Landessortenversuche Winterraps 2009, erste Ergebnisse

Prüfung der Rapsqualität
Foto: Nele Siebel

Erste Ergebnisse

Witterungs- und damit erntebedingt liegen bislang lediglich fünf Landessortenversuchsergebnisse vollständig, inklusive der Ölgehalte. Diese stammen ausschließlich von Lehmstandorten. Dr. Joachim Holz und Heinz Koch, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, haben die ersten Ergebnisse der Winterrapsversuche ausgewertet.

Eine ausreichend sichere Leistungsbewertung und Empfehlung der Sorten ist nur auf der Grundlage ihrer bereinigten Marktleistungen, also der gemeinsamen Berücksichtigung von Ertrag, Ölgehalt und Saatgutkostendifferenz zwischen Linien- und Hybridsorten, sinnvoll. Die nachfolgenden Sortenempfehlungen beziehen sich schwerpunktmäßig auf die Lehmstandorte, da hier bereits eine ausreichende Datengrundlage gegeben ist. Die entsprechenden Informationen sind den Tabellen 1 bis 4 zu entnehmen.

Bisherige Ergebnisse und Empfehlungen

Die Winterrapssorten zeigen diesjährig auf den Lehmstandorten bezüglich der Erträge eine sehr hohe Leistungsdichte, die insgesamt im Mittel der Sorten im Vergleich zu den Vorjahren auf einem sehr hohen Niveau liegen, siehe Tabelle 1. Der Großteil der Sorten schwankt zwischen relativ 98 und 102, dieses sind keine wesentlichen praxisrelevanten Unterschiede. Grundlage für die Sortenempfehlung sind die Ergebnisse der Tabelle 2. Die in der Tendenz auf den Lehmstandorten etwas niedrigeren Erträge der Liniensorten im Vergleich zu den Hybridsorten in diesem Jahr werden durch die insgesamt höheren Ölgehalte und niedrigeren Saatgutkosten mehr als kompensiert. Bei den drei- und mehrjährig sowie den zweijährig geprüften Sorten liegen die Liniensorten vorn. Bis auf die Hybridsorte Dimension liegen auch bei den erstjährig geprüften neuen Sorten überwiegend die Liniensorten in der bereinigten Marktleistung an der Spitze.

Unter Berücksichtigung der über die Jahre und Standorte erbrachten bereinigten Marktleistungen in der Höhe, aber auch in der Konstanz, lassen sich für die Lehmstandorte, eingeschränkt bei den mehrjährig geprüften Sorten auch für die höheren Anbaulagen, folgende vorläufige Sortenempfehlungen ableiten:

  • drei- und mehrjährig geprüft:
    • Lorenz (L) erbringt in der Mehrzahl der Jahre und Standorte sehr stabile überdurchschnittliche Marktleistungen.
    • Ladoga (L) hat gut überdurchschnittliche Leistungen mit etwas größeren Schwankungen.
    • Fangio (H), Taurus (H) bei eigenen, noch guten Anbauerfahrungen. Diese Sorten weisen vergleichsweise größere Schwankungen über die Jahre und Standorte auf.
  • zweijährig geprüft:
    • Adriana (L) ist eine leistungsstarke und -stabilste Sorte über die Prüfjahre und Standorte
    • Vision (L) ist leistungsstark, etwas stärker schwankend
    • Visby (H) hat ebenfalls sehr stabile, hohe Marktleistungen.
  • erstjährig geprüft, nur für Lehme gültig, zum Testen auf kleinerer Anbaufläche:
    • Dimension (H) zeigte auf allen Standorten gleichmäßig überdurchschnittlich hohe Marktleistungen.
    • Goja (L) hat ebenfalls auf allen Standorten stabile überdurchschnittliche bereinigte Marktleistungen.

Anbautechnische Hinweise

  • Keine extremen Frühsaaten.
  • Eine gesunde Sortenvielfalt – je nach einzelbetrieblicher Rapsflächengröße mit zwei bis drei Sorten – mit dann unterschiedlich möglichen Saat- (Linien-/Hybridsorten) und Reifezeiten hilft mit, das Anbau- und Ertragsrisiko zu senken.
  • Betriebliche Besonderheiten, wie Fruchtfolgeanteil des Rapses, organische Düngung, müssen bei der Phoma- und Sclerotiniaanfälligkeit und Standfestigkeit der Sorten ihre besondere Berücksichtigung finden. Sortenunterschiede bezüglich der Sclerotiniatoleranz sind zwar vorhanden, in der Praxis wird allerdings sortenunabhängig grundsätzlich eine Maßnahme gegen diese Krankheit durchgeführt.
  • Die pflanzenbauliche Besonderheit beim Anbau von Hybridsorten ergibt sich durch ihre bessere Spätsaatverträglichkeit. Dadurch bietet sich ackerbaulich die Möglichkeit, die größere Zeitspanne zwischen Getreidevorfruchternte und Rapssaat für eine sorgfältige Stoppelbearbeitung sowie optimale Saatbettvorbereitung zu nutzen. Bei gleicher Beize beträgt die Saatgutkostendifferenz je ha und 50 Körner je m² Aussaatstärke rund 42 €.
  • Die Aussaatstärkenempfehlungen sind der Tabelle 4 zu entnehmen.

Autor: Dr. Joachim Holz, Heinz Koch