Landessortenversuche Silomais 2013, Höhenlagen

Silomais in HöhenlagenBild vergrößern
Auch in den Höhen- und Übergangslagen gehört Mais mittlerweile zum Landschaftsbild

Silomais: Erhebliche Ertragsschwankungen in Höhenlagen

Die schlechten Wachstumsbedingungen für Mais hatten in den Höhenlagen deutliche Ertragsunterschiede zwischen den Standorten zur Folge. Norbert Erhardt stellt die Ergebnisse der Landessortenversuche mit Silomais in den Höhenlagen vor und gibt Sortenempfehlungen für 2014.

Noch stärker als in den Niederungslagen hatte der Mais in den Höhenlagen unter den kühlen Temperaturen im Mai und Juni zu kämpfen. Einzelne wärmere Tage reichten hier überhaupt nicht aus, um das Wachstum nachhaltig in Gang zu bringen. Mit ansteigenden Temperaturen ab Mitte Juli und ausbleibenden Niederschlägen fehlte vielen Beständen auf flachgründigen Böden dann Bodenwasser, um die großen Defizite im vegetativen Wachstum ausgleichen zu können. An diesen Standorten zeigten die Pflanzen beim Eintritt der Blüte ab Ende Juli ein deutlich eingeschränktes Massenwachstum. Im August stimmten dann zumindest die Temperaturen, so dass sich dort, wo das Wasser reichte, eigentlich günstige Bedingungen für die Kolbenfüllung einstellten.

Die weiteren Fortschritte bezüglich der Abreife fielen im September bei kühlen Temperaturen aber sehr bescheiden aus. Im Rahmen der Abreifeuntersuchungen der Landwirtschaftskammer waren in den Höhenlagen lediglich Gesamt-T-Gehaltszunahmen von durchschnittlich einem Prozentpunkt je Woche zu beobachten. Selbst die frühesten Sorten hatten am Versuchsstandort Meschede-Enste Ende September gerade erst die frühe Teigreife erreicht. Der goldene Oktober brachte mit Temperaturen, die deutlich über dem Septemberniveau lagen, aber doch noch die Wende, so dass der Mais, abgesehen von extremen Standorten, auch in den Höhenlagen reif werden konnte.

Große Standortunterschiede

Die Landwirtschaftskammer NRW führte 2013 wieder Landessortenversuche mit Silomais an zwei Standorten im Raum Meschede durch. Trotz der räumlichen Nähe stellen sich die Wachstumsbedingungen für den Mais an den beiden Versuchsstandorten auf Grund der Höhenlage und der Bodengüte regelmäßig extrem unterschiedlich dar, was insbesondere in ungünstigen Jahren wie 2013 deutlich in Entwicklungsunterschieden, aber auch im Ertragsaufbau und den Qualitäten des Erntegutes zu erkennen ist. Um die Sortenleistung und die daraus abgeleitete Sortenempfehlung auf eine breitere Basis zu stellen, wird der gleiche Versuch noch einmal von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Uslar (Solling) auf 220 Höhenmetern angelegt und mit den nordrhein-westfälischen Ergebnissen gemeinsam verrechnet. Nähere Angaben zu den Versuchsstandorten können der Tabelle 1 entnommen werden.

Die diesjährig extrem unterschiedlichen Wachstumsbedingungen spiegeln sich auch in den, in Tabelle 1 aufgeführten, Erträgen und Qualitätsmerkmalen an den Versuchsstandorten wider. In der Gunstlage Uslar und in Meschede-Enste konnten zwar noch akzeptable Trockenmasseerträge erzielt werden, insbesondere am Standort Enste sind aber deutliche Defizite hinsichtlich der Energiekonzentrationen im Häckselgut zu verzeichnen. Geradezu gegensätzlich stellen sich die Ergebnisse in Wallen dar. Wie schon vor der Ernte zu sehen war, musste der Mais hier bezüglich der Trockenmasseerträge enttäuschen. An diesem Standort erreichten die Sorten allerdings Stärkegehalte und Energiekonzentrationen, die durchaus mit dem hohen Niveau in Niederungslagen vergleichbar sind und auf deutlich höhere Kolbenanteile im Versuchsbestand am Standort Wallen zurückgeführt werden müssen. Die an den Versuchsstandorten realisierten Silomaiserträge und –qualitäten lassen sehr deutlich den großen Standorteinfluss auf den Maisanbau in den Höhen- und Übergangslagen erkennen. Nicht selten spielt dabei schon die Exposition des Einzelschlages, zumindest in für den Maisanbau ungünstigen Jahren, eine große Rolle.

Viele neue Sorten in der Prüfung

In den Landessortenversuchen Höhenlagen prüft die Landwirtschaftskammer nach wie vor Silomaissorten bis zu einer Reifezahl von S 230. Ertragliche Vorteile späterer Sorten können mit zunehmender Höhenlage nicht genutzt werden, da die Vegetationszeit für eine notwendige Ausreife der Sorten kaum reichen wird. Bei späten Häckselterminen, wie am Standort Enste, ist davon auszugehen, dass zumindest 2013 kein weiterer Spielraum für die Maisabreife zur Verfügung stand. Da die Prüfsorten in den Höhenlagen nicht nach Reifegruppen eingeteilt werden, hat das weite Reifefenster für die Versuchsdurchführung zur Folge, dass jedes Jahr viele neue Sorten aus den Vorprüfungen des Bundessortenamtes bzw. der EU-Prüfung in die Sortimente aufgenommen werden müssen. 2013 standen jetzt 36 Sorten in den Versuchen, von denen 12 Sorten erstmalig und 10 im zweiten Jahr geprüft wurden. Um mehrjährig bewährte Sorten auch zukünftig in den Versuchen halten zu können, wird es unumgänglich sein, einzelne Sorten, die weder ertraglich noch hinsichtlich der Futterqualität überzeugen konnten, bereits nach dem ersten Prüfjahr aus den Versuch zu nehmen.

Sortenwahl nach Standort und Nutzungsrichtung

In der Ergebnistabelle 3 ist zu erkennen, dass mit der früheren Abreife einzelner Sorten regelmäßig bessere Stärkegehalte und Energiekonzentrationen erzielt werden können. Eine frühe und sichere Abreife ist immer die wichtigste Voraussetzung, um gute Silagequalitäten produzieren zu können. Insbesondere in der Milchviehfütterung ist dies von großer Bedeutung, wenn Grassilage betonte Rationen über die Maissilage energetisch aufgewertet werden sollen. Beste Silagequalitäten haben dann absolute Priorität, so dass auf extremen Standorten unter Umständen Sorten gewählt werden müssen, die unter günstigeren Wachstumsbedingungen und auch aktuell in den Sortenversuchen ertraglich mit späteren Sorten nicht immer mithalten können. Wird der Silomais für die Biogasanlage angebaut, steht hingegen die Erzeugung höchster Masseerträge mit ausreichenden T-Gehalten um 30 % im Vordergrund, was höchste Gaserträge je Hektar erwarten lässt. Auf günstigeren Standorten kommen dafür auch massenwuchsbetonte Sorten in Frage, die aber insbesondere in Bezug auf die Stärkekonzentration den hohen Anforderungen in der Milchviehfütterung nicht gerecht werden können. Für die Sortenwahl ist es daher besonders wichtig, die Ansprüche an die Maissorte im Vorfeld zu definieren und den eigenen Standort hinsichtlich der Abreife realistisch einzuschätzen.

Diese Sorten kamen am besten zu recht

Im dreijährigen Mittel konnten in den Versuchen mit den Sorten Amadeo, Amagrano und Silvinio die höchsten Stärkegehalte erzielt werden. Zweijährig fallen diesbezüglich Mixxture und Eduardo, beide auch mit sehr früher Abreife, positiv auf. Im ersten Versuchsjahr konnten Schobbio CS, P8057 und P 7500 mit hohen Stärkegehalten überzeugen. P8057 und P7500 lieferten 2013 dabei auch sehr hohe Energiedichten, die von keiner anderen Sorte realisiert wurden. Silvinio, Amadeo und Amagrano brachten gleichzeitig auch höchste Stärkeerträge, die nur noch von der extrem massenwüchsigen Sorte Tonninio nach allerdings erst zweijähriger Prüfung übertroffen wurden. Tonninio erzielt gleichzeitig in den letzten beiden Prüfjahren auch die höchsten Trockenmasse- und Energieerträge. Dreijährig hohe Trockenmasse- und Energieerträge sind auch noch für die Sorten Laurinio, Fabregas und SY Unitiop zu verzeichnen, wobei SY Unitop allerdings mit extrem niedrigen Stärkegehalten und –erträgen auffällt, so dass sich diese Sorte in erster Linie für die Biogasnutzung, bei späterer Abreife eher auf günstigen Standorten, anbietet. Mit zweijährig hohen Trockenmasse- und Energieerträgen fallen auch noch LG30224, LG30240 und Niklas auf. Entsprechend der Reifezahl reifen LG30240 und Niklas aber später ab und können hinsichtlich der Stärkegehalte leider nicht überzeugen. Beide Sorten bieten sich entsprechend mehr für die Biogasnutzung auf günstigen Standorten in Übergangslagen an. Wie LG30224 fällt auch die Sorte Tokala neben hohen Trockenmasse- und Energieerträgen nach zweijähriger Prüfung durch hohe Stärkeerträge auf. Tokala profitiert dabei aber insbesondere von den weit überdurchschnittlichen Stärkegehalten, die für diese Sorte 2013 am Gunststandort Uslar ermittelt wurden.

Wachstumsbeobachtungen und Restpflanzenabreife

Nach dem feucht-kühlen Wettergeschehen im September waren in den Höhenlagen 2013 deutliche Unterschiede hinsichtlich der Abreife von Blättern und Stängeln (Restpflanzenabreife) zu erkennen. Einzelne Sorten fielen dabei durch eine sehr schnelle Restpflanzenabreife auf, obwohl die Kolbenfüllung nicht immer abgeschlossen war. Als auffallend blattgesund mit lang grün bleibenden Blättern zeigten sich die Sorten LG30222, Hobbit, Tokala, Laurinio, Messago, LG 30224 und insbesondere SY Unitop (Tabelle 2). Diese Sorten konnten das strahlungsreiche Wetter im Oktober sicherlich noch für den Ertrags- und Qualitätsaufbau nutzen. Unter ungünstigen Abreifebedingungen kann dieser „stay-green-Effekt“ in den Höhenlagen aber auch kontraproduktiv sein. Denn sofern vor dem Erreichen optimaler Korn-T-Gehalte für die Silierung geerntet werden muss, kann über trockene Blätter und Stängel noch ein akzeptabler Gesamt-T-Gehalt gewährleistet werden. Blattkrankheiten waren allgemein und auch in den Versuchen 2013 kaum zu beobachten. Klassisch sind diese am ehesten in Tallagen zu erwarten, wo der Mais nach Taunächten im September schlecht abtrocknet und entsprechend lange feucht bleibt. Da auch in den Niederungslagen 2013 kein Befall zu finden war, können neue Sorten bezüglich der Anfälligkeit gegenüber den Blattflecken noch nicht eingestuft werden.

Sortenempfehlung

Wie bereits erwähnt, muss bei der Sortenwahl für die Höhenlagen dem Abreifeverhalten der Sorten höchstes Augenmerk beigemessen werden. Dies gilt insbesondere dort, wo Silagen mit hohen Stärkegehalten erzeugt werden sollen. Qualitative Sortenvorteile können in der Regel nur dann genutzt werden, wenn der Mais auch reif werden kann. Die Versuchsergebnisse aus den Höhenlagen zeigen diesbezüglich sehr deutlich die Grenzen auf. So fallen die mittelfrühen Sorten ab S 230 grundsätzlich durch zum Teil deutlich unterschiedliche Trockenmassegehalte auf. Aber auch einige frühe Sorten (bis S 220) konnten nicht immer die Trockenmassegehalte erzielen, wie es die Reifezahl erwarten lässt. Das verdeutlicht, dass nicht die Reifezahl allein, sondern auch die Robustheit einzelner Sorten Einfluss auf die Pflanzenentwicklung hat. Diese zeigt sich insbesondere darin, dass die Pflanzen Kälteperioden in der Jugendentwicklung unbeschadet überstehen und das Wachstum unter besseren Bedingungen schnell wieder aufnehmen. In der Sortenempfehlung (Tabelle 4) sind die Sorten wie gewohnt hinsichtlich der unterschiedlichen Prüfkriterien mit „ + „, „ – „ und „ o „ bewertet. Einzelbetrieblich kann es dabei sinnvoll sein, im gewissen Rahmen auf Ertrag zu verzichten, wenn durch die bessere Silagequalität einer Sorte die Leistung aus dem Grundfutter gesteigert werden kann. Als Qualitätssorten sind diese in der Sortenempfehlung mit „Q“ gekennzeichnet, sofern sowohl überdurchschnittliche Energiekonzentrationen als auch hohe Stärkegehalte erzielt wurden. Im Gegensatz dazu sind ertragsbetonte Sorten, die sowohl im Stärkegehalt als auch in der Energiekonzentration unterdurchschnittlich eingestuft wurden, in der Sortenempfehlung als Massentypen (M) gekennzeichnet. Abgesehen von wenigen Ausnahmen sollten diese Sorten für die Nutzungsrichtung Biogas gewählt werden. Dort, wo in günstigen Übergangslagen mit mittelfrühen Sorten gute Erträge für die Nutzungsrichtung Biogas erzielt werden konnten, sollten auch die Ergebnisse aus den Niederungslagen, die in der letzten Ausgabe veröffentlicht wurden, berücksichtigt werden.

So sind die empfohlenen Sorten für den Anbau in Höhen- und Übergangslagen zu beurteilen:

Dreijährig geprüfte Sorten :

Amadeo, S 220: mittellange Sorte mit über die Jahre sehr früher Abreife in den Höhenlagen und guter Energiekonzentration. Amadeo überzeugt im Sauerland über die Jahre mit hohen Trockenmasse- und Energieerträgen sowie hohen Stärkegehalten und sehr hohen Stärkeerträgen

Amagrano, S 220: sehr frühreife Sorte mit sehr hoher Energie- und Stärkekonzentration. Trotz unterdurchschnittlichen Trockenmasseertrages noch durchschnittlicher Energieertrag und sehr hoher Stärkeertrag.

Fabregas, S 220: sehr frühe Abreife und hoher Trockenmasseertrag. Energiekonzentration durchschnittlich. In den Höhenlagen dreijährig hoher Stärkegehalt und sehr hohe Stärkeerträge.

Laurinio, ca. S 220: frühreife, trockenmasseertragsbetonte Sorte. Trotz unterdurchschnittlicher Energiekonzentration hoher Energie- und Stärkeertrag, bei sehr hohen Trockenmasseerträgen. Empfehlung in erster Linie für Biogas.

LG30223, S 220: in den Höhenlagen spätreife Sorte mit allerdings im dreijährigen Mittel guter Energiekonzentration und hohem Stärkegehalt. Trockenmasseertrag unter-, Energie- und Stärkeertrag durchschnittlich.

Saludo, S 210: in den Höhenlagen verbreitet angebaute, frühreife Sorte mit konstanten Erträgen und sehr hoher Energiekonzentration. Hoher Stärkegehalt.

Silvinio, ca. S 210: frühreife Sorten mit sehr hohen Stärkegehalten und -erträgen. Trockenmasse- und Energieertrag durchschnittlich.

SY Unitop, S 230: in den Höhenlagen sehr späte Abreife und weit unterdurchschnittlicher Stärkegehalt, aber hohen Trockenmasse- und Energieertrag. Biogassorte.

Zweijährig geprüfte Sorten:

Colisee, S 220: Trockenmasse-, Energie- und Stärkeertragsbetonte Sorte mit durchschnittlicher Abreife und Qualität. Zügige Jugendentwicklung.

Eduardo, S 210: frühreife Silomaissorte mit sehr hohen Stärkegehalten und hohem Stärkeertrag. Trockenmasse- und Energieertrag aber unterdurchschnittlich.

LG30224, S 230: trockenmasseertragsbetonte Sorte mit sehr hoher Energiekonzentration und sehr hohem Energieertrag, aber unterdurchschnittlichem Stärkegehalt.

LG30240, S 230: spätere Abreife, sehr hohe Trockenmasse- und Energieerträge. Sehr niedriger Stärkegehalt.

Mixxture, S 190: früheste Abreife in den Versuchen. Hohe Energiekonzentration und höchste Stärkegehalte. Stärkeertrag hoch, aber unterdurchschnittlicher Trockenmasseertrag. Die Sorte für Grenzlagen des Maisanbaus.

Niklas, S 230: in den Höhenlagen sehr späte Abreife und weit unterdurchschnittlicher Stärkegehalt, aber sehr hoher Trockenmasse- und Energieertrag. Empfehlung für die Biogasnutzung auf günstigen Standorten und in Übergangslagen.

Tokala, S 210: frühreife, ertragsbetonte Silomaissorte. Tokala konnte 2013 insbesondere am niedersächsischen Standort Uslar sehr hohe Stärkegehalte erzielen, was sich in der mehrjährigen Standortverrechnung nicht so deutlich zeigt.

Toninio, S 240: sehr ertragsstarke Sorte mit enormen Massenwachstum. Im Versuchs- und Standortmittel zweijährig höchste Trockenmasse-, Energie- und Stärkeerträge, bei durchschnittlichen Qualitäten.

Sorten für den Probeanbau

Nach einjähriger Prüfung in den Höhenlagen bieten sich für den Probeanbau 2014 mehrere Sorten an. Mit früher Abreife und sehr hohen Energiekonzentrationen und Stärkegehalten empfehlen sich die Sorten P8057 und Schobbio CS, wo die sichere Abreife im Vordergrund steht und Grassilage betonte Rationen energetisch über Maisstärke verbessert werden sollen. Ähnliche Qualitäten bei allerdings späterer Abreife zeigt die Sorte P7500, die gleichzeitig auch mit sehr hohen Energie- und Stärkeerträgen im ersten Versuchsjahr auf sich aufmerksam macht. Mit höheren Trockenmasse- und Energieerträgen sowie sehr hohen Stärkeerträgen fällt Carolinio KWS im ersten Versuchsjahr positiv auf.

Autor: Norbert Erhardt