Landessortenversuche Silomais 2010, Höhenlagen

Mais für HöhenlagenBild vergrößern
Zum Ende des Massenwachstums zeigten sich die Sorten insbesondere hinsichtlich des Längenwachstums sehr unterschiedlich


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Verbreitet kam es 2010 zu Schäden durch Wildschweine, auch in Regionen die bislang nicht betroffen waren


Schaden im Mais durch WildschweineBild vergrößern
Schäden durch Wildschweine gab es auch in den Sortenversuchen der Landwirtschaftskammer. Fotos: Norbert Erhardt


Maissorten für Höhen- und Übergangslagen

Kältestress und schlechte Abreifebedingungen kennzeichneten 2010 den Silomaisanbau in den Höhen- und Übergangslagen. Welche Sorten sich für diese Anbauregion empfehlen, beschreibt Norbert Erhardt, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.

Von der Aussaat bis weit in die Jugendentwicklung hinein tat sich der Mais 2010 in den Höhen- und Übergangslagen ausgesprochen schwer. Zwar konnte die Aussaat nach mehreren niederschlagsfreien Wochen Ende April unter trockenen Bedingungen erfolgen, die für einen zügigen Feldaufgang notwendigen Bodentemperaturen wurden aber noch nicht erreicht. Höhere Temperaturen stellten sich vorerst nur kurzfristig in der letzten Aprilwoche ein. Bereits Anfang Mai kam es erneut verbreitet zu Bodenfrost und selbst die Tageshöchsttemperaturen erreichten in den ersten beiden Maidekaden nur selten die 10° Marke. Unter diesen Bedingungen brauchte der Mais zum Teil bis zu 4 Wochen für den Feldaufgang. Erneute Bodenfrostereignisse gegen Ende Mai setzten den gerade aufgelaufenen Beständen nochmals zu. Zwar kam es nur selten zu Totalausfällen, das Wachstum stagnierte aber mehr oder weniger bis weit in den Juni hinein.

Nachhaltig in Gang kam die Jugendentwicklung erst mit den ab Mitte Juni ansteigenden Temperaturen. Abgesehen von flachgründigen Standorten, wo auch in den Höhenlagen Anfang Juli das Wasser knapp wurde, zeigte der Mais dann aber doch noch ansprechendes Massenwachstum. Für den Aufbau von Höchsterträgen wie zuletzt in 2008 fehlte aber die Zeit, da die Bestände mit abnehmender Tageslänge in der letzten Julidekade die Fahnen schoben und zügig zur Blüte kamen. Unter noch günstigen Bedingungen im August lief die Stärkeeinlagerung zügig an, kam dann bei erneut unterdurchschnittlichen Temperaturen im September aber schnell wieder ins Stocken, so dass nur verhaltene Abreifefortschritte zu beobachten waren. Das Gros der Bestände in den Höhen- und Übergangslagen konnte dann in der zweiten Oktoberwoche mit gerade noch akzeptablen T-Gehalten um 30 % geerntet werden, bevor die Stärkeeinlagerung um den 12. / 13. Oktober durch ersten Luftfrost endgültig beendet wurde.

Nur ein Versuch auswertbar

Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen legte in Meschede-Enste und in Calle-Wallen (Hochsauerlandkreis, 300 bzw. 370m über NN) wieder zwei Silomaissortenversuche in den für den Maisanbau ungünstigeren Lagen an. In Absprache mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, die den gleichen Versuch in Uslar (Solling) aussäte, standen 2010 34 Sorten im Versuch. Geprüft wurden 32 Sorten bis zur Reifezahl S 230, sowie die späteren Vergleichssorten Ronaldinio (S 240) und LG3216 (S 260). Nach latenten Trockenschäden in Calle-Wallen und zusätzlichen Pflanzenverlusten durch Wildschäden wurde von der Beerntung des Versuches in Wallen abgesehen.

Auch im niedersächsischen Uslar wurde die Sortenprüfung nach massiven Wildschweinschäden nicht geerntet. Die Auswertung der Silomaisversuche in den Höhen- und Übergangslagen basiert damit diesjährig nur auf den Ergebnissen des Versuches in Meschede-Enste. Vor dem Hintergrund des an sich schon schwierigen Maisjahres ergeben sich daraus nicht unerhebliche Unsicherheiten bezüglich der Sortenbeurteilung. Dies gilt besonders für neue Sorten, die 2010 erstmalig in der Region geprüft wurden. Zur Orientierung sind deshalb in der Übersicht 4 die Ergebnisse des Landessortenversuches vom nordhessischen Standort Korbach, Landkreis Waldeck-Frankenberg dargestellt. Das hessische Landesamt prüfte hier in der Höhenlage von ca. 350 m 15 frühe Sorten. Eine gemeinsame Verrechnung dieser Daten mit den Ergebnissen aus Meschede ist auf Grund der geringen Sortenschnittmenge nicht sinnvoll. Im Zweifelsfall sollte das Abschneiden der Sorten in Korbach aber berücksichtigt werden, soweit die Sorte auch dort geprüft wurde.

Wachstumsverlauf im Versuch

Im Silomaisversuch in Meschede-Enste liefen die Sorten nach Aussaat am 24. April um den 17. Mai zögerlich auf. Die Keimpflanzen verharrten anschließend ausgesprochen lang im Keim- bzw. Einblattstadium. Abgesehen von den Sorten ES Marco und Dominator wurden aber von allen Sorten ausreichende Pflanzenzahlen von im Mittel 9,2 Pflanzen/m² realisiert. Nennenswertes Wachstum war erst mit der Erwärmung in der zweiten Junihälfte zu erkennen. Nach zwischenzeitlich explosionsartigem Wachstum schoben im Versuch erste Sorten ab den 20. Juli Fahnen, die Blüte begann am 29. Juli mit den Sorten Amadeo und Aagenda. Als letztes blühten Laurinio und Clemente am 5. August zusammen mit den späteren Vergleichssorten Ronaldinio und LG3216. Wie in den Vorjahren präsentierten sich die Sorten zum Ende des Massenwachstums insbesondere hinsichtlich des Längenwachstums sehr unterschiedlich, was der Tabelle 2 entnommen werden kann. Die Abreife verlief auch bei den Prüfsorten ausgesprochen zögerlich. Wie aus den Abreifeuntersuchungen der Landwirtschaftskammer zu erkennen war, hatten in der Höhenlage Meschede auch sehr frühe Sorten Mitte September gerade einmal die Milchreife erreicht. Ein deutliches Vorankommen der Gesamt-T-Gehalte war erst ab Ende September zu beobachten, die unter trockenen Bedingungen im Oktober dann bis zur Ernte am 11. Oktober doch noch 31 Prozent im Versuchsmittel erreichten.

Versuchsergebnisse

Im dreijährigen Mittel zeichnen sich in den Höhen- und Übergangslagen bezüglich einer frühen Abreife die Sorten Saludo, Amadeo, NK Bull, Salgado und NK Jasmic durch höchste T-Gehalte aus, was sich 2010 in Meschede insbesondere für Saludo und Amadeo auch bestätigte. Dreijährig höchste Stärkegehalte werden von den Sorten Amadeo und NK BULL gefolgt von Saludo und Salgado erzielt. Durch eine dreijährig überdurchschnittliche Energiedichte in den Höhen- und Übergangslagen fallen die Sorten NK Bull, Spinxx und Saludo positiv auf. Die mehrjährig höchsten Trockenmasseerträge konnten in den Versuchen mit den mittelfrühen Sorten Marcelinio und Ricardinio erzielt werden. Trotz unterdurchschnittlicher Energie- und Stärkegehalte, bringen diese Sorten im dreijährigen Mittel auch die höchsten Energieerträge sowie höchste bzw. hohe Stärkeerträge. Mehrjährig gute Erträge zeigen auch die Sorten Kalvin und Amadeo. Während Kalvin insbesondere durch hohe Trockenmasse- und Energieerträge auffällt, besticht Amadeo dabei durch den dreijährig hohen Stärkeertrag, was bei dieser Sorte auch auf die frühere Abreife und die damit einhergehende höhere Stärkekonzentration zurück zu führen ist.

Nach 2 Prüfjahren fallen Ambrosini und NK Cooler durch hohe Trockenmasse- und Energieerträge auf. Beiden Sorten gemeinsam sind aber unterdurchschnittliche Stärkegehalte, was insbesondere bei der späten Abreife 2010 zum Tragen kommt. Nach der einjährigen Prüfung mit nur einem Ergebnis aus 2010 fällt die Sorte LG3218 durch sehr hohe Stärke- und gleichzeitig sehr hohe Energieerträge auf. Die sehr hohe Energiekonzentration für diese Sorte bestätigt sich auch in den Versuchsergebnissen aus Nordhessen. Einjährig sehr hohe Stärkeerträge brachte in Meschede-Enste 2010 auch die neue Sorte Amagrano, was ähnlich wie bei Amadeo auf der sehr frühen Abreife der Sorte beruhen dürfte.

Sortenempfehlung für Höhen- und Übergangslagen

Neben den unterschiedlichen Ansprüchen an die Silomaissorte, ob also qualitäts- oder massenbetonte Sorten angebaut werden sollen, müssen bei der Sortenwahl in den Höhen- und Übergangslagen die geografischen Unterschiede der Anbauregion berücksichtigt werden. Diese ergeben sich zum einen aus der Höhenlage, oftmals aber auch aus der Exposition der einzelnen Ackerflächen. So kommt der Mais in geschützten Tallagen in der Regel deutlich besser zu recht als an kalten Nordhängen oder in windoffenen Kammlagen. Höchstes Augenmerk muss bei der Sortenwahl dem Abreifeverhalten der Sorten beigemessen werden. Dies gilt insbesondere dort, wo Silagen mit hohen Stärkegehalten erzeugt werden sollen. Entsprechende Sortenvorteile können in der Regel nur dann zum Tragen kommen, wenn der Mais auch reif werden kann.

Die Versuchsergebnisse aus 2010 vom Standort Meschede zeigen diesbezüglich sehr deutlich die Grenzen auf. So fallen die mittelfrühen Sorten ab S 230 grundsätzlich durch zum Teil deutlich unterschiedliche Trockenmassegehalte auf. Aber auch einige frühe Sorten (bis S 220) konnten nicht immer die Trockenmassegehalte erzielen, wie es die Reifezahl erwarten lässt. Das verdeutlicht, dass nicht die Reifezahl allein, sondern auch die Robustheit einzelner Sorten Einfluss auf die Pflanzenentwicklung hat. Diese zeigt sich insbesondere darin, dass die Pflanzen Kälteperioden unbeschadet überstehen und das Wachstum unter besseren Bedingungen schnell wieder aufnehmen.

In der Sortenempfehlung (Übersicht 5) sind die Sorten wie gewohnt hinsichtlich der unterschiedlichen Prüfkriterien mit „ + „, „ – „ und „ o „ bewertet. Dort wo in günstigen Übergangslagen 2010 mit mittelfrühen Sorten gute Erträge für die Nutzungsrichtung Biogas erzielt werden konnten, sollten auch die Ergebnisse aus den Niederungslagen, die in der vorletzten Ausgabe veröffentlicht wurden berücksichtigt werden.

In feuchten Tallagen war in Praxisbeständen auch 2010 später Befall mit Turcicum-Blattflecken zu beobachten. Die Beurteilung der Sorten bezüglich der Anfälligkeit gegenüber Turcicum in der Übersicht 2 und in der Sortenempfehlung basiert auf Bonituren und Beobachtungen in den Niederungslagen. In den Höhen- und Übergangslagen sollte diese dort berücksichtigt werden, wo entsprechende Symptome in der Vergangenheit beobachtet werden konnten. Klassisch ist dies am ehesten in Tallagen zu erwarten, wo der Mais nach Taunächten lange feucht bleibt.

So sind die empfohlenen Sorten für den Anbau in Höhen- und Übergangslagen zu beurteilen:

Dreijährig geprüfte Sorten :

Amadeo, S 220 : mittellange Sorte mit früher Abreife, durchschnittliche Energiekonzentration. Stärkegehalt und -ertrag sehr hoch, hoher Energieertrag bei durchschnittlichen Trockenmasseerträgen. Sehr hoher Stärkeertrag. Amadeo kam mit den Wachstumsbedingungen 2009 und 2010 gut zu recht und konnte auch in den Höhen- und Übergangslagen auch in der Praxis überzeugen.

Clemente, S 230 : Mittellange, später abreifende Silomaissorte mit hohen Trockenmasse- und Energieerträgen. In den Höhenlagen dreijährig unterdurchschnittliche Stärkegehalte, aber noch durchschnittlicher Stärkeertrag.

Kalvin, S 220: mittellange Sorte mit späterer Abreife in den Höhenlagen. Dreijährig sehr hohe Trockenmasse-, gute Energie- und Stärkeerträge. Stärkegehalt und Energiedichte in den Höhenlagen dreijährig unterdurchschnittlich

Marcelinio, S 230 : Massenwüchsige Sorte mit höchsten Trockenmasse- und Energieerträgen. Energiekonzentration und Stärkegehalt unterdurchschnittlich, daher eher für die Nutzungsrichtung Biogas geeignet. Stärkere Anfälligkeit für Lager, was in windoffenen Lagen berücksichtigt werden sollte.

NK Bull, S 200 : Kompakte, frühreife und qualitätsbetonte Silomaissorte mit höchster Energiekonzentration und hohem Stärkegehalt. Durchschnittliche Ertragsleistung. NK Bull sollte dort zum Anbau kommen, wo die Erzeugung von Qualitätssilage im Vordergrund steht.

Ricardinio, S 230 : Massenwüchsige, leistungsstarke Sorte mit sehr hohen Trockenmasse- und Energieerträgen. Energiedichte und Stärkegehalt in den Höhenlagen unterdurchschnittlich, was sich aus der späteren Abreife ergibt. Wie Marcelinio zeigt sich Ricardinio als relativ anfällig für Turcicum-Blattflecken.

Salgado, S 200 : frühreife, mittellange und robuste Silomaissorte mit durchschnittlichen Qualitäten und Erträgen.

Saludo, S 210 : in den Höhenlagen verbreitet angebaute, frühreife Sorte mit über die Jahre konstanten Erträgen und hoher Energiekonzentration auf mittlerem Leistungsniveau.

Zweijährig geprüfte Sorten:

Ambrosini, S 220: mittel- bis massenwüchsige Silomaissorte mit für die Höhenlagen sehr hohen Trockenmasseerträgen. Auf Grund der in den Höhenlagen sehr späten Abreife, unterdurchschnittliche Energie- und Stärkekonzentration.

NK Cooler; S 230: mittellanger Silomais mit späterer Abreife. Stärkegehalt und -ertrag unterdurchschnittlich, aber sehr hohe Trockenmasse- und Ernergieerträge.

Sorten für den Probeanbau

Für den Probeanbau in den Höhen- und Übergangslagen bieten sich 2010 mit allerdings nur einem Versuchsergebnis die Sorten Amagrano, Laurinio und LG 30218 an. Amagrano fiel dabei in Meschede 2010 durch die sehr frühe Abreife und höchste Stärkekonzentrationen auf, wohingegen LG 30218 durch die höchste Energiedichte bei gleichzeitig sehr hohen Stärkegehalten auf sich aufmerksam machte. Laurinio besticht hingegen nur durch hohe Trockenmasse- und Energieerträge. Das schlechtere Abschneiden der Sorte hinsichtlich der Stärkegehalte und -erträge war auch in den Versuchen in Niederungslagen zu erkennen.

Autor: Norbert Erhardt