Brölnebenbächeprojekt zur Reduzierung von Feinsedimenteinträgen

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Die Bröl, Oberbergischen Kreis, im Herbst


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Dieser Nebenbach der Bröl fließt durch landwirtschaftlich genutztes Grünland


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Pumptränke an einer eingezäunten Viehweide, die durch einen Uferrandstreifen von einem Bach getrennt ist, um Einträge zu reduzieren


Beurteilung von Maßnahmen zur Minimierung der Sedimenteinträge aus landwirtschaftlichen Nutzflächen in das Fließgewässersystem der Oberen Bröl

Feinsedimenteinträge aus landwirtschaftlichen Nutzflächen können zur Ablagerung von Sedimenten in kiesige Gewässersohlen von Fließgewässern führen, mit negativen Auswirkungen auf die Laichentwicklung von Lachsen und anderen in das Kiesbett ablaichenden Fischarten.

Der Bröl als bedeutendem Lachslaichgewässer kommt im Wanderfischprogramm NRW eine besondere Bedeutung zu. Trotz zum Teil hervorragender Gewässereigenschaften im unteren Abschnitt der Bröl sind die Reproduktionsraten nicht so, wie sie sein sollten. In umfangreichen Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass der Feinsedimenteintrag vor allem in kleinere Nebenbäche der oberen Bröläste stark zur Belastung der Sohlstrukturen durch Sedimente auch in den unteren Bereichen der Bröl beiträgt. Zur Verbesserung der Situation sind seitens der Landwirtschaft deshalb zusätzliche Anstrengungen erforderlich.

Vor diesem Hintergrund hat die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen ein studentisches Projekt der Hochschule Osnabrück angeregt mit dem Ziel, verschiedene Maßnahmen zur Reduktion von Feinsedimenteinträgen zusammenzustellen und sie hinsichtlich ihrer Effizienz zu bewerten. Gleichzeitig sollten die Akzeptanz ihrer Umsetzung bei betroffenen Landwirten beurteilt und Möglichkeiten der Akzeptanzsteigerung beleuchtet werden. Zuvor hatten bereits seit 2009 Gespräche und gemeinsame Ortsbegehungen zwischen der Landwirtschaftskammer, dem Aggerverband und dem Rheinischen Fischereiverband stattgefunden.

Ausgehend von einem bereits laufenden Projekt zur Errichtung und Auszäunung von Viehtränken an Zuflüssen der Homburger und Waldbröler Bröl, wurde ein Expertenworkshop durchgeführt, in dem die Beteiligten verschiedene, zur Reduktion von Sedimenteinträgengeeignete Maßnahmen diskutierten. Die Ergebnisse dieses Expertenworkshops sollten in einen Projektleitfaden als allgemeine Handlungsempfehlung für die Planung und Umsetzung von Erosionsschutzmaßnahmen im Einzugsgebiet der Bröl einfließen, der auch eine Hilfestellung für Vorhaben an anderen Gewässersystemen bieten könnte. Die Koordinierung des Projekts erfolgte in enger Abstimmung mit der Kreisstelle der Landwirtschaftskammer in Lindlar, wo auf langjährige praktische Erfahrungen mit Gewässerschutzmaßnahmen zurückgegriffen werden konnte. Das Projekt lieferte folgende Ergebnisse:

1. Konkrete Maßnahmen zur kurzfristigen Verringerung von Sediment- und Nährstoffeinträgen aus der Landwirtschaft in die Nebengewässer der Bröl.

Das 2010 ins Leben gerufene Projekt sieht die Errichtung von insgesamt 15 Viehtränken mit entsprechender Gewässerauszäunung vor, um insbesondere Viehtrittschäden und dadurch bedingte Ufererosion zu vermeiden. Fünf dieser Tränken konnten bis Ende 2011 errichtet werden (vor allem im Bereich des Harscheider Baches), weitere 10 sind geplant. Die Kosten pro Tränke belaufen sich auf ca. 1500 €, wobei die Landwirte das Material gestellt bekommen. Zusätzlich sollen an zwei Stellen Gewässerübergänge errichtet werden. Insgesamt sind vier Landwirte in enger Absprache mit der Landwirtschaftskammer, der Biostation und dem Aggerverband an dem Projekt beteiligt. Die Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten wird als ausgesprochen gut bezeichnet.

2. Expertenworkshop am 24.01.2012 in Nümbrecht

Ziel war es, ein Ranking verschiedener Erosionsschutzmaßnahmen zu erreichen, welches getrennt nach den Nutzungsarten Grünland und Acker einerseits die Effizienz dieser Maßnahmen und andererseits die Akzeptanz der Maßnahmen in der Landwirtschaft abbildet und mit den Ergebnissen einer Literaturrecherche verglichen werden sollte. Die Ergebnisse sind den Tabellen 1,2 und 3 zu entnehmen.

Insgesamt zeigte sich, dass die Kriterien Effizienz und Akzeptanz nicht immer zu trennen sind und das Expertenranking aufgrund spezifischer örtlicher Verhältnisse teilweise anders ausfiel als das Resultat der Literaturrecherche. Dieses Ergebnis verdeutlicht, dass lokale, ortsspezifische Aspekte bei der Maßnahmenplanung und -umsetzung unbedingt zu beachten sind. Zur Erhöhung der Akzeptanz ist ferner von Bedeutung, dass finanzielle Nachteile für Landwirte ausgeglichen werden bzw. Förderprogramme sinnvoll genutzt werden können. Daneben besitzt auch die frühzeitige Information und das kooperative Gespräch zwischen den Beteiligten eine große Bedeutung für die Akzeptanz der Maßnahmen.

3. Projektleitfaden

Aufbauend auf den gesammelten Erfahrungen und den Ergebnissen des Experten-Workshops stellt der Leitfaden die Handlungsschritte zur Auswahl und Implementierung erosionsreduzierender Maßnahmen dar. Der Leitfaden kann einen groben Orientierungsrahmen für weitere Vorhaben bieten und gibt potentiellen Maßnahmenträgern Hilfestellung bei der Planung und Umsetzung entsprechender Maßnahmen. Er entbindet diese aber nicht von der Kommunikation mit allen Betroffenen und der situationsbezogenen Berücksichtigung regionaler Gegebenheiten.

Ermutigt durch die erfolgreiche Zusammenarbeit in dem Projekt sollen die Voraussetzungen für weitere Maßnahmen an Gewässern des Bröl-Einzugsgebietes sowohl im Oberbergischen als auch im Rhein-Sieg-Kreis ermittelt werden. Dabei sind sich alle Beteiligten darin einig, dass der bisherige kooperative Ansatz und das gegenseitige Vertrauen der Akteure Grundlage des weiteren Vorgehens sein soll.

Die Arbeiten wurden teilweise finanziert durch das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen.

Landesinitiative des Landes NRW.

Autor: Dr. Jürgen Apel