Zweiter Prüfungsdurchgang „Bachelor Professional Baumpflege“ in NRW abgeschlossen

Am 30. und 31. März 2023 wurden die diesjährigen Fortbildungsprüfungen zum/zur „Fachagrarwirt/in Baumpflege“ mit den mündlichen Prüfungen auf Haus Düsse abgeschlossen. 26 Kandidaten waren angetreten, 18 hielten am Ende die begehrten Urkunden in der Hand.

Fachagrarwirte Baumpflege 2023
Wir gratulieren Stephan Angermund, Valentin Benzkirch, Marco Gravendyck, Paul Kaiser, Friedrich Koof, Günter Krause, Klaus Richter, Björn Schulze Döring (Prüfungstag 29.03.2023)...

Fachagrarwirte Baumpflege 2023
...sowie Timo Maier, Jakob Haarhaus, Ulrich Lepa, Simon Bougé, Florian Bauer, Nino Polaczek-Keilhauer, Thomas Bees, Nils Beiten, Jonas Esch, Merlin Amadeus Kunkel (Prüfungstag 30.03.2023)

Es handelt sich um den zweiten Jahrgang, der auf Grundlage der zum 01.01.2021 eingeführten neuen „Verordnung über die Prüfung zum anerkannten Abschluss Geprüfte/r Fachagrarwirt/in Baumpflege“ geprüft worden ist. Die Regelung war nach Maßgabe des neuen Berufsbildungsgesetzes (BBiG) von 2020 überarbeitet worden und hat ergänzend die neue Abschlussbezeichnung „Bachelor Professional Baumpflege“ eingeführt.

Die Prüfung ist breiter angelegt und anspruchsvoller als die zum „Fachagrarwirt Baumpflege und Baumsanierung“ im vorherigen Rechtsrahmen. Sie wird gelegentlich auch die „Meisterprüfung der Baumpflege“ genannt. Tatsächlich ist sie gemäß § 53a BBiG der zweiten Fortbildungsstufe der höherqualifizierenden Berufsbildung zugeordnet und damit ranggleich mit der Meisterprüfung oder der Prüfung zum/zur Agrarbetriebswirt/in. Auch hat sie mit den drei Qualifizierungs- bzw. Prüfungsbereichen 1. Baumdiagnose und Baumpflegemaßnahmen, 2. Betriebs- und Unternehmensführung und 3. Mitarbeiterführung und Personalmanagement eine ähnliche Struktur wie die Meisterprüfung im Gartenbau oder auch in der Forstwirtschaft.

Die Kandidatinnen und Kandidaten haben im Regelfall schon einige Jahre Erfahrung in der Baumpflegepraxis gesammelt, oft schon in der Projekt- bzw. Baustellenleitung, und sich berufsbegleitend in speziellen Seminaren auf die Prüfung vorbereitet. Neben einem privatwirtschaftlichen Anbieter mit Sitz in Köln hält auch die Landwirtschaftskammer NRW, hier das Bildungszentrum Münster-Wolbeck, verschiedene Vorbereitungsmodule im Themenfeld „Baum“ bereit. Die Verordnung sieht eine Regelvorbereitungszeit von 1200 h vor, was genau dem Stundensoll der einjährigen Fachschule zum/zur Wirtschafter/in bzw. zur Vorbereitung auf die Meisterprüfung im Gartenbau entspricht. Der Einstieg in die grüne Branche erfolgte in vielen Fällen über eine einschlägige Ausbildung zum Gärtner, Forstwirt oder Landwirt. Es ist jedoch auch der Quereinstieg möglich, dann müssen allerdings mind. fünf Jahre Berufspraxis in der Baumpflege nachgewiesen werden.

Typische Elemente in Fortbildungsprüfungen der Berufsbildung sind Arbeitsprojekte und Fallstudien. So ist in Teil 1 über eine Bearbeitungszeit von sechs Monaten ein „Arbeitsauftrag aus dem laufenden Betrieb eines Unternehmens oder einer öffentlichen Einrichtung zu planen, durchzuführen und zu dokumentieren“, einschl. der wirtschaftlichen Betrachtung des Vorhabens. Die Kandidaten durften zuvor zwei Themenvorschläge einreichen und erhielten den Arbeitsauftrag dann Anfang September 2022 durch den Prüfungsausschuss. Auf Grundlage der eingereichten Dokumentation, die die Prüferinnen und Prüfer intensiv studierten hatten, galt es die Arbeit nun in einem einstündigen Fachgespräch zu „verteidigen“.

Auch in den anderen Prüfungsteilen waren im Vorfeld der mündlichen Prüfungen vorbereitende Leistungen zu erbringen: In Teil II die zweitägige Bearbeitung einer komplexen betrieblichen Investitionsentscheidung und in Teil III die dreistündige Auseinandersetzung mit einer besonderen betrieblichen Herausforderung im Bereich der Mitarbeiterführung bzw. Personalentwicklung. Anfang März war zudem in allen drei Prüfungsteilen jeweils eine bis zu dreistündige schriftliche Prüfung zu bewältigen.

Bestandteil der Prüfung ist in Teil 1 auch die Durchführung von Schadensdiagnosen an ausgewählten Bäumen und jeweils ein Fachgespräch dazu. Das Gelände um Haus Düsse weist dafür einen gut geeigneten artenreichen Baumbestand aller Altersstufen auf.

Einzelne Teilnehmer waren mit der Zulassung von einzelnen Prüfungsleistungen befreit worden. Das ist bei inhaltlich und methodisch „vergleichbaren Prüfungsbestandteilen“ möglich, die im Rahmen einer gleichrangigen Prüfung bereits erfolgreich abgelegt worden sind, hier beispielsweise in einer Meisterprüfung bzw. in einem Agrarbetriebswirtsexamen im Garten- und Landschaftsbau oder in der Fortwirtschaft.

Die beruflichen Perspektiven sind hervorragend: Sowohl in Fachbetrieben als auch in Kommunen und anderen öffentlichen Institutionen werden Expertinnen und Experten der Baumpflege händeringend gesucht. Die demographische Entwicklung ist hier ursächlich, aber auch die zunehmende Relevanz des Arbeitsgebietes vor dem Hintergrund wachsender Städte, der klimatischen Veränderungen, der Altersstruktur und Vitalität der Baumbestände wie auch neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und technischer Entwicklungen.

Die drei tagesbesten Absolventen erhielten neben den Zeugnissen und Urkunden zur zusätzlichen Würdigung ihrer Leistungen jeweils einen Seminargutschein und die Erstplatzierten auch ein besonderes Buchgeschenk. Es belegten jeweils Rang 1: Friedrich Koof (Note 1,71) und Timo Maier (Note 1,98), Rang 2: Stephan Angermund (Note 2,34) und Jakob Haarhaus (Note 2,00), Rang 3: Valentin Benzkirch (Note 2,38) und Ulrich Lepa (Note 2,09). Herzlichen Glückwunsch!

Ein besonderer Dank gilt den Prüferinnen und Prüfern. Sie haben die Kandidaten engagiert und fair durch die Prüfungen geführt und die Termine der kommenden Saison bereits notiert.

Stifter Bildungsgutscheine:

  • Fachverband Baumpflege e.V.
  • Landwirtschaftskammer NRW,
  • ImStrom - Bildungszentrum für Beruf und Umwelt;

Stifter Buchpräsente:

  • Arbus Verlag

Weiterführende Informationen erhalten Sie hier:

Autor: Markus Reher