichte sie ebenfalls durchschnittliche Werte. Die Knollen sind festkochend, langoval und von hellgelber Fleischfarbe, was nicht immer gefällt. Knollenmängel waren bis auf einige grüne Knollen und etwas Zwiewuchs eher gering. Wegen der schönen Schale und der hohen Ertragsleistung passt die Sorte in erster Linie in den Handel und speziell dorthin, wo eine schöne Knollenoptik im Vordergrund steht.

Madeleine wurde als Leyla-Kreuzung im zweiten Jahr geprüft. Nach dem enttäuschenden Abschneiden 2007 lagen die Erträge in diesem Jahr auf dem erwarteten überdurchschnittlichen Niveau. Der Übergrößenanteil war hoch, lag aber deutlich unter dem von Marabel,   bei leicht niedrigeren Stärkegehalten. Madeleine bildet ovale, gelbfleischige Knollen mit vorwiegend fester Kocheigenschaft. In Waldniel fiel die Sorte durch äußerst geringe Knollenmängel auf und auch in Buir waren nur einige grüne Knollen zu bemängeln. Sollten sich auch die vom Züchter avisierten guten Anbaueigenschaften in der Praxis bestätigen, dürfte die Sorte eine gute Chance im Marabel-Segment besitzen

Musica Ist eine neue Sorte aus dem Hause Weuthen, die aus einer Lady Christl-Kreuzung hervorgegangen ist. Sie bildet langovale Knollen mit glatter Schale und bisweilen tiefgelber Fleischfarbe. Die Kocheigenschaft wird mit fest angegeben. Die Knollenoptik ist erstaunlich gut. Musica erreichte auf beiden Standorten enorme Erträge, die sogar noch die von Marabel noch überboten. Dabei lagen die Stärkegehalte mit 11,5 % für eine festkochende Sorte im mittleren Bereich und versprechen einen angenehm kräftigen Kartoffelgeschmack. Die Sortierung ist etwas grobfallend. Da übergroße Knollen bei dieser Sorte oft die feste Kocheigenschaft und die tiefgelbe Fleischfarbe verlieren, sollten hier unbedingt produktionstechnische Maßnahmen zur Begrenzung des Übergrößenanteils ergriffen werden. Sonst war die Sorte bis auf einige grüne Knollen im Bereich der Knollenmängel wenig auffallend. Im ersten Jahr machte Musica ertraglich wie auch qualitativ einen sehr guten Eindruck. Es bleibt abzuwarten, inwieweit sich die Robustheit der Sorte im Praxisanbau bestätigt und ob die feste Kocheigenschaft unter unterschiedlichen Bedingungen zu halten ist. Sollte das der Fall sein, dürfte diese Sorte eine wichtige Rolle im frühen Vermarktungszeitraum Juli bis September spielen und dort vor allem auf den besseren Standorten an die früheren Erfolge von Princess anknüpfen.

Natascha von der SaKa Pflanzenzucht ist eine vorwiegend festkochende Sorte mit langovalen, tiefgelbfleischigen und glattschaligen Knollen. Sie brachte überrachsenderweise nur unterdurchschnittliche Erträge. Die Sortierung war in diesem Jahr etwas grober, aber noch nicht so extrem wie bei Marabel. Die Stärkegehalte sind auch leicht unterdurchschnittlich, was aber vom Züchter auch so beschrieben wird. Bei der Knollenbonitur fielen vermehrt grüne Knollen, aber auch Verwachsungen auf. Die Anfälligkeit für Eisenfleckigkeit ist mittel. Der Sorte wird eine geringe Beschädigungsempfindlichkeit nachgesagt, was sie wiederum für Packbetiebe empfehlen dürfte. In der Praxis wird sie schon für diese Vermarktungsrichtung angebaut. Die Sorte soll im nächsten Jahr besonders wegen der noch nicht bestätigten Ertragsleistung nochmals geprüft werden.

Primadonna ist eine weitere Neuzulassung aus dem Hause Saka. Sie ist ebenfalls vorwiegend festkochend mit ovalen, gelbfleischigen Knollen. Im Versuch erreichte die Sorte zwar nicht die dunkelgelbe Fleischfarbe der Natascha, gefiel aber wegen der schönen glatten Schale und den eher langovalen Knollen in der Knollenoptik etwas besser. Als Tribut der längeren Knollenform ist aber mit höheren Anteil an grünen Knollen zu rechnen. Die Anfälligkeit gegenüber Eisenflecken ist etwas geringer als bei Natascha. Ertraglich war die Sorte allerdings noch etwas schwächer als Natascha, was auch auf den schlechten Knollenansatz zurückzuführen ist. Die Sortierung ist homogen. Auch dieser Sorte werden gute Noten in Hinblick auf Knollenrobustheit eingeräumt. Primadonna wird auch noch weiter geprüft werden.

Mittelfrühes Sortiment

Belana wird seit dieser Saison mit im mittelfrühen Sortiment geprüft, da sie vom Auflaufverhalten, aber auch von der Entwicklung eher hier hineinpasst. Ertraglich zeigte sie dabei keinerlei Schwächen und hielt sich fast durchschnittlich. Sie lieferte im mittelfrühen Segment sogar bessere Relativerträge als bei den frühen Sorten in den Vorjahren. Das bestätigt, dass Belana auch bei langer Wachstumszeit auch noch in den letzten Tagen im Ertrag zulegen kann und sich nicht unbedingt für die frühe Anschlussrodung eignet. Die bekannten Stärken der Sorten sind eine ausgewogenen Sortierung und geringe Knollenmängel. Die Knollenform ist zwar nur oval, aber in Verbindung mit der gelben Fleischfarbe und dem guten Geschmack bedeutet das keine Abwertung. Belana erreicht überdurchschnittliche Stärkegehalte, ohne dabei zu locker zu kochen. In diesem Jahr hatte die Sorte vereinzelt etwas Probleme mit der Pflanzgutqualität. Die daraus resultierenden Fehlstellen führten zu einer groberen Sortierung der Nachbarpflanzen. Die Praxis hat sich auch mittlerweile auf das träge Auflaufverhalten und die dringende Notwendigkeit der Pflanzgutvorbereitung eingestellt, so dass es diesbezüglich kaum noch zu Beschwerden kommt. Belana ist keine leicht anzubauende Sorte, aber bei Beachtung einiger Punkte wird sie ertraglich wie auch qualitativ nicht enttäuschen. Die Sorte eignet sich weiterhin sehr gut für die Direktvermarktung, aber auch für den Handel im Premiumsegment.

Allians steht im zweiten Prüfjahr und brachte nur leicht unterdurchschnittliche Erträge, was aber auf das schlechte Abschneiden in Kerpen-Buir zurückzuführen sein dürfte. In Waldniel, wie auch in den anderen Bundesländern, war die Ertragsleistung deutlich höher. Die Sortierung war wieder ausgeglichen, wobei den als langoval eingestuften Sorten durchaus sehr große Knollen auftreten, die aber auf Grund ihrer langen Form noch durch das 60 mm Sortierraster fallen können. Ein weiteres Manko der langen Form ist das vermehrte Auftreten von grünen Knollen. Allians vertritt eher den vom Verbraucher so sehr geschätzten langovalen, gelbfleischigen und festkochenden Knollentyp als Belana. Dafür erreicht die Sorte nicht die ausgesprochen glatte Schale und die formtreue dieser Sorte. Beide Sorten eigenen sich für das gleiche Vermarktungssegment, obwohl sie von der Optik verschieden sind. Die ertragsstärkere Allians eignet sich eher für die Vermarktung über den Handel. Zur Saison 2009 steht die Sorte für den breiten Anbau jetzt zur Verfügung.

Jelly zählt schon fast zu den Standardsorten und setzt die Messlatte für eine mögliche Ertragsspitze. Die mittelspät reifende Sorte liefert ovale, vorwiegend festkochende Knollen mit gelber Fleischfarbe. Das Ertragsniveau liegt konstant weit über 100, wird aber durch einen hohen Übergrößenanteil erreicht. Die Sorte benötigt aber unbedingt produktionstechnische Maßnahmen zur Begrenzung des Übergrößenanteils. Wie auch schon in den Vorjahren, reagiert Jelly wenig auf Wetterextreme und bringt auch immer etwas rauschalige, aber formtreue Knollen mit sehr wenigen Innenmängeln. Jelly ist auch mittlerweile auf Pommes Frites Eignung geprüft, brachte da aber nur in den ersten Lagermonaten gute Ergebnisse. Sie wird in NRW vorerst ihren Schwerpunkt in der Speisenutzung behalten.

Melody ist ebenfalls mehrjährig geprüft und zählt zu den hoch ertragreichen Sorten. Die Knollen sind oval und mehlig kochend eingestuft, der Stärkegehalt liegt in diesem Jahr mit 13,6 % überraschend hoch. Da Melody über ein grobes Stärkekorn verfügt, dürfte das Lockerkochen in diesem Jahr kein Problem sein. Die Sortierung liegt auch an der oberen Grenze, ist aber weniger grob als bei Jelly. Hier sollte man auch durch produktionstechnische Maßnahmen übermäßiges Knollenwachstum begrenzen. Bestätigt hat sich wieder der geringe Anteil an Knollenmängel, der der Sorte regelmäßig gute Werte bei den Abzügen einbringt. Melody passt auf viele Standorte und dürfte wegen der hohen Ertragsfähigkeit und der konstant guten Notierung für mehlig kochende Premiumware auch unter ökonomischen Aspekten eine interessante Anbaualternative für den Handel sein.

Finessa von der SaKa Pflanzenzucht ist eine langovale, festkochende und gelbfleischige Neuzulassung aus dem Jahr 2007. Der Ertrag ist unterdurchschnittlich, was aber auch mit dem Y-Virus Befall in Kerpen Buir zusammenhängt. Die Sortierung ist sehr ausgeglichen, die Stärkegehalte durchschnittlich. In Buir traten außergewöhnlich viele Knollenmängel, wie Wachstumsrisse, grüne Knollen, Zwiewuchs und vor allem Y-NTN Knollensymptome, auf. In Waldniel bestätigte sich das mit Ausnahme der Y-NTN Knollensymptome. So, wie sich die Sorte in diesem Jahr präsentierte, wird sie in der Praxis Schwierigkeiten haben, sich durchzusetzen. Zu einer endgültigen Aussage werden noch Ergebnisse von anderen Prüfstellen hinzugezogen.

Toscana ist ebenfalls von der SaKa Pflanzenzucht und wurde 2006 zuerst unter dem Namen Olympia auf den Markt gebracht. Die Sorte ist vorwiegend festkochend, gelbfleischig und hat rundovale Knollen. Der Ertrag war weit überdurchschnittlich bei nur leichtem Übergrößenanteil. Der Stärkegehalt ist etwas unterdurchschnittlich. Der Anteil an grünen Knollen ist hoch, muss aber im Zusammenhang mit der hohen Ertragsleistung betrachtet werden. Etwas mehr Sorge macht da das Auftreten von Y-NTN-Symptomen ausschließlich am Standort Waldniel. Da die Sorte sonst einen robusten Eindruck auf hohem Ertragsniveau gemacht hat, sollen auch hier erst die Ergebnisse von andern Standorten zur endgültigen Aussage hinzugezogen werden.

Vivi ist eine Marabel-Kreuzung aus dem Hause Weuthen. Im ersten Anbaujahr brachte sie überdurchschnittliche Erträge bei einer sehr ausgeglichenen Sortierung. Die Knollen sind oval bis langoval, vorwiegend festkochend mit gelber Fleischfarbe und gefallen durch eine helle glatte Schale. Die Stärkegehalte sind durchschnittlich, die Knollenfehler halten sich im Rahmen, lediglich in Waldniel traten viele grüne Knollen auf, was aber bei den vielen abgespülten Dämmen in diesem Jahr standortspezifisch auftrat. Ebenfalls auf die reiche Versorgung mit Wasser ist das Auftreten von Wachstumsrissen zurückzuführen. Vivi ist eine Sorte, die ihre Position im Marabel-Bereich finden könnte, allerdings bei Vermarktung aus dem Lager bis ins Frühjahr hinein.

Red Fantasy ist eine rotschalige Züchtung der Firma Europlant, die eine enge Verwandtschaft zur ebenfalls rotschaligen Laura aufweist. Sie ist vorwiegend festkochend bei tiefgelber Fleischfarbe und ovalen Knollen. Die vom Züchter beschriebene Ertragsstärke konnte sie in diesem Jahr noch nicht unter Beweis stellen. Die Sortierung ist ausgeglichen, was auch einer der Hauptunterschiede zur Laura ist. Im ersten Prüfjahr waren bis auf einige grüne Knollen keine wesentlichen Knollenmängel zu verzeichnen. Red Fantasy wird unter feuchten Abreifebedingungen nur schwer schalenfest.

Krone wurde auf Grund ihrer deutschlandweit starken Anbauverbreitung wieder in den Versuch aufgenommen. Mit ihren 338 ha in 2008 konnte sie ihre Vermehrungsfläche im Vergleich zum Vorjahr um 93 ha steigern und nimmt in dem Segment mittelfrühe Speisesorten nach Agria den zweiten Platz ein. Die Knollen sind oval, gelbfleischig und vorwiegend festkochend. Es wird ihnen eine hohe Robustheit nachgesagt bei sehr geringer Neigung zu Schwarzfleckigkeit. Sie lässt sich gut waschen und Abpacken und bringt auch auf trockenen Standorten gute Erträge. Diese Eignung für viele Standorte und ihre Robustheit haben wohl zu dem starken Aufstieg der Sorte beigetragen. In den Versuchen konnte diese guten Eigenschaften in diesem Jahr nicht bestätigt werden. Der Ertrag war auf beiden Standorten weit unterdurchschnittlich und es waren auch Knollenmängel, wie grüne Knollen oder Wachstumsrisse, zu verzeichnen. Es scheint sich aber zu bestätigen, dass die Versuchspartie Probleme mit Triebkraft und Ansatz hatte, was den bescheidenen Ertrag bei dennoch grober Sortierung erklärte. Eine der sortengerechte Einstufung lässt sich daher noch nicht vornehmen.

HZP 99-1720 ist eine Neuzüchtung der HZP, die über Weuthen vertrieben wird.   Die Sorte ist sehr lang, gelbfleischig und in der Kocheigenschaft zwischen fest und vorwiegend fest einzustufen. Sie lieferte leicht unterdurchschnittliche Erträge und Stärkegehalte, fiel aber durch hohe Anteile an grünen und formuntreuen Knollen auf. Auf Grund ihrer langen Form, der dünnen, empfindlichen Schale wird die Sorte immer eine Nischensorte bleiben, die allerdings durch ihre außergewöhnliche schöne Optik gefällt.

Perspektiven für 2009

Die Preisrelation der Kartoffel zu den anderen wichtigen Ackerkulturen, wie Getreide, Raps, Mais und Zuckerrüben, hat sich in diesem Jahr wieder relativiert. Leider hat die Kartoffel auf der Erlösseite nicht nachziehen können, sondern die übrigen Kulturen sind auf das schlechte Preisniveau der Vorjahre zurückgefallen. Damit gestaltet sich ein eventueller Ausstieg aus dem Kartoffelanbau 2009 nicht so leicht wie ein Jahr zuvor, weil die Alternativen fehlen. Das spricht von dieser Seite für eine Konstanz in der Anbaufläche. Unter den erschwerten Rahmenbedingungen bleibt es aber nach wie vor wichtig, sich qualitativ aus der anonymen Masse hervorzuheben. Grundlage dafür ist eine angepasste Produktionstechnik, die bereits im Herbst mit der Planung der Sorte und des Standortes beginnt. Es darf aber auch nicht außer Acht gelassen werden, dass sich die Landwirte in NRW bei den aktuellen Preisen auf einem Niveau befinden, wo die Schmerzgrenze des Kartoffelanbaus bald erreicht scheint. Das dürfte auch der Handel wissen und sollte im Interesse des Kartoffelbaus für die Saison 2009 frühzeitig ein positives Zeichen setzen.

Autor: Peter Lövenich