Deutlich weniger Agrar-Prämienanträge in NRW

Beratung

48 201 Antragsteller haben bis zum 15. Mai einen Antrag im Rahmen der EU-Agrarprämien bei der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen abgegeben. Das sind 11 Prozent weniger als im Vorjahr. Wie die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen mitteilt, liegt die Zahl der Antragsteller aber immer noch um rund 5 000 über dem Wert von 2004. Obwohl die Landwirte in NRW kontinuierlich weniger werden, war die Zahl der Anträge auf EU-Prämien im vergangenen Jahr mit einem Schlag über 11 000 gestiegen, weil durch die geänderte Agrarpolitik der EU erstmals auch Hobbylandwirte, zum Beispiel Pferdehalter, antragsberechtigt geworden waren, sofern sie mehr als 300 m² Land bewirtschaften. Den Rückgang der Anträge in diesem Jahr führt die Landwirtschaftskammer vor allem darauf zurück, dass sich auch diese Antragsteller für eine vergleichsweise geringe Prämie dem hohen Verwaltungsaufwand bei der Antragstellung und den von der EU vorgeschriebenen umfangreichen Kontrollen im Betrieb stellen müssen.

Für das kommende Jahr rechnet die Landwirtschaftskammer erneut mit einem weiteren deutlichen Rückgang der Antragsteller, denn seit diesem Jahr können die Prämienrechte frei gehandelt werden. Da die Zahlungsansprüche nur in Verbindung mit der Bewirtschaftung von Flächen genutzt werden können, geht die Kammer davon aus, dass Landwirte, die ihren Betrieb aufgeben und die bisher selbst genutzten Wiesen und Äcker an andere Landwirte abgeben, auch die Zahlungsansprüche an Berufskollegen verkaufen werden.

Mit der Umsetzung der jüngsten EU-Agrarreform im vergangenen Jahr werden Prämien erstmals nicht mehr für eine bestimmte Menge an Produktionseinheiten, zum Beispiel Anbau von Getreide oder Haltung von Mastbullen, gezahlt, sondern für die gesamte beihilfefähige Fläche eines Betriebes, unabhängig von der Produktionsrichtung. Damit sollte erreicht werden, dass die landwirtschaftlichen Betriebe in der EU international wettbewerbsfähig bleiben und ihre besonderen Leistungen in der Landschaftspflege honoriert werden, ohne dass Überschüsse produziert werden. Landwirte beklagen insbesondere, dass der von der Politik mit der Einführung dieser Agrarreform versprochene Bürokratieabbau bisher ausgeblieben ist und stattdessen die Zahl der Formulare und der zu beachtenden Vorschriften deutlich gestiegen ist. Auch der Verwaltungsaufwand für die Umsetzung der Agrarreform war bisher beachtlich. So wurde im vergangenen Jahr nicht nur das Förderungssystem komplett umgestellt, sondern zeitgleich ein vollständig neues luftbildgestütztes Verfahren vom Nachweis der Flächen eingeführt.

Seit diesem Jahr schreibt die EU vor, dass die Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer und der übrigen beteiligten Behörden bei allen Kontrollen auf dem Bauernhof grundsätzlich zu zweit arbeiten müssen, was den Personalaufwand erheblich steigert.

Pressemeldung der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen vom 23.05.2006