Landessortenversuche Winterraps 2007

Rapsblüte

Sortenempfehlungen Winterraps

Die Ertragsergebnisse von insgesamt zehn Landessortenversuchen Winterraps in Nordrhein-Westfalen und dem angrenzenden Niedersachsen liegen vor. Dr. Joachim Holz, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, hat sie zusammengefasst.

Die bislang nur von drei Standorten ermittelten Ölgehalte erlauben noch keine Berechnung der bereinigten Marktleistungen mit daraus möglichen sicheren Sortenempfehlungen. Die nachfolgenden Sortenempfehlungen basieren damit schwerpunktmäßig auf den Ertragsleistungen der Sorten. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass zwischen Ölgehaltsleistung und Kornertragsleistung der Rapssorten eine negative Korrelation besteht, siehe auch Tabelle 2, ergibt sich aus der beschreibenden Sortenliste 2007 des Bundessortenamtes, dass bei fast allen in den LSV geprüften Sorten die Ölertragseinstufung 8 beträgt. Somit besteht also kaum eine deutliche Sortendifferenzierung in diesem wichtigen bezahlungsrelevanten Ertragsmerkmal. Aus diesen Gründen bietet die Sortenwahl, orientiert nach hohen und sicheren Erträgen, in den verschiedenen Ackerbauregionen von NRW eine gewisse Sicherheit bezüglich hoher und sicherer Ölerträge.

Gesichtspunkte für die Sortenwahl

Das in vielerlei Dingen extreme Rapsjahr 2006/2007 ist in dieser Form noch nicht vorgekommen. Eine exakte Wiederholung ist zumindest im kommenden Jahr sicher nicht zu erwarten. Bisher langjährig bewährte anbautechnische Maßnahmen, wie Bodenbearbeitung, Saatzeit, Saatmenge, sollten weitergeführt werden. Gegebenfalls sollten Frühsaaten neu überdacht und keinesfalls überzogen werden. Diesjährig schlechte Erträge bislang mehrjährig bewährter Sorten sind nicht der reinen - plötzlich vermeintlich schlechteren - Sortenleistung zuzuordnen, sondern eben den extremen Besonderheiten dieses Jahres. Das vollständige Umschwenken zu vermeintlich besseren Sorten mit wenigen Prüfjahren ist mit einem unkalkulierbaren Risiko behaftet. Eine gesunde Sortenvielfalt – je nach einzelbetrieblicher Rapsflächengröße sollten zwei bis vier Sorten gewählt werden – mit unterschiedlich möglichen Saatzeiten (Linien-/Hybridsorten) und Reifezeiten hilft mit, das Anbau- oder Ertragsrisiko zu senken. Neuere geprüfte und empfohlene Sorten sollten wirklich nur zum Probieren auf kleinen Flächen im Praxisanbau getestet werden.

Betriebliche Besonderheiten, wie Fruchtfolgeanteil des Rapses oder die organische Düngung, müssen bei der Phoma- und Sclerotiniaanfälligkeit sowie der Standfestigkeit der Sorten ihre besondere Berücksichtigung finden. Allerdings sind die Sortenunterschiede bezüglich der Sclerotiniatoleranz sehr gering. Der teilweise nicht erwartete Sclerotiniabefall in diesem Jahr zeigte sortenspezifisch keine siginifikanten Unterschiede. Prognosemodelle lagen nicht immer richtig. Daher empfiehlt sich zur Absicherung immer eine Vollblütenspritzung.

Hybridsorten liegen vorne

Auch in diesem Jahr überzeugten wieder die Hybridsorten mit generell besseren und beständigeren Ertragsleistungen. Vor dem Hintergrund ihrer robusteren Eigenschaften sowie der später möglichen Aussaat ergibt sich ackerbaulich die Möglichkeit, die größere Zeitspanne zwischen Getreidevorfruchternte und Rapssaat für eine sorgfältige Stoppelbearbeitung sowie optimale Saatbettvorbereitung zu nutzen. Bei gleicher Beize beträgt die Saatgutkostendifferenz je ha und 50 Körnern je m² Aussaatstärke 35 bis 36 €. Die Saatgutmehrkosten für eine Hybridsorte haben - bei einem Erzeugerpreis von 28 €/dt - einen Gegenwert von rund 1,3 dt je ha, die mehr geerntet werden müssten.

Die Ertragsleistungen, die Sortenempfehlungen sowie die Empfehlungen zur Aussaatstärke sind den Tabellen zu entnehmen.

Autor: Dr. Joachim Holz, Heinz Koch