Ergebnisse der Feldbesichtigung 2011 überwiegend positiv

Weizen: Abweichender Typ PflanzenlängeBild vergrößern
Abweichender Typ - Pflanzenlänge - bei Weizen


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Abweichender Typ - Speltoid - bei Weizen


Weizen: Fremdbesatz TriticaleBild vergrößern
Fremdbesatz mit Triticale in Weizen. Fotos: Holger Dietzsch


Nach dem sehr deutlichen Rückgang der Vermehrungsflächen im Vorjahr (- 11 %), sind die Flächen in 2011 mit einem Minus von 2,9 % nur leicht zurückgegangen. Auf insgesamt 12.907 Hektar wurde in Nordrhein-Westfalen in diesem Jahr Saatgut vermehrt. Während bei den Raps- und Grassamenvermehrungen weitere Einbrüche zu verzeichnen waren, kam es zu einer spürbaren Ausdehnung der Flächen beim Wintergetreide. Gegenüber dem Vorjahr wurden die Wintergetreidevermehrungsflächen insgesamt um 3,4 % ausgedehnt. Mit 5.860 Hektar Vermehrungsfläche hat hier der Winterweizen nach wie vor eine dominierende Stellung. Im Vergleich zu 2010 wurde die Weizenfläche in 2011 um 7,5 % ausgedehnt. Wintergerste ist die zweitstärkste Fruchtart und wurde auf 2.542 Hektar vermehrt. Im Vergleich zum Vorjahr war dies ein Minus von fast 5 %. Triticale stand auf insgesamt auf 1.179 Hektar, die Fläche hatte sich im Vergleich zum Vorjahr nur unwesentlich verändert. Die Roggenfläche fiel mit 256 ha deutlich größer aus als im vergangenen Jahr. Winterhafer ist nach wie vor eine Besonderheit im Rheinland, die Vermehrung erfolgte auf kleinerer Fläche von insgesamt 38 ha. Nach deutlichen Rückgängen in den Vorjahren wurden die Sommergetreidevermehrungsflächen in 2011 abermals um 17 % zurückgenommen. Die Vermehrungsflächen von Öl und Faserpflanzen (hauptsächlich von Winterraps) waren erneut um 15 % zurückgegangen. Bei der Entwicklung der Grassamenvermehrungen setzte sich der Trend der letzten Jahre auch in 2011 fort. Es kam erneut zu einem sehr deutlichen Einbruch mit einem Minus von 27,4% im Vergleich zum Vorjahr. Besonders bei der dominierenden Art Welsches Weidelgras gab es einen Rückgang um fast 300 ha. Die Einschränkung der Leguminosenvermehrung ist eine Folge der relativ geringen Bedeutung von Leguminosen im praktischen Anbau.

Die Feldbesichtigung der Vermehrungsflächen wurde wie gewohnt von Bediensteten der Landwirtschaftskammer, von amtlich verpflichteten Feldbestandsprüfern und von sogenannten privaten Feldbesichtigern (Mitarbeiter von KWS Lochow oder von hiesigen VO-Firmen) durchgeführt. Die Feldbesichtiger prüfen die Vermehrungsflächen auf die Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Normen. Sie sind erfahrene Fachkräfte mit dem für diese Arbeit notwendigen Fachwissen, das jedes Jahr in Schulung aufgefrischt wird. Dank der gewissenhaften Arbeit der Feldbesichtiger ist es auch in diesem Jahr wieder gelungen, die hoheitliche Aufgabe der Saatgutanerkennung termingerecht und ordnungsgemäß durchzuführen.

Weniger Aberkennungen

Von den 12.907 Hektar der angemeldeten Vermehrungsflächen wurden im Rahmen der diesjährigen Feldbestandsprüfung insgesamt 12.214 Hektar mit Erfolg geprüft. Das entspricht einer Feldanerkennungsquote von 94,6 %, die damit noch etwas besser ausgefallen ist als im Vorjahr (Übersicht 1). Der Anteil der Flächen, die noch vor Beginn der Feldbesichtigung zurückgezogen worden sind, lag mit 2,3 % in der Größenordnung der Vorjahre. 2,9 % der angemeldeten Flächen wurden ohne Erfolg besichtigt. Bei etwas mehr als der Hälfte dieser Flächen konnte das Anerkennungsverfahren gemäß § 8 Abs. 2 der Saatgutverordnung trotzdem noch fortgesetzt werden, weil die festgestellten Mängel später bei der Aufbereitung durchaus noch behoben, d.h. heraus gereinigt werden können. Endgültig aberkannt wurden 1,4 % der angemeldeten Flächen.

Übersicht 2 zeigt die diesjährigen Ergebnisse für die einzelnen Fruchtarten. Beim Wintergetreide fallen die vergleichsweise hohen Aberkennungsquoten bei Wintergerste auf. Ein ähnliches Bild zeigte sich auch schon in den Vorjahren, wesentliche Ursache hierfür war meist ein zu hoher Fremdbesatz mit anderen Getreidearten (i.d.R. mit Winterweizen). Bei den anderen Wintergetreidearten gab es kaum Probleme. Dementsprechend hoch fielen die Anerkennungsquoten aus, sie lagen hier zwischen 98 und 100 %. Während bei Weizen in einigen Fällen Besatz mit abweichenden Typen und anderen Getreidearten festgestellt wurde trat bei Triticale hauptsächlich Besatz mit Fremdgetreide bzw. schwer trennbaren Arten als Aberkennungsgrund auf. Bei Sommergetreide kam es nur bei Hafer zu Aberkennungen, im Wesentlichen verursacht durch einen zu hohen Besatz mit anderen Arten. Besatz mit Flughafer war in 2011 kein Problem. Bei den Leguminosen fällt in 2011 bei den Erbsen ein ausgesprochen hoher Prozentsatz von Aberkennungen (40,4 % ohne Erfolg mit § 8 (2)) auf. Ursache hierfür war ein zu hoher Besatz mit schwer trennbaren Arten. Bei den übrigen Leguminosen verlief die Feldbesichtigung ohne nennenswerte Auffälligkeiten. Von den angemeldeten Flächen mit Öl- und Faserpflanzen wurden bereits 9,2 % im Vorfeld zurückgezogen und 2,3 % ohne Erfolg besichtigt. Bei den Gräsern sticht ebenfalls der hohe Anteil von Zurückziehungen mit 9,2 % hervor. Die Aberkennungsquoten bewegten sich hier in den sonst gewohnten Größenordnungen.

Den Vergleich der Ergebnisse über die Fruchtarten von 2006 bis 2011 zeigt Übersicht 3. Betrachtet man zunächst das Wintergetreide, so fällt auf, dass in diesem Zeitraum in 2011 mit knapp 97 % die höchsten Anerkennungsquoten erreicht wurden. Hier ist ein ausgesprochen positiver Trend festzustellen. Bei Sommergetreide fallen die jahresbedingten Schwankungen deutlich größer aus. Die Ergebnisse bei Sommergetreide werden immer wieder sehr stark durch das Auftreten von Flughafer in Hafervermehrungen beeinflusst (2008 und 2009). Bei den Leguminosen gab es wie schon im vergangenen Jahr größere Probleme in der Feldbesichtigung. Die Anerkennungsquoten bei den Öl- und Faserpflanzen schwanken über die Jahre gesehen in einem Bereich zwischen 89 und 97%. Bei den Gräsern fällt die Anerkennungsquote mit 85,1 % höher aus als im Vorjahr, sie erreicht aber nicht ganz die Werte der Jahre davor.

Aberkennungsgründe

In Übersicht 4 sind die Gründe für die Aberkennungen bei der Feldbesichtigung für den Zeitraum von 1996 bis 2011 dargestellt. Bis zum Jahr 2003 sind dabei nur die Daten aus Westfalen-Lippe dargestellt; ab 2004 die Ergebnisse aus ganz NRW. Verschiedene Ursachen können zu Aberkennungen führen. Im Durchschnitt der Jahre zeichnet sich dabei aber ab, dass besonders in Getreidevermehrungen sehr oft ein zu hoher Besatz mit Fremdgetreide vorgefunden wurde. Der Besatz mit Unkraut bzw. schwer trennbaren Arten rangiert an zweiter Stelle. Flughafer taucht in allen Jahren als Aberkennungsgrund auf. Dabei schwankt die Größenordnung in Abhängigkeit des Jahres aber in einer ausgesprochen weiten Spanne. So war der Besatz mit Flughafer in den beiden vergangenen Jahren kein großes Problem. Daneben sind auch noch andere Gründe für Aberkennungen verantwortlich, wie etwa die Unterschreitung der vorgeschriebenen Mindestentfernung bei Fremdbefruchtern, ein fehlender Trennstreifen zu benachbarten Mähdruschfrüchten, ein unzureichender Kulturzustand oder ein fehlendes Schild.

Fazit für die Praxis

  • Im Rahmen der Feldbesichtigung gab es in diesem Jahr relativ wenige Probleme. Die Anerkennungsquote fiel im Mittel über alle Fruchtarten mit fast 95 % erfreulich hoch aus.
  • Die hohen Anerkennungsquoten in 2010 und 2011 belegen, dass die Vermehrungsbetriebe in NRW in der Lage sind, gute und saubere Vermehrungsbestände aufzubauen und der Anerkennung vorzustellen.
  • Die Ergebnisse zeigen aber auch die jahresbedingten Schwankungen und machen deutlich, vor welch unterschiedliche Probleme die Vermehrer immer wieder gestellt werden.
  • Die Arbeit der Feldbesichtiger ist eine wesentliche Grundlage für die sachgerechte Durchführung der Hoheitsaufgabe Saatgutanerkennung.

Autor: Holger Dietzsch