Afrikanische Schweinepest jetzt auf EU-Territorium

Die Afrikanische Schweinpest (ASP, engl. African Swine Fever, ASF) ist eine Tierseuche, die der bei uns bekannten klassischen Schweinepest (KSP, CSF) klinisch sehr ähnlich sieht. Je nach Stamm weist die Afrikanische Schweinepest bis zu 100 % Mortalität auf.

Ihr Erreger, ein ASFI-Virus, hat gegenüber dem Erreger der KSP allerdings einige Besonder-heiten: Das Virus kann sowohl direkt von Tier zu Tier als auch über Lederzecken als Vektoren übertragen werden. Es hat die Fähigkeit, daß Immunsystem des Wirtes zu beeinflussen, weshalb es bis heute keinen Ansatz für eine brauchbare Schutzimpfung gibt und einfache, Antikörperbasierte serologische Tests in der Überwachung nicht verwendet werden können. Die Diagnostik ist abhängig von Sektionsbefunden und dem direkten Virusnachweis mittels PCR, kann also nur rund um das klinische Geschehen stattfinden.

Wichtigste Verbreitungswege sind derzeit die Ausbreitung in Wildschweinpopulationen sowie die Verschleppung durch (wild-)schweinhaltige Speisereste, die weggeworfen oder verfüttert werden.

Seit einigen Jahren breitet sich das ASP-Virus in Rußland aus, wahrscheinlich durch die dortige Armee, die das Virus offenbar über ihre Versorgungseinrichtungen aus der Schwarzmeerregion heraus im gesamten westlichen Landesteil verbreitet hat. Von dort war das Virus nach Weißrußland und in die Ukraine gelangt.

Ende Januar wurde das ASP-Virus bei Wildschweinen u.a. im Bezirk Alytus in Litauen, nur ca. 50 km Luftlinie von der polnischen Grenze entfernt, gefunden. Damit hat der als sehr aggressiv geltende ASP-Stamm aus Rußland jetzt das EU-Territorium erreicht. Mitte Februar gab es bereits Virusfunde verendeten Wildschweinen in Polen, 900 m bzw. 3 km entfernt von der weißrussischen Grenze aufgefunden (östlich der Masurischen Seenplatte).

Als Bekämpfungsmaßnahme wurde in Litauen ab sofort die Jagd auf Schwarzwild intensiviert, z.B. unter Aussetzung von Schonzeiten auch für tragende Bachen. Seitens der EU wird ein besonderes Augenmerk auf den LKW-Verkehr gelegt und die Errichtung von Desinfektionshallen (Wintertemperaturen erschweren die Desinfektion erheblich!) gefördert. Neben der Kontrolle der Ladung und entsprechenden R&D-Maßnahmen bei den Fahrzeugen besteht aber auch ein hohes Verschleppungsrisiko durch die Eigenverpflegung der Fahrer entlang der Autobahnen!

Unabhängig davon besteht aber auch die Gefahr einer langsamen Ausbreitung in Richtung Westen innerhalb der Schwarzwildpopulation. In der Grenzregion von Litauen und Polen (Masuren) liegen große zusammenhänge Wälder.

Sollte das ASP-Virus Nordwestdeutschland erreichen, so ist von einer mehrjährigen Abkopplung unserer Schweinepopulation vom freien Handel auszugehen. Das einzige zur Verfügung stehende Bekämpfungsinstrument, die Keulung, ist in Bezug auf die Hausschweinepopulation zwar eine schmerzhafte, aber vermutlich wirkungsvolle Maßnahme. Ist das Virus aber auch in der Wildschweinpopulation angekommen, so ist die Eliminierung fraglich, da eine Vakzination analog zur KSP-Bekämpfung absehbar nicht zur Verfügung stehen wird. Dies belegt die Einschleppung nach Sardinien im Jahre 1978, wo das ASP-Virus bis heute endemisch geblieben ist.

Es muß deshalb zwingend an die Eigenverantwortlichkeit aller Schweinehalter für die Biosicherheit in ihren Tierhaltungen (Speisereste, Personenverkehr, Wildtierkontakte) sowie der Jäger (Fallwild), insbesondere auch der Jagdtouristen in Bezug auf Trophäen und Wildbretmitbringsel, appelliert werden!

Von besonderer Bedeutung ist natürlich auch die Diagnostik bei auffälligen klinischen Symptomen: Die in NRW mit Hilfe der Tierseuchenkasse installierten Früherkennungssysteme berücksichtigen in den Ausschlußuntersuchungen schon seit letztem Jahr neben der KSP auch immer die ASP: Sie können aber nur funktionieren, wenn Blut bzw. Tierkörper zur Diagnostik eingesendet werden!

Autor: Dr. Peter Heimberg