Landessortenversuche Winterraps 2006

Rapsblüte

Winterraps - Ertragsleistungen, Ölgehalte und bereinigten Marktleistungen

Von den in NRW im Jahre 2006 angelegten sechs Landessortenversuchen Winterraps liegen die Ölgehaltleistungsergebnisse der Sorten vor, aus denen nun die bereinigten Marktleistungen der Winterrapssorten ermittelt wurden. Dr. Joachim Holz und Heinz Koch, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, mit einem Bericht über die Auswertungsergebnisse.

Für die eindeutige und sichere Beurteilung des Leistungsvermögens von Winterrapssorten sind die drei wesentlichen Größen Ertragsleistung, Ölgehaltsleistung und die Preisdifferenz zwischen Linien- und Hybridsorten maßgebend. Diese Größen miteinander verrechnet, führen zum entscheidenden Sortenleistungsparameter der Bereinigten Marktleistung, angegeben in € je ha.

Ertragsleistung

Auffällig in diesem Jahr sind die generell besseren und beständigeren Ertragsleistungen der Hybridsorten. Obwohl die schon älteren und vieljährig geprüften Hybridsorten Elektra und Mika bezüglich ihrer Phoma- und Sclerotiniaanfälligkeit nicht zu den gesündesten gehören, weisen sie dennoch überwiegend die beständigsten überdurchschnittlichen Ertragsleistungen der letzten Jahre unter fast allen Standortbedingungen auf. Dieses gilt ebenfalls für die Sorte Titan.

Vor dem Hintergrund der robusteren Eigenschaften sowie der etwas später möglichen Aussaat der Hybridsorten ergibt sich bei diesen zudem auch die Möglichkeit, die größere Zeitspanne zwischen Getreidevorfruchternte und Rapssaat für eine sorgfältige Stoppelbearbeitung sowie optimale Saatbettvorbereitung ackerbaulich sinnvoll zu nutzen.

Die Ölgehalte der Sorten

Die Ölgehaltsleistungen der Sorten aus den diesjährigen Landessortenversuchen im Vergleich zu den vorjährigen Ergebnissen gehen aus der Tabelle 1 hervor. Zum besseren Vergleich sind die Ergebnisse differenziert nach dem Sortentyp - Linien- oder Hybridsorte - fallend sortiert aufgeführt. Relativ eindeutig ist die bekannte, generell höhere Ölgehaltsleistung der Liniensorten gegenüber den Hybridsorten, auch über mehrere Jahre betrachtet. Im Erntejahr 2006 betrug, absolut betrachtet, der Ölgehalt der Liniensorten im Mittel 44,8 %, der Ölgehalt der Hybridsorten 43,9 %. Dieses sind relativ 2 %. Neben der nach wie vor sehr überlegenen Leistung bei Oase fallen auch die neueren Liniensorten Billy, NK Beamer und NK Bravour auf. Das Leistungsspektrum der Hybridsorten bewegt sich relativ einheitlich und auch über die Jahre sehr konstant im Mittel relativ um 2 bis 3 % unterhalb der besseren Liniensorten. Lediglich die neuere, zweijährig geprüfte Hybride Taurus kann durchaus mit den besseren Liniensorten im Ölgehalt mithalten. Insgesamt betrachtet sind die Unterschiede zwischen den beiden Sortengruppen im Jahr 2006 allerdings nicht sehr gravierend. Die Ölgehaltsdifferenz von 0,9 % entspricht bei einem Rapspreis von 24 € je dt einem Mindererlös bei den Hybridsorten von 0,32 € je dt, oder bei einem Hektar- Ertrag von 45 dt rund 14 € je ha. Die zweifellos vorhandenen, aber im Durchschnitt der Sorten nur marginalen Ölgehaltsunterschiede zwischen Linien- und Hybridsorten als entscheidenden Sortenwahlparameter zu berücksichtigen, dürfte damit hinfällig sein.

Bereinigte Marktleistungen

Unter weiterer Berücksichtigung der Ertragsleistungen sowie der rund 36 € Saatgut - Mehrkosten je ha für Hybridsaatgut sind auf der Basis von 24 € je dt Erzeugerpreis in der Tabelle 2 die bereinigten Marktleistungen (relativ) aufgeführt. Mehrjährig betrachtet, zeigen sich trotz der höheren Saatgutkosten sowie der tendenziell niedrigeren Ölgehalte bislang sehr gute, über fast alle Standorte hinweg konstant überdurchschnittliche bereinigte Marktleistungen bei den Hybridrapssorten Mika, Elektra und Titan sowie der neueren Sorte Taurus. Im aktuellen Jahr präsentieren sich allerdings die neuen Liniensorten NK Bravour, Ladoga und Lorenz gegenüber den etablierten Hybridsorten tendenziell besser. Die diesjährigen Ertragsdifferenzen im Mittel der Linen- zu den Hybridsorten betragen auch nur 1,7 dt je ha oder 3, 4 % zugunsten der Hybriden. Es bleibt im kommenden Jahr abzuwarten, ob hier ein deutlicher und vor allem nachhaltiger Züchtungsfortschritt in der Verbesserung der Ertragsleistung unter Beibehaltung einer höheren Ölgehaltsleistung bei den Liniensorten eingetreten ist; so, wie er sich unter den diesjährigen Bedingungen gezeigt hat.

In der Abbildung sind die Beziehungen zwischen den Ertragsleistungen und den bereinigten Marktleistungen bei den Hybrid- und Liniensorten aus den Landessortenversuchen NRW dargestellt. Es ist erkennbar, dass diesjährig bei den Hybridsorten das Ertragsleistungsniveau gegenüber den Liniensorten insgesamt höher und über die Sorten hinweg auch enger zusammenliegt. Bei den Liniensorten zeigt sich in diesem Jahr bei den neueren Sorten ertraglich eine Angleichung zu den besten Hybridsorten. Die Ertragsdifferenzen innerhalb des Liniensortenblocks sind aber deutlich größer. Aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich, dass bei fast gleich guten Erträgen, aber tendenziell höheren Ölgehalten sowie niedrigeren Saatgutkosten die bereinigten Marktleistungen der Spitzenliniensorten deutlicher über denen der besten Hybridsorten liegen.

Eine weitere Datenanalyse der diesjährigen Erträge und Ölgehalte bei den geprüften Linien- und Hybridsorten über alle Versuche zeigt, dass bei höheren Erträgen der Hybridsorten ihre zugehörigen Ölgehalte sich deutlicher und stärker auf einem niedrigeren Niveau befinden als bei den Liniensorten. Hier zeigten sich zumindest in diesem Jahr bei neueren Liniensorten mit sehr hohen Erträgen und sehr hohen Ölgehalten einige Korrelationsbrecher.

Autor: Dr. Joachim Holz