Landessortenversuche Körnermais 2015

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Körnermaisernte mit einem Claas Lexion 570

Kein einfaches Jahr für Mais

Niedrige Temperaturen in der Jugendentwicklung und in der Abreife machten dem Mais in Nordrhein-Westfalen 2015 deutlich zu schaffen. In den Landessortenversuchen mit Körnermais der Landwirtschaftskammer NRW wurde das hohe Ertragsniveau des Vorjahres nicht erreicht.

Mais konnte in NRW 2015 weitgehend termingerecht in der letzten Aprildekade bestellt werden. Nach dem „grünen“ Winter und fehlender Frostgare erfolgte die Saatbettbereitung ab Mitte April allgemein unter trockenen Bedingungen. Bei noch niedrigem Temperaturniveau brauchten die Saaten allerdings mindestens 14 Tage bis 3 Wochen für den Feldaufgang. Bis weit in den Juni hinein bewegten sich die Tagesdurchschnittstemperaturen fast durchgängig unter 15° C. Insbesondere die anhaltend niedrigen Nachttemperaturen, bis hin zu lokalem Bodenfrost in ungünstigen Lagen, ließen das Maiswachstum über einen langen Zeitraum nicht richtig in Gang kommen. Gleichzeitig fiel die Niederschlagsbilanz bis in den Juli hinein unterdurchschnittlich aus. Viele Herbizidanwendungen zeigten bei trockenen Oberböden nicht die gewohnte Wirkung. Notwendige Nachbehandlungen setzten den bereits kältegestressten Beständen noch einmal zu. Der Reihenschluss erfolgte regelmäßig erst mit den deutlich ansteigenden Temperaturen gegen Ende Juni. Mit bereits abnehmender Tageslänge blühten die Bestände dann aber doch bis Ende Juli ab. Gerade noch rechtzeitig kam es nach der Monatsmitte Juli auch zu ergiebigeren Niederschlägen, so dass die Blüte eigentlich zügig und störungsfrei verlaufen konnte. Bestände, die in Mai und Juni extrem gelitten hatten, zeigten regelmäßig ein gestauchtes Pflanzenwachstum. Im feucht warmen August lief die Kolbenfüllung unter optimalen Bedingungen. Erste Reifeprüfungen ab Ende August ließen bezüglich der Abreife kaum Rückstände gegenüber den Vorjahren erkennen. Bei niedrigen Temperaturen im September fielen die weiteren Reifefortschritte dann aber deutlich verhaltener aus als in vergleichbaren Vorjahreszeiträumen, bevor die aktive Abreife in der extrem kalten ersten Oktoberhälfte fast gänzlich zum Erliegen kam. Dabei zeichnete sich ein deutliches Süd – Nordgefälle ab. Während in den südlichen Niederungslagen des Rheinlandes und rund um den Hellweg die Ernte mittelfrüher Silomaissorten ab dem 20. September anlief, musste im nördlichen Landesteil, insbesondere im Kreis Steinfurt, länger auf akzeptable Trockenmassegehalte weiter gewartet werden. Auf Grund der ausbleibenden Reifefortschritte in der ersten Oktoberhälfte wurden Körnermais und CCM, wie auch in den Landessortenversuchen, fast landesweit mit relativ hohen Wassergehalten gedroschen.

Stängelbruch und Stängelfäule

Am Versuchsstandort Neulouisendorf am Niederrhein kam es bei starkem Wind am 5. Juli sortenspezifisch zu Sommerlager, Stängelbruch und green-snapping. Betroffen waren insbesondere Sorten, die sich eher durch eine zügige Jugendentwicklung auszeichnen und mit noch nicht stabilisiertem, jungem Gewebe zum Abknicken neigten. Im Extrem waren einzelne Pflanzen für den Ertragsaufbau verloren, was sich für betroffene Sorten in tendenziell niedrigeren Erträgen an diesem Standort zeigt. An anderen Standorten war sporadisch ein Abknicken oberer Stängelabschnitte nach dem Sturm am 25. Juli zu beobachten. Ansonsten zeigten die Bestände 2015 grundsätzlich eine gute Standfestigkeit bis zur Ernte. Stängelfäule war in den Versuchen regelmäßig bei der neuen Sorte SY Pracht zu finden. Die Sorten LG 30222, P 8400, Farmgold, Vitally, Sucampo und SY Talisman waren an einzelnen Standorten in geringem Umfang von Stängelfäule betroffen.

Zünslerbefall und Krankheiten

In den Versuchen in Warendorf-Milte, Delbrück-Ostenland und Kerpen-Buir war wie im Vorjahr latenter Befall mit Maiszünsler zu beobachten. Etwas stärker fiel der Zünslerdruck erneut in Haus Düsse aus. Die befallenen Pflanzen waren hier diesjährig allerdings etwas schwieriger zu identifizieren, da es an diesem Standort auch viele „Stängelknicker“ oberhalb des Kolbens gab. Bereits ab Mitte August trat in Warendorf-Milte erster, nesterweiser Befall mit Turicum-Blattflecken auf. Zeigersorte für diese Blattkrankheit war erneut die Sorte Ricardinio. Im Vergleich zu den anderen Standorten fällt Ricardinio hier auch ertraglich etwas ab, was ursächlich im frühen Blattfleckenbefall begründet werden kann. Die Beobachtungen am Standort Milte bilden zusammen mit den Erhebungen in anderen Jahren und punktuellen Eindrücken in anderen Versuchen die Basis für die Beurteilung bezüglich der Anfälligkeit für Blattflecken, die in der Übersicht 1 und in der Sortenempfehlung abgebildet ist.

Toxinbelastung

Augenscheinlicher Befall mit Kolbenfusarium war im Vergleich zum Vorjahr selten zu finden. Stichprobenuntersuchungen mittels ELISA-Test ließen dann aber überraschender Weise am Standort Haus Düsse doch auffällige Don-Gehalte als Leittoxin für einige Sorten erkennen, so dass die Serienuntersuchung der Rückstellproben vom Standort Haus Düsse eingeleitet wurde. Dabei ist zu beachten, dass der ELISA-Test eher als qualitative Untersuchungsmethode zu betrachten ist. Während die gemessenen Werte im Bereich bis zu 1,0 mg/kg DON noch als relativ sicher zu beurteilen sind, lassen höhere Prüfergebnisse schon auf eine deutliche Toxinbelastung schließen. Die absolute Höhe der Messwerte sollte dann aber weniger stark berücksichtigt werden. Auf Basis der Serienuntersuchung am Standort Haus Düsse, sind die Sorten in der Übersicht 1 für die Toxinbelastung 2015 mit einem „+“, „o“ und „–„ gekennzeichnet worden. Sorten, für die am Standort Haus Düsse 2015 kein Toxin nachweisbar war, sind mit einem „+“ und Sorten mit Don-Gehalten bis zum Orientierungswert für die Fütterung von 0,9 mg/kg mit einem „o“ gekennzeichnet. Den Sorten, die im Versuch am Standort Haus Düsse Don-gehalte über 0,9 mg/kg zeigten, wurde ein „–„ zugeordnet. Für die mehrjährig geprüften Sorten sind zur Orientierung auch die Vorjahreseinstufungen aufgeführt. Bei allgemein höheren Fusariendruck erfolgte im vergangenen Jahr die Serienuntersuchung an drei Versuchsstandorten. Auf Grund der allgemein höheren Toxinbelastung in 2014 wurde für die Vorjahresbeurteilung folgendes Bewertungsschema zu Grunde gelegt: + = Orientierungswert nie oder maximal an einem Standort überschritten, o = Orientierungswert an zwei Standorten, - Orientierungswert 2014 an jedem untersuchten Standort überschritten. Auf Basis der zweijährigen Untersuchungen sind die Sorten in der Sortenempfehlung abschließend bezüglich der Anfälligkeit für Kolbenfusarium eingestuft. Für neue, erstmals geprüfte Sorten, ist die Beurteilung mit Unsicherheiten verbunden, da keine Vorjahresergebnisse vorliegen. Die Einstufung der Sorten bezüglich der Anfälligkeit für Kolbenfusarium sollte bei der Sortenwahl dort Berücksichtigung finden, wo es in den vergangenen Jahren zu Problemen mit Toxinen in den Körnermais- bzw. CCM-Ernteprodukten kam. Grundsätzlich darf aber nicht außer Acht gelassen werden, dass die Gefahr hoher Toxingehalte im Körnermais/CCM in erster Linie dem Einfluss der Jahreswitterung, den Standortbedingungen, der Bodenbearbeitung, sowie der Fruchtfolge unterliegen. Mängel in der Ackerhygiene können weder durch die Sortenwahl noch durch einen unter Umständen möglichen, prophylaktischen Fungizideinsatz kompensiert werden.

Viele neue Sorten

Aufgrund zahlreicher Neuzulassungen durch das Bundessortenamt musste das Sortiment in den Landessortenversuchen Körnermais auf 51 Sorten ausgedehnt werden. Nur so ist es möglich, auch bewährte und in der Praxis etablierte Sorten im Versuch zu halten. Die Versuchsstandorte blieben gegenüber dem Vorjahr unverändert. Angaben zu den Prüforten sind in der Übersicht 3 zusammen mit den Erträgen der Sorten an den Einzelstandorten zu finden. Zur Absicherung der NRW-Ergebnisse werden in der Ertragsverrechnung der Versuchsserie (Übersicht 1) auch die Ergebnisse vom niedersächsischen Standort Lohne berücksichtigt. Bei der Betrachtung der Absoluterträge in den Übersichten 1 und 3 bzw. in der Grafik ist wie gewohnt zu beachten, dass sich die angeführten Erträge auf die Nettoparzelle beziehen. Den Pflanzen in den Ernteparzellen steht aber über Boniturwege und anderen Randeffekten mehr Raum als im geschlossenen Feldbestand zur Verfügung, so dass für die Übertragung auf ein realistisches Praxisertragsniveau Abzüge von 15 bis 20 Prozent in Ansatz zu bringen sind. Wie Übersicht 1 zeigt, konnte im Mittel der Versuche 2015 nicht das hohe Ertragsniveau des Vorjahres erreicht werden. Bemerkenswert ist dabei, dass die Erträge diesjährig an jedem Versuchsstandort schlechter ausfielen und mit deutlich höheren Feuchtegehalten gedroschen werden musste. Die Versuchsergebnisse spiegeln damit sehr gut die schwierigen Bedingungen in der Praxis wider.

Breites Sortenspektrum

Seit 2013 werden von der Landwirtschaftskammer frühe (bis K 220) und mittelfrühe (K 230 bis K 250) Sorten in einem Sortiment geprüft und verrechnet. Bei an den Standorten einheitlichen Aussaat- und Ernteterminen können so die erzielten Erträge und Kornfeuchten der Sorten unabhängig von der Reifezahl miteinander verglichen werden. Das Standortmittel der diesjährigen absoluten Kornerträge und Trockensubstanzgehalte (100 – Kornfeuchte) ist in der Grafik (Übersicht 2) dargestellt. Während frühe Sorten im Reifebereich K 210 im Mittel der Standorte durchaus mit Trockenmassegehalten von fast 67 %, sprich Kornfeuchten von 33 %, gedroschen werden konnten, taten sich späte Sorten im Reifebereich K 250 bezüglich der Abreife diesjährig sehr schwer. Einige späte, zahnmaisbetonte Sorten, die in der Grafik im linken Bereich zu finden sind, hatten in einzelnen Versuchen zur Ernte noch nicht einmal 60 % T erreicht und waren damit gerade erst druschfähig. Die hohen Erträge einiger dieser Sorten lassen aber das hohe Ertragspotenzial der späteren Zahnmaistypen deutlich erkennen.

Die besten Sorten

Die höchsten Erträge werden dabei diesjährig von den Sorten P 8134 und P 9027 mit den genannten sehr hohen Kornfeuchten erzielt. Diese Sorten empfehlen sich daher eher für beste, frühe Standorte und dort, wo zeitlich genügend Spielraum für die Folgefruchtbestellung gegeben ist. Im mittleren Reifebereich erzielen die neuen Sorten Liberator und SY Talisman hohe Erträge. Die ebenfalls neuen Sorten Stacey und Santimo können im ersten Versuchsjahr sehr eindrucksvoll in der Kombination aus Frühreife und hohem Kornertrag punkten. Maßstab für die frühe Körnermaisreife ist auch 2015 wieder die Sorte Amagrano. Das gleiche Reifeniveau wird zwar von der neuen Sorte Liprimus auch erreicht, ertraglich bildet diese Sorte allerdings bislang das Schlusslicht im Sortiment. Auch bei der mehrjährigen Betrachtung der Erträge schneiden einige Sorten im Reifebereich K 250 am besten ab. In der Kombination aus Ertrag und niedriger Kornfeuchte, was über die um die Trocknungskosten korrigierte Marktleistung bewertet wird, kann 2015 nach Santimo und Stacey auch Sunshinos überzeugen. Im dreijährigen Mittel setzt diesbezüglich aber immer noch Ricardinio die Maßstäbe.

Sortenempfehlung

In der Sortenempfehlung Körnermais und CCM der Landwirtschaftskammer werden die Sorten aufgeführt, die in den Landessortenversuchen im drei- oder mindestens zweijährigen Mittel entweder in der korrigierten Marktleistung oder im Kornertrag das mittlere Niveau der Verrechnungssorten übertreffen, also entweder ertraglich oder in Bezug auf die korrigierte Marktleistung positiv eingestuft werden können (ab relativ 102 = +) . Bei der Sortenwahl sollten aber auch Faktoren wie die Standfestigkeit, die Anfälligkeit für Krankheiten (Stängelfäule, Blattflecken, etc.), unter Umständen auch die Wuchshöhe, Berücksichtigung finden. In der Sortenempfehlung (Übersicht 4) sind wie gewohnt die Stärken und Schwächen der empfohlenen Sorten mittels „ + „, „ – „ und „ o „ zusammenfassend dargestellt. Die Einstufungen bezüglich der Abreife, des Kornertrages, der bereinigten Marktleistung und der Wuchshöhe basieren dabei allein auf den mehrjährigen Ergebnissen der Landessortenversuche. In die Beurteilungen zur Standfestigkeit und zur Anfälligkeit gegenüber Krankheiten fließen neben den Erhebungen und Bonituren in den Versuchen auch die Einstufungen durch das Bundessortenamt und Beobachtungen in anderen Bundesländern ein. Entsprechend der Nutzungsrichtung CCM oder Körnermais sind für die Sortenwahl die einzelnen Merkmale unterschiedlich zu gewichten. So kommt dem Abreifeverhalten und damit der um die Trocknungskosten bereinigten Marktleistung für den Körnermaisanbau sicherlich eine höhere Bedeutung zu. Spezielle Sorten, die sich grundsätzlich durch eine bessere Trockenstresstoleranz auszeichnen, sind anhand der Versuchsergebnisse der letzten Jahre kaum zu identifizieren. Grundsätzlich können diesbezüglich auch indirekte Faktoren, wie die jeweilige Bestandesdichte und der Blühtermin ertragswirksam werden. Der Praxis ist daher zu empfehlen, auf eine, dem Standort angepasste, sortenspezifische Bestandesdichte zu achten. Auch großrahmige Sorten können bei tendenziell niedrigerer Bestandesdichte Trockenphasen gut überstehen. Großrahmige Sorten bringen dann den Vorteil mit sich, dass bei günstigen Wachstumsbedingungen über den Einzelpflanzenertrag einiges an Ertrag kompensiert werden kann. Dort, wo Mais für den Verkauf angebaut wird, bringen großrahmige, standfeste Doppelnutzungssorten den Vorteil mit sich, dass noch zur Ernte zwischen den Verwertungsoptionen Drusch oder Verkauf als Silomais ab Feld entschieden werden kann. Wo Körnermais gezielt im Herbst lange auf dem Feld stehen soll oder muss, um mit niedrigeren Feuchtegehalten dreschen zu können, sind unbedingt die Einstufungen hinsichtlich der Standfestigkeit und der Anfälligkeit gegenüber Stängelfäule zu beachten. Nachfolgend werden die empfohlenen Sorten kurz beschrieben:

Beschreibung der empfohlenen Sorten

Dreijährig geprüfte Sorten:

Amagrano (K 210/ S 210 ): Amagrano kam 2015 in den Versuchen erneut ertraglich nicht so gut zurecht, präsentierte sich in Praxisschlägen aber wieder deutlich besser. Mehrjährig Maßstab für sehr frühe, sichere Körnerreife. Bei leicht unterdurchschnittlichen Erträgen resultiert daraus eine hohe bereinigte Marktleistung. Anfälligkeit für Stängelfäule der Reife entsprechend mittel, bei kompakten Wuchs aber vergleichsweise standfest. Relativ anfällig für Blattflecken. Besonders für den CCM-Anbau auf Grenzstandorten zu empfehlen.

Claudinio (K 250/ - ): massenwüchsige, 2015 erneut sehr ertragsstarke Sorte mit späterer Körnerreife, was die korrigierte Marktleistung auf ein durchschnittliches Niveau sinken lässt. Anfälligkeit für Stängelfäule mittel, aber höhere Anfälligkeit für Lager.

Colisee ( K 220/ S 220): frohwüchsige, frühreife Zweinutzungssorte mit dreijährig durchschnittlichen Kornerträgen und hoher bereinigter Marktleistung. Standfest und mittlere Anfälligkeit für Stängelfäule.

Grosso ( K 250/ S 250): großrahmige Zweinutzungssorte mit später Silo- und Körnerreife. Über die Jahre konstant hohe Kornerträge, geringe Anfälligkeit für Stängelfäule und Turcicum, standfest.

Laurinio (K 200 / - ): sehr langwüchsig mit hohem Kolbenansatz. Durchschnittliche Erträge, aber frühreif und im dreijährigen Mittel hohe bereinigte Marktleistung. In den Versuchen fiel Laurinio 2015 mit weniger Stängelfäule auf als zuletzt 2012, die Standfestigkeit der Sorte ist aber auf Grund der Statik als unterdurchschnittlich einzustufen. Anfällig für Stängelbruch.

Millesim ( K 250/ S 240): kompaktere Zweinutzungssorte. Dreijährig gute Kornerträge bei etwas späterer Abreife und durchschnittlicher Marktleistung. Anfälligkeit für Stängelfäule sehr gering, standfest.

P8134 ( K 250/ - ): sehr späte Zahnmaissorte. 2014 und 2015 sehr gute, stabile Kornerträge. Auf Grund der späten Abreife aber weit unterdurchschnittliche bereinigte Marktleistung. Anfälligkeit für Stängelfäule durchschnittlich, Lagerneigung geringer.

P 8433 ( K 250/ S 270): sehr späte Zahnmaissorte mit ausgesprochen zögerlicher Jugendentwicklung. Trotz der Startschwierigkeiten 2014 und 2015 überzeugende Kornerträge bei allerdings spätester Reife im gesamten Prüfsortiment, woraus eine weit unterdurchschnittliche bereinigte Marktleistung resultiert. Anfälligkeit für Stängelfäule und Lager gering. Für wärmste Standorte mit sicheren Abreifebedingungen.

P 8589 ( K 250/ - ): standfeste, sehr späte Körnermaissorte. Wie viele andere großrahmige Sorten konnte P 8589 ertraglich wieder überzeugen. P 8589 bietet sich wie die beiden zuvor genannten Sorten für die CCM-Nutzung und wärmere Standorte an, wo der Mais auch spät gedroschen werden kann. Bei guter Standfestigkeit ist auf Grund des hohen Zahnmaisanteils bei späteren Ernteterminen noch mit weiterer Wasserabgabe zu rechnen, was die, in den Versuchen unterdurchschnittliche bereinigte Marktleistung positiv beeinflussen dürfte.

Ricardinio ( K 220, S 230 ): bewährte Zweinutzungssorte mit durchschnittlicher Abreife. Über die Jahre und Standorte konstant hoher Ertrag und höchste Marktleistung. Anfälligkeit für Stängelfäule gering und relativ standfest. Größere Anfälligkeit für Turcicum-Blattflecken, was bei frühem Befall ertragswirksam werden kann. In der Kombination von früher Abreife und hohem Ertrag mehrjährig nach wie vor die Nummer eins.

Rivaldinio KWS ( K 240/ - ): dreijährig geprüfte, ertragsstarke Körnermaissorte mit guten Erträgen, etwas späterer Abreife und durchschnittlicher bereinigter Marktleistung. Anfälligkeit für Stängelfäule sehr gering, standfest.

Sunshinos ( K 210/ S 210): kompakte Körnermaissorte mit sehr früher Abreife, woraus bei leicht unterdurchschnittlichen Erträgen eine hohe bereinigte Marktleistung resultiert. Bei ausreichender Wasserversorgung sind mit höheren Bestandesdichten als in den Versuchen Ertragssteigerungen zu erwarten. Der Abreife entsprechend, etwas höhere Anfälligkeit für Stängelfäule, Lagerneigung aber geringer.

Tiberio ( K 230/ - ): langjährig bewährter, mittellanger Körnermais. Abreife durchschnittlich. Nach langjährigen Spitzenergebnissen, über die Jahre immer noch stabile, hohe Erträge und im dreijährigem Mittel durchschnittliche bereinigte Marktleistung. Anfälligkeit für Stängelfäule sehr gering, standfest.

Toninio ( K 240/ S 230): massenwüchsiger Sortentyp mit sehr hohem Kolbenansatz, was die Standfestigkeit infolge von Stängelbruchgefahr deutlich einschränkt. Sehr hoher Kornertrag in 2014, im dreijährigen Mittel durchschnittliche bereinigte Marktleistung. Auf Grund der Stängelbruchgefahr als Körnermais, besser für CCM-Nutzung dann zu akzeptieren, wenn Restbestände Silomais früh gedroschen werden sollen.

Zweijährig geprüfte Sorten:

DKC 3341 ( K 240/ S 250): später abreifende Zweinutzungssorte mit leicht überdurchschnittlichen Erträgen, aber geringerer bereinigter Marktleistung. Geringe Anfälligkeit für Stängelfäule, standfest.

ES Cockpit ( K 240/ - ): langwüchsige Körnermaissorte mit zweijährig leicht überdurchschnittlichen Erträgen, standfest aber anfällig für Blattflecken.

ES Metronom (K 240/ S 240): langwüchsige Zweinutzungssorte. 2014 weit überdurchschnittliche Erträge, standfest, anfällig für Kolbenfusarium.

KWS 2322 (K 230/ -): standfeste, blatt- und kolbengesunde Sorte mit zweijährig hohen Erträgen und hoher bereinigter Marktleistung.

LG 30215 ( K 220/ S 220): kompaktere Zweinutzungssorte mit durchschnittlicher Abreife. Zweijährig gute Erträge, blatt- und kolbengesund.

P 9027 (ca. K 250/ S 260): zahnmaisbetonte Zweinutzungssorte, zweijährig höchste Kornerträge in der Versuchsserie bei allerdings sehr später Abreife. Standfest, blattgesund, aber anfällig für Kolbenfusarium.

Panvinio ( K 220/ S 230): mittellange Zweinutzungssorte mit durchschnittlicher Abreife. 2014 sehr gute, diesjährig eher durchschnittliche Erträge. Nach vorläufiger Einstufung etwas anfälliger für Blattflecken.

Empfehlungen für den Probeanbau

In die Landessortenversuche mit Körnermais wurden in NRW 2015 15 Sorten neu aufgenommen. Mit diesjährig sehr guten Erträgen und höchster bereinigter Marktleistung empfehlen sich davon für den Probeanbau die frühen und kompakteren Sorten Santimo und Stacey. Im mittelfrühen Sortiment machen die Sorten SY Talisman, Vitally und Liberator auf sich aufmerksam und kommen damit für den Probeanbau 2016 in Betracht. Bei den Sorten SY Talisman und Vitally war vereinzelt zur Ernte latenter Stängelfäulebefall zu beobachten, was zumindest für Vitally vor dem Hintergrund der früheren Abreife weniger verwundert.

Autor: Norbert Erhardt