Ergebnisse der Beschaffenheitsprüfung in NRW 2009

Saatgutuntersuchung
Saatgutuntersuchung

Zur Ernte 2009 wurden in Nordrhein-Westfalen 13.536 Hektar der Saatgutvermehrungsflächen mit Erfolg feldbesichtigt. Von dieser Fläche stand Saatgut für die Anerkennung im Herbst bereit. Die zur Anerkennung vorgestellten Proben werden zum überwiegenden Teil im Saatgutlabor der LUFA in Münster auf die Beschaffenheitsparameter untersucht. Die Anerkennungsproben von den Vermehrungen von Sorten der KWS Lochow werden in dem zugelassenen und kontrollierten Privatlabor in Bergen untersucht. Die Untersuchungsergebnisse dieser Proben werden von dort an die Anerkennungsstelle NRW übermittelt, die dann die Entscheidung über die Anerkennung vornimmt und die entsprechenden Bescheide erteilt. Die Anerkennungssaison verlief in diesem Jahr weitgehend unproblematisch. Die Beschaffenheit des Saatgutes wurde anders als in den Jahren zuvor durch den Witterungsverlauf kaum beeinträchtigt. Dementsprechend gut fiel die Saatgutqualität in diesem Jahr aus. Aufgrund hoher Erträge, niedriger Aberkennungsquoten und insgesamt guter Qualitäten (vergleichsweise hohe Saatgutausbeuten) stand in Summe mehr Saatgut zur Verfügung als in 2008.

Anerkennung mit relativ wenig Problemen

Die Aberkennungsquoten bewegten sich in normalen Größenordnungen. Im Schnitt über alle Fruchtarten lag die Aberkennungsquote in diesem Jahr bisher bei 2,4% (Übersicht 1). Das ist in etwa mit den Ergebnissen aus 2008 vergleichbar. In 2009 fällt die vergleichsweise hohe Aberkennungsquote bei den Öl- und Faserpflanzen auf. Fast 5% der zur Anerkennung vorgestellten Menge mussten hier wegen zu niedriger Keimfähigkeit aberkannt werden. Mehr als 2% der Aberkennungen sind speziell beim Raps darauf zurückzuführen, dass es sich bei den vorgestellten Partien noch um Stämme bzw. noch nicht zugelassene Sorten handelt. Betrachtet man die Aberkennungsquoten über mehrere Jahre, so ist festzustellen, dass die vergangenen Jahre durchweg durch höhere Aberkennungsquoten geprägt sind (Übersicht 2). Dabei waren die einzelnen Fruchtarten immer wieder in unterschiedlichem Maße betroffen. So kam es zu hohen Aberkennungsquoten bei Winterweizen beispielsweise in 2005 (Auswuchs) oder bei Triticale in den Jahren 2005 und 2007.

Wintergetreide im Überblick

Bei Wintergerste wurden 1.105 Proben zur Anerkennung eingereicht. Insgesamt wurden nur 89 der zur Anerkennung vorgestellten Partien aberkannt (Übersicht 3). Das entspricht 3,2% der vorgestellten Menge. Wesentliche Gründe hierfür waren eine mangelnde Keimfähigkeit (ca. 2%) und ein zu hoher Besatz mit anderen Arten (ca. 1%). Die übrigen Aberkennungsgründe waren Silolagerung bzw. nicht zugelassene Sorten. Die Keimfähigkeiten lagen im Mittel bei 95,9%. Hervorzuheben sind in diesem Jahr die ausgesprochen hohen Tausendkornmassen (TKM). Im Mittel der anerkannten Partien lag das TKM bei 54,1 g bei einer Schwankungsbreite von 37,7 bis 64,6 g.

Bei Winterweizen wurden 2.025 Proben eingereicht. Das entspricht etwa 2/3 der Proben aus 2008. Es konnten 98,7% der vorgestellten Partien anerkannt werden. Nur 1,3% mussten entweder wegen zu geringer Keimfähigkeit oder wegen Fremdbesatz aberkannt werden. Im Gegensatz zu den Vorjahren, wo stärkerer Pilzbefall festzustellen war, konnte die Keimfähigkeit im Saatgutlabor der LUFA in Münster ohne Laborbeizung bestimmt werden. Die Keimfähigkeit lag im Mittel bei 96,6%. Die TKM schwanken zwischen 33,6 und 62,3 g und liegen im Mittel bei 47,9 g.

Bei Triticale konnten die Proben ebenfalls ungebeizt untersucht werden. Insgesamt wurden 326 Proben zur Anerkennung eingereicht. Davon mussten nur 3,5 % der vorgestellten Menge aberkannt werden. Hauptaberkennungsgründe waren mangelnde Keimfähigkeit und Fremdbesatz. Die Keimfähigkeitswerte liegen in 2009 deutlich über den Werten aus den Vorjahren, wo in stärkerem Ausmaß Auswuchs aufgetreten war. Offener Auswuchs wurde in den Proben bislang nicht festgestellt. Die mittlere Keimfähigkeit liegt bei 91,9 %. Die TKM schwanken zwischen 30,4 und 59,2 g und liegen im Mittel bei 46,5 g.

Winterroggen spielt in NRW eine untergeordnete Rolle. Insgesamt wurden 90 Partien zur Anerkennung vorgestellt. Das sind noch mal 21 Proben weniger als in 2008. Von der beantragten Saatgutmenge konnten nur 1,2 % nicht anerkannt werden. Es handelte sich hier um 4 Partien, die entweder wegen zu niedriger Keimfähigkeit oder zu hohen Fremdbesatzes aberkannt worden sind. Die Keimfähigkeit lag im Mittel aller untersuchten Proben bei 91,1 %. Die TKM schwankten zwischen 27,5 und 52,2 g und lagen im Mittel bei 35,4 g.

Übersicht 4 zeigt einen Überblick über die Keimfähigkeiten von Wintergetreide von 2006 bis 2009. In 2009 gab es kaum Aberkennungen wegen mangelnder Keimfähigkeit bei Winterweizen. Nur 29 der 2.029 vorgestellten Partien haben nicht die Mindestnorm in der Keimfähigkeit von 92% erfüllt. Das entspricht einem Prozentsatz von 1,4%. In den Jahren zuvor lag die Aberkennungsquote höher, in 2005 lag sie sogar bei 12,2%. Bei Triticale und Roggen fielen die Keimfähigkeiten ebenfalls ordentlich aus. Die Aberkennungen wegen zu niedriger Keimfähigkeitswerte hielten sich diesmal in Grenzen. Bei beiden Fruchtarten gab es Jahre mit größeren Problemen in der Keimfähigkeit. Bei Wintergerste erfüllten 4,2% der vorgestellten Partien nicht die Anforderungen an die Keimfähigkeit. Diese Quote fiel schlechter aus als in 2008 und war allerdings etwas besser als in den Jahren davor.

Mehr Saatgut anerkannt

Die anerkannten Saatgutmengen bei Wintergetreide (zusammengefasst über die drei Kategorien Vorstufe-, Basis- und Zertifiziertes Saatgut) der Ernte 2009 lagen um 4.000 t höher als im vergangenen Jahr. Bei fast unveränderter Vermehrungsfläche ist dies im Wesentlichen durch hohe Anerkennungsquoten in der Feldbesichtigung und durch relativ hohe Erträge zu erklären. Zudem mussten aufgrund der guten Qualitäten in 2009 deutlich weniger Partien aberkannt werden als in anderen Jahren. In der Übersicht 5 sind die anerkannten Mengen für die Wintergetreidearten dargestellt. Die anerkannten Mengen von Wintergetreide liegen insgesamt bei 76.015 t. Bei Winterroggen und Triticale wurde die Fläche eingeschränkt, dementsprechend niedriger fallen diesmal auch die anerkannten Mengen aus, bei Roggen waren es 3,3% und bei Triticale 4,4% weniger als in 2008. Bei Wintergerste ist gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 1,0% zu verzeichnen. Bei Winterweizen beträgt das Plus 9,8%. Dabei wurde das Niveau der letzten vier Jahre überschritten, blieb aber deutlich unter den Mengen von 2004 und 2003.

Fazit für die Praxis

Zur Herbstaussaat stand den Verbrauchern ein von der Menge insgesamt ausreichendes und qualitativ hochwertiges Saatgut von nordrhein-westfälischen Vermehrern und Aufbereitern zur Verfügung. Leider blieb der Z-Saatgutabsatz im zurückliegenden Herbst mehr als deutlich hinter den Erwartungen zurück, so dass große Mengen des anerkannten Saatgutes keinen Absatz fanden. Die Situation stellte sich diesmal ähnlich problematisch dar wie beispielsweise in 2004 als sehr viel anerkanntes Saatgut nicht verkauft werden konnte. Für das zur Frühjahrsaussaat benötigte Saatgut laufen derzeit noch die Aufbereitung und die Beschaffenheitsprüfung. Das Anerkennungsverfahren ist hier noch nicht abgeschlossen. Wie viel Sommergetreide letztendlich benötigt wird, muss abgewartet werden.

Autor: Holger Dietzsch