Wodurch ist die biologische Vielfalt bedroht?

Vor allem seit Mitte des letzten Jahrhunderts nimmt die biologische Vielfalt auch in Deutschland ab, so dass inzwischen viele wild lebende Arten und natürliche Ökosysteme in ihrer Existenz oder dauerhaften Funktionsfähigkeit akut bedroht sind. In Deutschland sind aktuell rund 40 % der wildlebenden Tierarten, ca. 30 % der Farn- und Blütenpflanzen und etwa 70 % der Lebensräume (Biotoptypen) gefährdet.

Übernutzung und Degradation

Übernutzung und Degradation führen zum Verlust von Biodiversität. Dies gilt in besonderer Weise für dicht besiedelte Räume weltweit. Von entscheidender Bedeutung sind die Zerstörung von Lebensräumen z. B. durch Ausdehnung von Siedlungs-, Verkehrs-, Industrie- und Gewerbeflächen, durch Abgrabung, Abholzung und Brandrodung, Entwässerung, Überfischung sowie deren Qualitätsminderung (Degradation) z. B. durch Fragmentierung, Erosion oder durch stoffliche Belastungen.

Nutzungswandel

Grundsätzlich schafft die Landwirtschaft auf vielen Flächen erst die Voraussetzungen für den Erhalt der biologischen Vielfalt. Andererseits trägt sie aber auch zur Gefährdung von Natur und Landschaft bei. Steigender Nahrungsmittelbedarf, Veränderungen der ökonomischen Rahmenbedingungen und hierdurch verursachte Anpassungsmaßnahmen, z. B. Vergrößerung der Schläge, Verengung von Fruchtfolgen, Reduzierung der Strukturvielfalt (Hecken, Feldraine etc.), Einsatz leistungssteigernder und ertragssichernder Betriebsmittel (z. B. Dünge- und Pflanzenschutzmittel) können für den Rückgang der biologischen Vielfalt mit verantwortlich gemacht werden. Gleichzeitig ist die Landwirtschaft selbst vom immensen Flächenverbrauch durch Siedlung und Verkehr sowie anderer Raum beanspruchender Aktivitäten, wie z. B. Freizeit und Erholung, betroffen.

Angleichung landwirtschaftlicher Produktionsverfahren

Die früher vor allem in der Landwirtschaft vorherrschende große regionale Vielfalt an Nutzpflanzenarten, -sorten und Nutztierrassen ( Agrobiodiversität) ist stark im Rückgang begriffen. So liefern heute von den ursprünglich über 7000 Pflanzenarten, die für die menschliche Ernährung kultiviert und durch Zucht verbessert wurden, lediglich drei Pflanzenarten (Mais, Reis, Weizen) über die Hälfte der für die menschliche Ernährung weltweit benötigten Nahrungsmittelgrundlagen. Fast 60 % der landwirtschaftlichen Nutztierrassen sind vom Aussterben bedroht.

Gebietsfremde Arten

Unter anderem durch den z unehmenden internationalen Waren- und Reiseverkehr hat sich die unbeabsichtigte Einschleppung von Arten aus anderen Regionen und Erdteilen stark erhöht. Durch die Ausbreitung so genannter invasiver gebietsfremder Arten kann es langfristig zur Verdrängung und Gefährdung heimischer Arten und natürlicher wie naturnaher Ökosysteme kommen. Beispiele in Deutschland sind die Ausbreitung des Waschbären, der Herkulesstaude (Riesen-Bärenklau) oder des Drüsigen Springkrautes.