Vermehrungsflächen nehmen 2014 wieder ab

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Vermehrungsfläche von Winterweizen

In Nordrhein-Westfalen wird Saatgut in diesem Jahr auf 13.648 Hektar vermehrt. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Minus von 5 Prozent. Bei den vier Hauptkulturen Getreide, Leguminosen, Öl- und Faserpflanzen sowie Gräsern ging die Vermehrungsfläche jeweils leicht zurück. Wie sich die Flächen im Detail entwickelt haben und welche Sorten in 2014 vermehrt werden, erläutert Thorsten Söns von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Münster.

Wintergetreide nimmt vom Flächenumfang auch in 2014 den Schwerpunkt in der Saatgutvermehrung in Nordrhein-Westfalen ein. Die Vermehrungsfläche umfasst beim Wintergetreide insgesamt 10.790 ha (Übersicht 1); was 79 % der Gesamtvermehrungsfläche entspricht. Gegenüber dem Vorjahr wurden die Wintergetreidevermehrungsflächen um 2 % reduziert. Hierbei ist aber auch zu berücksichtigen, dass die Vermehrungsflächen in 2013 um 14 % gestiegen waren. Mit 6.248 ha bzw. einem Anteil von 46 % an der Gesamtvermehrungsfläche hat der Winterweizen in NRW seine dominierende Stellung gehalten. Im Vergleich zu 2013 ist bei der Weizenfläche diesmal ein kleiner Rückgang von knapp 2 % zu verzeichnen. Betrachtet man die Entwicklung der Weizenfläche in den Landesteilen, so ist festzustellen, dass im Rheinland Verluste von 7 % zu verzeichnen sind, wohingegen sich die Zuwächse in Westfalen Lippe von 5 % fortgesetzt haben. Wintergerste bleibt auch in diesem Jahr zweitstärkste Fruchtart und wird auf 2.804 ha vermehrt. Im Vergleich zu 2013 bedeutet dies einen Rückgang von 4 %. Im Rheinland hat sich die Wintergerstenfläche auf dem Vorjahresniveau gehalten, in Westfalen ist sie um 7 % gefallen. Triticale hat mit 1.444 ha den leichten Aufwärtstrend der letzten Jahre fortgesetzt. Die Fläche hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 4 % erhöht. Während die Triticalefläche im Rheinland weiter abnahm, wurde sie in Westfalen-Lippe um weitere 6 % ausgedehnt. Nachdem sich die Roggenfläche im letzten Jahr auf gesteigertem Niveau gehalten hat, ist sie in diesem Jahr um 21 % zurückgegangen. Winterhafer ist nach wie vor eine Besonderheit im Rheinland, die Vermehrung erfolgt auf insgesamt kleinerer Fläche. In 2014 sind dies knapp 23 ha.

Beim Sommergetreide haben die Vermehrungsflächen auch in diesem Jahr weiter leicht auf 692 ha abgenommen. Dies belegt auch die in den vergangenen Jahren zu beobachtende abnehmende Bedeutung in der Praxis, besonders beim Hafer. Für die Ernte in 2014 wurden 894 ha Vermehrungsfläche mit Öl- und Faserpflanzen bestellt. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem größeren Rückgang von 19 %. Betrachtet man die Flächenentwicklung über mehrere Jahre, so ist festzustellen, dass die Rapsvermehrungsfläche auf den niedrigsten Stand seit 2003 gesunken ist. In Nordrhein-Westfalen hat die Vermehrung von Raps trotzdem traditionell einen hohen Stellenwert. Immerhin standen hier im Mittel der letzten Jahre gut 25 % der bundesweiten Vermehrungsflächen von Winterraps. Nachdem die Vermehrungsflächen der Grassamenvermehrungen in den letzten beiden Jahren wieder leicht gestiegen waren, sind sie in diesem Jahr um 14 % reduziert worden. Mit 214 ha ist die Fläche bei den Leguminosen in NRW weiter gesunken. Dieser Rückgang ist besonders durch den größeren Flächenrückgang bei Klee und Luzerne begründet. Bei Ackerbohnen und Futtererbsen sind Flächensteigerungen von 27 % und 58 % zu verzeichnen. Der Grund dafür könnte bei den geplanten Greening-Maßnahmen zum Erhalt der Betriebsprämie liegen. Der Anbau von beiden Eiweißpflanzen soll als Greening-Maßnahme anrechenbar sein. Die Erzeugung von Pflanzkartoffeln spielt in Nordrhein-Westfalen nur eine untergeordnete Rolle, die angemeldeten Zahlen liegen bei 56 ha.

Weniger Vermehrungsbetriebe als im Vorjahr

Nachdem in den letzten beiden Jahren eine Stabilisierung bei der Anzahl der Vermehrungsbetriebe in NRW um die 600 Betriebe zu verzeichnen war, hat in diesem Jahr ein Rückgang um 33 Betriebe auf nur noch 568 Vermehrungsbetriebe stattgefunden (Übersicht 2). Die Struktur in der Saatgutvermehrung, hin zu mehr Vermehrungsfläche je Betrieb, hat sich in den vergangenen Jahren verbessert. Im Mittel beträgt die durchschnittliche Vermehrungsfläche pro Betrieb im Rheinland jetzt 27,1 ha und in Westfalen-Lippe 21,7 ha. 1997 lag die durchschnittliche Fläche je Vermehrer im Rheinland noch bei 14,7 ha und in Westfalen-Lippe bei 15,2 ha.

Betrachtet man die Entwicklung der Vermehrungsflächen auf Kreisebene, so ist erkennbar, dass die Saatgutvermehrung in NRW ihre Schwerpunkte in den Kreisen Erftkreis, Düren, Gütersloh und in Lippe hat (Übersicht 3). In den zuerst genannten drei Kreisen wird Saatgut jeweils auf einer Fläche von über 1000 ha vermehrt, in Lippe liegt die Vermehrungsfläche bei 944 ha. Dahinter folgen mit Flächenanteilen von mehr als 500 ha Vermehrung noch die Kreise Kleve, Warendorf, Rhein-Sieg, Herford-Bielefeld, Soest, Euskirchen und Steinfurt. Des Weiteren liegen die Vermehrungsflächen in weiteren 12 Kreisen mehr oder weniger deutlich über 100 ha und in 12 Kreisen darunter.

Elixer mit der größten Vermehrungsfläche

Bei der in der Vermehrung bedeutendsten Fruchtart Winterweizen ist das Sortenspektrum schon seit jeher breit gefächert. In 2014 werden landesweit 83 Weizensorten (75 in 2013) oder noch nicht zugelassene Stämme vermehrt. In NRW sind Elixer (956 ha), Tobak (635 ha) und JB Asano (496 ha) die drei größten Sorten, die zusammen rund ein Drittel der Weizenvermehrung einnehmen (Übersicht 4). Es folgen Matrix (319 ha), Julius (256 ha), Premio (247 ha), Primus (227 ha), Anapolis (206 ha) und mit etwas Abstand noch Inspiration (169 ha), Henrik (166 ha), Linus (147 ha) und Lear (142 ha). Des Weiteren kommen dann noch Meister, Smaragd, Rumor, Colonia und Boxer sowie noch 66 Sorten und Stämme mit einer Vermehrungsfläche zwischen 90 und 2 ha. Betrachtet man die Sortenverteilung in beiden Landesteilen, so ergibt sich folgendes Bild (Übersicht 5): Im Rheinland setzt sich das Weizensortiment aus 61 Sorten (im Vorjahr 47) zusammen. Die größten Sorten sind hier Elixer, Premio und Primus. Dahinter folgen dann Tobak, JB Asano, Julius, Meister, Inspiration, Colonia und Anapolis. Diese 10 Sorten nehmen hier zusammen 54 % der Weizenvermehrungsfläche ein. Als regionale Besonderheit der klimatischen und betrieblichen Verhältnisse im Rheinland sind die Vermehrungen der frühreifen, z.T. begrannten Weizensorten anzusehen. In Westfalen-Lippe werden diesmal 52 Weizensorten vermehrt (im Vorjahr 38). Die 8 größten Sorten nehmen hier 69 % der Weizenvermehrungsfläche ein. Die größten Sorten sind Elixer, Tobak und JB Asano gefolgt von Matrix, Henrik, Anapolis, Linus und Rumor.

Auch bei Wintergerste mehr Sorten

Insgesamt werden in NRW 44 Wintergerstensorten vermehrt. In Übersicht 6 sind die Sorten namentlich aufgeführt, die eine Vermehrungsfläche von über 50 ha haben. KWS Meridian (410 ha) und KWS Tenor (347 ha) stehen wie im Vorjahr an der Spitze, wobei die Vermehrungsfläche jeweils weiter zugenommen hat. Dahinter folgen KWS Keeper (309 ha), Souleyka (206 ha) und Loreley (181 ha). Mit etwas Abstand kommen dann Anja (127 ha), Lomerit (123 ha) und Roseval (119 ha). Danach kommen die Sorten California, Pelican, Henriette, Tamina, Antonella, Kathleen und KWS Glacier sowie noch 29 Sorten mit einer Vermehrungsfläche zwischen 46 und 2 ha. Übersicht 7 zeigt die Sortenverteilung bei Gerste in Westfalen-Lippe und im Rheinland. In Westfalen-Lippe sind KWS Tenor, KWS Meridian und Souleyka vorne und nehmen zusammen über ein Drittel der Vermehrungsfläche ein. Dahinter stehen Loreley, KWS Keeper und Roseval. Diese 6 Sorten nehmen zusammen 58 % der Wintergerstenvermehrungsfläche ein. Im Rheinland nehmen die 6 größten Sorten 60 % der Fläche ein. KWS Meridian und KWS Keeper sind hier deutlich vorne, gefolgt von KWS Tenor. Henriette, Pelican und Loreley folgen mit großem Abstand. Die Entwicklung der Hybridgerstenzüchtung ist in den letzten Jahren weiter gegangen. Hybridgerste wird in NRW in diesem Jahr auf einer Fläche von 76 ha vermehrt. Die Schwerpunkte der Hybridgerstenvermehrung liegen in anderen Bundesländern. Dies hängt stark von den Fruchtfolgeanteilen von Wintergerste in der Praxis ab, weil hier entsprechende Mindestentfernungen eingehalten werden müssen.

Spitzentrio weiterhin vorne

Grenado ist in NRW mit 494 ha Vermehrungsfläche, wie in den Vorjahren, die bedeutendste Triticalesorte (Übersicht 8). Es folgen dann auf Platz zwei Dinaro (330 ha) und mit Abstand dahinter Adverdo (225 ha). Das gesamte Sortenspektrum umfasst bei Triticale 18 Sorten. Die regionalen Unterschiede im Sortenranking sind auch bei Triticale sehr ausgeprägt. Im Rheinland stehen Grenado, Adverdo und Tulus vorne in der Vermehrung (Übersicht 9). Dahinter folgen SW Talentro, KWS Aveo, Andiamo, Balu PZO und Tarzan. In Westfalen-Lippe bestimmen Grenado mit 36 % und Dinaro mit 26 % sehr deutlich das Vermehrungsgeschehen bei Triticale. Dahinter reihen sich Adverdo und mit Abstand dann noch Silverado, KWS Aveo, SU Agendus und Tulus ein.

Anzahl der Sorten beim Roggen bleibt gleich

Der Schwerpunkt der Winterroggenvermehrung liegt nach wie vor eindeutig im Rheinland. Genau wie im Vorjahr werden 10 Sorten vermehrt. In diesem Jahr überwiegt der Anteil der Hybridsorten an der Vermehrungsfläche mit knapp 58%. An der Spitze liegt Brasetto (58 ha), gefolgt von Palazzo (42 ha), KWS Bono (34 ha) und Matador (33 ha) (Übersicht 10). Dahinter folgen dann noch Conduct (24 ha), Helltop (20 ha), Dankowskie Diament (18 ha) sowie noch 3 weitere Sorten.

Sommergetreide

Die Vermehrungsflächen von Sommergerste haben im Vergleich zu 2013 um rund 70 ha zugenommen. In diesem Jahr werden auch wieder 10 Sommergerstensorten vermehrt. Die bedeutendste Sorte ist im dritten Jahr die Sommerbraugerste Propino (121 ha). Ihr folgen an zweiter Stelle die Sorte Catamaran (65 ha) und an dritter Stelle mit je 33 ha die Sorten Marthe und Avalon. Die Vermehrung von Sommerweizen hat leicht um 4 ha abgenommen. Mit Abstand die bedeutendste Sorte ist Tybalt (50 ha). Es folgen noch Eminent (19 ha), SW Kadrilj (14 ha) und Mulika (11 ha). Die Hafervermehrung hat sich gegenüber 2013 weiter spürbar um 84 ha verringert. Deutlich an der Spitze liegt die Sorte Max mit 64 ha. Es folgen Symphony (19 ha), Moritz (13 ha) und Scorpion (8 ha). Die Vermehrung von Sommertriticale stellt in NRW mit nur 42 ha eine Nische dar. Es werden auch nur die Sorten Somtri (30 ha) und Dublet (12 ha) zur Vermehrung angebaut.

Autor: Thorsten Söns