Milchleistungsfutter im Test

Hammeltest

Im Landwirtschaftszentrum Haus Riswick, Kleve, wurden innerhalb der Energetischen Futterwertprüfung Ergänzungsfuttermittel für Milchkühe von verschiedenen Mischfutterherstellern geprüft. Ziel dieser Prüfung ist die Bestimmung des Energiegehaltes für das jeweilige Futter auf der Grundlage von Verdauungsversuchen an Hammeln, um anschließend einen Vergleich mit dem vom Hersteller deklarierten Energiewert vorzunehmen.

Neben den Gehalten an Rohnährstoffen und der Energie werden zur besseren Beschreibung der Futter auch die Gehalte an Stärke und Zucker sowie NDFom und ADFom ermittelt und dargestellt. Über das methodische Vorgehen im Detail informiert die Übersicht 1.

In den vorliegenden Prüfdurchgängen wurden acht Milchleistungsfutter von sieben verschiedenen Herstellern geprüft. Die Futter unterscheiden sich vor allem hinsichtlich des Energie- und Proteingehaltes, so dass sich unterschiedliche Einsatzempfehlungen ergeben. Das Futter Fettmilk 2 der Agravis, Münster, soll der Energiestufe 2 angehören und einen Rohproteingehalt von 24 % besitzen. Das Futter soll mit Getreide 1:1 verschnitten und dann zu ausgeglichenen Grobfutterrationen eingesetzt werden. Deshalb weist das Futter auch höhere Gehalte an Calcium und Phosphor im Vergleich zu den anderen Prüffuttern auf.

Drei Futter sind nach Herstellerangaben der Energiestufe 3 zugehörig. Die Proteingehalte dieser Futter sollen 18 bzw. 20 % betragen. Ein Futter soll 6,8 MJ NEL/kg und 19 % Rohprotein aufweisen. Drei weitere Futter sind mit einem Energiegehalt von 7,0 MJ NEL deklariert bei Proteingehalten von 19,5, 20,0 bzw. 21,0 %. Die Gehalte an Rohfaser sollen zwischen 7,8 und 11,5 % liegen. Bezüglich der Einsatzempfehlungen soll der Einsatz vorwiegend zu ausgeglichenen Grobfutterrationen bzw. zu Rationen mit einem leichten Mangel an Rohprotein erfolgen.

Ergebnisse:

Aus der Übersicht 2 sind die deklarierten Gehalte, die analytisch ermittelten Inhaltsstoffe sowie am Hammel ermittelte Verdaulichkeiten und die daraus bestimmte Energiestufe für die Futter zu entnehmen. Ein Vergleich der von den Herstellern angegebenen Nährstoffgehalte zeigt bei allen Futtern eine gute Übereinstimmung mit den durch die Lufa NRW ermittelten Gehalten. Dies gilt ebenfalls für die Mineralstoffgehalte. Die futtermittelrechtlichen Toleranzen werden bei allen Kennwerten eingehalten.

Die Verdaulichkeit der organischen Masse erstreckt sich in einem Bereich von 83,0 bis 88,9 %. Auf Basis der verdaulichen Nährstoffe werden drei Futter in Stufe 3 und fünf Futter in die Stufe >3 eingruppiert. Bei vier Futtern wird der deklarierte Energiewert nach Verdaulichkeitsmessung überschritten. Auch die Energieschätzung mit Hilfe des Hohenheimer Futterwerttests führt zu einer Bestätigung der deklarierten Energieangaben.

Die Angaben zu den analysierten Gehalten an Stärke und Zucker befinden sich ebenfalls in der Übersicht 2. Die Zuckergehalte variieren zwischen 53 und 91 g/kg. Bei der Stärke zeigt sich eine wesentlich größere Schwankungsbreite. Die Analysedaten reichen hier von 70 bis 238 g/kg. Für die ab September 2010 neu geltende Energieschätzgleichung für Rindermischfutter wird auch die Größe ADFom (aschefreie Säure-Detergenzien-Faser) benötigt. Die Werte in den Prüffuttern bewegen sich zwischen 89 und 163 g/kg, wobei eine enge Beziehung zum Rohfasergehalt besteht.

Kommentar:

In den vorliegenden Prüfdurchgängen wurde bei allen Futtern der vom Hersteller angegebene Energiewert durch die Messung der Verdaulichkeit im Hammeltest bestätigt, worin eine hohe Zuverlässigkeit in den Herstellerangaben zum Ausdruck kommt. Der Milchviehhalter kann deshalb seine Kraftfutterzuteilung entsprechend der tierindividuellen Milchleistung sachgerecht vornehmen.

Mit der Mischfutterindustrie ist vereinbart, die Energieangaben mit Hilfe des Energiestufensystems vorzunehmen. Die Zehntel genaue Energieangabe beim Futter RA Milchf. 19 Byoprofin der Raiffeisen Alstätte-Vreden-Epe ist wenig Ziel führend, da bezüglich der Umsetzbarkeit in die Fütterungspraxis und auch der Überprüfung mittels Tierversuch oder anerkannter in vitro-Verfahren eine Energieangabe über die Energiestufen sinnvoller ist.

Bei vier der geprüften Futter wird der deklarierte Energiewert in der Prüfung am Hammel um mehr als die gesetzlich vorgegebene Toleranz in Höhe von 0,25 MJ NEL/kg zum Teil deutlich überschritten. Auch ein Überschreiten des Energiegehaltes sollte vermieden werden, da ansonsten eine leistungsgerechte Kraftfutterzuteilung nicht möglich ist. Insbesondere führt eine energetische Überversorgung im letzten Laktationsdrittel zu einer unerwünschten Verfettung, aus der sich nachteilige Folgen für die anschließende Frühlaktation ergeben können.

Die Analysen der Kohlenhydrate Zucker und Stärke zeigen vor allem beim Stärkegehalt sehr große Unterschiede zwischen den Futtern. Der Gehalt an Stärke und auch die Herkunft der Stärke ist für die Beurteilung und Vorhersage von Fermentationsvorgängen im Pansen von größter Bedeutung gerade für Kühe in der Hochlaktationsphase, in der acidotische Pansenverhältnisse unbedingt vermieden werden müssen. Vor diesem Hintergrund ergibt sich die Forderung nach Angabe der Stärke- und Zuckergehalte in den Fütterungshinweisen, da dann die Auswahl und der Einsatz des Milchleistungsfutters passend zum Grobfutter noch zielgerichteter erfolgen können.

Fazit:

Durch Messung der Verdaulichkeit der Rohnährstoffe im Hammeltest und anschließender Energieberechung konnte bei acht geprüften Futtern der von den Herstellern angegebene Energiewert bestätigt werden. Bei der Hälfte der Prüffutter wurde ein deutlich höherer Energiegehalt gemessen als von den Herstellern angegeben. Auch Energieüberschreitungen sollten vermieden werden.

Autor: Annette Menke