Landessortenversuche Winterraps 2013

Körnerrapsernte

Erste Ergebnisse 2013

Die Ergebnisse der Landessortenversuche Winterraps kommen in diesem Jahr witterungsbedingt sehr spät, die Zeit mit Blick auf die Aussaat drängt. Die Ergebnisse aus 13 Versuchen aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen stellt Dr. Kathrin Bürling von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen vor.

Gleich zwei Faktoren machen das per se schmale Zeitfenster zwischen Ernte und neuer Aussaat beim Raps in diesem Jahr noch enger. Neben dem späten Vegetationsbeginn führt auch die Entscheidung der EU-Kommission, nach der neonikotinoid-gebeiztes Rapssaatgut ab 1. Dezember 2013 nicht mehr in Verkehr gebracht oder ausgesät werden darf, dazu, eine frühzeitige Bestellung erforderlich ist, um nicht mehr verkehrsfähige Restmengen zu vermeiden. „Je früher also die Saatgutbestellung beim Handel eingeht, desto größer ist die Aussicht, die gewünschte Sorte mit der gewünschten Beizausstattung zu erhalten“, so die UFOP.

Obwohl der Vegetationsbeginn dieses Jahr sehr spät und damit die Zeit für die Bildung von Seitentrieben höherer Ordnung sehr knapp war, konnte auf allen Standortgruppen der beste Ertrag seit 2009 erzielt werden. Die Bestände sind sehr gut in den Winter gegangen, in den Landessortenversuchen gab es keine relevanten Auswinterungsschäden. Vor Winter werden bereits sehr viele Entwicklungsvorgänge gesteuert, wie die Anlagen für Verzweigungstriebe erster Ordnung in den Blattachseln oder die Umsteuerung zur Entwicklung generativer Organe. Darauf konnten die Pflanzen aufbauen und darüber hinaus einmal mehr ihr enormes Kompensationsvermögen zeigen. Des Weiteren hat der Witterungsverlauf nach Vegetationsbeginn offenbar Reduktionsprozesse im Rahmen gehalten. Hinsichtlich der Ölgehalte liegen diese im Vergleich der Jahre im aktuellen Jahr auf einem niedrigen Niveau.

Ertrag ist nicht alles

Von den insgesamt 17 Landessortenversuchen Winterraps in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen sind in diesem Jahr zwei nicht auswertbar. Von zwei Versuchen fehlen noch Ergebnisse, sodass insgesamt schon eine Sortenempfehlung auf der Basis von 13 Versuchen gegeben werden kann. Die Sorten sind unter den Bedingungen einer praxisüblichen Intensität in den Landessortenversuchen in jeweils vierfacher Wiederholung geprüft worden.

Bei der Leistungsbewertung der Rapssorten spielt nicht nur der Ertrag eine Rolle. Zweiter entscheidender Faktor ist der Ölgehalt, denn bei Abweichungen vom Standard (40 %) gibt es Zu- oder Abschläge. Daneben haben bei der Anlieferung noch Besatz und Feuchte Einfluss auf die Bezahlung. Ein weiterer Faktor ist die Saatgutkostendifferenz zwischen Hybrid und Liniensaatgut. Zieht man all diese Faktoren in Betracht und berechnet die bereinigte Marktleistung, erhält man in Zusammenhang mit der Ertrags- und Ölgehaltleistung ein differenziertes Bild. Es gibt Sorten, die eher über hohe Erträge bei niedrigen Ölgehalten punkten. Daneben gibt es der anderen Seite Sorten, die nicht zu den Ertragsstärksten zählen, jedoch über sehr hohe Ölgehalte verfügen. Einige Sorten sind in beiden Leistungsmerkmalen gut. Die Bewertung dieser unterschiedlichen „Typen“ und darauf basierende Sortenempfehlung wird daher auf Basis der mehrjährig erzielten bereinigten Marktleistung vorgenommen. Nur so ergibt sich ein Gesamtbild. Wie wichtig diese Betrachtung ist, zeigen auch in diesem Jahr wieder Sorten mit recht guten Erträgen, aber nur mittleren bis niedrigeren Ölgehalten, die sich dann in der bereinigten Marktleistung nur im Durchschnitt bewegen.

Große Streuung

Gerade beim Winterraps ist die Streuung der Sortenleistung über die Jahre und Standorte sehr groß. Daraus errechnete Mittelwerte können daher nur zur groben Orientierung dienen.

Entscheidend sind die Streuungen der Ergebnisse über die Jahre und Standorte in den einzelnen Anbauregionen. Nur daraus lassen sich die Sorten filtern, die in der Mehrzahl der Standorte und Jahre überwiegend deutlichere überdurchschnittliche Leistungen erbracht haben. Diese Sorten zeigten damit eine sehr große Marktleistungssicherheit auf hohem Niveau, siehe Tabelle 2 (siehe PDF-Datei).

Die nachfolgenden Sortenergebnisse und -empfehlungen beziehen sich auf die Lehm-, Sand- und Höhenlagenstandorte. Vorläufige Ergebnisse über die bereinigte Marktleistung der Sorten für die Lehm-, Sand- und Höhenstandorte im Mittel über die Anbauregionen sind der Tabelle 1 zu entnehmen. Bei den Höhenstandorten fehlt zur exakten Bewertung und Empfehlung das dritte Standortergebnis, so dass die Daten und Sortenempfehlungen hier nur zur ersten Orientierung dienen sollen.

Um einen ersten Eindruck darüber zu bekommen, wie die Sorten ihre bereinigte Marktleistung erzielen, sind diese in der Grafik im Mittel über alle Standorte auf Basis der vorläufigen Daten aufgetragen. Beispiele für Sorten, die eine hohe bereinigte Marktleistung über hohe Erträge und Ölleistungen erzielen, sind bei den mehrjährig Geprüften die Sorten PR46W20 und Compass. Sherpa im Vergleich dazu schafft die Marktleistung durch sehr hohe Erträge bei niedrigen Ölgehalten.

Bei den neueren Sorten fällt auf, dass, auf Basis der geringen Datengrundlage, diese in ihrer bereinigten Marktleistung in der Mehrzahl nicht besser oder schlechter als die mehrjährig geprüften Kandidaten sind. Die Spanne zwischen Ertrag und Öl ist hier bei 50 % der Sorten sehr ausgeprägt. Zur weiteren Hilfestellung bei einer frühzeitig erforderlichen Sortenentscheidung sind in der Tabelle 3 die agronomischen Eigenschaften der Sorten aufgeführt.

Autor: Dr. Kathrin Bürling