Landessortenversuche Winterraps 2009

Körnerrapsernte

Winterrapsergebnisse vollständig

Trotz der vergleichsweise sehr langen Vegetationsruhe in diesem Jahr von drei bis vier Monaten, je nach Region, sowie der insgesamt geringeren Niederschläge von Oktober 2008 bis Juni 2009 konnte der Raps diesen Widrigkeiten offensichtlich sehr gut begegnen. Sicherlich hat das tiefer reichende Pfahlwurzelsystem des Rapses in Form einer sicheren Wasser- und Nährstoffversorgung der Pflanze daran eine entscheidenden Anteil. Ebenfalls haben die Knospenabwürfe, welche Ursache sie auch immer gehabt haben mögen, keine spürbare Ertragswirkung gehabt, was zumindest teilweise für das extrem gute Kompensationsvermögen des Rapses spricht.

Auch in den elf ausgewerteten Landessortenversuchen lässt sich gegenüber dem Vorjahr im Mittel über alle Sorten ein sehr beachtlicher Mehrertrag von 13,6 % errechnen. Die Ölgehalte sind mit durchschnittlich 45,6 % nur leicht um + 0,2 % erhöht. Allerdings machen sich die erheblich niedrigeren Erzeugerpreise gegenüber dem Vorjahr in der Marktleistung des Winterrapses gravierend und schmerzlich bemerkbar. Konnten im vergangenen Jahr im Mittel über alle Sorten und Standorte noch rund 1 890 € je ha erzielt werden, waren es in diesem Erntejahr mit 983 € je ha gerade mal gut nur noch die Hälfte.

Mehrjährige Ergebnisse heranziehen

Als Basis der Sortenempfehlungen werden die bereinigten Marktleistungen der Sorten über die jeweils verfügbaren Prüfjahre in den verschiedenen Rapsanbauregionen von NRW herangezogen. Die bereinigte Marktleistung ergibt sich aus den drei Merkmalen Ertragsleistung, Ölgehaltsleistung sowie der Preisdifferenz zwischen Linien- und Hybridsorten unter Verwendung der erfassungsüblichen Abrechnungsmethode. Den Tabellen 1 und 2 sind kurz gefasst die Ergebnisse sowie die daraus resultierenden Sortenempfehlungen für die verschiedenen Ackerbauregionen in Nordrhein-Westfalen zu entnehmen. Die Ergebnisse der Tabelle 1 basieren auf einer praxisüblichen Intensität. Die Beachtung der mehrjährigen, mindestens aber zweijährigen Leistungen der Sorten sollte bei der Sortenwahl nach wie vor Vorrang haben. Die Schwankungen der sortenspezifischen Leistungen beim Raps sind von Jahr zu Jahr teilweise beträchtlich, entsprechend vorsichtig sind einjährige Ergebnisse zu betrachten.

Linie oder Hybride?

Die Abbildung verdeutlicht, dass die Erträge oder die Ölgehalte einer Sorte allein kein Sortenwahlkriterium sein sollten. Die Kombination dieser beiden Merkmale muss in ihren Einflüssen auf die Marktleistung stimmen. Die Ergebnisse zeigen auch in diesem Jahr erneut, dass es bislang keine Leistungsunterschiede zwischen Linien- und Hybridsorten gibt. Beide Sortengruppen sind im überdurchschnittlichen Bereich vorzufinden. Die Frage, ob eine früher zu säende Linien- oder die später zu säende Hybridsorte genommen wird, muss oder kann sich daher schwerpunktmäßig an den acker- und pflanzenbaulichen Gegebenheiten des Betriebes und des Standortes orientieren. Aspekte wie verfügbare Saatbettbereitungsspanne nach der Vorfruchternte, standortbedingte Saatzeitansprüche und verfügbare Vegetationszeit vor Winter haben für die Wahl des Sortentyps entsprechend Bedeutung. Beide Sortentypen, pflan-zenbaulich gut geführt, verfügen - zurzeit noch - über das gleich hohe Leistungspotenzial.

 

Autor: Dr. Joachim Holz, Heinz Koch