Feldanerkennung 2010 mit guten Ergebnissen

Triticale LängenabweicherBild vergrößern
Längenabweicher in Triticale. Foto: Holger Dietzsch

In Nordrhein-Westfalen wurden in diesem Jahr 13.152 Hektar zur Feldbesichtigung angemeldet. Gegenüber dem Vorjahr entsprach dies einem Rückgang um fast 10 %. Der Rückgang der Gesamtvermehrungsfläche beruhte im Wesentlichen auf den deutlichen Abnahmen bei Wintergerste und den weiterhin sinkenden Flächenumfängen bei Gräsern und Winterraps. Auch Sommergetreide wurde zur Ernte 2010 noch mal weniger vermehrt.

Bei der Saatgutvermehrung dominierte in NRW das Wintergetreide, dabei wurden die Vermehrungsflächen in Westfalen-Lippe gegenüber dem Vorjahr um 2,5% verringert während im Rheinland mit - 11% ein ziemlich deutlicher Rückgang zu verzeichnen ist. Den größten Anteil an der Wintergetreidefläche hatte wie gewohnt der Winterweizen mit 5.425 ha. Die Vermehrungsflächen von Sommergetreide wurden um gut 18 % zurückgenommen. Nachdem die Vermehrungsflächen von Öl und Faserpflanzen, d.h. hauptsächlich von Winterraps, von 2002 bis 2008 kräftig ausgedehnt wurden, sind sie nach 2009 auch in 2010 erneut um 10% zurückgegangen. In 2010 betrug der Anteil der Hybridsorten an der Gesamtrapsvermehrung in NRW 81 %. Die Vermehrung von Leguminosen mit 269 ha und von Kartoffeln mit 70 ha spielt in NRW nur eine untergeordnete Rolle. Bei der Entwicklung der Grassamenvermehrungen setzte sich der Trend der letzten Jahre auch in 2010 fort. Die Flächen haben mit einem Minus von 27 % im Vergleich zum Vorjahr erneut sehr stark abgenommen, besonders bei den dominierenden Arten Welsches Weidelgras und Deutsches Weidelgras.

Die Feldbesichtigung wurde in 2010 sowohl von Bediensteten der Landwirtschaftskammer wie auch von amtlich verpflichteten Feldbestandsprüfern durchgeführt. Auch in diesem Jahr kamen wieder sogenannte private Feldbesichtiger zum Einsatz. Diese privaten Feldbesichtiger sind Mitarbeiter von KWS Lochow oder Mitarbeiter von hiesigen VO-Firmen. Wo private Feldbesichtiger eingesetzt werden, müssen 5 % der besichtigten Flächen durch amtliche Feldbesichtiger nachgeprüft werden. Je nach Fruchtart und Kategorie sind die Vermehrungsbestände mindestens ein- oder mehrmals zu besichtigen. Dabei erfolgt die Überprüfung der Vermehrungsflächen auf die Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Normen. Die Feldbesichtiger sind erfahrene Fachkräfte mit dem für diese Arbeit notwendigen Spezialwissen.

Nachdem die Vegetation zu Beginn dieser Feldbesichtigungssaison einen deutlichen Rückstand aufwies, wurde die weitere Pflanzenentwicklung im Juni durch Trockenheit und Hitze beschleunigt. Dadurch haben sich die Besichtigungstermine bei vielen Fruchtarten überschnitten, so dass die Besichtigung dann einmal mehr unter sehr großem Zeitdruck erfolgen musste. Dank der gewissenhaften Arbeit der Feldbesichtiger ist es auch in diesem Jahr gelungen, die hoheitliche Aufgabe der Saatgutanerkennung termin- und qualitätsgerecht durchzuführen.

Anerkennungsquote erfreulich hoch

Von den 13.152 Hektar der angemeldeten Vermehrungsflächen wurden im Rahmen der diesjährigen Feldbestandsprüfung insgesamt 12.383 Hektar mit Erfolg geprüft. Das entspricht einer Feldanerkennungsquote von 94,2 %, die damit besser ausgefallen ist als in den Jahren 2006 bis 2009 (Übersicht 1). Der Anteil der Flächen, die noch vor Beginn der Feldbesichtigung zurückgezogen worden sind, liegt mit 2,8 % in der Größenordnung der Vorjahre. 3 % der angemeldeten Flächen wurden ohne Erfolg besichtigt. Bei knapp der Hälfte dieser Flächen konnte das Anerkennungsverfahren gemäß § 8 Abs. 2 der Saatgutverordnung trotzdem noch fortgesetzt werden, weil die festgestellten Mängel später in der Aufbereitung durchaus noch behoben -sprich herausgereinigt- werden können.

Für die einzelnen Fruchtarten sind die Ergebnisse aus 2010 in Übersicht 2 zusammengestellt. Bei den Wintergetreidearten fallen die vergleichsweise hohen Aberkennungsquoten bei Wintergerste auf. Der größte Anteil der ohne Erfolg besichtigten Flächen wurde hier durch einen zu hohen Besatz mit anderen Getreidearten besonders mit Winterweizen verursacht. Bei Winterweizen, Triticale und Roggen gab es diesmal kaum Probleme. Dementsprechend hoch fielen die Anerkennungsquoten aus, sie lagen hier zwischen 96 und 98 %. Während bei Weizen in einigen Fällen Besatz mit abweichenden Typen festgestellt wurde trat bei Triticale hauptsächlich Besatz mit Fremdgetreide bzw. schwer trennbaren Arten als Aberkennungsgrund auf.

Auffällig war wie schon im vergangenen Jahr, dass auch bei Triticale je nach Sorte ein stärkeres Auftreten von Längenabweichern zu beobachten war. Bei Sommergetreide kam es nur bei Hafer zu Aberkennungen, im Wesentlichen verursacht durch einen zu hohen Besatz mit anderen Arten und Flughafer. Bei den Leguminosen fällt in 2010 bei Klee und Luzerne der relativ hohe Prozentsatz von Aberkennungen (16,3 % ohne Erfolg mit § 8 (2) und 6,5 % endgültig ohne Erfolg) und Zurückziehungen auf. Bei den übrigen Leguminosen verlief die Feldbesichtigung ohne nennenswerte Auffälligkeiten. Von den angemeldeten Flächen mit Öl- und Faserpflanzen wurden 3,8 % im Vorfeld schon zurückgezogen und 1,5 % ohne Erfolg besichtigt. Bei den Gräsern sticht der hohe Anteil von Zurückziehungen mit 16,8 % besonders hervor. Die Aberkennungsquoten bewegten sich hier in den sonst gewohnten Größenordnungen.

Den Vergleich der Ergebnisse über die Fruchtarten von 2006 bis 2010 zeigt Übersicht 3. Betrachtet man zunächst das Wintergetreide, so fällt auf, dass in diesem Zeitraum in diesem Jahr mit knapp 96 % die höchsten Anerkennungsquoten erreicht worden. Das gleiche gilt auch für Sommergetreide, allerdings fallen hier die jahresbedingten Schwankungen größer aus. Die Ergebnisse bei Sommergetreide werden immer wieder sehr stark durch das Auftreten von Flughafer in Hafervermehrungen beeinflusst (2008 und 2009). Bei den Leguminosen gab es diesmal im Gegensatz zu den Jahren zuvor größere Probleme in der Feldbesichtigung. Die Anerkennungsquoten bei den Öl- und Faserpflanzen schwanken über die Jahre gesehen in einem Bereich zwischen 91 und 97%. Bei den Gräsern fällt die Anerkennungsquote mit 79,4 % im Vergleich zum Vorjahr noch mal niedriger aus. Wie schon in den Vorjahren ist bei den Gräsern in 2010 ein relativ großer Anteil an Zurückziehungen in einer Größenordnung von 16,8 % feststellbar.

Gründe für Aberkennungen

In Übersicht 4 sind die Gründe für die Aberkennungen bei der Feldbesichtigung für den Zeitraum von 1996 bis 2010 dargestellt. Bis zum Jahr 2003 sind dabei nur die Daten aus Westfalen-Lippe dargestellt; ab 2004 die Ergebnisse aus ganz NRW. Die Ursachen für Aberkennungen sind vielfältig. Im Durchschnitt der Jahre zeichnet sich aber ab, dass besonders in Getreidevermehrungen sehr oft ein zu hoher Besatz mit Fremdgetreide vorgefunden wurde. Der Besatz mit Unkraut bzw. schwer trennbaren Arten rangiert normalerweise an zweiter Stelle. Flughafer taucht in allen Jahren als Aberkennungsgrund auf. Die Größenordnung schwankt in Abhängigkeit des Jahres aber in einer ausgesprochen weiten Spanne. Daneben sind auch noch andere Gründe für Aberkennungen verantwortlich, wie etwa die Unterschreitung der vorgeschriebenen Mindestentfernung, unzureichender Kulturzustand oder ein fehlendes Schild.

Fazit für die Praxis

  • Im Rahmen der Feldbesichtigung gab es in diesem Jahr relativ wenige Probleme. Die Anerkennungsquote fiel im Mittel über alle Fruchtarten mit gut 94 % erfreulich hoch aus.
  • Die Ergebnisse aus der Feldbesichtigung zeigen aber auch den jeweiligen Jahreseinfluss und machen deutlich, vor welch unterschiedliche Probleme die Vermehrer immer wieder gestellt werden.
  • Die hohen Anerkennungsquoten in 2010 belegen, dass die Vermehrungsbetriebe in NRW in der Lage sind, gute und saubere Vermehrungsbestände aufzubauen und der Anerkennung vorzustellen.
  • Die gewissenhafte Arbeit der Feldbesichtiger ist eine wesentliche Grundlage für die sachgerechte Durchführung der Hoheitsaufgabe Saatgutanerkennung.

Autor: Holger Dietzsch