Frühlingsluft kein Problem für die Landwirtschaft

Knospen einer ForsythieBild vergrößern
Foto: Antje Deepen-Wieczorek, piclease

Die Auswirkungen der warmen Witterung der letzten Tage auf Landwirtschaft und Gartenbau sind nach Einschätzung der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen weniger schwerwiegend als häufig angenommen. Das frühlingshafte Wetter seit dem Jahreswechsel mit Temperaturen bis zu 15 Grad Celsius verlieh dem Getreide auf dem Acker wie auch dem Rasen im Hausgarten ein sattes Grün. Daran kann auch der Laie erkennen, dass die Pflanzen mitten im Winter weiterwachsen.

Die Befürchtung, dass die Getreidebestände bei wieder einsetzender Kälte nachhaltige Schäden am Blattapparat oder an den Wurzeln erleiden, ist nach Einschätzung der Ackerbauexperten der Landwirtschaftskammer jedoch unbegründet. Bis zur Getreideernte dauert es noch mehr als ein halbes Jahr. Wie die Ernte ausfällt, hängt vor allem vom Witterungsverlauf in der Vegetationszeit im Frühjahr und Frühsommer ab; Aussagen über die Ernteaussichten zum jetzigen Zeitpunkt sind deshalb reine Spekulation.

Nicht ganz so sorglos wie die Landwirte blicken derzeit die Obstbauern aufs Thermometer. Der Saftdruck in den Bäumen hat zugenommen, was äußerlich an einem Anschwellen der Knospen zu erkennen ist. Dies trifft vor allem für die frühblühenden Obstarten Johannis- und Stachelbeeren, Pflaumen, Zwetschgen, Pfirsiche sowie Sauerkirschen zu. Die Winterruhe, die die Obstbäume benötigen, um im Frühjahr blühen zu können, war aber bisher noch nicht ausreichend. Erfahrungsgemäß kommen jedoch noch genügend Kältetage, die ausreichen, um die innere Ruhe der Bäume aufs Frühjahr umzustellen. Da die Temperaturen bereits wieder fallen, besteht zur Zeit noch keine Gefahr, dass die Obstbäume sich so weit entwickeln, dass sie Kälteschäden erleiden.

Auch bei den Schädlingen, die auf dem Acker und in den Obstanlagen überwintern, lösen die warmen Temperaturen Frühlingsgefühle aus. Hier besteht ebenfalls kein Grund zur Panik, denn um sich zu bewegen, Nahrung zu suchen und sich zu vermehren, verbrauchen die Schädlinge, wie zum Beispiel Blattläuse, einen Teil ihrer Energie. Wird es wieder kalt, bevor die Vermehrung stattgefunden hat, erweist sich dieser Energieverbrauch als Fehlinvestition. Ein Wechsel von Wärme und Kälte im Winter führt deswegen sogar zu einer stärkeren Reduzierung der Schädlingsbestände als langanhaltender Frost.

Pressemeldung der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen vom 11.01.2005