Milchleistungsfutter im Test

Hammeltest

Im Landwirtschaftszentrum Haus Riswick, Kleve, wurden auftragsgemäß im Rahmen der energetischen Futterwertprüfung sechs Ergänzungsfuttermittel für Milchkühe von fünf Mischfutterherstellern geprüft. Ziel dieser Prüfung ist die Bestimmung des Energiegehaltes für das jeweilige Futter auf der Grundlage von Verdauungsversuchen an Hammeln, um anschließend einen Vergleich mit dem vom Hersteller deklarierten Energiewert vorzunehmen. Neben den Gehalten an Rohnährstoffen und der Energie werden zur besseren Beschreibung der Futter auch die Gehalte an Stärke und Zucker sowie NDFom und ADFom ermittelt und dargestellt. Über das methodische Vorgehen im Detail informiert die Übersicht „Ablauf und Methode der Energetischen Futterwertprüfung“ (siehe unten).

Das Futter Exact 20-II der Firma Agrifirm Deutschland, Neuss besitzt nach Herstellerangabe 20 % Rohprotein und soll der Energiestufe 2 angehören. ForFarmersThesing aus Rees gibt für das Futter Dairystar die Energiestufe 3 bei einem Rohproteingehalt von 20 % an. Mit 21 % Rohprotein und 6,8 MJ NEL/kg ist das Futter HS Maximelk Sondermischung 2359 von H. Schräder, Ochtrup deklariert. Haneberg&Leusing aus Schöppingen gibt für das Milchviehfutter MK Maso 20 % Rohprotein und 7,0 MJ NEL/kg an. Das Futter Kuhfit von Böckenhoff aus Südlohn soll 18,9 % Rohprotein und 7,2 MJ NEL/kg besitzen. Schließlich wird für das Futter MK Pro-Amino H von Haneberg&Leusing der Rohproteingehalt mit 39,0 % bei einem Energiegehalt von 7,1 MJ NEL/kg angegeben. Wegen des hohen Proteinwertes soll das Futter zu eiweißarmen Grundfutter oder im Verhältnis 1 : 1 mit Getreide verschnitten zum Einsatz kommen. Des Weiteren sind dem Futter 1,5 % Harnstoff zugegeben.

Bei den Angaben zur Rohasche bewegen sich die Werte zwischen 6,0 und 8,5 %. Die Rohfasergehalte variieren zwischen 4,5 und 13,2 %. Bezüglich des Gehaltes an Calcium werden Werte von 0,55 bis 0,90 % angegeben. Bei Phosphor sollen die Gehalte zwischen 0,48 und 0,95 % liegen.

Aus der Tabelle (siehe unten) sind die Angaben der Hersteller, die analytisch ermittelten Inhaltsstoffe sowie die am Hammel ermittelten Verdaulichkeiten und die daraus bestimmte Energiestufe für die Futter zu entnehmen. Ein Vergleich der deklarierten Rohnährstoffgehalte zeigt im Wesentlichen eine gute Übereinstimmung mit den durch die LUFA NRW analysierten Werten. Bei den Futtern HS Maximelk Sondermischung 2359 und Exact 20-II liegt der analysierte Ca-Wert deutlich oberhalb der Deklarationsangabe. Die vom Verordnungsgeber im Futtermittelrecht vorgegebene Toleranz wird überschritten.

Die maßgebliche Bestimmungsgröße für den Energiegehalt eines Futters ist der Gehalt an verdaubarer organischer Masse, der abhängig ist vom absoluten Gehalt an organischer Masse und deren Verdaulichkeit. Exakt bestimmen lässt sich die Verdaulichkeit nur über Messungen am Hammel. Erfahrungsgemäß ist für Futter der Energiestufe 2 eine Verdaulichkeit von 79 %, für die Stufe 3 von 83 % und für die Energiestufe >3 von etwa 86 % erforderlich. Das Futter Exact 20-II besitzt eine Verdaulichkeit der organischen Masse von 82,7 %. Es wird in die Energiestufe 3 eingruppiert, womit sich eine Energieüberschreitung darstellt. Beim Futter MK Pro-Amino H beträgt die Verdaulichkeit der organischen Masse 82,6 %, womit es in die Stufe 3 eingruppiert werden kann. Im Vergleich zum deklarierten Energiegehalt ergibt sich eine Energieunterschreitung, die oberhalb der gesetzlich vorgegebenen Toleranz von 0,25 MJ NEL/kg liegt. Der angegebene Energiegehalt wird demzufolge nicht bestätigt. Die übrigen vier Futter werden je zweimal in die Stufe 3 und >3 eingestuft, was zu einer Bestätigung der vom Hersteller gemachten Energieangabe führt. Die Anwendung des Hohenheimer Futterwerttest und die Energieermittlung mit Hilfe der vom Futtermittelrecht vorgegebenen Schätzgleichungen führen ebenfalls zu einer vergleichbaren Energiebewertung wie die Verdaulichkeitsmessungen.

Der Tabelle können auch die Gehalte an Zucker und Stärke sowie an Detergenzienfasern entnommen werden. Die Zuckerwerte liegen zwischen 48 und 83 g/kg, die Stärkegehalte zwischen 71 und 358 g/kg. Die Größe NDFom wird für die Energieschätzgleichung benötigt. Sie beschreibt im Wesentlichen den Gehalt an Zellwandmaterial im Futter. Die Werte schwanken zwischen 150 und 368 g/kg. Bei höheren Stärkegehalten ergeben sich in der Regel niedrigere NDFom-Werte.

Kommentar

In den vorliegenden Prüfdurchgängen konnte in vier Fällen der vom Hersteller angegebene Energiegehalt bestätigt werden. Beim Futter Exact 20-II ergab die Hammelprüfung einen deutlich höheren Energiegehalt als deklariert. Auch Energieüberschreitungen sollten vermieden werden, da ansonsten eine leistungsgerechte Versorgung mit Milchleistungsfuttern erschwert wird. Beim Futter MK Pro-Amino H konnte der deklarierte Energiegehalt nicht bestätigt werden. Die Verdaulichkeit der organischen Masse war ausreichend für eine Eingruppierung in die Stufe 3, womit der angegebene Energiewert von 7,1 MJ NEL/kg nicht erreicht werden konnte. Dies war zu erwarten, da das Futter vorwiegend aus den Komponenten Rapsextraktionsschrot, Getreideschlempe sowie Vinasse besteht, deren Energiegehalte auf dem Niveau der Energiestufe 2 und 3 liegen.

Für die Angabe des Energiewertes eines Mischfutters ist das Energiestufensystem vereinbart. Dieses System hat sich im Großen und Ganzen bewährt und es gibt wenige Gründe hiervon abzuweichen. Eine zehntelgenaue Energieangabe wie beim geprüften Futter der Firma H. Schräder ist wenig hilfreich, da sich solch geringe Unterschiede in der Fütterungspraxis nicht wieder finden.

Fazit

Bei einem Futter ergab sich eine zu geringe Verdaulichkeit der organischen Masse, um einen Energiegehalt von 7,1 MJ NEL/kg zu erreichen. Die Deklaration konnte deshalb nicht bestätigt werden. Bei den übrigen Futtern ergaben sich keine Beanstandungen, wenn man von einer Energieüberschreitung absieht.

Autor: Annette Menke