Landessortenversuche Silomais 2020, Höhenlagen

Mais in Meschede-WallenBild vergrößern
In den Höhenlagen, hier am Standort Meschede, konnte der Silomais von den hohen Temperaturen profitieren

Gute Erträge mit Silomais in Höhenlagen

Im kühlen Mai traf Mais in den Höhenlagen Nordrhein-Westfalens auf schlechte Startbedingungen. Dennoch lieferte Silomais 2020 in den Höhen- und Übergangslagen regelmäßig gute Erträge und Qualitäten. Norbert Erhardt berichtet über die Landessortenversuche mit Silomais im Hochsauerlandkreis und gibt Sortenempfehlungen für den Silomaisanbau in den Höhen- und Übergangslagen.

Nach guten Bestellbedingungen bis Ende April brauchte der Mais im kühlen Mai in ungünstigen Lagen fast 4 Wochen bis zum Feldaufgang. Grundsätzlich kam die Entwicklung der Bestände mit zunehmender Höhenlagen nur zögerlich in Gang und geriet mit kühlen Witterungsabschnitten bis in den Juli hinein immer wieder ins Stocken. Der Eintritt in die generative Phase, beginnend mit der Blüte, wird beim Mais nicht allein durch das Pflanzenwachstum, sondern maßgeblich auch durch die Tageslänge gesteuert. Fehlt es unter kühlen Bedingungen im Frühsommer an ausreichender Temperatursumme, geht der Mais mit vermindertem Massenwachstum in die generative Phase über. In ungünstigen Lagen und mit schlechteren Wachstumsbedingungen bleiben die Pflanzen entsprechend kürzer und bilden weniger Blatt- und Stängelmasse.

Große Standortunterschiede

Diese Zusammenhänge sind auch in den Landesortenversuchen mit Silomais in den Höhen- und Übergangslagen zu erkennen. Die Landwirtschaftskammer NRW führt diese Prüfungen an zwei Standorten um Meschede im Hochsauerlandkreis durch. Die Versuchsfläche in Meschede-Enste auf ca. 300 m über NN zeichnet sich durch einen tiefgründigen Lehmboden aus. Die Fläche liegt relativ geschützt und fällt leicht nach Süden ab. In Calle-Wallen wird hingegen bei vergleichbarer Bodenart auf 400 Höhenmetern geprüft. Der Mais steht hier in einer raueren Kammlage. Der Standort ist etwas flachgründiger, so dass es bei ausbleibenden Regen zumindest phasenweise auch zu Trockenstress kommen kann. An beiden Standorten werden die Prüfsorten nach identischem Versuchsplan mit einheitlicher Bestelltechnik und vergleichbarer Saatbettbereitung und Düngung zeitgleich in die Erde gebracht. Wie Übersicht 1 entnommen werden kann, fielen die Erträge in Enste mit 230 dt/ha Trockenmasse um ca. 30 Prozent höher aus als in Wallen. Obwohl die Sorten in Wallen fast eine Woche später zur Blüte kamen und damit mehr Zeit für das vegetative Wachstum hatten, blieben die Pflanzen hier im Versuchsmittel fast 50 cm kürzer als in Meschede-Enste, wo massenwüchsige Sorten Pflanzenlängen von bis zu 370 cm erreichten.

Günstige Bedingungen für Blüte und Kolbenfüllung

Grundsätzlich stellten sich um den Monatswechsel Juli/ August günstige Bedingungen für die Maisblüte ein, die sich, bei im Juli noch kühleren Temperaturen, aber ungewöhnlich in die Länge zog. Anschließend profitierte der Mais in den Höhenlagen bezüglich der Stärkeeinlagerung von den deutlich überdurchschnittlichen Temperaturen im August. Früher als in den Niederungslagen kam es hier bereits ab Ende der ersten Augustwoche zu wiederholten, teilweise ergiebigen Regenschauern, so dass Trockenstress auch auf den flachgründigen Standorten die Ausnahme blieb. In der Hochdruckphase um Mitte September mit nochmals höheren Temperaturen und reichlich Sonne konnte der Mais dann auch in den Höhenlagen ordentlich abreifen. Um die Monatswende September/Oktober erreichten die Maisbestände um Meschede optimale Trockenmassegehalte in Kolben und Gesamtpflanze für die Silomaisernte.

Sehr gute Erträge und Qualitäten in Meschede-Enste

Unter den günstigen Standortbedingungen in Meschede-Enste werden, wie in den warmen Vorjahren, wieder sehr hohe Erträge und Qualitäten erzielt, die höher ausfallen als an vielen Versuchsstandorten in den Niederungslagen. Da sich die Pflanzen in Enste zum Häckseltermin noch weitgehend grün und vital zeigten, fällt, in Kombination mit hohen Anteilen weit ausgereifter Körner, die durchschnittliche Energiekonzentration mit 6,92 MJ NEL/kg T sehr hoch aus. Im Mittel der Sorten wird damit am Versuchsstandort Meschede-Enste die höchste Energiedichte in allen Silomaisversuchen der Landwirtschaftskammer NRW im Erntejahr 2020 realisiert. Die diesjährigen Versuchsergebnisse am Standort Meschede-Enste demonstrieren das hohe Leistungspotenzial der Maissorten. Wichtig für die Maissortenwahl in den Höhen- und Übergangslagen ist aber besonders die Sortenleistung unter schlechteren Wachstums- und Standortbedingungen. Während die jährlichen Witterungseinflüsse nicht zu steuern sind, werden für die Beurteilung der Sorteneigenschaften daher Versuchsergebnisse weiterer Versuchsstandorte mit ungünstigeren Wachstumsbedingungen aus benachbarten Bundesländern einbezogen. Für 2020 stehen dazu Zahlen von drei Standorten in Rheinland-Pfalz (Eifel und Hunsrück zwischen 280 und 530 m ü. NN), zwei Standorten in Nordhessen (Fritzlar, 360 m ü. NN; Korbach, 370m ü. NN) und dem niedersächsischen Standort Uslar (ca. 280 m ü. NN) zur Verfügung. Die Ergebnistabelle zu den einzelnen Sorten in Übersicht 2 basiert damit allein für 2020 auf Ergebnissen von 8 Standorten. Für ältere Sorten mit mehreren Prüfjahren fließen bis zu 30 Versuchsergebnisse in die mehrjährige Verrechnung ein.

Sichere Abreife hat höchste Priorität

Das hohe Leistungspotenzial der Maissorten kann nur genutzt werden, wenn die Sorte am jeweiligen Standort auch sicher reif werden kann. Um die hohe Bedeutung der Maisabreife bezüglich der Futterqualität zu verdeutlichen, wurde an den Versuchsstandorten in NRW und Niedersachsen die mittelspäte Sorte Matthew mit der Siloreifezahl S 270 zusätzlich geprüft. Wie Übersicht 2 entnommen werden kann, musste die Sorte dabei im Mittel der Standorte mit relativ niedrigem Trockenmassegehalt geerntet werden, was deutlich unterdurchschnittliche Stärkegehalte und eine schlechte Energiedichte mit sich bringt. In Folge des niedrigen Stärkegehaltes kann auch der Stärkeertrag nicht überzeugen. Während Matthew mit besseren Reifebedingungen in Niederungslagen regelmäßig beste Qualitäten und Erträge liefert, kann unter ungünstigen Bedingungen durch die Wahl der für die Höhenlage zu späten Sorten das Leistungspotenzial des Standortes und auch der Sorte nicht genutzt werden. Die Ergebnisse in Übersicht 2 zeigen hingegen deutlich, dass Sorten mit früher Abreife wie Amanova, KWS Stabil, oder Likeit regelmäßig auch bezüglich der Stärkekonzentration am besten abschneiden. Der sortenspezifischen frühen Abreife ist daher insbesondere bei schlechteren Standortbedingungen und mit zunehmender Höhenlage besondere Bedeutung beizumessen.

Die besten Sorten

Sowohl 2020 als auch im mehrjährigen Mittel werden mit KWS Stabil die höchsten Gesamttrockenmassegehalte zur Ente erzielt. Vergleichbar früh zeigen sich, auch mehrjährig, Amanova und Likeit, wobei letztere ertraglich nicht mit dem Sortimentsmittel mithalten kann. Eine vergleichsweise frühe Abreife ist noch für die neue Sorte Agro Ileo im ersten Versuchsjahr zu finden. Höchste Stärkegehalte bringt 2020 Amavit gefolgt von Amanova und den neuen Sorten LG 31205 und Agro Ileo. Amanova schneidet diesbezüglich auch mehrjährig am besten ab. Über die Jahre hohe Stärkegehalte zeigen darüber hinaus auch Amavit, Rancador und KWS Stabil. Nach höchsten Stärkegehalten im Vorjahr kann die frühe Sorte Gatsby diesbezüglich nicht ganz überzeugen. Im Mittel der beiden Versuchsjahre errechnen sich für Gatsby aber immer noch sehr hohe Stärkegehalte. Wie am Beispiel der Sorte Amanova zu erkennen ist, gehen mit hohen Stärkegehalten auch höchste Energiedichten einher. Mehrjährig fallen des Weiteren noch Farmezzo und Landlord mit überdurchschnittlicher Energiekonzentration bei eher durchschnittlichen Stärkegehalten positiv auf, was auf Vorteile bezüglich der Restpflanzenverdaulichkeit bei diesen Sorten  schließen lässt. Amanova kann auch bezüglich der Gasausbeute dies- und mehrjährig überzeugen. Nach zweijähriger Prüfung schneidet Agromilas in Hinsicht auf die Gasausbeute sehr gut ab.

Während die besten Futterqualitäten, insbesondere in Hinsicht auf die Stärkegehalte mit frühen Sorten erzielt werden können, fallen spätere Sorten mit höheren Massenerträge auf. 2020 kann dabei Leguan mit deutlichem Abstand die höchsten Trockenmasseerträge realisieren. Neben der späteren Abreife beruhen die schlechten Stärkegehalte bei der restpflanzenbetonten Sorte Leguan auch auf Verdünnungseffekten. So fällt der Stärkeertrag mehrjährig immer noch durchschnittlich aus. Im zweijährigen Mittel werden mit Leguan auch die höchsten Energie- und Biogaserträge erzielt. Hohe Trockenmasseerträge liefern 2020 darüber hinaus die neuen Sorten RGT Exxon und LG 31223, sowie mehrjährig Benedictio KWS und Amaroc. Amaroc fällt 2020 allerdings in allen Ertragsparametern gegenüber den Vorjahren ab. Höchste Stärkeerträge, die zumindest in den Rindviehbetrieben erstrebenswert sind, können nur mit Sorten erzielt werden, die auch überdurchschnittliche Stärkegehalte erreichen. Bezüglich der Stärkeerträge haben daher dies- und mehrjährig Amanova, Amavit und Rancador die Nase vorn. Auch die neue Sorte LG 31205 kann diesbezüglich im ersten Versuchsjahr sehr gut abschneiden. Höchste Energie- und Gaserträge liefern 2020 und mehrjährig Benedictio KWS, Amanova und Keops. Nach zweijähriger Prüfung können diesbezüglich, wie schon erwähnt, Leguan, aber auch KWS Johaninio und bezüglich des Gasertrages Agromilas überzeugen.

Sortenempfehlung

Bei der Sortenwahl für die Höhen-und Übergangslagen müssen die jeweiligen Standortbedingungen realistisch eingeschätzt werde. Die günstigen Abreifebedingungen der letzten Jahre sollten nicht zu Experimenten mit zu späten Sorten verleiten. Es muss auch damit gerechnet werden, dass die Vegetation durch Frühfrost unter Umständen vorzeitig beendet wird. Höchste Priorität muss daher die sichere Abreife der Sorten haben. Wo es im Fall der Biogasnutzung nicht auf den letzten Prozentpunkt bezüglich der Stärkegehalte ankommt, kann in gewissem Rahmen das höhere Ertragspotenzial etwas späterer Sorten genutzt werden. In der Sortenempfehlung (Übersicht 3) sind die Sorten wie gewohnt hinsichtlich der unterschiedlichen Kriterien mit „+“, „-„ und „o“ bewertet. Als Qualitätssorten sind in der Sortenempfehlung die Sorten mit „Q“ gekennzeichnet, sofern sowohl überdurchschnittliche Energiekonzentrationen als auch hohe Stärkegehalte erzielt wurden. Nach der jüngsten Versuchssauwertung trifft dies allerdings nur noch auf die Sorte Amanova zu. Im Gegensatz dazu sind ertragsbetonte Sorten, die im Stärkegehalt als unterdurchschnittlich eingestuft sind, in der Sortenempfehlung mit einem (B) gekennzeichnet. Diese Sorten bieten sich für die Nutzungsrichtung Biogas an. Sofern in günstigen Übergangslagen mit mittelfrühen Sorten gute Erträge für die Nutzungsrichtung Biogas erzielt werden konnten, lohnt auch ein Blick auf die Ergebnisse der Silomaisprüfungen in den Niederungslagen, die in der letzten Ausgabe veröffentlicht wurden. Die gesamten Sortenversuchsergebnisse Mais sind, wie die Ergebnisse der Vorjahresprüfungen, im Internet unter www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/ackerbau/mais zu finden.

So sind die empfohlenen Sorten für den Anbau in Höhen- und Übergangslagen zu beurteilen:

Dreijährig geprüfte Sorten :

  • Amanova, S 210 : frühreife Sorte mit höchsten Stärkegehalten und höchster Energiekonzentration und mehrjährig hoher Gasausbeute. Hohe Erträge, im mehrjährigen Mittel höchster Stärkeertrag.
  • Amaroc, S 230 : massenwüchsige Silomaissorte, was Verdünnungseffekte bezüglich der Qualitäten mitbringt. Im dreijährigen Mittel hoher Trockenmasseertrag. Amaroc bietet sich für den massenertragsbetonten Silomaisanbau, vornehmlich für die Nutzungsrichtung Biogas in Übergangs- und günstigen Höhenlagen an. Der Massenwuchs bringt eine gewisse Anfälligkeit für Lager und Stängelbruch mit. Daher Vorsicht in windoffenen Lagen, Bestandesdichte anpassen.
  • Amavit, S 210: frühreif, 2020 höchste, im mehrjährigen Mittel hohe Stärkegehalte und –erträge.
  • Benedictio KWS, S 230 : durchschnittliche Abreife in der Versuchsserie. Hoher Trockenmasseertrag. Im dreijährigen Mittel hoher Trockenmasse- und Stärkeertrag, sehr hohe Energie- und Gaserträge.
  • KWS Stabil, S 200 : 2020, wie auch mehrjährig früheste Abreife und sehr hoher Stärkegehalt. Im mehrjährigen Mittel hoher Stärkegehalt und hohe Gasausbeute. Auf Grund der Frühreife empfiehlt sich KWS Stabil als Garant für stärkereiche Silagen insbesondere in Grenzlagen des Maisanbaus.
  • KWS Stefano, S 210: frühe Abreife. Im mehrjährigen Mittel hoher Stärkegehalt und –ertrag. In den Höhen- und Übergangslagen sonst durchschnittliche Qualitäten und Erträge.
  • Keops, S 210 : robuste, frohwüchsige Silomaissorte mit überdurchschnittlichen, 2020 sehr hohen Erträgen bei allgemein durchschnittlichen Qualitäten. Hohe Biogasausbeute
  • Rancador, S 210: relativ frühreife, stärkegehalts- und stärkeertragsbetonte Sorte. Im mehrjährigen Mittel hohe Stärke- Energie- und Gaserträge.
  • Severeen, S 230 : in Höhenlagen später abreifende Sorte. Stärkegehalte abreifebedingt 2020 stärker abfallend. Bei durchschnittlicher Energiekonzentration im mehrjährigen Mittel durchschnittlicher Trockenmasse- und Energieertrag. Obwohl 2020 abfallend mehrjährig noch hoher Energieertrag in der Versuchsserie.

Zweijährig geprüfte Sorten:

  • Agromilas, S 210: frühreife Silomaissorte mit, im zweijährigen Mittel, höchster Gasausbeute und sehr hohen Biogaserträgen. Sonst durchschnittliche Qualitäten und Erträge.
  • DKC 3096, S 220: In den Höhenlagen später abreifende Silomaissorte mit eher unterdurchschnittlichen Qualitäten aber hohem Trockenmasseertrag.
  • Friendli CS, S 210: In der Restpflanze zügig abreifende Silomaissorte mit, im zweijährigen Mittel, hoher Gasausbeute und hohem Gasertrag.
  • KWS Johaninio, S 210: Trockenmasse- und energieertragsbetonte Sorte mit durchschnittlicher Abreife. 2020 sehr hoher Gasertrag.
  • Leguan, S 230: Massenertagsbetonte Sorte mit deutlich unterdurchschnittlichem Stärkegehalt. Diesjährig und im zweijährigen Mittel höchster Trockenmasse-, Energie- und Biogasertrag.
  • LG 31238, S 230: LG 31238 reift in den Höhenlagen später ab und kann trotz des hohen Kornertragspotenzials bezüglich der Stärkegehalte nur unterdurchschnittlich abschneiden. Im zweijährigen Mittel hoher Trockenmasse-, Energie- und Gasertrag.
  • SY Leopoldo, S 220: späte Abreife im Sortiment Höhenlagen und entsprechend niedrige Stärkegehalte. Hohe Gasausbeute und im zweijährigen Mittel hoher Gasertrag.

Sorten für den Probeanbau

Die jährliche große Anzahl an neuen Sorten hat zur Folge, dass auch in den Höhenlagen ein ständiger Sortenwechsel zu verzeichnen ist. So standen an den Prüfstandorten in NRW und Niedersachsen im Prüfsortiment bis S 230 wieder 10 neue Sorten erstmalig im Versuch. Von diesen Sorten fällt im ersten Prüfjahr LG 31205 mit sehr hohen Stärkegehalten und Stärkeerträgen positiv auf. Die Sorte bietet sich für den Probeanbau dort an, wo grasbetonte Rationen mit stärkereicher Maissilage aufgewertet werden sollen. Die neuen Sorten LG 31223 und RGT Exxon zeigen im ersten Versuchsjahr sehr hohe Massenerträge. Diese Sorten können dort ausprobiert werden, wo es auf hohe Trockenmasse- bzw. Gaserträge ankommt.

Autor: Norbert Erhardt