Ergebnis der Feldbesichtigung 2006

Weizenaufwuchs in Wintergerste
Vor allem in Vermehrungsbeständen von Wintergerste machte der Besatz mit Weizen in diesem Jahr Probleme

Nach dem deutlichen Rückgang der Vermehrungsflächen im Vorjahr wurden die Flächen in 2006 nur noch leicht zurückgenommen. Auf einer Fläche von 16.157 ha (Übersicht 1) wurde in Nordrhein-Westfalen in diesem Jahr Saatgut vermehrt. Gegenüber dem Vorjahr entsprach dies einem Rückgang um 4,4%. Der Rückgang der Vermehrungsfläche resultierte im Wesentlichen aus den Reduzierungen bei Winter- (- 4,4 %) und Sommergetreide (- 7,6 %) sowie den Gräsern (-3,7). Leguminosen haben nach dem spürbaren Rückgang in 2005 in diesem Jahr um 8% zugenommen. Die Flächen mit Öl- und Faserpflanzen sind mit einem landesweiten Plus von 1,3% gegenüber dem Vorjahr fast unverändert. Betrachtet man aber die Entwicklung in den beiden Landesteilen von NRW, so ist ein ausgesprochen gegensätzliches Bild zu erkennen. Während die Flächen in Westfalen-Lippe mit -19% sehr deutlich reduziert wurden, war im Rheinland eine Zunahme um gut 17% zu verzeichnen.

Die Feldbesichtigung wird in Nordrhein-Westfalen von Bediensteten der Landwirtschaftskammer und von amtlich verpflichteten Feldbestandsprüfern durchgeführt. Dabei werden die Vermehrungsflächen auf die Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Normen überprüft. Die Feldbesichtiger sind erfahrene Fachkräfte mit dem für diese Arbeit notwendigen Wissen. Jedes Jahr zu Beginn der Saison werden sie in einer Schulung auf ihre Arbeit vorbereitet. Im Wesentlichen geht es dabei um die Auffrischung der theoretischen Kenntnisse und des praktischen Wissens (z.B. Erkennen wichtiger Sortenmerkmale). Dank der gewissenhaften Arbeit der Feldbesichtiger ist es auch in 2006 wieder gelungen, die hoheitlichen Aufgaben der Saatgutanerkennung termin- und qualitätsgerecht durchzuführen.

Anerkennungsquote etwas niedriger als im Vorjahr

Von den 16.157 Hektar der angemeldeten Vermehrungsflächen wurden im Rahmen der diesjährigen Feldbestandsprüfung insgesamt 14.888 Hektar mit Erfolg geprüft (Übersicht 1). Das entspricht einer Feldanerkennungsquote von 92%. Im Vergleich zu den beiden Vorjahren fällt die Quote in 2006 etwas niedriger aus. Insgesamt ist das Anerkennungsniveau aber durchaus noch zufrieden stellend und als durchschnittlich zu bezeichnen. Gut 2% der angemeldeten Vermehrungsflächen wurden zurückgezogen und z.T. schon vor der Feldbesichtigung aus dem Verfahren genommen. Ohne Erfolg wurden insgesamt 898 ha besichtigt, was einer Aberkennungsquote von 5,5% entspricht. Von dieser Fläche konnte das Anerkennungsverfahren aber bei 504 ha (3,1%) nach § 8 (2) SaatgutV fortgeführt werden, da die festgestellten Mängel bei der Saatgutaufbereitung behoben werden können. Insgesamt wurden damit 2,4% aller angemeldeten Vermehrungsflächen endgültig ohne Erfolg geprüft.

Der Vergleich der Ergebnisse über die Jahre (Übersicht 2) zeigt, dass die Anerkennungsquote in 2006 insgesamt niedriger ausfiel als in den beiden Vorjahren und sich etwas über dem Niveau von 2003 bewegte. Damals lag die Anerkennungsquote bei 91%. Die wesentlichen Ursachen hierfür lagen in den Auswinterungsschäden im Winter 2002/2003 begründet. In den geschädigten und lückigen Beständen war der Besatz mit Fremdgetreide und anderer Arten besonders in Wintergerste und Raps deutlich höher als in 2004 und 2005. Bei Wintergetreide lag die Quote in 2006 niedriger als in den vergangenen zwei Jahre und bei Sommergetreide in etwa auf dem gleichen Niveau. Bei den Leguminosen gab es im Gegensatz zu 2005 diesmal keine größeren Probleme in der Feldbesichtigung. In 2005 mussten rund ein fünftel der angemeldeten Flächen wegen des Besatzes mit abweichenden Typen endgültig ohne Erfolg eingestuft werden. Bei Öl- und Faserpflanzen wurden fast 96% der angemeldeten Flächen mit Erfolg feldbesichtigt. Zurückgezogen wurden hier lediglich 1,7% der Flächen. Bei den Gräsern fällt die Anerkennungsquote mit 91,6% im Vergleich zu den anderen Fruchtarten niedriger aus, lag damit aber durchaus auf dem Niveau der letzten Jahre. Nur 0,5% der Flächen sind endgültig ohne Erfolg eingestuft worden und 3,1% wurden zurückgezogen. Bei 4,4% der Gräserflächen konnte das Verfahren nach § 8(2) fortgesetzt werden.

Ergebnisse bei den Getreidearten

Beim Wintergetreide fallen in 2006 die höheren Aberkennungsraten bei Wintergerste auf (Übersicht 3). Der Besatz mit anderen Getreidearten im Feldbestand stellte hier ein größeres Problem dar. Die Anerkennungsquote betrug nur 83,5%. Ohne Erfolg wurden 12,7% besichtigt und 3,8% zurückgezogen. Hier dürfte die späte und verlustreiche Ernte 2005 dazu geführt haben, dass die Zeitspanne zwischen Ernte und Aussaat für eine erfolgreiche Ausfallgetreidebekämpfung zu kurz war. Ähnlich niedrige Anerkennungsquoten gab es bei Wintergerste nach dem strengen Winter in 2003 schon einmal. Bei den übrigen Winterungen gab es keine nennenswerten Besonderheiten. Beim Sommergetreide liegen Hafer und Sommergerste bei den ohne Erfolg feldbesichtigten Flächen gleich auf bei 3,4% bzw. 3,0%. Betrachtet man die einzelnen Arten über die Jahre, so fällt auf, dass es bei Wintergerste und Hafer immer wieder einmal zu höheren Aberkennungsraten kommt. Größere Schwankungen in den einzelnen Jahren sind bei Spelzweizen und Sommerweizen festzustellen. Dagegen schwanken die Anerkennungsquoten bei Roggen, Sommergerste, Triticale und Winterweizen verhältnismäßig wenig.

Gründe für die Aberkennungen

In Übersicht 4 sind die Gründe für die Aberkennungen bei der Feldbesichtigung für den Zeitraum von 1988 bis 2006 zusammengestellt. Dabei wurden bis zum Jahr 2003 nur die Daten aus Westfalen-Lippe dargestellt; ab 2004 sind die Ergebnisse aus ganz NRW berücksichtigt. Bei der Vielzahl von Aberkennungsgründen ragt im Mittel der Jahre mit rund 67 % aller Aberkennungen der zu hohe Besatz mit Fremdgetreide und mit 23% der Besatz mit Unkraut hervor. In den achtziger und frühen neunziger Jahren stellte der Besatz mit Fremdgetreide ein größeres Problem dar als in den letzten Jahren. Der höhere Wert in 2006 lässt sich durch die Besonderheiten der letzten Ernte teilweise erklären. In diesem Jahr fällt der niedrige Anteil von Flughafer als Aberkennungsgrund besonders positiv auf. Hiervon sind vornehmlich die Hafervermehrungen betroffen, wo auf der gesamten Fläche kein Flughafer vorhanden sein darf. In wenigen Fällen sind auch noch andere Gründe für Aberkennungen verantwortlich, wie etwa die Unterschreitung der vorgeschriebenen Mindestentfernung oder ein fehlendes Schild. Diese „Mängel“ lassen sich mit relativ wenig Aufwand vermeiden. Erfreulich ist deshalb, dass in diesem Jahr nur knapp 2% solcher Mängel zu einer Aberkennung geführt haben.  

Fazit für die Praxis

  • Trotz des erneuten Rückganges der Vermehrungsflächen in diesem Jahr hat die Saatgutproduktion in Nordrhein-Westfalen weiterhin eine große Bedeutung. Die Fläche hat sich auf dem Niveau von 2003 stabilisiert. Mit einer Gesamtvermehrungsfläche von 16.157 Hektar steht NRW bundesweit an etwa siebter Stelle.
  • Die Arbeit der Feldbesichtiger ist eine wichtige Grundlage für die sachgerechte   Durchführung der Hoheitsaufgabe Saatgutanerkennung.
  • Im Rahmen der Feldbesichtigung gab es in diesem Jahr - mit Ausnahme bei der Wintergerste - relativ wenige Probleme. Die Anerkennungsquote fiel im Mittel aller Fruchtarten mit rund 92% durchschnittlich aus.
  • Die Ergebnisse zeigen den starken Jahreseinfluss und machen deutlich, mit welch unterschiedlichen Problemen sich die Vermehrer auseinandersetzen müssen. Trotz aller Sorgfalt bei der Anlage und der Bestandesführung können Witterungseinflüsse wie z.B. in 2003 oder 2006 zu größeren Problemen mir Besatz führen.

Autor: Holger Dietzsch