Mit Klötzen richtig arbeiten

Bild 1: Verschiedene Klötze
Bild 1: hintere Reihe von links: beschuhter Klotz ohne und mit Versatz; vordere Reihe von links: frei positionierbarer mit Sekundenkleberkomponente vorbeschichteter Klotz, Holzklotz für klassische 2-Komponenten-Kleber, zu nagelnder Klotz aus Hartgummi

Bild 2: Klauenschuh für Spezialverbände, nicht entlastend
Bild 2: Klauenschuh für Spezialverbände, nicht entlastend

Bild 3: korrekt positionierter Klotz
Bild 3: korrekt positionierter Klotz

Bild 4: Lastachse bei korrektem Sitz des Klotzes (Schema)
Bild 4: Lastachse bei korrektem Sitz des Klotzes (Schema)

Bild 5: Kippklauenbildung durch zu weit vorn sitzenden Klotz
Bild 5: Kippklauenbildung durch zu weit vorn sitzenden Klotz

Bild 6: Lastachse und Druckstellen bei zu weit vorn sitzendem Klotz (Schema)
Bild 6: Lastachse und Druckstellen bei zu weit vorn sitzendem Klotz (Schema)

Bild 7: Im Ballenbereich abgeschliffener Klotz zum Schutz des weichen Hornes
Bild 7: im Ballenbereich abgeschliffener Klotz zum Schutz des weichen Hornes

Bild 8: Spalten des zu entfernenden Klotzes vom Ballen aus
Bild 8: Spalten des zu entfernenden Klotzes vom Ballen aus

Bild 9: Abschlagen des angelösten, teilgespaltenen Klotzes von der Sohle
Bild 9: Abschlagen des angelösten, teilgespaltenen Klotzes von der Sohle

Viele Klauenerkrankungen führen zu Horndefekten, welche die Lederhaut freilegen. Damit sich die dann offenliegende, meist entzündete oder gar verletzte Lederhaut schnell erholen und den Defekt mit gesundem, neuem Horn wieder eindecken kann, ist es oft nützlich oder gar notwendig, die erkrankte Klaue für einige Zeit ruhig zu stellen. Diese Ruhigstellung erfolgt beim Rind zweckmäßiger Weise durch eine Erhöhung der korrespondierenden Klaue, die dann für einen bestimmten Zeitraum die Last des betroffenen Beines alleine tragen muß.

Vorraussetzungen:

Damit ein Kothurneinsatz erfolgreich ist, muß die zu erhöhende Klaue absolut gesund und tragfähig sein. Dies setzt vor der Erhöhung eine Klauenpflege gemäß den Vorgaben der funktionellen Klauenpflege sowie ein Untersuchen der Klaue auf Druckstellen und Defekte (durch Besichtigung und Abdrücken der Sohlenfläche) voraus. Außerdem ist eine Reinigung der Klaue von Schmutz und vor allem von Blutresten erforderlich, da sonst die eingesetzten Kleber nur eine unzureichende Verbindung mit dem Klauenhorn eingehen können. Zur Entfernung von Blutresten hat sich besonders Spiritus bewährt.

Verschiedene Kothurnsysteme:

Am Markt sind derzeit viele verschiedene Kothurnsysteme erhältlich. Man kann diese Vielfalt jedoch in einigen Gruppen zusammenfassen:

  • zunächst ist zwischen den mittels moderner 2-Komponenten-Kleber befestigten, heute üblichen Klötzen und den genagelten (vergl. Pferdehufeisen, Abbildung 1)zu unterscheiden.
  • funktionell lassen sich die verklebten Klötze noch in frei positionierbare und solche mit durch eine Schuhform vorgegebener Position unterscheiden (Abbildung 1).
  • letztlich unterscheidet man noch verschiedene Möglichkeiten der Klebetechnik, von einfachem Anrühren der Komponenten in einem Becher über Mischdosierer bis hin zu auf dem Klotz fertig angebrachten Komponentenanteilen eines Sekundenklebers (Abbildung 1). Ein besonderes Merkmal der neueren Klebesysteme ist das schnelle Aushärten an der Klaue innerhalb weniger Minuten. Besonders im Winter stellt das langsame Aushärten der 2-Komponenten-Kleber am aufgehobenen Rinderfuß und bei unruhigen Tieren ein großes Problem dar.

Abzugrenzen von diesen Kothurnsystemen sind Schuhe für den gesamten Unterfuß, die jedoch kaum mechanische Entlastung für die erkrankte Klaue bieten . Sie können lediglich den Klauenabrieb vermindern oder als Stabilisation oder Hülle für bestimmte Verbände (z.B. Angussverbände) dienen (Abbildung 2).

Korrektes Positionieren des Klotzes:

Der Klotz soll so unter der Klaue sitzen, dass die Lastachse des Unterfußes mitten durch ihn hindurchläuft. Dazu ist es meist notwendig, den Klotz gegenüber der Klauenspitze etwas zum Ballen hin zu versetzen (Abbildungen 3,4), meist etwa eine bis zwei Fingerbreiten. Manche Klauenschuhsysteme geben dies bereits vor, indem der Schuh eine entsprechend lange Sohle ( bei der XXL-Größe s. u.) besitzt. Ist der Klotz zu weit zur Spitze hin angebracht, so kommt es zum Abkippen der gesamten Klaue nach hinten, sie wird durchtrittig (Abbildung 5). Durch diese Kippklauenbildung entstehen dann zügig Druckdefekte im hinteren, dann fehlbelasteten Sohlenbereich der erhöhten Klaue (Abbildung 6).

Spezielle Probleme einzelner Kothurnsysteme:

Beschuhte Systeme sind oft im Ballenbereich zu kurz, nicht nur bei Tieren mit an sich besonders großen Klauen, sondern auch bei Tieren, die infolge der weitverbreiteten Klauenrehe Deformationen des Hornschuhs aufweisen. In den meisten Fällen ist es deshalb sinnvoll, grundsätzlich mit den „XXL“-Versionen der entsprechenden Klotz-Hersteller oder mit den „zurückversetzten“ Schuhen zu arbeiten.

Die genannten Hornschuhdeformationen durch Klauenrehe machen aber auch beim Nageln von Klötzen Probleme, wenn sich nämlich die „Weiße Linie“, an der die Nägel angesetzt werden, bei Rollklauenbildung unter das Klauenbein schiebt und die Nägel deshalb trotz korrekten Ansatzes an der weißen Linie die Lederhaut verletzen. Auch die mangelnde Festigkeit des Klauenhornes bei unseren Hochleistungsrindern spricht gegen die Nagelung.

Fehler beim Verkleben des Klotzes:

Der Ballen ist beim Verkleben unbedingt frei zu lassen, da der glashart werdende 2-Komponenten-Kleber das weichere Ballenhorn leicht beschädigen kann und somit die Grundlage für tiefere Ballenhorndefekte gesetzt werden könnte. Bei großen Ballen empfiehlt es sich sogar, das rückwärtige Klotzteil schräg anzuschleifen, um keinen Druck auf diesen Bereich auszuüben (Abbildung 7)

Dauer der Klauenerhöhung:

Ein Klotz sollte wenigstens 2 Wochen, maximal 4 Wochen unter der Klaue belassen werden. 2 Wochen sollten der erkrankten Gegenklaue mindestens zur Regeneration zur Verfügung stehen, nach 4 Wochen schiebt sich der Klotz aber durch das reguläre Klauenwachstum so weit zur Klauenspitze hin, dass mit einer Fehlbelastung (Kippklauenbildung) zu rechnen ist. Ist der Klotz dann noch nicht von selbst abgefallen, so hat sich folgendes Vorgehen zur Abnahme bewährt:

Zunächst spaltet man den Klotz vom Ballen her in 2 Hälften (z.B. mit einer Hauklinge, Abbildung 8), dann löst man ihn ebenfalls vom Ballen beginnend von der Sohlenfläche ab (Abbildung 9). Eventuell auf der Laufsohle verbleibende Reste des 2-Komponenten-Klebers sollten z.B. mit der Flex abgetragen werden, damit sie keine Druckstellen verursachen.

Autor: Dr. Peter Heimberg und Andreas Pelzer