Landessortenversuche Winterraps 2014

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Erntereifer Körnerraps

Winterraps mit guten Ergebnissen

Die Erträge in den Landessortenversuchen NRW zeigten im Mittel über die Sorten mit 51,2 dt je ha nochmals einen um 2 % höheren Mehrertrag gegenüber dem Spitzenjahr 2013. Dr. Kathrin Bürling, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, stellt die Ergebnisse vor.

Die Anbaufläche des Winterrapses ist nach vorläufigen Angaben des statistischen Landesamtes in NRW um nur 0,4 % zum Vorjahr zurückgegangen und liegt damit 13 % über dem langjährigen Mittel. Nach erster Schätzung der Getreide- und Rapsernte 2014 des statistischen Bundesamtes liegen die Praxiserträge knapp unter dem Niveau des Vorjahres. Durch den milden Winter, in dem es nicht zu einem dauerhaften Absinken der Temperatur unter 5 °C und damit Einsetzten der Vegetationsruhe kam, konnten sich auch die Bestände, die im Herbst durch eine Trockenperiode nach der Saat „verzettelt“ aufgelaufen sind, noch gut entwickeln.

Bei fünfjähriger Betrachtung ist es damit das beste Ertragsergebnis. Die Ölgehalte liegen mit 42,7% erneut auf einem niedrigen Niveau. Die Ursachen niedrigerer Ölgehalte sind vielschichtig und unterliegen einer starken Umweltvariation.

16 Versuche ausgewertet

Von den insgesamt 17 Landessortenversuchen Winterraps in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen ist in diesem Jahr lediglich ein Höhenstandort des benachbarten Kammer-Landes noch nicht geerntet. Die übrigen 16 Standorte sind alle auswertbar, sodass insgesamt schon eine Sortenempfehlung, auch für die Höhenstandorte, gegeben werden kann. Die Sorten sind unter den Bedingungen einer praxisüblichen Intensität in den Landessortenversuchen (LSV) geprüft worden.

Tabelle 1 stellt dar, wie die einzelnen Rapssorten ihre bereinigte Marktleistung erbringen. Im dreijährigen Mittel zeigt sich, dass die Sorten PR46W20, PR46W26 und Avatar über sowohl überdurchschnittliche Erträge als auch Ölgehalte ihre hohen bereinigten Marktleistungen erbringen. Die Liniensorte Sherlock und die Hybridsorte Sherpa liegen in der bereinigten Marktleistung gleich auf. Auch die Ölgehalte beider Sorten liegen auf einem vergleichbaren, unterdurchschnittlichen Niveau. Sherlock weist leicht unterdurchschnittliche, Sherpa deutlich überdurchschnittliche Erträge auf. In der gleichen bereinigten Marktleistung beider Sorten spiegeln sich die höheren Kosten für das Hybridsaatgut wieder.

Gute neue Sorten

Bei den zweijährig geprüften Sorten erzielt die Hybride Raptor durch hohe Erträge und den höchsten Ölgehalten aller Sorten eine sehr hohe bereinigte Marktleistung. Hybrirock, DK Exstorm und SY Alister, ebenfalls zweijährig geprüft, punkten über ihre deutlich überdurchschnittlichen Erträge, denn die Ölgehalte liegen nur im unterdurchschnittlichen Bereich. Die vier genannten neueren Sorten zeichnen sich nach zweijähriger Prüfung im LSV als leistungspotenter gegenüber den stärksten mehrjährig geprüften Sorten ab. Die Sorte PT 206 zeigt sich hingegen in beiden Leistungsmerkmalen durchschnittlich. Bei den erstmalig im LSV geprüften Sorten fällt auf, dass im Gesamtbild moderne Liniensorten, wie Arabella und Patron, den Hybridsorten nicht nachstehen. Die Grafik veranschaulicht, dass eine alleinige Betrachtung der Erträge oder der Ölgehalte einer Sorte nicht zielführend ist, da am Ende die Kombination dieser beiden Merkmale - sowie bei den Liniensorten die geringeren Saatgutkosten - die bereinigte Marktleistung als entscheidendes Sortenwahlkriterium bestimmt.

Gerade beim Winterraps sind die Streuungen der Sorten über die Jahre und Standorte sehr groß. Daraus errechnete Mittelwerte können daher nur zur groben Orientierung dienen.

Unterschiede zwischen den Jahren

Entscheidend sind die Streuungen der Ergebnisse über die Jahre und Standorte in den einzelnen Anbauregionen. Nur daraus lassen sich die Sorten filtern, die in der Mehrzahl der Standorte und Jahre überwiegend deutliche überdurchschnittliche Leistungen erbracht haben. Diese Sorten zeigten damit eine sehr große - wünschenswerte - Marktleistungssicherheit auf hohem Niveau, siehe Tabelle 2.

Nachfolgend noch einige Anmerkungen zu den Sortenergebnissen (Tabelle 1) auf den Lehm-, Sand- und Höhenlagenstandorten.

Auf den Lehmstandorten zeigt sich diesjährig die Sorte Avatar auf den niedersächsischen Standorten sowie wiederholt auf dem NRW-Standort Ratingen unterdurchschnittlich. Die mehrjährige Betrachtung dieser Sorte zeigt jedoch überdurchschnittliche Leistungen, sodass sie mit Ausnahme des Standortes Ratingen für den Anbau auf Lehmstandorten empfohlen wird. Bei den vier eingeschränkt empfohlenen Sorten zeigt PR46W20 in NRW schwankend durchschnittliche Leistungen, ist in Niedersachsen jedoch konstant überdurchschnittlich. Die Liniensorte Sherlock liegt auf den NRW-Lehmstandorten Lage-Heiden und Ratingen beständig über dem Durchschnitt. Auch die Sorte Sherpa zeigt sich in der Tendenz auf den NRW-Standorten leistungsstärker.

Von den mehrjährig geprüften Empfehlungssorten für die Lehmstandorte ist die Sorte PR46W26 nicht für Lößstandorte geeignet. Bei den zweijährig geprüften Empfehlungssorten zeigt die Sorte DK Exstorm sehr hohe, aber in der Tendenz weniger stabile Leistungen als die übrigen empfohlenen Prüfkandidaten. Die neuen, erstmalig im LSV geprüften Sorten weisen mit Ausnahme von PT 211 und der Liniensorte Arabella für eine Sortenempfehlung noch nicht gesicherte Leistungen auf. Marathon und SY Vesuvio lagen diesjährig in NRW gut über dem Durchschnitt.

Auch auf den Sandstandorten zeigt die Sorte DK Exstorm tendenziell leicht überdurchschnittliche, aber schwankendere Erträge. Die übrigen, nicht in die Empfehlung einbezogenen zweijährig geprüften Sorten Hybrirock und Midas zeigen nicht besser als die mehrjährig im LSV geführten, in ihren Leistungen auch nur durchschnittlich schwankenden und ebenfalls in der Empfehlung nicht berücksichtigten Sorten Xenon, Genie oder - die mittlerweile ihren Zenit überschreitende Sorte - Visby.

Die Sorte SY Alister ist die einzige im LSV geprüfte Sorte mit einer rassenspezifischen Kohlhernieresistenz und wird aufgrund ihrer nur gerade durchschnittlichen und schwankenden bereinigten Marktleistung in den Anbauregionen Lehm und Sand nur für Standorte empfohlen, auf denen diese bodenbürtige Krankheit ein Problem für den Rapsanbau darstellt.

In den Höhenlagen zeigte sich die Sorte PR46W20 in den letzten beiden Jahren, PR46W26 diesjährig, leicht unterdurchschnittlich am Standort Meerhof, während alle übrigen Standortergebnisse in NRW und Niedersachsen konstant überdurchschnittliche Leistungen zeigen. Bei den Sorten Raptor und Hybrirock zeigen sich bereits nach erst zweijähriger Prüfung hohe Schwankungen in der bereinigten Marktleistung, sodass diese beiden Sorten trotz ihrer im Mittel sehr guten Leistung nur eingeschränkt empfohlen werden.

Resistent gegen Phoma

Bei den ganz neuen im LSV geprüften Sorten zeigen, ähnlich wie bereits für die Lehmstandorte kommentiert, die nicht in Tabelle 2 aufgeführten Kandidaten für eine Sortenempfehlung noch nicht gesicherte Leistungen. Insgesamt scheinen sich jedoch derzeit keine neuen Überflieger abzuzeichnen.

Von den in Tabelle 2 empfohlenen Sorten weisen Treffer, DK Exstorm und Raptor eine überdurchschnittliche Resistenz gegen Phoma auf, während PR46W20 in diesem Merkmal unterdurchschnittlich zu sehen ist, das zeigen auch mehrjährige Ergebnissen der bundesweiten LSV-Phomaresistenzprüfung.

Beizen fallen weg

In Tabelle 3 sind die Eigenschaften aller geprüften Sorten aufgeführt. Bei der diesjährigen Rapsaussaat treten durch den Wegfall der insektiziden Beize gegen Kleine Kohlfliege und Erdfloh und der damit wieder höheren Gefährdung durch diese Schädlinge, ackerbauliche Hygiene-Maßnahmen noch stärker in den Vordergrund. Auf eine äußerst sorgfältige, gut terminierte Bodenbearbeitung ist dabei großen Wert zu legen.

Die Ergebnisse der mehrjährigen Erträge und Ölgehalte der einzelnen Sorten in NRW und Niedersachsen sind in Tabelle 4 und 5 zu finden.

Bereinigte Marktleistung zählt

Bei der Leistungsbewertung der Rapssorten spielt nicht nur der Ertrag eine Rolle. Zweiter entscheidender Faktor für die Endabrechnung ist der Ölgehalt, denn bei Abweichungen vom Standard von 40 % gibt es Zu- oder Abschläge, daneben haben bei der Anlieferung beim Handel noch Besatz und Feuchte Einfluss auf die Bezahlung. Ein weiterer Faktor ist die Saatgutkostendifferenz zwischen Hybrid und Liniensaatgut. Zieht man all diese Faktoren in Betracht und berechnet die bereinigte Marktleistung, erhält man ein differenziertes Bild. Es gibt Sorten, die eher über hohe Erträge bei niedrigen Ölgehalten punkten und auf der anderen Seite Sorten, die nicht zu den Ertragsstärksten zählen, jedoch über sehr hohe Ölgehalte verfügen. Und manche sind in beiden Leistungsmerkmalen gut. Die Bewertung dieser unterschiedlichen Typen und die Sortenempfehlung wird daher auf Basis der mehrjährig erzielten bereinigten Marktleistung vorgenommen. Nur so ergibt sich ein reelles Gesamtbild.

Autor: Dr. Kathrin Bürling