Mais, Sonnenblumen, Futterhirse und Sudangras im Zweitfruchtanbau

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Als Alternative für enge Maisfruchtfolgen auf leichten Standorten mit mindestens 600 mm Niederschlag werden Zweitfruchtsysteme untersucht. Der Vorteil liegt in der Risikoverteilung auf mehrere Ernten und in der Arbeitswirtschaft. Ökonomische Vorteile sind nicht unbedingt zu erwarten, da dem etwas höheren Ertrag zwei Aussaaten und zwei Ernten als Aufwand gegenüberstehen. Da Getreide-GPS ab Mitte Juni geerntet werden kann, stehen die Flächen früher für den Anbau von Folgefrüchten zur Verfügung als bei der Druschnutzung des Getreides. Nachdem sich in den vergangenen Jahren zum Teil sehr frühe Druschtermine für die Wintergerste ergaben, kamen in der Praxis vereinzelt auch noch bis Mitte Juli Mais, Sonnenblumen und Hirse zur Aussaat.

Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen hat seit 2006 zur Frage des Zweitfruchtanbaues in Haus Düsse, einem Lößstandort mit ausreichenden Niederschlägen, unter Federführung der Fachhochschule Witzenhausen zu standortangepassten Anbausystemen für Energiepflanzen (EVA) umfangreiche Versuche durchgeführt. Seit 2007 werden Sortenversuche zum Zweitfruchtanbau auch in Dülmen-Merfeld, einem Standort mit leichten Sandböden und begrenzter nutzbarer Feldkapazität durchgeführt. Nach einer frühen Getreide-GPS-Nutzung kann bei einer Aussaat bis Mitte Juni die Vegetationszeit für die Ertragsbildung der Kulturen im Zweitfruchtanbau ausreichen. Insbesondere auf Sandböden muss aber genügend Feuchtigkeit für den Feldaufgang zur Verfügung stehen . Mais und Sonnenblumen kommen dann ab Mitte August zur Blüte. Die verbleibende Zeit nutzt der Mais für die Stärkeproduktion - die Sonnenblumen können noch Rohfettgehalte von bis zu 15 % in der Gesamttrockenmasse bilden. Unter feuchten Abreifebedingungen sind die Sonnenblumen aber sehr anfällig für Weißstängeligkeit (Sclerotinia) und Grauschimmel (Botrytis). Der Befall scheint sich dabei stark negativ auf die Rohfettgehalte auszuwirken.

Bei den Hirsen als Sorghum-Arten ist eine sehr große Sortenvariation zu beobachten, was erhebliche Züchtungsfortschritte durch entsprechend gezielte Selektion erwarten lässt. Während bislang in Nordrhein-Westfalen bereits vereinzelt Sudangras (Sorghum sudanense) als Zwischenfrucht angebaut wurde, kommen für die Biogassubstratproduktion auch Futterhirsen (Sorghum bicolor) in Betracht. Sehr vielversprechend bezüglich der Kombination Biomasseertrag und Frühreife zeigen sich Kreuzungen aus Sorghum bicolor und Sorghum sudanense. Bei Aussaat Mitte Juni kommen auch frühe Hirsesorten noch im August zum Rispenschieben. Es ist zu beobachten, dass die Hirse auf das jeweilige Temperaturniveau stärker reagiert als Mais und Sonnenblumen. Mais reagiert auf die schon wieder kürzer werdenden Tage offensichtlich mit reduziertem Massenwachstum. Da die generative Phase aber vergleichsweise früh einsetzt, können in Abhängigkeit von der Reifezahl noch gute Qualitäten bei allerdings deutlich geringeren Erträgen als im Hauptfruchtanbau erzielt werden. Ausgesprochen frühreife Sorten erhöhen dabei die Anbausicherheit erheblich. Unter starkem Krankheitsdruck wird Zweitfruchtmais sehr früh von Turcicum-Blattflecken befallen, was bei der Sortenwahl unbedingt berücksichtigt werden muss.

Die in den Versuchen erzielten Trockenmassegehalte und -erträge sind in der folgenden Grafik im Sortenmittel dargestellt:

Trockenmasserträge unterschiedlicher Kulturen

Bei den Ergebnissen ist zu berücksichtigen, dass in den Jahren 2007 bis 2008 ausreichend Wasser für die Ertragsbildung zur Verfügung stand. 2010 fehlte es hingegen an ausreichender Feuchtigkeit für den Feldaufgang. Mais und Hirse liefen erst nach Gewitterregen ab dem 10.07. auf, sodass wertvolle Tage für die Entwicklung verloren gingen.

In der Praxis sollte der Zweitfruchtanbau durchaus getestet werden, insbesondere auf Standorten mit ausreichender Wasserversorgung. Durch den relativ sicheren Ertrag der Vorfrucht Getreide-GPS kann die Ertragssicherheit vor allem dort gesteigert werden, wo hohe Maiserträge aufgrund von Trockenstress nicht immer sicher erzielt werden können. Zu beachten ist, dass es bei der Ganzpflanzenernte von Sonnenblumen und Hirse zu technischen Problemen kommen kann. Muss Hirse mit niedrigen TS-Gehalten gehäckselt werden, kann das feuchte und musartige Erntematerial nur mit leistungsstarken Häckslern geblasen werden. Sonnenblumen mit hängenden Köpfen können hingegen Probleme beim Einzug der Pflanzen bereiten. Beiden Kulturen ist gemeinsam, dass bei niedrigen TS-Gehalten ein Walzen im Silohaufen bei größeren Erntemengen nicht immer möglich ist. Diesem Problem kann unter Umständen durch eine parallele Ernte mit trockenem Silomais begegnet werden.

Mit Zweitfruchtanbausystemen lassen sich in der Regel höhere Erträge erzielen als mit Mais als alleiniger Hauptfrucht. Ergebnisse aus Betriebserhebungen im Münsterland zeigen, dass Mais, wenn er allein angebaut und schon um den 20. April gesät wird, im Mittel der Jahre rund 18 t/ha Trockenmasse erreicht. Die Kombination aus Winterzwischenfrucht-Roggen mit Ernte um den 1. Mai und anschließender Maissaat oder Getreide-Ganzpflanzenernte im Juni mit anschließender Maissaat oder einer anderen Zweitfrucht bringt bei ausreichender Wasserversorgung im Schnitt etwa 4 t/ha höhere Erträge als alleiniger Maisanbau. Mit diesen Mehrerträgen schafft man es allerdings nicht, die gegenüber dem alleinigen Maisanbau höheren Anbaukosten und geringeren Gasausbeuten zu kompensieren. Höhere Erträge sind möglich, wenn die Herbstaussaat von Grünroggen oder Wintergetreide für GPS schon im September erfolgen kann. Die frühere Saat bringt gegenüber Saatterminen Mitte Oktober erfahrungsgemäß 2 bis 3 t/ha mehr Trockenmasse.

Einfluss des Erntetermins auf die Trockenmasse-Ertragssumme von Silomais und Grünfutterroggen-Getreide-GPS 2008 und 2009 - Trend aus der Erntebefragung Münsterland